Rückenmark

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. November 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bedeutsamkeit des Rückenmarks wird den meisten Menschen überwiegend dann klar, wenn es um spezielle Erkrankungen oder Lähmungserscheinungen geht. Ansonsten ist das Rückenmark ein sehr komplex und kompliziert aufgebautes System, welches jedoch im gesunden Zustand kaum auffällig wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rückenmark?

Das Rückenmark arbeitet eng mit dem Gehirn zusammen und stellt die Verbindung zwischen dieser "Schaltzentrale" und allen Organen dar.
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Bei der Definition des Rückenmarks werden verschiedene Bezeichnungen wie die Medulla spinalis oder das Myelon benutzt. Grundsätzlich wird unter dem umgangssprachlichen Begriff Rückenmark ein Teil des Nervensystems verstanden.

Im Unterschied zu anderen Regionen des zentralen Nervensystems liegt das etwa 40 cm lange Rückenmark konzentriert in einem länglichen Hohlraum innerhalb der Wirbelsäule.

Die einzelnen Durchbrüche in den Wirbelkörpern ergeben in ihrer Gesamtheit eine Durchgangsöffnung für das Rückenmark.

Antomie & Aufbau

Die Morphologie des Rückenmarks ist überaus fein und basiert auf einer Ansammlung an Nervenfasern und sogenannten Perikaryen. Die Perikaryen sind anatomische Bestandteile der auf- und absteigenden Nervenzellen. Das Rückenmark umfasst mehrere Abschnitte, zu denen in Abhängigkeit von deren Lokalisation das Zervikal- und Thoraxmark, das Lumbal- und das Sakralmark gehören.

Im Gegensatz zum Rückenmark im Zervikal- und Lumbalbereich ist das Rückenmark in Höhe der Lungen und des Nackens wesentlich schmaler. In den unteren Regionen zum Gesäß hin liegt eine größere Dichte an Nervenzellen vor.

Bei der Betrachtung des Rückenmarks sind ein vorderer, ein seitlicher und ein hinterer Marksstrang erkennbar. Darüber hinaus schützt eine doppelte Umhüllung aus harten und weichen Medien das Rückenmark. Diese Schichten werden als Rückenmarkshäutchen bezeichnet. Die Morphologie dieser Häutchen ist dem der Hirnhaut gleich.

Wird das Rückenmark quer durchgeschnitten, sind die weiße und die graue Marksubstanz auffallend, welche aus unterschiedlichen physiologisch relevanten Strukturen aufgebaut sind. In einer Übersichtsdarstellung wird der Querschnitt eines Rückenmarks mit einem Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln verglichen.

Funktionen & Aufgaben

Das Rückenmark arbeitet eng mit dem Gehirn zusammen und stellt die Verbindung zwischen dieser "Schaltzentrale" und allen Organen dar. Auch die Haut und die Muskulatur unterliegen über das Rückenmark einer Kontrolle durch das Gehirn.

Außerdem können über das Rückenmark die unterschiedlichsten Reize über das periphere Nervensystem (dieses verläuft an den Außenbereichen des Körpers) aufgenommen und dem Gehirn zugeführt werden. Dem Rückenmark obliegen zudem Aufgaben wie die Überwachung der Motorik und der Körperbewegungen, die Koordination aller Funktionsabläufe im Organismus und die Verarbeitung von Umweltreizen. Weitergehende Funktionen des Rückenmarks haben auch mit dem Fühlen, der Sprache und dem Denken zu tun.

Durch die Spinalnerven werden die von außen aufgenommenen Reize durch das Rückenmark über die graue und weiße Marksubstanz sowohl aufgenommen und zum Gehirn geleitet als auch umgekehrt. Im Rückenmark liegen neben den genannten Nervenzellen ebenfalls die für die Reizweiterleitung unerlässlichen Neurotransmitter vor, welche zwischen den Fortsätzen der Nervenzellen auf biochemischer Basis arbeiten.

Krankheiten

Eine Vielzahl von Erkrankungen bezieht sich ausschließlich auf das Rückenmark. An weiteren Krankheiten ist das Rückenmark zu einem bestimmten Teil beteiligt. Diese Tatsache trifft beispielsweise auf die Multiple Sklerose, eine Meningitis und eine Epilepsie zu.

Erkrankt das Rückenmark an einer Spondylolyse oder an einem Morbus Paget oder treten sonstige Zerstörungen des Rückenmarks auf, können die Folgen unter Umständen katastrophal sein. Bei allen Erkrankungen, bei denen das Rückenmark in irgendeiner Weise betroffen ist, treten Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit, der Sprache, der Bewegungsfähigkeit, der Ausführung einfacher, unwillkürlicher Reflexe und des Denkens in abweichenden Schweregraden auf.

Eine Fülle von Erkrankungen des Rückenmarks wird durch mechanische Einwirkungen durch Verletzungen hervorgerufen. Dies sind Beeinträchtigungen wie Querschnittslähmungen in unterschiedlichen Ausprägungen wie der Tetra-, Paraparese und Paraparalyse. Weitere krankheitsspezifische Defizite im Rückenmark sind die Myelopathie, Störungen der Blutversorgung, Entzündungen des Rückenmarks sowie die Einengung dieses Systems durch einen Bandscheibenvorfall.

Bei der Myelopathie geht es um eine Beschädigung, welche am Rückenmark im Bereich der Halswirbelsäule stattgefunden hat. Das Rückenmark wird durch eine Volumenzunahme knöcherner Substanzen eingedrückt. Bei der Myelitis liegt ein entzündlicher Vorgang im Rückenmark vor, welcher vorrangig durch Mikroorganismen ausgelöst wird. Sind von diesen entzündlichen Prozessen die Rückenmarkshäute betroffen, wird von einer Meningomyelitis gesprochen.


Typische & häufige Erkrankungen

10 Dinge, die Sie über das Rückenmark wissen sollten

Was ist die Hauptaufgabe des Rückenmarks?

Das Rückenmark ist ein zentraler Teil des Nervensystems, das Signale zwischen Gehirn und Körper vermittelt. Es steuert Reflexe und leitet motorische sowie sensorische Informationen.

Wie ist das Rückenmark aufgebaut?

Es ist in Segmente unterteilt, die jeweils bestimmte Körperregionen kontrollieren. Diese Segmente sind mit Spinalnerven verbunden, die den Körper durch Öffnungen in der Wirbelsäule verlassen.

Welche Rolle spielt das Rückenmark bei Reflexen?

Reflexe wie der Kniesehnenreflex werden direkt im Rückenmark gesteuert, ohne das Gehirn einzubeziehen. Dies ermöglicht schnelle Reaktionen auf äußere Reize.

Was passiert bei einer Rückenmarksverletzung?

Schäden können je nach Schwere und Lokalisation zu Lähmungen, Gefühlsverlust oder Funktionsstörungen führen. Querschnittslähmungen sind ein bekanntes Beispiel.

Warum ist die Versorgung der Wirbelsäule wichtig für das Rückenmark?

Das Rückenmark liegt geschützt in der Wirbelsäule. Probleme wie Bandscheibenvorfälle oder Fehlhaltungen können jedoch Druck auf die Spinalnerven ausüben und Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen verursachen.

Wie können Krankheiten wie Multiple Sklerose das Rückenmark beeinflussen?

Bei Multipler Sklerose greift das Immunsystem die schützende Myelinschicht der Nerven an, was zu gestörten Signalleitungen führt. Symptome reichen von Kribbeln bis zu Lähmungen.

Kann sich das Rückenmark regenerieren?

Das Rückenmark hat eine begrenzte Regenerationsfähigkeit. Neuartige Therapien wie Stammzellenforschung oder Neuroprothesen zielen darauf ab, geschädigte Bereiche zu reparieren.

Wie schützt man das Rückenmark im Alltag?

Eine gesunde Haltung, regelmäßige Bewegung und der Schutz bei Sport oder Verkehr (z. B. durch Helme und Rückenprotektoren) minimieren Verletzungsrisiken.

Wie beeinflusst Stress das Rückenmark und die Nerven?

Chronischer Stress kann Verspannungen in der Rückenmuskulatur und Wirbelsäule verstärken, wodurch Nerven eingeengt werden können. Entspannungstechniken sind hilfreich.

Welche Rolle spielt das Rückenmark bei Schmerzen?

Schmerzen werden über das Rückenmark ans Gehirn geleitet. Chronische Schmerzsyndrome können entstehen, wenn das Rückenmark überempfindlich wird und Reize falsch verarbeitet.

Das Verständnis und die Pflege des Rückenmarks tragen wesentlich zur Lebensqualität und Funktionalität des Körpers bei.

10 Tipps für gesundes Rückenmark

Regelmäßige Bewegung

Bewegung fördert die Durchblutung und stärkt die Rückenmuskulatur, die das Rückenmark und die Wirbelsäule schützt. Aktivitäten wie Schwimmen, Yoga oder Spaziergänge sind besonders schonend und effektiv.

Ergonomische Haltung

Achten Sie auf eine aufrechte Haltung beim Sitzen, Stehen und Gehen. Vermeiden Sie Rundrücken oder ein Hohlkreuz. Ergonomische Möbel können helfen, die Wirbelsäule zu entlasten.

Richtiges Heben

Heben Sie schwere Gegenstände immer aus den Knien und halten Sie den Rücken gerade. Vermeiden Sie es, sich dabei zu verdrehen, da dies das Risiko von Bandscheibenschäden verringert.

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung mit Kalzium und Vitamin D stärkt die Knochen. Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien fördern die Gesundheit der Nerven und der Myelinschicht.

Stressabbau

Chronischer Stress kann Muskelverspannungen und Schmerzen verursachen, die das Rückenmark beeinträchtigen. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung helfen, Stress abzubauen.

Ausreichend Schlaf

Im Schlaf regenerieren sich die Nerven. Achten Sie auf eine rückenschonende Schlafposition und eine gute Matratze, die die natürliche Form der Wirbelsäule unterstützt.

Risikovermeidung bei Sport und Alltag

Schützen Sie Ihr Rückenmark vor Verletzungen durch das Tragen von Helmen und Rückenprotektoren bei riskanten Sportarten. Vermeiden Sie übermäßige Belastung durch falsche Technik oder übertriebenes Training.

Hydration

Trinken Sie ausreichend Wasser, da die Bandscheiben der Wirbelsäule Flüssigkeit benötigen, um als Polster für das Rückenmark zu dienen. Dehydrierung kann die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen.

Rückenfreundliche Übungen

Integrieren Sie gezielte Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur in Ihre Routine. Übungen wie Planks oder Brücken helfen, die Wirbelsäule zu stabilisieren und das Rückenmark zu schützen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

Lassen Sie Ihren Rücken regelmäßig von einem Arzt oder Physiotherapeuten überprüfen. Frühzeitige Erkennung von Fehlhaltungen, Verspannungen oder Bandscheibenschäden kann größere Probleme verhindern.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen bleibt das Rückenmark gesund und kann seine lebenswichtigen Funktionen langfristig optimal erfüllen.

Die Bedeutung der Myelinschicht im Rückenmark

Die Myelinschicht ist eine schützende, fetthaltige Hülle, die die Nervenfasern im Rückenmark umgibt. Sie spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Nervensystems und die effiziente Weiterleitung von Signalen zwischen Gehirn und Körper. Ohne diese Hülle wären Nervenimpulse deutlich langsamer und könnten fehlerhaft übertragen werden.

Eine der bekanntesten Krankheiten, die die Myelinschicht betrifft, ist Multiple Sklerose (MS). Bei dieser Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem die Myelinschicht an und zerstört sie teilweise. Dadurch werden Nervenleitungen unterbrochen, was Symptome wie Taubheit, Muskelschwäche, Gleichgewichtsprobleme und chronische Müdigkeit hervorrufen kann. Betroffene können abhängig von der Schwere der Erkrankung langfristig beeinträchtigt sein.

Die Gesundheit der Myelinschicht ist jedoch nicht nur bei Krankheiten wie MS relevant. Studien zeigen, dass Myelinschäden auch durch Verletzungen des Rückenmarks oder durch chronische Entzündungen entstehen können. Diese Schädigungen können eine verzögerte Erholung nach Verletzungen und bleibende Funktionsstörungen nach sich ziehen.

Wie lässt sich die Myelinschicht schützen oder regenerieren? Die Ernährung spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch, Nüssen und Leinsamen enthalten sind, unterstützen die Neubildung der Myelinschicht. Ebenso fördern B-Vitamine, insbesondere B12, die Myelinproduktion. Menschen mit Vitamin-B12-Mangel können neurologische Symptome entwickeln, die auf Myelinschäden zurückzuführen sind.

Regelmäßige Bewegung trägt ebenfalls dazu bei, die Myelinschicht zu schützen. Sport stimuliert die Durchblutung des Rückenmarks und liefert wichtige Nährstoffe für die Nervenzellen. Neuere Forschungen zeigen, dass auch gezielte kognitive Herausforderungen, wie das Erlernen neuer Fertigkeiten oder Sprachen, die Myelinbildung fördern können.

Neurologische Therapien und innovative Forschung bieten vielversprechende Ansätze zur Behandlung von Myelinschäden. Ansätze wie Stammzelltherapie oder Medikamente, die die Remyelinisierung fördern, könnten in Zukunft bahnbrechend sein. Derzeit liegt der Fokus jedoch auf der Prävention und der Unterstützung der natürlichen Reparaturprozesse.

Die Gesundheit der Myelinschicht ist essenziell für ein funktionierendes Nervensystem. Präventive Maßnahmen und eine bewusste Lebensführung können entscheidend dazu beitragen, das Rückenmark langfristig zu schützen.

Rückenmarksverletzungen und moderne Therapiemethoden

Rückenmarksverletzungen (RMV) gehören zu den schwerwiegendsten neurologischen Schäden, da sie oft irreversible Folgen wie Lähmungen, Gefühlsverlust oder Funktionsstörungen der Organe mit sich bringen. Die Behandlung und Rehabilitation solcher Verletzungen ist eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Gleichzeitig gibt es spannende Fortschritte in Forschung und Therapie, die Hoffnung für Betroffene bieten.

Wie entstehen Rückenmarksverletzungen?

Die häufigsten Ursachen sind Traumata wie Verkehrsunfälle, Stürze oder Sportverletzungen. Dabei wird das Rückenmark durch Druck, Schnittverletzungen oder Quetschungen beschädigt. Auch Krankheiten wie Tumore, Infektionen oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können zu einer Schädigung führen.

Die akute Phase: Erste Maßnahmen

Nach einer Rückenmarksverletzung ist schnelles Handeln entscheidend, um weitere Schäden zu minimieren. Die Immobilisierung der Wirbelsäule und eine schnelle medizinische Versorgung sind essenziell, um Schwellungen oder Blutungen, die das Rückenmark zusätzlich belasten könnten, einzudämmen. In vielen Fällen werden hochdosierte Steroide verabreicht, um Entzündungen zu reduzieren.

Moderne Therapiemethoden und Forschung

Traditionell konzentriert sich die Therapie auf Rehabilitation, um die verbliebene Funktionalität zu maximieren. Doch neuartige Ansätze haben das Potenzial, das Verständnis und die Behandlung von Rückenmarksverletzungen zu revolutionieren:

Stammzelltherapie: Stammzellen können geschädigte Nervenzellen regenerieren oder durch Ersatzgewebe die Funktion wiederherstellen. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Neuroprothesen: Elektronische Geräte wie Exoskelette oder implantierte Stimulationseinheiten ermöglichen es Betroffenen, verlorene Bewegungsfähigkeiten teilweise zurückzugewinnen.

Molekulare Therapie: Forscher entwickeln Medikamente, die das Wachstum neuer Nervenzellen fördern oder Narbenbildung im Rückenmark verhindern.

Physikalische und Robotergestützte Rehabilitation: Innovative Geräte unterstützen Bewegungsmuster und trainieren das Nervensystem, sich neu zu vernetzen. Diese Methoden stimulieren neuroplastische Prozesse und verbessern langfristig die Mobilität.

Psychologische Aspekte der Rehabilitation

Neben der körperlichen Genesung ist die psychologische Betreuung von entscheidender Bedeutung. Rückenmarksverletzungen bedeuten oft einen drastischen Einschnitt in die Lebensqualität. Therapieprogramme, die auch mentale Gesundheit und soziale Integration einbeziehen, sind daher essenziell.

Mit modernen Therapiemethoden und multidisziplinären Ansätzen eröffnen sich für Menschen mit Rückenmarksverletzungen neue Perspektiven für ein aktiveres und unabhängigeres Leben.

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017

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