Gilchristverband
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Behandlungen Gilchristverband
Der Gilchristverband ist ein spezieller Verband, der bei Verletzungen der Schulter und des Oberarms zur Stabilisierung und Ruhigstellung des betroffenen Bereichs Einsatz findet. Der Verband wird nach Schulteroperationen, bei seitlichen Brüchen des Schlüsselbeins, bei Schultereckfrakturen und leichten Verletzungen im Schulter- oder AC-Gelenk verwendet. Wenn eine komplette Ruhigstellung erforderlich ist, eignet sich der Verband nicht.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Gilchristverband?
Verletzungen im Bereich der Schulter oder des Oberarms erfordern häufig eine Ruhigstellung des betroffenen Arms. Die Ruhigstellung dient den betroffenen Geweben zur Erholung und ist beispielsweise auch bei angebrochenen Gliedmaßen erforderlich, damit die Fraktur angemessen verheilen kann und die Bruchstücke nicht verrutschen.
Der US-amerikanische Dermatologen Thomas C. Gilchrist hat im 19. Jahrhundert einen speziellen Verband zur Ruhigstellung der Schulter und des Oberarms entwickelt. Diese klassische Verbandvariante ist heute als Gilchristverband bekannt. Die Verbände gibt es im 21. Jahrhundert als vorgefertigte Konstruktionen in unterschiedlichen Konfektionsgrößen. Damit können Patienten jeder Statur mit einem Glichristverband versorgt werden. Auch die Eigenherstellung eines Gilchristverbands liegt im Bereich des Möglichen und erfordert weder viel Material, noch weitreichendes medizinisches Wissen.
Die Schulter und der Oberarm sind durch einen Gilchristverband fest fixiert und können damit kaum die Ruheposition verlassen. Die Passgenauigkeit des Verbands ist ein entscheidendes Kriterium. Eine suboptimale Passgenauigkeit kann mitunter den Sinn und Zweck des angelegten Verbands aufs Spiel setzen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Andere Indikationen für den Verband sind leichte Verletzungen des Schultereckgelenks, das auch als AC-Gelenk bekannt ist. Darüber hinaus kann der Verband bei Oberarmfrakturen, Schultereckfrakturen oder seitlichen Schlüsselbeinbrüchen zum Einsatz kommen. In bestimmten Fällen ist der Verband auch der Nachsorgeschritt einer Schulteroperationen, so typischerweise der Schultergelenkspiegelung und soll auch in diesem Fall eine Ruhigstellung des operierten Bereichs bewirken. Zur Versorgung der Patienten dienen vorgefertigte Gilchristverbände in unterschiedlichen Konfektionsgrößen.
Die Verbände werden in den entsprechenden Krankeneinrichtungen verteilt, sind wieder verwendbar und können über einen Klettverschlüssen gesichert und abgenommen werden. Bei den vorgefertigten Gilchristverbänden entfällt der Schritt der Wickelung annähernd vollständig.
Ein fertiger Verband ist aus einem Brustband gewisser Breite und einer Oberfixierung sowie Unterarmfixierung aufgebaut. Der betroffene Arm muss vom Patienten im Ellenbogengelenk in einem rechten Winkel zur Beugung gebracht werden. Die Hand ist währenddessen in Richtung des Bauchnabels gerichtet und schaut in dieser Richtung aus dem angelegten Verband heraus.
Eine vollständige Immobilisierung des betroffenen Arms ist nicht das Ziel des Gilchristverbands. Vielmehr soll der Patient die Hand der betroffenen Seite mit einigen Einschränkungen benutzen. Der bauseitig liegende Anteil des Verbands trägt eine Schlinge, die um den Hals des Patienten gelegt wird. Das Band um die Brust hält den Arm in dorsaler Position und zieht in damit nach hinten. Wer einen Gilchristverband selbst herstellen möchte, verwendet dazu ein langes Stück Schlauchmull, das mit Polster- oder Verbandwatte ausgestattet und zwei bis vier Sicherheitsnadeln fixiert wird. Der selbstgemacht Gilchristverband kann allerdings auch unter der Verwendung von straff elastischen Binden realisiert werden und wird in diesem Fall gewickelt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Der Verband entspricht elastischen Binden oder in bestimmten Fällen einem Körperschlauchverband. Ein Desault-Verband darf maximal für drei Wochen Anwendung finden. Wenn in den darauffolgenden Wochen eine weiterführende Ruhigstellung erforderlich ist, kann der Gilchristverband die stärkere Verbandsart ab diesem Zeitpunkt ablösen. Auch für Frakturen des Schlüsselbeins eignet sich der Gilchristverband eher weniger. Bei solcherlei Frakturen kommen vor allem an Kindern eher Pflasterzügel-Verbände zum Einsatz. Auch Rucksack-Verbände für Erwachsene eignen sich bei diesen Frakturen eher als ein Gilchristverband.
Rucksack-Verbände basieren in ihrer Wirksamkeit auf einer Schulterbandage, die das Schlüsselbein fixiert. Die Schulter wird bei diesen Verbänden nach hinten gezogen. Damit ist durch den Verband eine gerade Rückenhaltung gesichert und das Schlüsselbein wächst nicht in verkürzter Position zusammen. Wenn Patienten bei Schlüsselbeinfraktionen einen Gilchrist- anstatt eines Rucksack-Verbands anlegen, kann sich das in einer Verkürzung des Schlüsselbeins auswirken. Eine derartige Verkürzung muss in den meisten Fällen geöffnet und operativ gebrochen werden, um in die anatomische Position zurückzufinden.
Falls bei einer schweren Schulterfraktur wiederum auf den Desault-Verband und damit die absolute Ruhigstellung verzichtet wird, kann sich das in einer bleibenden Versteifung oder Funktionsbeeinträchtigung des Schultergelenks auswirken. Bevor ein Gilchristverband in Eigenregie angelegt wird, ist daher zwingend ärztlicher Rat einzuholen. Der Verband eignet sich nämlich längst nicht bei allen Verletzungen von Oberarm und Schulter, sondern lässt sich nur zu bestimmten Zwecken sinnvoll und komplikationslos zum Einsatz bringen.
Trotz des Verbands kann ein Patient noch immer Schmerzen empfinden, da mit dem Gilchristverband keine absolute Ruhigstellung der verletzten Strukturen erreicht wird.
Quellen
- Engelhardt, M. (Hrsg.): Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen. Urban & Fischer, München 2009
- Rieger, H.: Sportverletzt – was jetzt? Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2010
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015