Nervus ulnaris
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Nervus ulnaris?
Innerhalb des Plexus brachialis ist der Nervus ulnaris über Nervenfasern mit dem Rückenmark verbunden. Diese Fasern haben ihren Ursprung im 8. Segment (C8) des Rückenmarks, welches zwischen dem siebten Hals- und dem ersten Brustwirbel liegt. So werden über den Nervus ulnaris sensible Signale von der Haut über das Rückenmark zum Gehirn und umgekehrt Impulse vom Gehirn zu den versorgenden Muskeln geschickt.
Der Nervus ulnaris, auch Ellennerv genannt, sorgt für die Reizübertragung an spezielle Muskelgruppen der Arm] und Handmuskulatur, die für die Beugung und Feinmotorik von Hand und Fingern verantwortlich sind. Der vorausgehende sensible Impuls signalisiert dem Gehirn, welche Muskelgruppen aktiviert werden sollen. Schädigungen des Nervus ulnaris führen deshalb im Extremfall zu Lähmungen und Muskelabbau im Bereich der Hand.
Anatomie & Aufbau
Funktion & Aufgaben
Der Nervus ulnaris versorgt die Muskeln, welche an der Beugung des Handgelenkes sowie an der Beugung und Abspreizung der Finger beteiligt sind. Der Nerv bildet motorische und sensible Äste aus. Dazu gehört unter anderem der motorische Ramus profundus und der sensible Ramus superficialis. Die motorischen Äste übermitteln Impulse vom Gehirn an die entsprechenden Muskeln. Dabei werden die charakteristischen Bewegungen ausgelöst.
Es gibt sowohl im Unterarm als auch in der Hand verschiedene motorische Äste. Im Unterarm werden drei Muskeln innerviert, die für die Hand- und Fingerbeugung notwendig sind. Im Bereich der Hand werden Muskeln angeregt, welche die Beugung und die Abspreizung von Klein- und Ringfinger regeln. Insgesamt steuert der Nervus ulnaris das Anziehen und die Beugung des Daumens, die Abspreizung, Streckung und Beugung des Kleinfingers, die Beugung der Finger im Grundgelenk und die Streckung der Finger im Endgelenk, das Spreizen der Finger sowie das Beugen des Handgelenkes.
Diese Bewegungen werden über das Zusammenspiel von Plexus brachialis, Rückenmark und Gehirn koordiniert. Dafür sorgen unter anderem auch die sensiblen Äste des Nervus ulnaris. Sie übermitteln die sensiblen Eindrücke der Haut über das Rückenmark ans Gehirn. Der Nervus ulnaris ist für die sensiblen Bereiche der Handkante mit dem kleinen Finger, dem Handrücken bis zur Hälfte des Mittelfingers und der Hohlhand bis zur Mitte des Ringfingers verantwortlich.
Krankheiten & Beschwerden
Das Ulnarisrinnen-Syndrom wird durch die Reizung des Nervs am Ellbogen erzeugt. Dort ist der Nervus ulnaris ungeschützt und kann bereits durch Stoß oder Druck stark gereizt werden. Symptome sind Kribbeln und Taubheitsgefühle am kleinen Finger, am Ringfinger und am angrenzenden Handtellerbereich. Es folgen motorische Störungen, wobei der kleine Finger nicht mehr abgespreizt werden kann.
Die Muskeln werden nicht mehr optimal versorgt, sodass es schlimmstenfalls auch zu einem Muskelabbau kommen kann. Dadurch wird die Beweglichkeit der Hand insgesamt eingeschränkt. Ohne Behandlung ist eine vollständige Lähmung der Hand mit Ausbildung einer sogenannten Krallenhand möglich. Die Ursachen für diese Erkrankung sind vielfältig.
Am Ellenbogen wird der Nerv oft durch Stoß oder dauerhaften Druck gereizt. Auch ein Knochenvorsprung oder eine Fraktur kann dafür verantwortlich sein. Andere Ursachen sind Verschleißerscheinungen oder angeborene anatomische Veränderungen am Ellenbogengelenk. Zu beachten ist auch, dass der Druckschaden sich langfristig entwickelt. Erst eine dauerhafte Reizung führt zur Erkrankung.
Zu ähnlichen Symptomen kann auch eine andere Erkrankung, das sogenannte Guyon-Logen-Syndrom, führen. Hierbei treten die Reizungen des Nervus ulnaris am Handgelenk auf. Im Gegensatz zum Ulnarisrinnen-Syndrom fehlen hier jedoch die Sensibilitäts-Minderungen auf der Rückseite der ellenseitigen Hand. Zur Behandlung der Erkrankungen des Nervus ulnaris ist es notwendig, die jeweilige Ursache durch eine gründliche Anamnese und bildgebende Verfahren abzuklären.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Klingelhöfer, J., Berthele, A.: Klinikleitfaden Neurologie. Urban & Fischer, München 2009