Gerinnungshemmer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gerinnungshemmer, Blutverdünner, in der Medizin auch als Antikoagulation bekannt, wirken der Blutgerinnung entgegen. Die Medikamente werden in der Vorbeugung gegen Gefäßverschlüsse eingesetzt. Auch zur Auflösung von Blutgerinnseln eignen sich ebenso diverse Gerinnungshemmer.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gerinnungshemmer?

Gerinnungshemmer sind eine Gruppe von Medikamenten, die eine Verklumpung des Blutes verhindern, indem sie dessen „Gerinnungs-Prozess“ herabsetzen.

Gerinnungshemmer sind eine Gruppe von Medikamenten, die eine Verklumpung des Blutes verhindern, indem sie diesen „Gerinnungs-Prozess“ herabsetzen. Anhand der zwei verschiedenen Wirkmechanismen sind entsprechend zwei Fachbegriffe für Gerinnungshemmer gebräuchlich:

1) Antikoagulantien: Die Wirkung erfolgt an Proteinen im flüssigen Blutanteil (Blutplasma)

2) Thrombozytenaggregationshemmer: Die Wirkung erfolgt an der Oberfläche der Blutplättchen (Thrombozyten)

Die begriffliche Trennung der beiden Klassen lehnen manche Wissenschaftler ab und fassen die Thrombozytenaggregationshemmer nur als Untergruppe der Antikoagulantien auf. Sinnvoll ist dies deswegen, weil die resultierende Wirkung gleichgerichtet ist: Beide verhindern im Endeffekt die Bildung von Blutgerinseln („Thromben“) in den Gefäßen.

Volkstümlich ist daher auch von Blutverdünnern die Rede. Diese Bezeichnung ist zwar nicht ganz richtig, meint aber stets dasselbe wie der Begriff der Gerinnungshemmer.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Gerinnungshemmer kommen größtenteils in der Vorbeugung verschiedener Kreislauferkrankungen zum Einsatz. Die Medikation soll bei Risiko-Patienten die Bildung von Thromben und Embolien (Gefäßverschlüsse) vermeiden. Im Fokus stehen dabei Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Lungenembolien.

Zur gefährdeten Gruppe gehören Menschen mit Arteriosklerose, weil die Gefäßablagerungen eine Blutgerinnung auslösen können. Eine zweite Indikation sind Herzrhythmusstörungen, besonders das Vorhofflimmern. Die Gerinnungsneigung resultiert bei diesem Krankheitsbild auf einem „Blutsee“ in den Vorkammern. Es kommt ohne die Einnahme von Antikoagulantien verstärkt zu Schlaganfällen.

Ferner ist Angina pectoris ein Anwendungsgebiet der Gerinnungshemmer, die auch im Anschluss an einem überstanden Myokardinfarkt gegeben werden müssen. Menschen mit einer genetisch bedingt erhöhten Gerinnungsneigung sollen ebenfalls Gerinnungshemmer einnehmen. Auch nach Operationen gehören Antikoagulantien zur Pflichtmedikation, wenn die Patienten längerer Zeit bettlägerig sind.

Heparine sind Antikoagulantien, die sogar zur Auflösung eines akuten Thrombus geeignet sind. Diese Medikamente sind eine wichtige Notfall-Intervention bei Herzinfarkt und anderen Embolien sowie Gefäßverengungen. Heparine können ausschließlich als Infusion verabreicht werden.

Die Blutgerinnung muss auch in Blutkonserven oder in Blutproben verhindert werden. Ferner erfordert die apparative Behandlung des Blutes Gegenmaßnahmen zur Thromben-Bildung. Dies betrifft die Blutwäsche (Dialyse) und den „extrakorporalen Kreislauf“ (Herz-Lungen-Maschine). Unverzichtbar ist auch hier der Einsatz der Gerinnungshemmer.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Gerinnungshemmer

Gerinnungshemmer setzen an verschiedenen Punkten des Gerinnungs-Prozesses an. Die Koagulation (Blutgerinnung) ist eine komplexe biochemische Kettenreaktion, an der mehrere Proteine sowie Vitamin K und Calcium beteiligt sind. Cumarine sind pflanzliche Wirkstoffe, die den Effekt des Vitamin K blockieren. Zu dieser Gruppe der Gerinnungshemmer zählt das bekannte Marcumar, dessen Vorbild ein Inhaltsstoff des Waldmeisters ist und in veränderter Form synthetisch produziert wird.

Andere Gerinnungshemmer binden Calcium und unterbrechen so die Kettenreaktion der Blutgerinnung. Dazu zählt beispielsweise Citrat (Salz der Zitronensäure), das in der Dialyse eingesetzt wird.

Einige Gerinnungshemmer sind Wirkstoffe aus dem tierischen Stoffwechsel. Hirudin wurde früher aus Blutegeln („Hirudo“) gewonnen, wird heute aber gentechnisch produziert. Das Protein applizieren Ärzte parenteral (Infusion), die Wirkung besteht in einer Blockade des Gerinnungsfaktors Thrombin. Auch Heparine kann der Darm nicht resorbieren, daher bleibt auch hier nur die Gabe durch eine Injektion oder Infusion.

Die zuckerähnlichen Substanzen gewinnen Pharmahersteller auch heute noch aus Schweinedärmen. Heparine blockieren verschiedene Gerinnungsfaktoren aus der Gruppe der Antithrombine. Weitere vollsynthetische Antikoagulantien beeinflussen andere Plasmafaktoren, die an der Blutgerinnung beteiligt sind.

Zu den Thrombozytenaggregationshemmern gehört Aspirin. Das Medikament verhindert die Verklebung der Thrombozyten und basiert aus einem Vorbild im Pflanzenreich. Salicin ist eine Substanz, die in der Weidenrinde vorkommt (Salix: lateinisch: „Weide“). Die synthetisch hergestellten Präparate enthalten Acetylsalicylsäure und sind ebenfalls Gerinnungshemmer.


Risiken & Nebenwirkungen

Gerinnungshemmer unterdrücken auch den physiologisch wichtigen Wundverschluss. Schon kleinste Verletzungen bergen daher das Risiko einer schwer stillbaren Blutung, besonders kritisch ist diese Wirkung bei Unfällen.

Wegen der Gefahr von Blutungen müssen Antikoagulantien vor Operationen abgesetzt werden. Hingegen können Überdosierungen zu inneren Blutungen führen. Cumarine haben eine schwach leberschädigende Wirkung, während Heparine die Bildung der Thrombozyten herabsetzen können.

Aspirin ist bei übermäßiger Anwendung für Magengeschwüre und sogar Magendurchbrüche verantwortlich. Auch Nieren- und Leberschäden sind eine mögliche Folge der Medikation. Seltene Nebenwirkungen sind im gesamten Spektrum der Antikoagulantien zahlreich vertreten und finden ihren Niederschlag in den Beipackzetteln der Gerinnungshemmer.

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