Großzehenballen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Großzehenballen ist ein funktionell wichtiger Bereich an der Fußsohle. Er spielt eine bedeutsame Rolle für die Statik des Fußes.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Großzehenballen?

Der Großzehenballen ist neben dem Kleinzehenballen und der Ferse einer der 3 Kontaktpunkte der Gewölbekonstruktion des Fußes, die für die Statik des Fußes und die Beanspruchung der darüber liegenden Gelenke eine enorm wichtige Rolle spielt.
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Der Großzehenballen ist eine vergrößerte nach unten gewölbte Region an der Innenseite der Fußsohle im Bereich des Großzehengrundgelenkes. Er gehört zum Zehenballen insgesamt, der als quere Aufwölbung der Fußsohle im Bereich des Vorfußes imponiert und stellt in diesem System die größte Einzelregion dar.

Er ist aus 3 Schichten aufgebaut, die von verschiedenen Gewebestrukturen gebildet werden. Das feste Gerüst in der Tiefe bilden die Knochen, die zum 1. Mittelfußknochen und zum Großzehengrundglied gehören. Die mittlere Schicht besteht aus Muskeln und die äußere bilden die Haut und das Unterhautfettpolster mit Teilen der Plantaraponeurose. So entsteht eine gleichzeitig weiche, aber dennoch feste Polsterstruktur, die sehr gut Kräfte aufnehmen und verteilen kann.

Der Großzehenballen stellt eine strategische Schlüsselstelle für das Fußgewölbe dar. Das Längsgewölbe spannt sich an der Innenseite der Fußsohle als Bogen von der Ferse bis zum Großzehenballen, genauso wie das Quergewölbe vom Kleinzehenballen kommend dort endet.

Anatomie & Aufbau

Das Großzehengrundgelenk wird vom Köpfchen des ersten Mittelfußknochens und der Basis des Großzehengrundgliedes gebildet. Regelmäßig finden sich an der Unterseite des Gelenkes zwei Sesambeine, die den knöchernen Unterbau komplettieren.

Als nächste Schicht folgen drei Muskeln, die ihre Ursprünge im Bereich der Fußwurzel oder an den Mittelfußknochen haben, der M. adductor halucis (Großzehenheranzieher), M. abductor halucis (Großzehenspreizer)und der Musculus flexor halucis brevis (kleiner Großzehenbeuger). Alle drei setzen an der Basis des Großzehengrundgliedes an. Sie verlaufen über eines oder beide Sesambeine im Bereich des 1. Mittelfußköpfchens, wodurch sie einerseits umgelenkt werden, andererseits aber auch für die Wölbung des Großzehenballens mitverantwortlich sind.

Über diese Konstruktion spannen sich die Ausläufer der Plantaraponeurose, eine Sehnenplatte an der Fußsohle, die mit dem Unterhautgewebe und den Fetteinlagerungen, die zwischen den beiden Schichten liegen, ein festes und dennoch weiches Netzwerk bildet. Zusammen mit der Außenhaut, die den Abschluss nach außen darstellt, entsteht eine dicke Lage von Polstermaterial über den Muskeln und Knochen.

Funktion & Aufgaben

Der Großzehenballen ist neben dem Kleinzehenballen und der Ferse einer der 3 Kontaktpunkte der Gewölbekonstruktion des Fußes, die für die Statik des Fußes und die Beanspruchung der darüber liegenden Gelenke eine enorm wichtige Rolle spielt. Sie ist so aufgebaut, dass die Belastung, die über den Unterschenkel am Fuß ankommt, abgepuffert und auf viele Knochen verteilt wird. Dadurch wird der Gewichtsdruck der Einzelteile gering gehalten.

Der Großzehenballen stellt in diesem System eine Schlüsselstelle dar, weil er an beiden Gewölben beteiligt ist und im Vergleich zu anderen Bereichen der Fußsohle beim Gehen und Stehen relativ viel Last tragen muss. Außerdem ist er für die Aufnahme und Weiterleitung der Fußbewegung verantwortlich ist. Im Verlauf der Abrollbewegung beim Gehen wird die Kraft von der Ferse über den äußeren Rand der Fußsohle zum Kleinzehenballen und schließlich zum Großzehenballen übertragen. Von dort erfolgt dann gemeinsam mit dem großen Zeh der Abdruck des Fußes für die Schwungbeinphase.

Der Aufbau mit dem Weichteilpolster als äußere Schicht bildet für diese Beanspruchung ein ideales Auffangsystem, das dafür sorgt, dass der Druck nicht zu sehr auf die empfindlichen knöchernen Strukturen übertragen wird. Durch seine Verbindung mit der Plantaraponeurose ist der Großzehenballen am Verspannungssystem der Fußsohle beteiligt, das für die Stabilität des Längsgewölbes und auch anteilig des Quergewölbes von großer Bedeutung ist. Besonders der M. adductor halucis verstärkt mit seinen querverlaufenden Fasern das Quergewölbe im distalen (körperfernen) Bereich.


Krankheiten

Veränderungen der Gewölbekonstruktion wirken sich auf die Stellung der Knochen aus, die im Bereich des Großzehenballens liegen. Der Senkfuß, eine Absenkung des Längsgewölbes, führt dazu, dass sich die Auflagefläche unter der Fußsohle verschiebt. Dadurch geraten andere Regionen des Großzehenballens in die Druckzone und werden überbelastet. Es entstehen schmerzhafte Reizzustände in den Weichteilen oder an den Knochen, die vorwiegend die beiden Sesambeine betreffen.

Besonders Laufsportler klagen häufiger über solche Beschwerden, die als Sesamoiditis bezeichnet werden. Eine weitere langfristige Folge der veränderten Gelenkstellung kann eine Arthrose sein, die zur Versteifung des Gelenkes führt. Diese Erscheinung wird Hallux rigidus genannt. Sie verhindert die letzte Phase des Abrollens und verändert damit das Gangbild.

Die Abflachung des Quergewölbes wird Spreizfuß genannt, weil die Mittelfußknochen sich voneinander entfernen. Sichtbar ist dies an einer vermehrten Spreizung der Zehen. Besonders betrifft dies den ersten Mittelfußknochen der deutlich nach innen ausweichen kann. Der gesamte Prozess führt einerseits dazu, dass die Hauptkontaktpunkte nicht mehr ausschließlich am Groß- und Kleinzehenballen liegen. Die Köpfchen der anderen Mittelfußknochen sinken ab und geraten ebenfalls in die Druckzone. Die Folgen sind für diese Knochen unangenehm schmerzhaft, weil sie zunächst nicht an diese Belastungen angepasst sind. Der Großzehenballen wird im Grunde entlastet. Der Vorgang geht aber mit einer deutlichen Veränderung der statischen Verhältnisse einher.

Die Verlagerung des ersten Mittelfußknochens kann spezifische Folgen für das Großzehengrundgelenk haben. Die Gelenkstellung ändert sich, weil die Gelenkfläche am Mittelfußköpfchen nach innen wandert. Dadurch wandelt sich auch der Verlauf der Beugersehnen, die über das Gelenk verlaufen. Sie rutschen nach außen und verändern ihre Zugrichtung, so dass sie den großen Zeh nach außen ziehen, es entsteht ein Hallux valgus. Im Extremfall kann dieser Prozess so weit fortschreiten, dass der Großzeh unter den zweiten Zeh gezogen und dort festgehalten wird. Eine weitere Folge der Knochenverlagerung ist die Vermehrung des Drucks im Schuh an der Innenseite des Großzehenballens, wodurch sich ein schmerzhaftes Überbein entwickelt. Das Tragen hochhackiger Schuhe kann die Entstehung eines Hallux valgus beschleunigen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 4 – Arm. Springer, Berlin 2004
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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