Gelenkspalt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Gelenkspalt trennt die Gelenkflächen voneinander. Er enthält Gelenkflüssigkeit, die zur Ernährung, zur Bewegungsfähigkeit und zum Schutz der Gelenke beiträgt. Wenn sich der Gelenkspalt verschmälert oder verbreitert, liegt eine pathologische Veränderung des Gelenks vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Gelenkspalt?

Funktional anatomisch betrachtet ermöglicht im Grunde erst die Gelenkspalte die Bewegung eines Gelenks. Gelenke verbinden freie Knochenenden miteinander und geben ihnen abhängig von der jeweiligen Art des Gelenks ein bestimmtes Bewegungsausmaß auf verschiedenen Achsen.
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Die Medizin unterscheidet zwischen unechten und echten Gelenken. Unechte Gelenke sind neben knorpeligen Knochenverbindungen, Synchondrosen und Symphysen die bindegewebigen Knochenverbindungen, die Syndesmosen und die Synsarkosen. Unechte Gelenke unterscheiden sich von echten Gelenken in ihrem Aufbau.

Bei echten Gelenken liegt zwischen den Enden der aufeinanderstoßenden und ineinandergreifenden Knochenende eine Spalt, die als sogenannter Gelenkspalt bezeichnet wird. Der Gelenkspalt ist demzufolge der spaltförmige Hohlraum der Knorpelflächen, der einen Anteil der Gelenkhöhle ausmacht und als charakteristisches Merkmal von Diarthrosen gilt. Der Körper besitzt über 100 Gelenke.

Ein Großteil davon zählt zu den echten Gelenken mit flüssigkeitsgefülltem Gelenkspalt. Die viskose Gelenkflüssigkeit ist ein erforderlicher Bestandteil jeder Gelenkspalte und wird auch Synovia genannt. Die Substanz im Gelenkspalt ernährt die Knochen und ermöglicht ihnen die Bewegung. Gelenke wie das Tarsalgelenk besitzen physiologischerweise mehrere Gelenkspalten.

Anatomie & Aufbau

Der Gelenkspalt liegt zwischen den einzelnen Knorpelflächen, die an einem Gelenk beteiligt sind. Der Zwischenraum ist spaltförmig angelegt, was die Bezeichnung als Gelenkspalte erklärt. Als Gelenkhöhle wird der gesamte und innerhalb der Gelenkkapsel eingeschlossene Binnenraum des Gelenks bezeichnet.

Die Gelenkhöhle wird vorwiegend durch den Gelenkspalt gebildet und ist mit Synovia gefüllt. Diese Gelenkflüssigkeit ist von viskoser Konsistenz. Sie dient als Gleitfilm der Knochen und ermöglicht auf diese Weise die Knochenbewegungen. Die Gelenkflüssigkeit schützt bei Bewegungen die Gelenkknorpel, indem sie die Reibung hinabreguliert und so Verschleißerscheinungen reduziert. Da sie sich aus Substanzen wie Glukose zusammensetzt, ernährt sie außerdem die Gelenke. Das Volumen von Synovia in der Gelenkspalte unterscheidet sich von Gelenk zu Gelenk.

Neben Gelenkspalten und Synovia befinden sich in der Gelenkhöhle unter Umständen intraartikuläre Strukturen wie Disci, Bänder, Sehnen oder Fettkörper. Bei größeren Gelenken steht die Gelenkhöhle als Gesamtheit häufig mit Schleimbeuteln in Verbindung.

Funktion & Aufgaben

Funktional anatomisch betrachtet ermöglicht im Grunde erst die Gelenkspalte die Bewegung eines Gelenks. Gelenke verbinden freie Knochenenden miteinander und geben ihnen abhängig von der jeweiligen Art des Gelenks ein bestimmtes Bewegungsausmaß auf verschiedenen Achsen. Neben der Extension, der Abduktion, der Adduktion, den Flexionen und den Rotationen können einige Gelenke des Körpers Pronationen, Supinationen, Nutationen, Oppositionen, Inklinationen und Repositionen ausführen.

Das Bewegungsausmaß hängt vom Gelenktyp ab. Echte Gelenke mit Gelenkspalt können zum Beispiel dreiachsigen Kugelgelenken entsprechen und so zu Beugung, Streckung, Ab- und Adduktion sowie Außen- und Innenrotation in der Lage sein. Auch zweiachsige Eigelenke mit Gelenkspalt sind echte Gelenke und realisieren zum Beispiel Beuge-Streck-Bewegungen oder Seit-zu-Seit-Bewegungen. Ebenfalls zu den echten Gelenken mit Gelenkspalt zählen zweiachsige Sattelgelenke mit der Fähigkeit zur Flexion und Extension sowie Abduktion und Adduktion. Auch einachsige Zylindergelenke sind echte Gelenke und tragen einen Gelenkspalt. Sie können sich beugen und strecken.

Einachsige Echtgelenke sind auch die Zapfengelenke. Nur ebene Gelenke sind statisch, aber sie besitzen translatorische Freiheitsgrade. Echt bicondyläre Gelenke mit Gelenkspalte sind wiederum zweiachsig und führen neben Beugung und Streckung beispielsweise Außen- und Innenrotationen aus. Der Gelenkspalt ist an allen der genannten Bewegungen wesentlich beteiligt. Er enthält die Gelenkflüssigkeit, die bei den Bewegungen als Schmierfilm über den Knorpeln liegt und so die Reibung zwischen den Elementen reduziert.

Ohne die Reibungsreduktion der Synovia in der Gelenkspalte würden die Gelenke nach kürzester Zeit verschleißen und bewegungsstarr werden. Außerdem könnten die Knorpel ohne den Vorrat an Gelenkflüssigkeit in der Spalte nicht überleben, da die enthaltene Glukose ihn ernährt.


Krankheiten

Der Gelenkspalt eines Gelenks ist im Rahmen der röntgenologischen Diagnostik ein wichtiger Faktor zur Beurteilung eines Gelenks und etwaiger Gelenkveränderungen. Ein erweiterter Gelenkspalt kann dem Arzt zum Beispiel ein Hinweis auf eine Verletzung der Bänderstrukturen oder einen Erguss des Gelenks sein.

Bei einem Gelenkerguss sammelt sich Flüssigkeit im Gelenkinneren an. Dieser Zustand ist häufig die Folge eines Traumata oder steht mit einer Entzündung in Zusammenhang. Die Ursachen von Gelenkergüssen können beispielsweise auch degenerative Gelenkerkrankungen wie Arthrose sein. Darüber hinaus verursachen Gicht, Hämophilie und rheumatoide Arthritis Gelenkergüsse. Außerdem stehen häufig Tumore mit der Erscheinung und den damit zusammenhängenden Veränderungen des Gelenkspalts in Verbindung. Somit gibt die Beurteilung des Gelenkspalts dem Arzt neben Hinweisen auf einen Gelenkerguss auch Hinweise auf größere Primärerkrankungen, in deren Rahmen der Gelenkerguss entstanden sein könnte.

In manchen Fällen zeigt sich im Röntgenbild auch ein verengter oder sogar vollständig aufgehobener Gelenkspalt. Eine solche Entdeckung ist ein Hinweis auf eine chronische Polyarthritis oder eine degenerative Erkrankung wie Arthrose. Da der Gelenkspalt die beteiligten und durchaus kontaktbedürftigen Gelenkflächen trennt, ist er von Natur aus eher klein. Wenn die Knorpelflächen in normalem Zustand sind und zum Beispiel keine Verkalkungen tragen, wirkt der Spalt zwischen gesunden Knorpeln auf einem Röntgenbild wesentlich größer als der Spalt zwischen degenerativ veränderten Knorpelflächen.

Bei degenerativen Veränderungen der Knorpel bauen sich die schützenden Knorpelanteile des Gelenks ab und die knöchernen Gelenkflächen rutschen näher zusammen. Dieses Phänomen hat die Gelenkspaltverschmälerung auf dem Röntgenbild zur Folge. Die Verschmälerung des Gelenkspalts wird in zwei Formen unterschieden. Eine gleichmäßig konzentrische Gelenkspaltverschmälerung steht für eine Arthritis. Ungleichmäßig exzentrische Gelenkspaltverschmälerung treten dagegen bei Arthrose auf.

Quellen

  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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