Synovia

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Synovia ist auch als Gelenkschmiere bekannt und weist eine hohe Viskosität auf. Zu ihren Aufgaben gehört neben der Ernährung des Gelenks vor allem die Reduktion von Reibungen auf den Gelenkflächen. Bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose verändert sich die Zusammensetzung der Gelenkschmiere.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Synovia?

Die Synovia eines gesunden Gelenks ist viskos, gelblich und klar. Zu 94 Prozent besteht die Flüssigkeit aus Wasser. Der pH-Wert der Gelenkschmiere liegt bei rund 7,5.
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Mit dem Begriff Synovia bezeichnet der Mediziner die Schmierflüssigkeit in echten Gelenken. Diese Gelenkschmiere kommt auch in Sehnengleiteinrichtungen wie Schleimbeuteln und Sehnenscheiden vor und wird von der Membrana synovialis gebildet. Dabei handelt es sich um die Innenschicht der Gelenkkapsel eines Gelenks. Auf den Gelenkflächen bildet die Synovia einen Film, der für reibungsloses Gleiten sorgt.

Den Begriff gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Der Arzt und Alchemist Paracelsus setzte ihn damals aus der griechischen Konjunktion "syn" und dem Nomen "ovia" für Eiweiß zusammen. Wörtlich übersetzt bedeutet Synovia also "zusammen mit Eiweiß". Diese Bezeichnung gibt bereits Hinweise auf die Zusammensetzung der viskosen Flüssigkeit. Nicht alle Gelenke enthalten gleich viel Synovia. Die Menge variiert mit den zu erwartenden Reibungen.

Anatomie & Aufbau

Die Synovia eines gesunden Gelenks ist viskos, gelblich und klar. Zu 94 Prozent besteht die Flüssigkeit aus Wasser. Der pH-Wert der Gelenkschmiere liegt bei rund 7,5. Gewonnen wird Synovia aus dem Blutplasma. Ihre Elektrolytzusammensetzung ähnelte der des Plasmas daher stark. Sowohl verschiedene Plasmaproteine, als auch Plasmaenzyme und saure Phosphatase kommen darin vor.

Als Plasmaproteine sind sowohl Albumine, als auch Globuline enthalten. Als ein Relikt der Membrana synovialis enthält die Flüssigkeit außerdem Schleimstoffe wie Hyaluronsäure. Diese Säure gibt der Gelenkschmiere durch Druckbeständigkeit, Wasserbindungsfähigkeit und Haftwirkungen erst ihre Viskosität. Glucose und Glykosaminoglykane stellen eine belastungsabhängig unterschiedliche Viskosität sicher.

Funktion & Aufgaben

Die Synovia erfüllt vor allem zwei Funktionen. Zum einen ernährt sie den Gelenkknorpel mit Glucose. Zum anderen treten durch die Flüssigkeit weniger Reibungskräfte auf. Zusätzlich erfüllt das viskose Gemisch einen Stoßdämpfereffekt und sorgt so dafür, dass die Gelenke keinen Schaden nehmen. Ohne Synovia würden die Gelenke im menschlichen Körper nach kürzester Zeit Verschleißerscheinungen zeigen und sich so Stück für Stück auflösen.

Die Viskosität der Gelenkflüssigkeit verändert sich jeweils mit der ausgeübten Belastung. Dafür ist die Hyaluronsäure verantwortlich. Wenn zum Beispiel die Scherkräfte stärker werden, dann nimmt die Viskosität der Hyaluronsäure ab und schafft so einen Ausgleich. Da die Säure eigentlich flüssig ist, bleibt die Gelenkschmiere in ihrer Gestalt hochmolekular. Durch diese hochmolekulare Form reicht die Viskosität aus, um im Gelenk Wasserverluste durch Druckbewegungen zu vermeiden. Wegen chemischen Wechselwirkungen haftet die Hyaluronsäure ideal am Knorpel eines Gelenks. Je nach Bewegung binden sich die Moleküle in der Schmiere zu kugelartigen Gebilden zusammen, sobald starke Druckkräfte auf das Gelenk wirken. Als Kugeln hängen sie auf der Oberfläche des Gelenkknorpels.

Diese Eigenschaft ist vor allem für Bewegungen wie das Springen wichtig. Bei schnellen Bewegungen oder plötzlichen Scherbewegungen reduziert sich die Zähigkeit der Gelenkschmiere. Durch diese Verringerung wird die Reibung im Gelenk herabgeregelt. Damit schützt die Gelenkschmiere jedes Gelenk vor Abnutzung und hohen Belastungen, da sie sich an die jeweilige Bewegung anpasst und ihre Form binnen Sekunden wechseln kann. Der Flüssigkeitsaustausch und die Knorpelernährung erfolgt durch wechselnde Ent- und Belastungen. Wenn ein Gelenk über lange Zeit ruhig gestellt werden muss, wird dieses aufeinander abgestimmte System aus Belastungen und Entlastungen gestört. Als Folge dessen ist auch die Ernährung des Gelenkknorpels gestört. Daher treten durch die Mangelernährung Knorpelschäden auf.


Krankheiten

Die Synovia kann sich in ihrer Zusammensetzung und Menge krankhaft verändern. Ein solches Phänomen liegt zum Beispiel bei Erkrankungen wie der Arthrose, aber auch bei anderen Gelenkerkrankungen vor. Dabei handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung. Auf sämtliche Gelenkveränderungen hin reagiert der Organismus mit einer übermäßigen Produktion von Synovia. Dieses Phänomen ist auch als Gelenkhydrops bekannt und kann sich etwa auf einen entzündlichen Prozess im Gelenk hin oder nach einer Verschleißerscheinung in den Gelenken einstellen.

Wegen dem Übermaß an Gelenkflüssigkeit wirkt das Gelenk fortan von außen geschwollen. Entweder liegt ein tatsächlicher Erguss oder eine Schwellung der Kapsel vor. Gleichzeitig mit einer Überproduktion verändert die Synovia auch ihre Zusammensetzung. Die Gelenkschmiere wird wässriger. Entweder wird die Flüssigkeit aufgrund von Zellabrieb trüb oder sie verfärbt sich aufgrund von Einblutungen sogar dunkel. Wenn Einblutungen vorliegen, wirkt die Synovia sogar aggressiv auf den Gelenkknorpel. Wegen der verlorenen Viskosität kann die Gelenkschmiere ihren Aufgaben fortan nicht mehr gerecht werden.

Wenn sich keine Farbveränderungen einstellen und die Gelenkschmiere noch immer klar ist, so liegen trotzdem funktionale Einbußen vor. Die Kapsel des Gelenks kann sich in einer Folge dessen überdehnen. Die Rede ist dann auch von einem Reizerguss, wie er im Rahmen von Arthrose nur allzu häufig vorkommt. Durch Punktion kann die Flüssigkeit aus dem betroffenen Gelenk abgelassen werden. Die Laboranalyse der abgelassenen Flüssigkeit kann verschiedene Veränderungen in der Zusammensetzung der Synovia zeigen. Bei Arthritis können über die Gelenkschmiere Entzündungen nachgewiesen werden. Bei Gicht finden sich in der Laboranalyse Hinweise auf eine Störung des Harnsäurestoffwechsels.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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