Halskrause

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Halskrause ist eigentlich eine umgangssprachliche Bezeichnung für die fachmedizinisch betitelte HWS-Stütze. HWS steht für Halswirbelsäule und die Aufgabe einer medizinischen Halskrause ist die, diese nach einem Bewegungs- oder Schleudertrauma zu stützen. Dadurch sollen durch eine HWS-Stütze weitere und schwerwiegende Verletzungen der Halswirbelsäule vermieden werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Halskrause?

Eine Halskrause oder Cervicalstütze ist aus Konststoff oder Schaumstoff gefertigt. Bei Verletzungen der Halswirbelsäule kommt sie zur Entlastung der Halsstrukturen zum Einsatz.

Die Halskrause ist mittlerweile unter vielen Namen bekannt. Die wohl häufigsten Bezeichnungen für diese sind Halskrawatte, Krawatte, Stifneck (aus dem Englischen für "Genickstarre") und Cervicalstütze.

Unter einer Halskrause versteht man meistens eine Kunststoffmanschette, welche die Halswirbelsäule (HWS) unbeweglich macht. Zusätzlich übernimmt die Halskrause eine stützende Funktion, welche sich entlastend auf die Halswirbelsäule auswirkt.

Im Falle einer Verletzung oder eines Traumas kann das sehr wichtig sein. Denn oft lassen sich nur so weitere Schäden und Spätfolgen vermeiden.

Geschichte

Die Geschichte der medizinischen Halskrause, auch als Halsorthese oder Zervikalstütze bekannt, unterscheidet sich deutlich von der modischen Halskrause der Renaissance. Ihr Ursprung und ihre Entwicklung sind eng mit der medizinischen Behandlung von Hals- und Wirbelsäulenverletzungen verbunden.

Die medizinische Halskrause wurde entwickelt, um Unterstützung und Stabilisierung für den Nacken und die Halswirbelsäule zu bieten, insbesondere nach Verletzungen oder bei Erkrankungen, die eine Einschränkung der Beweglichkeit des Halses erfordern. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Halswirbelsäulenverletzungen, indem sie die Belastung von Muskeln verringert und eine korrekte Ausrichtung fördert, um Heilungsprozesse zu unterstützen und Schmerzen zu lindern.

Die moderne medizinische Halskrause hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, als verbesserte Methoden zur Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen entwickelt wurden. Ursprünglich waren diese Stützen recht rudimentär und oft unbequem, hergestellt aus Materialien wie Leder und Metall. Mit der Zeit und dem Fortschritt in Materialwissenschaften und Orthopädie wurden sie jedoch immer weiter entwickelt.

Heute werden medizinische Halskrausen aus leichten, atmungsaktiven und anpassbaren Materialien wie Schaumstoff und Kunststoff gefertigt. Sie sind in verschiedenen Stärken und Stilen erhältlich, von weichen Schaumstoffkragen bis hin zu rigiden, einstellbaren Orthosen, die eine umfassendere Unterstützung bieten. Die Verwendung solcher Halskrausen wird individuell angepasst, basierend auf dem spezifischen medizinischen Bedarf des Patienten, der Art der Verletzung und der erforderlichen Heilungszeit.

Vorteile & Nutzen

Eine Halsorthese oder Zervikalstütze bietet spezifische Vorteile, die sie von anderen orthopädischen Hilfsmitteln abheben, insbesondere bei der Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen der Halswirbelsäule:

Stabilisierung: Eine der Hauptfunktionen der Halsorthese ist die Stabilisierung des Nackens. Sie schränkt die Beweglichkeit der Halswirbelsäule ein, was essentiell ist, um eine Verschlimmerung von Verletzungen zu verhindern und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dies ist besonders wichtig bei Frakturen, schweren Zerrungen oder nach chirurgischen Eingriffen.

Schmerzlinderung: Durch die Einschränkung der Bewegung des Nackens hilft eine Halsorthese, Schmerzen zu minimieren, die durch Bewegung oder Überlastung verursacht werden. Sie ermöglicht es den betroffenen Muskel- und Gewebebereichen, sich zu erholen und Entzündungen zu reduzieren.

Unterstützung der korrekten Ausrichtung: Eine Halsorthese trägt dazu bei, den Kopf und die Halswirbelsäule in einer neutralen Position zu halten, was die natürliche Krümmung des Nackens unterstützt und die Belastung der Wirbelsäule reduziert. Dies ist entscheidend für die Heilung und Prävention weiterer Schäden.

Flexibilität in der Anpassung: Moderne Halsorthesen sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich, von weicheren Schaumstoffkragen bis hin zu starreren Modellen mit einstellbaren Funktionen. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des Patienten, basierend auf dem Grad der benötigten Unterstützung und der Art der Verletzung.

Einfache Anwendung und Tragekomfort: Die meisten modernen Halsorthesen sind leicht und aus atmungsaktiven Materialien gefertigt, was sie angenehm zu tragen macht. Sie sind einfach anzulegen und zu entfernen, was sie für Patienten praktisch macht, die sie möglicherweise regelmäßig für Therapie oder Pflege abnehmen müssen.

Im Vergleich zu anderen Unterstützungsprodukten wie weichen Nackenstützkissen oder allgemeinen Schmerzlinderungsbandagen bietet eine speziell angefertigte Halsorthese zielgerichtete Unterstützung und Schutz, die für die Behandlung von spezifischen medizinischen Zuständen der Halswirbelsäule entscheidend sind.

Formen, Arten & Typen

Halskrausen gibt es heute in den unterschiedlichsten Arten, Typen und Formen und somit für Menschen der verschiedensten Altersklassen und auch für Tiere.

Ein Baby kann man heute ebenso mit einer passenden Halskrause versorgen wie einen Erwachsenen oder einen Hund. Hinzukommen variable und verstellbare Modelle, die der Länge des Halses angepasst werden können – denn nur in den wenigsten Fällen ist eine genormte Halskrause gefragt. Diese wird meistens eher bei weniger schwerwiegenden Fällen eingesetzt.

Ansonsten greift man beim Menschen heute, sofern eine solche vorhanden ist, immer auf variable Schienen zurück. Zudem gibt es flexiblere und weniger flexible Modelle, die je nach Art eine teilweise bis komplette Immobilisation der Halswirbelsäule bewirken können. Hier kommt es darauf an, welche Art der Verletzung vorliegt.

Die sehr weichen Schaumstoffkrausen sind übrigens weniger zur Immobilisierung als zur Stützung gedacht. Sie werden fachmedizinisch nicht als Schiene, sondern als reine Halskrause bezeichnet. Muss man also zwischen zwei Arten unterscheiden, gibt es tatsächliche Halskrausen und Halsschienen.

Aufbau, Funktion & Wirkungsweise

In den meisten Fällen handelt es sich bei der Halskrause um einen gepolsterten Kunststoffkragen, der zur Entlastung der Nackenmuskulatur eingesetzt wird. Je nach Einsatzbereich der Halskrause ist der Schaumstoff mehr oder weniger flexibel.

Übergreifend lässt sich die Halskrause in ihrer Länge dem Umgang des Halses anpassen, sodass sie eng genug am Hals des Patienten anliegt, ohne diesem die Luft zu nehmen oder ihn zu sehr einzuengen. In den meisten Fällen wird die HWS-Schiene im Nacken verschlossen. Es gibt aber auch einige Modelle, die an der Seite oder im vorderen Bereich verschlossen werden können.

Hier kommt es wieder darauf an, welche Verletzungsart vorliegt und wie lange die Schiene getragen werden soll. Besonders Schienen, die Tag und Nacht getragen werden müssen, sind besser gepolstert als Halskrausen, die eher für den kurzen Weg vom Unfallort bis zum Krankenhaus gedacht sind.

Diese immobilisieren die Halswirbelsäule aber auch erheblicher als es bei den weichen Schaumstoffkrausen der Fall ist. Letztere werden bei Verletzungen eingesetzt, die über mehrere Tage oder Wochen auskuriert werden müssen.

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Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Eine komplett starre Halskrause kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn man eine schwerwiegende Verletzung der Halswirbelsäule feststellt oder diese nicht ausschließen kann.

In diesen Fällen versucht man mithilfe der Schiene die Halswirbelsäule nahezu unbeweglich zu machen und zu stützen, sodass weitere Verletzungen und Schädigungen vermieden werden. Anschließend werden die eventuellen Verletzungen im Krankenhaus genau untersucht, sodass eine weitere Behandlung eingeleitet werden kann.

Ebenso immobilisiert man die HWS aber auch mittels Halskrause, wenn diese zur Heilung Ruhe und Bewegungslosigkeit bedarf. Hier kommen aber meistens weiche Schaumstoffkragen zum Einsatz, welche die Bewegungsfreiheit höchstens etwas einengen und welche die Halswirbelsäule stützen und entlasten. Dadurch werden die Muskeln, die Wirbel, die Sehnen und auch das Gewebe geschont und Verletzungen oder Überlastungen können ausheilen.

Halskrausen werden heute übrigens nur noch selten zu Heilungszwecken eingesetzt, da verschiedene Studien herausgefunden haben, dass diese den Heilungsprozess oft eher behindern als unterstützen.

Anwendung & Sicherheit

Die korrekte Anwendung und die Sicherheit von Halsorthesen oder Zervikalstützen sind entscheidend für deren Wirksamkeit und den Komfort des Trägers. Hier sind die grundlegenden Richtlinien und Überlegungen zur Anwendung:

Anwendung: Vor dem Anlegen einer Halsorthese sollte eine Anweisung durch einen Fachmann, wie einen Arzt oder Physiotherapeuten, erfolgen. Die Orthese muss so angepasst werden, dass sie den Nacken effektiv stabilisiert, ohne die Blutzirkulation zu beeinträchtigen oder Druckstellen zu verursachen. Der Kopf und die Halswirbelsäule sollten in einer neutralen, ausgerichteten Position gehalten werden, und der Patient sollte Anzeichen von Unbehagen oder Schmerzen sofort melden.

Sicherheit: Die Sicherheit bei der Verwendung einer Halsorthese hängt stark von der richtigen Passform und regelmäßigen Überprüfungen ab. Eine schlecht sitzende Orthese kann zu Hautirritationen, erhöhtem Druck auf den Hals oder sogar zu einer Verschlechterung der zugrunde liegenden Zustände führen. Patienten sollten regelmäßig auf Hautveränderungen und Komfort überprüft werden, und die Orthese sollte bei Bedarf angepasst werden.

Qualitätskontrolle: Die Herstellung von Halsorthesen unterliegt strengen Qualitätskontrollen. Diese umfassen die Überprüfung der Materialien auf Hautverträglichkeit, Haltbarkeit und die Fähigkeit, effektive Stabilisierung zu bieten. Zertifizierungen durch medizinische Standards gewährleisten, dass die Produkte sicher und wirksam sind. Hersteller müssen sicherstellen, dass die Orthesen frei von Defekten sind und die erforderlichen Spezifikationen für medizinische Hilfsmittel erfüllen.

Wartung und Pflege: Die Pflege der Orthese ist ebenfalls wichtig für ihre Langlebigkeit und Sicherheit. Die meisten Orthesen sind mit Materialien hergestellt, die gereinigt werden können, um Hygiene und Komfort zu gewährleisten. Es ist wichtig, den Anweisungen des Herstellers zur Reinigung und Wartung zu folgen.

Eine korrekt angewendete und gut gewartete Halsorthese kann erheblich dazu beitragen, die Heilung zu fördern und die Lebensqualität für Personen mit Halsverletzungen oder -erkrankungen zu verbessern. Patienten sollten eng mit medizinischem Fachpersonal zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass sie die maximale Unterstützung und Sicherheit von ihrer Halsorthese erhalten.

Alternativen

Wenn die Verwendung von Halsorthesen oder Zervikalstützen nicht möglich oder nicht ratsam ist, gibt es alternative Verfahren und Behandlungsmethoden zur Unterstützung und Heilung von Verletzungen oder Erkrankungen der Halswirbelsäule:

Physiotherapie: Eine der häufigsten Alternativen zur Halsorthese ist die Physiotherapie. Durch gezielte Übungen und manuelle Therapietechniken kann die Beweglichkeit verbessert, die Muskulatur gestärkt und die Schmerzen gelindert werden, ohne dass der Nacken starr immobilisiert wird.

Traktionsbehandlungen: Die zervikale Traktion kann entweder manuell durch einen Therapeuten oder mit mechanischen Geräten durchgeführt werden. Sie zielt darauf ab, die Muskeln zu entspannen und den Raum zwischen den Wirbeln zu vergrößern, was Druck von den Nerven nimmt und Schmerzen lindert.

Akupunktur: Diese traditionelle chinesische Medizinmethode wird manchmal eingesetzt, um Schmerzen und Verspannungen im Nackenbereich zu behandeln. Durch das Einführen feiner Nadeln an spezifischen Punkten soll der Energiefluss im Körper verbessert und die natürliche Heilung gefördert werden.

Schmerzmanagement durch Medikation: In einigen Fällen können entzündungshemmende Medikamente oder Muskelrelaxantien helfen, die Symptome zu lindern, besonders wenn eine Orthese nicht toleriert wird.

Ergonomische Anpassungen: Ergonomische Veränderungen am Arbeitsplatz oder im häuslichen Umfeld können helfen, die Belastung des Nackens zu minimieren. Dazu gehören die Anpassung der Höhe des Monitors, die Verwendung eines ergonomischen Stuhls und das regelmäßige Wechseln der Körperposition.

Yoga und Pilates: Diese sanften Übungsformen können helfen, die Flexibilität zu verbessern und die Muskulatur um die Wirbelsäule herum zu stärken, was langfristig zu einer besseren Haltung und weniger Beschwerden führt.

Diese Alternativen bieten unterschiedliche Ansätze, die je nach spezifischer Diagnose und persönlichen Vorlieben des Patienten variieren können. Sie können auch ergänzend zu einer Halsorthese eingesetzt werden, um eine umfassendere Behandlung zu ermöglichen. Eine enge Abstimmung mit medizinischem Fachpersonal ist entscheidend, um den besten Behandlungsplan für den Einzelfall zu bestimmen.

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