Fasten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Aus religiösen Kreisen schon lange bekannt, erfreut sich das Fasten mittlerweile auch als Gesundheitstrend hoher Beliebtheit. Zusammenfassend versteht man unter Fasten den teilweisen oder völligen Verzicht auf Speisen und Genussmittel. Bei extremeren Formen des Fastens kann es sogar zur Enthaltung von Getränken über einen zeitlich begrenzten Zeitraum kommen. Bei der heutigen Anzahl unterschiedlicher Kuren zum Fasten, differenziert man verschiedene Methoden, was die Aufnahme von Speisen und Getränken angeht.

Inhaltsverzeichnis

Funktion, Wirkung & Ziele

Der Körper wird beim Fasten entschlackt. Um die Entschlackung und Ausspülung zu fördern, wird Fasten in der Regel immer mit einer entsprechend hohen Flüssigkeitsaufnahme verbunden.

Viele Menschen, die über einen längeren Zeitraum aus Gesundheitsgründen fasten, beginnen diese Zeit meist mit einer kompletten Darmentleerung. Fasten hat vornehmlich zum Ziel, dass der Körper durch die fehlende Nährstoffaufnahme eigene Reserven verstoffwechselt. Hierdurch wird bewirkt, dass der Körper mit dem Abbau der Reserven auch Schadstoffe ausscheidet. Der Körper wird beim Fasten entschlackt. Um die Entschlackung und Ausspülung zu fördern, wird Fasten in der Regel immer mit einer entsprechend hohen Flüssigkeitsaufnahme verbunden.

Fasten kann sich darüber hinaus lindernd auf bestimmte Krankheitsbilder auswirken oder zu einer kompletten Heilung beitragen.

Aber auch gesunde Menschen fasten und verfolgen dabei Gründe, wie den Einstieg zur Gewichtsreduktion vor einer kompletten Nahrungsumstellung oder einfach die Stärkung des Immunsystems. Zusätzlich zu diesen nachgewiesenen Effekten beobachten viele Menschen während sie fasten, einen positiven psychischen Effekt. Sie fühlen sich ausgeglichener, kreativer und beobachten insgesamt eine gesteigerte Leistungsbereitschaft und –fähigkeit.

Einsatz & Indikation

Fasten, das freiwillige Absehen von Nahrung für einen bestimmten Zeitraum, wird aus verschiedenen gesundheitlichen, religiösen und spirituellen Gründen praktiziert. Medizinisch kann Fasten als Vorbereitung auf bestimmte Untersuchungen wie Operationen oder Bluttests erforderlich sein, um klare Ergebnisse zu gewährleisten oder Komplikationen während der Narkose zu vermeiden.

In therapeutischen Kontexten wird Fasten manchmal zur Gewichtsreduktion oder zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit eingesetzt. Studien zeigen, dass intermittierendes Fasten, bei dem regelmäßig für kurze Zeiträume gefastet wird, positive Auswirkungen auf verschiedene Gesundheitsmarker haben kann, einschließlich Verbesserungen bei der Regulation des Blutzuckerspiegels, der Herzgesundheit und der Reduzierung von Entzündungen.

Religiöses Fasten ist in vielen Kulturen und Glaubensrichtungen verbreitet, darunter im Islam während des Ramadan, im Christentum während der Fastenzeit und im Judentum am Jom Kippur. Diese Praktiken sind oft Teil der spirituellen Reinigung und Selbstreflexion.

Fasten kann auch aus persönlichen oder spirituellen Gründen durchgeführt werden, um die Disziplin zu stärken oder ein höheres Bewusstsein für körperliche und geistige Prozesse zu entwickeln. Es ist jedoch wichtig, dass Fasten unter geeigneten Bedingungen und idealerweise unter medizinischer Aufsicht stattfindet, besonders wenn es aus gesundheitlichen Gründen erfolgt, um mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu vermeiden.

Vorteile & Nutzen

Fasten bietet mehrere einzigartige Vorteile im Vergleich zu anderen Gesundheits- und Diätmethoden, und die wissenschaftliche Forschung hat eine Reihe von gesundheitlichen Verbesserungen dokumentiert, die damit einhergehen können:

  • Stoffwechselregulierung: Fasten kann zur Verbesserung der Insulinsensitivität beitragen, was besonders für Menschen mit Diabetes Typ 2 oder diejenigen, die ein Risiko für die Krankheit haben, von Vorteil ist. Durch den zeitweiligen Verzicht auf Nahrungszufuhr wird der Körper gezwungen, gespeicherte Energiequellen effizienter zu nutzen, was den Stoffwechsel verbessern kann.
  • Gewichtsmanagement: Im Gegensatz zu traditionellen Diäten, die oft Kalorienzählung und komplexe Essenspläne erfordern, ist Fasten eine einfache Methode, die Kalorienzufuhr zu reduzieren. Es kann helfen, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen oder zu halten, indem es den Körper dazu anregt, gespeicherte Fettreserven für Energie zu verwenden.
  • Erhöhung der Langlebigkeit: Einige Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiges Fasten den Alterungsprozess verlangsamen und die Lebensdauer verlängern kann. Dies wird teilweise durch die Reduktion von Entzündungsmarkern und die Verbesserung der allgemeinen Zellfunktionen erreicht.
  • Mentale Klarheit und Wohlbefinden: Viele Menschen berichten von einer erhöhten mentalen Klarheit und einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden während und nach Perioden des Fastens. Dies kann auf die Reduktion von Entzündungen im Körper und die Verringerung von Schwankungen im Blutzuckerspiegel zurückzuführen sein.
  • Einfachheit und Zugänglichkeit: Fasten erfordert keine speziellen Lebensmittel oder Ausrüstungen, was es zu einer sehr zugänglichen Methode für Menschen macht, die ihre Gesundheit verbessern möchten, ohne in teure Diätprodukte oder Programme investieren zu müssen.

Es ist wichtig, dass Fasten unter angemessener Anleitung und Überwachung durchgeführt wird, besonders wenn es aus gesundheitlichen Gründen und für längere Zeiträume praktiziert wird, um potenzielle Risiken zu minimieren und die Vorteile zu maximieren.

Durchführung & Ablauf

Das Fasten kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden, abhängig von den Zielen, der Dauer und den individuellen Gesundheitsbedingungen. Hier sind einige gängige Methoden des Fastens:

  • Intermittierendes Fasten: Eine der populärsten Formen des Fastens ist das intermittierende Fasten, bei dem zwischen Phasen des Essens und des Fastens gewechselt wird. Die häufigsten Muster sind das 16/8-Modell, bei dem täglich 16 Stunden gefastet und in einem 8-Stunden-Fenster gegessen wird, sowie das 5:2-Modell, bei dem an zwei Tagen der Woche die Kalorienzufuhr stark reduziert wird.
  • Vollständiges Fasten oder Wasserfasten: Beim vollständigen Fasten wird für eine bestimmte Zeit, oft 24 Stunden oder länger, auf jegliche Nahrung verzichtet und nur Wasser getrunken. Diese Art des Fastens sollte unter medizinischer Aufsicht stehen, besonders wenn es über längere Zeiträume praktiziert wird.
  • Saftfasten: Hierbei werden feste Nahrungsmittel vermieden und nur frisch gepresste Säfte von Obst und Gemüse konsumiert. Diese Methode wird oft als eine sanftere Form des Fastens angesehen, da der Körper weiterhin Vitamine und Mineralstoffe erhält.

Während des Fastens ist es wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um Dehydrierung zu vermeiden. Wasser, ungesüßter Tee und gegebenenfalls Elektrolytlösungen sind gute Optionen. Fastende sollten zudem ihre körperliche Aktivität ihren Energielevels anpassen und auf intensive Übungen verzichten, wenn sie sich schwach fühlen.

Fasten ist eine persönliche Erfahrung und kann je nach den Zielen und der körperlichen Verfassung des Einzelnen unterschiedlich gestaltet werden. Es ist ratsam, vor Beginn eines Fastenprogramms ärztlichen Rat einzuholen, insbesondere bei gesundheitlichen Vorerkrankungen.

Risiken & Nebenwirkungen

Beim Fasten können jedoch auch einige Nebenwirkungen auftreten. In der Regel verschwinden diese allerdings nach einiger Zeit wieder, sobald der Körper sich auf das Fasten eingestellt hat. Hierzu zählen beispielsweise starker Mundgeruch, schlechte Laune, Schwindelgefühle und trockene Haut. Bei Fastenbeginn versucht der Körper, bevor er an die Fettreserven geht, vornehmlich seine Energie aus dem leichter zu verstoffwechselnden Eiweiß zu erhalten.

Dies bedeutet, es wird teilweise Muskulatur abgebaut. Fasten Menschen ausgiebig, die normalgewichtig oder nur sehr leicht übergewichtig sind, kann es in einzelnen Fällen auch zum Abbau von Muskelgewebe am Herzen kommen, was in sehr wenigen und extremen Fällen tödliche Folgen haben kann. Länger andauernde Kuren zum Fasten sollten daher vornehmlich unter ärztliche Aufsicht durchgeführt werden.


Fasten in der Therapie & Behandlung

Demgegenüber stehen die positiven Auswirkungen, Linderung oder Heilung diverser Krankheiten, bei denen Fasten als Therapie eingesetzt werden kann. Diese Therapien sollten niemals ohne einen anwesenden Arzt ausgeführt werden und finden in der Regel auch in bestimmten Einrichtungen zum Fasten statt.

Einmaliges medizinisches Fasten hat jedoch nicht unbedingt einen dauerhaften Sinn. Es geht meist einher mit einer kompletten Nahrungsumstellung, bei der individuelle Ernährungspläne erarbeitet und eigenständig eingehalten werden müssen. Ein erneutes Fasten wird dann jedes Jahr empfohlen. Fasten kann heute beispielsweise bei Diabetes Typ 2 verordnet werden. Bei dieser Krankheit tritt im Körper hauptsächlich ein Verwertungsproblem des produzierten Insulins auf. Fasten kann hier eine Regulation der Stoffwechselprozesse fördern.

Bei Rheuma und Arthritis hat Fasten ebenfalls positive Auswirkungen. Bei gleichzeitiger Stimulation des Immunsystems wird die Entzündungsneigung gehemmt, was Linderung verschafft. Durch Entwässerung und Entstauung des Körpers wird die Nährstoffaufnahme, der ohnehin spärlich versorgten Gelenkstrukturen gefördert, was ebenfalls die Entzündungen lindert.

Migräne kann unter anderem die Ursache in nicht verträglichen Lebensmitteln haben. Beim Fasten kann ermittelt werden, ob diese Ursache ausschlaggebend ist. Viele Patienten erleben nach Beginn einer Fastenkur sofortige Reduktion in Stärke und Häufigkeit von Migräneanfällen.

Alternativen

Falls Fasten aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht möglich oder nicht empfehlenswert ist, gibt es verschiedene alternative Methoden zur Unterstützung der Gesundheit und zur Gewichtskontrolle:

  • Kalorienreduzierte Diäten: Eine kalorienkontrollierte Diät, bei der die tägliche Kalorienaufnahme reduziert wird, kann ähnliche Vorteile wie das Fasten bieten, insbesondere im Hinblick auf Gewichtsverlust und Stoffwechselverbesserungen. Diese Methode ermöglicht eine flexiblere Nahrungsaufnahme und kann leichter an individuelle Bedürfnisse angepasst werden.
  • Mediterrane Diät: Diese Diät ist bekannt für ihre gesundheitlichen Vorteile, einschließlich Herzgesundheit und Langlebigkeit. Sie betont den Verzehr von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Olivenöl, sowie moderaten Fisch- und Geflügelkonsum.
  • Low-Carb- und Ketogene Diäten: Diese Diäten reduzieren die Kohlenhydratzufuhr und können besonders für Menschen mit Diabetes Typ 2 oder metabolischem Syndrom vorteilhaft sein. Sie fördern den Körper, Fett als primäre Energiequelle zu nutzen, was ähnliche metabolische Vorteile wie das Fasten bieten kann.
  • Mindful Eating (achtsames Essen): Diese Praxis konzentriert sich darauf, langsam zu essen und auf die Signale des Körpers zu hören. Achtsames Essen kann dabei helfen, Überessen zu vermeiden und die Ernährungsqualität zu verbessern, ohne strenge Diätregeln zu befolgen.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Auch ohne Diät kann regelmäßige Bewegung dazu beitragen, Gewicht zu verlieren und die Gesundheit zu verbessern. Körperliche Aktivität verbessert die Insulinsensitivität, fördert den Stoffwechsel und hilft beim Erhalt der Muskelmasse während einer Gewichtsabnahme.

Diese Alternativen zum Fasten bieten verschiedene Ansätze, um Gesundheitsziele zu erreichen, und können je nach individuellen Bedürfnissen und Umständen angepasst werden. Es ist wichtig, jede Änderung der Ernährung oder des Lebensstils mit einem Arzt oder Ernährungsberater zu besprechen, um sicherzustellen, dass sie für die individuelle Gesundheit geeignet ist.

Quellen

  • Augustin, M., Schmiedel, V.,: Leitfaden Naturheilkunde. Urban & Fischer, München 2003
  • Kraft, K., et al.: Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014

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