Halswirbelsäule
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Abschnitt der Wirbelsäule. Das Schleudertrauma, bei welchem infolge eines Auffahrunfalls Weichteile der Halswirbelsäule lädiert werden, stellt die bekanntest Beeinträchtigung dieses Wirbelsäulensegments dar.
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Was ist die Halswirbelsäule?
Die Halswirbelsäule (HWS) stellt den aus sieben Halswirbeln (Vertebrae cervicales) bestehenden, beweglichsten Abschnitt der Columna vertebralis (Wirbelsäule) dar, der den Schädel (Cranium) mit dem Rumpf verbindet.
Die Vertebrae cervicales bilden eine stabile Reihe, in welcher die einzelnen benachbarten Halswirbel anhand von paarig angelegten Wirbelgelenken miteinander verbunden sind. Zur Verbesserung der Beweglichkeit befinden sich zwischen den einzelnen Vertebrae cervicales Bandscheiben, die axiale Krafteinwirkungen abpuffern.
Zur Gewährleistung der Beweglichkeit sowie Stabilität verlaufen zwischen den Wirbelkörpern der Halswirbelsäule zudem eine Vielzahl an Muskeln und Bändern.
Anatomie & Aufbau
Der oberste, erste Halswirbel, der sogenannte Atlas, dient als Übergang vom Cranium zum Rumpf. In seinem Bereich gehen die zerebralen Strukturen als Rückenmark in den Spinalkanal (Canalis vertebralis) über. Cranial (schädelwärts) bilden Atlas und Os occipitale (platter Schädelknochen, Hinterhauptbein) das paarig angelegte Antlantooccipitalgelenk (erstes Kopfgelenk).
Der angrenzende, zweite Halswirbel (Axis) verfügt zusätzlich über einen vorderen Zapfen, den sogenannten Dens axis, der in den Atlasring hineinragt. Axis und Atlas formen darüber hinaus das Antlantoaxialgelenk (zweites Kopfgelenk). Die Vertebrae cervicales bestehen jeweils aus einem Corpus vertebrae (Wirbelkörper), einem Arcus vertebrae (Wirbelbogen), vier kleineren Gelenken, einem Processus spinosus (dorsaler Dornfortsatz), einem Querfortsatz sowie einem Foramen vertebrae (durch den Wirbelbogen gebildetes Wirbelloch).
Die Foramina sämtlicher Wirbel der Wirbelsäule bilden den knöchernen Spinalkanal, durch welchen das Rückenmark verläuft.
Funktion & Aufgaben
Die Halswirbelsäule stützt als statische Struktur in erster Linie den Schädel, an dessen Bewegungen diese im Zusammenspiel mit ihrem Muskel- und Bänderapparat partizipiert.
Die kleinste funktionale Einheit wird als Bewegungssegment bezeichnet, das einen Verband aus Gelenken, Bändern, Muskeln und Bandscheiben, der zwischen zwei benachbarten Wirbeln gebildet wird, darstellt. Die Gesamtbeweglichkeit resultiert aus der Addition der relativ geringen Bewegungsspielräume zwischen den einzelnen Halswirbeln, wobei vor allem die unteren Abschnitte der Halswirbelsäule eine höhere Beweglichkeit aufweisen.
Der vergleichsweise große Bewegungsumfang der Halswirbelsäule wird in erster Linie von den weitgehend horizontal ausgerichteten Wirbelgelenken gewährleistet. Das vom Atlas gemeinsam mit dem Os occipitale gebildete Antlantooccipitalgelenk ermöglicht beispielsweise als Ellipsoid- bzw. Eigelenk die Beweglichkeit des Schädels, insbesondere Flexion und Extension (Nickbewegungen). Zudem formen Atlas und Axis das sogenannte Antlantoaxialgelenk, das vor allem für die Drehbewegungen des Schädels verantwortlich gezeichnet werden kann.
Die beiden Kopfgelenke stellen in sehr feinen Abstufungen die Kopfbewegung sicher. Darüber hinaus sind im Bereich der Halswirbelsäule Rotation (Drehung), Flexion und Inklination (Ventralflexion), Reklination (dorsale Neigung) und Dorsalflexion (dorsale Beugung) sowie Lateralflexion (Seitwärtsbeugung) möglich. Des Weiteren fungiert die Halswirbelsäule als Leitungs- und Schutzstruktur für das Rückenmark, das wiederum als Verlängerung des zerebralen Systems verstanden werden kann.
Krankheiten & Beschwerden
Degenerativ bedingte Veränderungen von Strukturen der Halswirbelsäule können zu einem Bandscheibenvorfall, Osteochondrose (Bandscheibenverschleiß) oder bei ausgeprägter Degeneration zu einem Facettensyndrom, Spondylolisthesis sowie einer Spinalkanalstenose (Verengung der Halswirbelsäule) mit Cervicaler Myelopathie (Schädigung des Rückenmarks) führen. Stressbedingt kann es zudem zu muskulären Verspannungen kommen, die Schmerzen im Nacken- und Halswirbelbereich hervorrufen.
Eine durch Hyperflexion oder Hyperextension bedingte Schädigung des Weichteil-, Gelenkkapsel- und/oder Bandapparates im Halswirbelsäulenbereich wird als HWS-Distorsion (auch HWS-Schleudertrauma oder Peitschenschlagverletzung) bezeichnet. Eine HWS-Distorsion kann in Abhängigkeit vom Schweregrad mit Kopf- und Nackenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im HWS-Bereich sowie einem Gefühl der Haltlosigkeit des Kopfes einhergehen. Bei gleichzeitigen Schluckbeschwerden kann zudem ein retropharyngeales Hämatom vorliegen.
Frakturen und Luxationen der Halswirbelsäule gehen oftmals mit einem erhöhten Risiko für parallele Verletzungen des Halsmarks mit (in)kompletter Querschnittssymptomatik oder letalem Verlauf einher. In aller Regel äußern sich sowohl Atlas-, Axis- und Densfrakturen sowie Brüche der unteren Halswirbel anhand von Schmerzen, einem Instabilitätsgefühl im Bereich des Nackens und/oder neurologischen Ausfällen, wobei stabile HWS-Frakturen partiell auch vollkommen symptomlos verlaufen können.
Zudem können isolierte Beeinträchtigungen der Halswirbelsäule in vielen Fällen auf Schädigungen oder Störungen von einzelnen Bewegungssegmenten (u.a. Bandscheibenvorfall, Blockierung) zurückgeführt werden.
Quellen
- Hochschild, J.: Strukturen und Funktionen begreifen, Funktionelle Anatomie. Band 1: Wirbelsäule und obere Extremität. Thieme, Stuttgart 2019
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012