Gelenkentzündung (Arthritis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Gelenkentzündung bzw. Arthritis ist eine Entzündungskrankheit der Gelenke. Typische Anzeichen sind starke Schmerzen der Gelenke, rote Schwellungen und heiße und warme Entzündungsherde. Dabei gibt es verschiedene Formen der Gekenkentzündung. Die häufigste Form von Arthritis ist die rheumatoide Arthritis.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Arthritis?

Infogramm zu den Schmerzregionen und den entzündeten Gelenken bei Arthritis. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Der Fachbegriff für eine Gelenkentzündung lautet Arthritis und kommt aus dem Griechischen. Die Silbe „Arth“ steht für Gelenk und die Endung „itis“ steht im Griechischen für Entzündung. Er umfasst Gelenkentzündungen mit den unterschiedlichsten Ursachen. Es gibt infektiöse und rheumatoide Arthritis. Weitere häufig vorkommende Gelenkentzündungen sind Gicht- und Psoriasis-Arthritis.

Es gibt jedoch auch viele andere Ursachen für eine Gelenkentzündung. Im menschlichen Körper kann jedes beliebige Gelenk betroffen sein. Sind mehrere Gelenke gleichzeitig entzündet, spricht man von einer Polyarthritis. Bei nur einem Gelenk von einer Monoarthritis. Es gibt plötzlich auftretende, zumeist infektiöse, Gelenkentzündungen und länger andauernde. Diese sind dann häufig chronisch.

Ursachen

Eine Gelenkentzündung kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Bei einer infektiösen Gelenkentzündung haben Bakterien oder Viren die Entzündung ausgelöst. Es besteht die Möglichkeit, dass diese durch eine Wunde von außen in das Gelenk gelangen. Des Weiteren können sie auch durch die Blutbahn von einem Infektionsherd im Körper in das Gelenk gebracht werden.

Bei einer Autoimmunerkrankung wird das Gelenk fälschlicher Weise durch die Immunabwehr des eigenen Körpers angegriffen. Dies führt dann dort zu einer Gelenkentzündung. Bekannte Autoimmunerkrankungen sind Schuppenflechte, Colitis ulcerosa, Rheuma, Morbus Crohn und Morbus Bechterew. Bei einer Stoffwechselerkrankung, wie zum Beispiel Gicht, löst der erhöhte Harnsäurewert einen Anfall aus und verursacht eine Gelenkentzündung.

Eine Erkrankung des Knorpels in dem betroffenen Gelenk, zum Beispiel bedingt durch Verschleiß, kann zu einer Gelenkentzündung führen. Eine Arthritis kann aber auch bösartige Ursachen haben. Beispielsweise ist es möglich, dass sich im gelenk ein Tumor bildet oder die Gelenkkapsel durch bösartige Zellen (Leukämie) befallen wird. Dies kann auch zu einer Gelenkentzündung führen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Obwohl die Arthritis durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden kann, gibt es allgemeine Symptome, die fast immer vorkommen. Zu diesen Symptomen zählen Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Überwärmung an den Gelenken. Des Weiteren kommt es zu einer eingeschränkten Beweglichkeit. Manchmal sammelt sich Flüssigkeit im Gelenk (Gelenkerguss).

Auch Eiterbildung im Gelenk (Gelenkempyem) ist möglich. Die spezifischen Symptome richten sich jedoch nach der jeweiligen Ursache. Wenn eine rheumatoide Arthritis vorliegt, treten typischerweise morgendliche Steifigkeit, nächtliche und morgendliche Gelenkschmerzen sowie Schwellungen in den Fingermittel- und Fingergrundgelenken auf. Bei einem Gichtanfall wiederum kommt es zu starken Schmerzen in den großen Zehen, die sich zudem erwärmen, dick anschwellen und rot färben.

Nach einer bakteriellen Infektion kann sich eine sogenannte reaktive Arthritis entwickeln. Diese zeichnet sich wie bei allen Formen der Arthritis durch plötzliche Schmerzen und Schwellungen an den Gelenken aus. Die reaktive Arthritis kommt besonders bei Kindern nach einer Magen-Darm- oder Harnwegsinfektion vor. Wenn die Arthritis durch Autoimmunreaktionen hervorgerufen wird, kann sie eine Begleitkrankheit von schweren Darmentzündungen wie Morbus Crohn oder Kolitis ulzerosa, Schuppenflechte oder Morbus Bechterew sein.

Eine Arthritis kann sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen. Die akute Arthritis heilt in der Regel bei Behandlung vollständig wieder aus. Chronische Verläufe können jedoch zur völligen Zerstörung und Fehlstellung der Gelenke sowie zu dauerhaften Behinderungen führen.

Verlauf

Der Verlauf einer Gelenkentzündung ist abhängig von seiner Ursache. Der Behandlungserfolg bei einer akuten, infektiösen Gelenkentzündung ist bei einer rechtzeitigen Behandlung zumeist sehr gut.

Eine chronische Gelenkentzündung heilt zumeist nicht aus und verschlimmert sich mit zunehmender Zeit.

Durch andauernde und sich wiederholende Entzündungen in den Gelenken wird der hyaline Gelenkknorpel beschädigt und schließlich auch der Knochen angegriffen.

In diesen Fällen führt dies nach einiger Zeit zu einer Funktionseinschränkung in dem betroffenen Gelenk, bedingt durch die Gelenkentzündung. Bei einem längeren Verlauf nimmt die Schmerzintensität und auch die Dauer des Anfalles zu.

Komplikationen

Bei den verschiedenen Formen von Gelenksentzündungen gibt es in vielen Fällen Komplikationen, auch wenn diese mit entsprechender Behandlung hinausgezögert oder gemildert werden können. Trotz medikamentöser Behandlung und physiotherapeutischer Maßnahmen kann nach längerer Erkrankungsdauer das Gelenk so stark beschädigt sein, dass ein operativer Gelenksersatz notwendig wird.

  • Rheumatoide Arthritis

Bei der rheumatoiden Arthritis entwickeln sich meist in den ersten zwei Jahren Gelenkserosionen, also irreversible Abnützungen. Etwa zwei Drittel der Patienten erleiden innerhalb von 5 Jahren eine Funktionseinschränkung. Bevor es die modernen Behandlungsmöglichkeiten gab, hatten etwa 90% der Patienten nach 20 Jahren eine Behinderung unterschiedlichen Grades. Heute sind es allerdings erheblich weniger.

  • Psoriasis-Arthritis

Die Mortalitätsrate bei Patienten mit schwerer Psoriasis-Arthritis ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht. Auch die subjektiv empfundene Lebensqualität wird durch die Erkrankung beeinträchtigt. Diese Form der Arthritis äußert sich durch Schmerzen, Schwellungen und Steifigkeit in den Gelenken, besonders von Händen und Füßen und wird begleitet durch die Hautsymptome einer Schuppenflechte. Dadurch ergeben sich starke Beeinträchtigungen im Alltag und bei der beruflichen Tätigkeit.

  • Bakterielle Arthritis

Bei der bakteriellen Arthritis handelt es sich um eine akute und lebensbedrohliche Erkrankung. Durch die rasche Ausbreitung der Entzündung kann es innerhalb kürzester Zeit zu starken Schäden am Gelenk kommen, besonders bei einer Infektion mit dem Erreger Staphylokokkus aureus. Dringt der Erreger in die Blutbahn vor, kann es zu einer lebensgefährlichen Sepsis kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Beschwerden der Gelenke ist ein Arzt aufzusuchen, sobald sie nicht durch eine kurzzeitige oder einmalige Überlastung ausgelöst werden. Kommt es zu Schmerzen oder Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten, wird ein Arzt zur Abklärung der Symptome benötigt. Nehmen die Beschwerden an Intensität zu oder stellen sich Entzündungen weiterer Gelenke am gesamten Körper ein, ist ein Arztbesuch erforderlich.

Bei einer erhöhten Körpertemperatur, Gereiztheit oder innerer Unruhe sollte ein Arzt aufgesucht werden. Sinkt das gewohnte Leistungsniveau oder können gewohnte alltägliche Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden muss ein Arztbesuch erfolgen. Bei einseitiger Belastung, Beschwerden der Muskeln, Sehnen oder Nerven ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Kommt es durch die Gelenkentzündung zu einer Veränderung des Verhaltens oder setzen Stimmungsschwankungen ein, besteht Anlass zur Besorgnis. Die Konsultation eines Arztes ist notwendig wenn es zu einem aggressiven Auftreten oder einer melancholischen Verstimmung kommt.

Bei Schlafstörungen, einer verminderten Teilhabe am sozialen Leben, Lustlosigkeit oder Apathie ist ein Arzt aufzusuchen. Halten die Beschwerden über mehrere Wochen an oder kommt es zu weiteren Beeinträchtigungen wird ein Arzt benötigt. Können berufliche Verpflichtungen nicht mehr wahrgenommen werden, muss ein Arztbesuch stattfinden. Kommt es zu Störungen der Konzentration oder der Aufmerksamkeit, ist die Abklärung eines Mediziners ratsam.

Behandlung & Therapie

Auch die Therapie und Behandlung einer Gelenkentzündung muss sich stark nach den Ursachen richten. Dabei muss immer eine ursächlich Behandlung der auslösenden Erkrankung erfolgen. Grundsätzlich erfolgt im Falle einer akuten Gelenkentzündung eine Ruhigstellung, Kühlung und Hochlagerung des Gelenkes.

Zusätzlich können Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden, um das Abklingen der Gelenkentzündung zu fördern. Ist die Gelenkentzündung durch eine Infektion bedingt, sollte diese mit Antibiotika behandelt werden. Im Falle einer rheumatoiden Arthritis können spezielle Rheumamedikamente eingenommen werden. Ist die Gelenkentzündung durch eine Autoimmunerkrankung verursacht worden, ist es hilfreich, sogenannte Immunsuppressiva einzunehmen. Diese unterdrücken die körpereigene Immunabwehr.

Auch durch eine Operation können bestimmte Ursachen einer Gelenkentzündung entfernt werden.bBei chronischen Entzündungen wird häufig Krankengymnastik, eine physikalische Therapie oder Ergotherapie angewandt. Dies soll einer Versteifung der Gelenke vorbeugen.

Durch körperliche Bewegung in Form von sportlichen Aktivitäten, eine ausgewogene Ernährung und angemessenes Körpergewicht kann das Fortschreiten einer chronischen Gelenkentzündung verlangsamt werden.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Gelenkentzündung ist sehr individuell. Es gilt aber, dass eine frühe Diagnose und ein früher Behandlungsbeginn die Prognose deutlich verbessern. Wird die Behandlung der Arthritis frühzeitig begonnen, kann ihr Verlauf stark verlangsamt oder gar aufgehalten werden. Neuere Behandlungsformen sind hier sehr vielversprechend.

Fehlt hingegen die Behandlung, kann die Gelenkentzündung sich binnen unbestimmter Zeit auf alle Gelenke ausbreiten. Dies kann Wochen oder Jahre dauern. Bei circa 70 Prozent aller Betroffenen wird die Arthritis im Laufe der Zeit schlimmer, nur bei circa 10 bis 30 Prozent kann beobachtet werden, dass die Gelenkentzündung sich nicht zu verschlechtern scheint.

Eine unbehandelte Arthritis kann zu Arbeitsunfähigkeit und starken Schmerzen führen, während eine behandelte Arthritis kaum Einschränkungen der Lebensqualität mit sich bringt. Zudem steigt mit der Dauer der unbehandelten Erkrankung das Risiko für Schäden an den Organen. Betroffen werden können unter anderem die Augen, die Lunge oder das Herz.

Insgesamt ist die Lebenserwartung von Menschen, die unter Arthritis leiden und keine optimale Behandlung erfahren, um ein paar Jahre reduziert. Insgesamt gilt, dass der Stillstand der Erkrankung ein zu erreichendes Ziel bei einer Behandlung ist. Dies kann auch noch bei später Diagnose erreicht werden.


Nachsorge

Eine Gelenkentzündung sollte mit einer optimalen Nachsorge behandelt werden. Ist eine Person von einer Arthritis betroffen, wird in den meisten Fällen eine medikamentöse Therapie eingesetzt. Während dieser Therapie wird gezielt abgestimmt, welche Nachsorge der Patient benötigt. Dabei kommt es darauf an, wie schwer die Entzündung in seinen Gelenken ist.

Oftmals wird die Therapie mit Gabe von Schmerzmitteln gestartet, die dafür sorgen, dass die Entzündung in dem Gelenk abklingt. Auch die Ruhigstellung des betroffenen Gelenks trägt bei der Heilung bei. Die regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Bei bakteriellen Infektionen wird eine Arthritis mit Antibiotika behandelt.

Denn ist das betroffene Gelenk mit Bakterien infiziert, ist die Entzündung nicht mit einfachen Schmerzmitteln zu bekämpfen. Die Dauer dieser Antibiotika-Therapie richtet sich je nach Ausmaß der Entzündung. Werden die Nachuntersuchungen nicht wahrgenommen, kann es zu schmerzhaften und gefährlichen Spätfolgen kommen.

Die Gelenke können sich weiter entzünden, wobei nicht unwahrscheinlich ist, dass die Entzündung in andere Gebiete des Körpers übergehen kann. Genau deshalb ist es wichtig, bei einer Arthritis stets auf die Anweisungen und Ratschläge des Arztes zu hören und die Nachsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

Das können Sie selbst tun

Zur Verbesserung der eigenen Gesundheit kann der Erkrankte auf eine ausgewogene Bewegung und einen gesunden Lebensstil achten. Überbelastungen durch langes Stehen oder Laufen sowie eine einseitige körperliche Körperhaltung sollten vermieden werden. Eine Fehlhaltung des Körpers führt langfristig zu weiteren Schäden. Es können sich negative Auswirkungen auf das Skelettsystem oder die Muskulatur entwickeln. Darüber hinaus sollten alle Sportarten, die zu einer starken Beanspruchung der Gelenke führen, vermieden werden.

Mit gelenkschonenden Sportarten wie Schwimmen oder Walken hilft der Erkrankte sich selbst und seiner Gesundheit. Zusätzlich helfen Nahrungsergänzungsmittel, die zu einer Verbesserung des Gelenkknorpels und der Gelenkschmiere beitragen. Mit einer gesunden Ernährung beugt der Erkrankte einem Übergewicht vor.

Ein zu hohes Eigengewicht führt zu Gelenkbeschwerden und verschlechtert den derzeitigen gesundheitlichen Zustand. Eine vitaminreiche Kost versorgt hingegen den Organismus mit den Vitaminen B und E. Diese haben einen positiven Einfluss auf Gelenkbeschwerden. Die Kühlung von Gelenken und auftretenden Schwellungen hilft bei der Linderung der Beschwerden.

Schadstoffe wie Alkohol und Drogen sind zu vermeiden, um keine Zunahme der Entzündungsbeschwerden auszulösen. Hilfreich und unterstützend ist darüber hinaus die Anwendung von Entspannungstechniken. Autogenes Training oder Yoga fördern eine mentale Stärke, die im alltäglichen Umgang mit den Beschwerden nützlich ist.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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