Handwurzelknochen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Handwurzelknochen liegen zwischen Unterarm und Mittelhandknochen. Sie stellen eine gelenkige Verbindung dar und tragen zur Stabilität und Beweglichkeit der Hand bei. In jeder Hand befinden sich acht Handwurzelknochen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Handwurzelknochen?

Die Handwurzelknochen bilden proximal mit dem Ende der Speiche und distal mit den Mittelhandknochen eine funktionelle Einheit aus mehreren Teilgelenken.
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Die Handwurzelknochen (Ossa carpi oder Ossa carpalia) bilden die Verbindung zwischen den Unterarmknochen und den Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia). Die Handwurzel des Menschen besteht aus acht Knochen, die in zwei Reihen angeordnet sind. Die proximale (körpernahe) Reihe setzt sich zusammen, beginnend daumenseitig, aus dem Kahnbein (Os scaphoideum), dem Mondbein (Os lunatum), dem Dreieckbein (Os triquetum) und dem Erbsenbein (Os pisiforme). Die distal (körperfern) gelegenen Handwurzelknochen, ebenfalls beim Daumen beginnend, sind das große Vieleckbein (Os trapezium), das kleine Vieleckbein (Os trapezoideum), das Kopfbein (Os capitatum) und das Hakenbein (Os hamatum). Um sich die Namen und Reihenfolge der Knochen besser einprägen zu können, gibt es den folgenden Merksatz: »Es fuhr ein Kahn im Mondenschein, dreieckig um das Erbsenbein. Vieleckig groß, vieleckig klein, der Kopf, der muss beim Haken sein.« Die Handwurzelknochen gehören zu den sogenannten kurzen Knochen (Ossa brevia). Sie sind kompakt und klein und haben Zylinder- oder Würfelform.

Anatomie & Aufbau

Die acht Handwurzelknochen haben in ihrem Inneren, im Gegensatz zu den langen Knochen, keinen Hohlraum. Ihre Form ist meist quadratisch oder rechteckig, sie haben keinen Knochenschaft, die Knochensubstanz ist schwammartig. Außen sind sie von einer Bindegewebshaut (Periost) und Knorpel umgeben. Die einzelnen Knochen sind untereinander stabil mit Bändern verbunden, wodurch keine allzu große Beweglichkeit möglich ist.

Die Handwurzelknochen wölben sich, von der Seite gesehen, in einem leichten Bogen in Richtung Handrücken. Dadurch entsteht auf der Handflächenseite der Karpaltunnel, eine Art Rinne, in der der Ulnaris- und der Radialisnerv, sowie Sehnen und Gefäße verlaufen. Das Kahnbein ist der zweitgrößte Knochen der Handwurzel. Es steht proximal, ebenso wie das halbmondförmige Mondbein, mit der Speiche in Verbindung. Das Dreieckbein hat seinen Namen von seiner dreieckigen Form. Es steht in gelenkiger Verbindung mit dem Erbsenbein, welches der kleinste Knochen der Handwurzel ist. Es gehört zu den Sesambeinen und ist in eine Muskelsehne eingewachsen.

Das große Vieleckbein der distalen Reihe bildet mit dem ersten Mittelhandknochen das Daumengelenk. Das kleine Vieleckbein steht zwischen Kahnbein und zweitem Mittelhandknochen. Der größte Knochen der Handwurzel ist das Kopfbein. Das Hakenbein hat seinen Namen von einem kleinen knöchernen Haken (Hamulus), der zur Handfläche zeigt und durch die Haut tastbar ist.

Funktion & Aufgaben

Die Handwurzelknochen bilden proximal mit dem Ende der Speiche und distal mit den Mittelhandknochen eine funktionelle Einheit aus mehreren Teilgelenken. Die distale Reihe der Handwurzelknochen, also das große und das kleine Vieleckbein, das Kopf- und das Hakenbein stellen zusammen mit den Mittelhandknochen das distale Handgelenk (Articulatio mediocarpalis) dar. Es wird auch als verzahntes Scharniergelenk (Articulatio ginglymus) bezeichnet. Die gelenkigen Verbindungen der Handwurzelknochen untereinander heißen Interkarpalgelenke (Articulationes intercarpales). Sie sind sogenannte Wackelgelenke, die durch straffe Bänder zusammengehalten werden, was die eher geringe Beweglichkeit verursacht. Diese Interkarpalgelenke sorgen dafür, dass sich die einzelnen Knochen gegeneinander verschieben können und somit eine, wenn auch geringe, Bewegung im distalen Handgelenk möglich wird. Das proximale Handgelenk (Articulatio radiocarpalis) dagegen ist weitaus beweglicher. Es ist ein Eigelenk, das aus dem Ende der Speiche und den Handwurzelknochen Kahnbein, Mondbein und Dreiecksbein gebildet wird. Ein weiterer Anteil des Gelenks ist eine aus Knorpel und Bindegewebe bestehende Zwischengelenkscheibe (Discus articularis), welche die Verbindung zwischen den Handwurzelknochen und dem Elle-Speiche-Gelenk darstellt.

Die ausführbaren Bewegungen des proximalen Handgelenks sind eine Streckung in Richtung des Handrückens (Dorsalextension) bis zu 70 Grad und eine Beugung in Richtung der Handfläche bis zu 80 Grad. Außerdem macht das Gelenk Abspreizbewegungen sowohl in Richtung des Daumens (Radialabduktion) bis zu 20 Grad als auch zum Kleinfinger hin (Ulnarabduktion) bis zu 40 Grad möglich.


Krankheiten & Beschwerden

Eine der häufigsten Erkrankungen des Handgelenks ist das Karpaltunnelsyndrom. Es betrifft den Medianusnerv, der vom Arm durch den von den Handwurzelknochen gebildeten Karpaltunnel in die Hand verläuft. Die Erkrankung hat oft keine erkennbaren Ursachen, kann aber auch durch Überlastung, durch eine rheumatische Erkrankung oder Stoffwechselstörungen entstehen. Auch eine Verletzung der Handwurzelknochen kann ein Karpaltunnelsyndrom auslösen.

Die Symptome sind Schmerzen im Handgelenk, Taubheitsgefühl und Kribbeln in der Hand. Meist treten diese Beschwerden nachts auf. Eine weitere Erkrankung, die jedoch sehr viel seltener auftritt, ist das Loge-de-Guyon-Syndrom. Hierbei sind der Ulnarisnerv und die Arteria ulnaris betroffen. Sie verlaufen beide zwischen dem Erbsenbein und dem Hakenbein hindurch, vom Arm in Richtung Hand, und können an dieser Engstelle gequetscht werden. Dadurch entstehen Lähmungen und Sensibilitätsstörungen.

Der Daumen kann nicht mehr zur Hand geführt werden, wodurch Greifen und Schreiben erschwert werden, und der Kleinfinger fühlt sich taub an. Auch Verletzungen können an der Handwurzel vorkommen. Typisch sind Brüche oder Bänderrisse, die bei einem Sturz entstehen, wenn die Hand reflexartig ausgestreckt wird, um den Aufprall abzumildern. Dadurch kommt es häufig zu einer Fraktur des Kahnbeins oder zu einem Bänderriss. Sind die Bruchstücke des Knochens nicht verschoben, genügt eine Stabilisierung der Hand durch einen Gips, bei einer Absplitterung jedoch ist eine Operation nötig. Ein Bänderriss muss ebenfalls operativ behandelt werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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