Karpaltunnelsyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Druckschädigung von Nerven im Handgelenk, die durch eine Raumenge im Karpalkanal entsteht. Die Erkrankung muss behandelt werden, da sie sonst zu Folgeschäden führt, welche die Funktion der betroffenen Hand deutlich einschränken können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Karpaltunnelsyndrom?

Grafische Darstellung der Anatomie der Hand, des Karpaltunnels, des Mittelarmnervs und des Karpalbandes.

Das Karpaltunnelsyndrom (KTS oder CTS) ist eine Erkrankung am Handgelenk, bei der durch Druckeinwirkung die Nerven geschädigt werden. Als Karpaltunnel bezeichnet man eine Struktur, die sich am Übergang zwischen Unterarm und Handfläche befindet.

Dort spannt sich ein Band (Retinaculum flexorum) vom Daumenballen zum Kleinfingerballen. Dieses Band aus Bindegewebe bildet eine Art Dach über einer Mulde, deren Untergrund die Handwurzelknochen sind. In dem so entstehenden Kanal verlaufen Sehnen und Nerven, die zur Muskulatur der Finger führen. Beim Karpaltunnelsyndrom ist dieser Kanal zu eng, sodass die Nerven gequetscht werden und eine Nervenleitungsstörung entsteht.

Besonders betroffen ist der dort verlaufende Nervus Medianus, der einer der wichtigsten Handnerven ist und Daumen, Zeige- und Mittelfinger innerviert. Das Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Nervenkompressions-Erkrankungen. Es betrifft Frauen öfter als Männer, kommt meist in der Lebensmitte (zwischen 40 und 60 Jahren) vor und kann sowohl beidseitig als auch einseitig auftreten.

Ursachen

Der Grund für ein Karpaltunnelsyndrom ist immer eine Verengung des Raums im Karpaltunnel. Man kennt verschiedene Auslöser für diese Raumenge, aber oft gibt es auch keinen genauen Hinweis für das Entstehen des Karpaltunnelsyndroms.

Man unterscheidet systemische und mechanische Ursachen. Systemische Gründe sind Erkrankungen des ganzen Körpers, welche das Karpaltunnelsyndrom auslösen. Dazu gehören Nieren- und Stoffwechselerkrankungen, die zu Ablagerungen im Karpalkanal führen und ihn verengen. Bekannt ist auch, dass das Karpaltunnelsyndrom bei rheumatoider Arthritis und bei Arthrose auftritt sowie während der Schwangerschaft.

Mechanische Ursachen sind Vorgänge am Handgelenk, welche die Raumenge bewirken, wie beispielsweise Tumore, Knochenbrüche oder Schwellungen während einer Sehnenscheidenentzündung. Auch eine besondere Belastung des Handgelenks durch berufliche Tätigkeiten gelten als Auslöser. In den meisten Fällen eines Karpaltunnelsyndroms jedoch sind keine genauen Ursachen nachweisbar.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Kernsymptom des Karpaltunnelsyndroms sind Missempfindungen der Hand, vor allem in den ersten drei Fingern sowie der Hohlhand, dem Handteller. Typische Sensibilitätsstörungen sind dabei Kribbeln, eine einschießende elektrisierte Empfindung, Schmerzen und Taubheitsgefühle. Die Beschwerden treten oft beidseitig auf.

Im Anfangsstadium stellen sich die Schmerzen vor allem während der Nacht ein oder verstärken sich in dieser. Ein sehr charakteristisches Symptom beim Karpaltunnelsyndrom ist das plötzliche Erwachen aus dem Nachtschlaf - Brachialgia paraesthetica nocturna. Beim Aufwachen nehmen Patienten dann eine unklares Schwellungsgefühl wahr und bemerken ein Kribbeln und die Steifigkeit ihrer Finger.

Möglicherweise haben sie auch das Gefühl „eingeschlafener“ Hände. Ein oft reflexartig ausgeführtes Schütteln der Hände kann diese Beschwerden lindern; auch Massieren verschafft vorübergehend Linderung. Neben den nächtlichen Beschwerden stellen sich in in einem fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auch morgendliche Steifigkeit der Finger und Schwellungen ein.

Schmerzen treten in diesem Stadium auch während des Tages auf und können in den gesamten Arm ausstrahlen. Eine allgemeine Kraftlosigkeit oder Gefühlsminderung kann mit der Zeit zu leichten motorischen Ausfällen und Bewegungseinschränkung der Hände führen. Gegebenenfalls findet in einem späten Krankheitsstadium eine Rückbildung der Muskulatur des Daumenballens statt, die sogenannte Abductor-Opponens-Atrophie.

Diagnose & Verlauf

Oft beginnt das Karpaltunnelsyndrom mit Empfindungsstörungen in Daumen, Zeige-und Mittelfinger, da diese vom Medianus Nerv versorgt werden. Die Finger fühlen sich taub an, kribbeln als ob sie "eingeschlafen" wären und schmerzen.

Meist treten diese Beschwerden unter Belastung und während der Nacht auf. Besonders in einer abgewinkelten Haltung der Hand machen sie sich bemerkbar, wie beispielsweise beim Halten des Telefonhörers oder des Lenkrads im Auto. Das erklärt auch die nächtlichen Beschwerden, denn viele Menschen winkeln unbewusst die Hand beim Schlafen leicht an.

Im weiteren Verlauf des Karpaltunnelsyndroms verstärken sich die Missempfindungen, treten dauerhaft auf und die Schmerzen können bis in den Arm hineinstrahlen. Im fortgeschrittenen Stadium werden die Finger völlig gefühllos und die Muskeln des Daumenballens atrophieren (verkümmern).

Die Diagnose Karpaltunnelsyndrom stellt der Arzt mithilfe verschiedener Tests, sowie mit der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und einer Elektromyografie (Messung der Muskelaktiviät). Eine weitere diagnostische Untersuchung ist das Röntgen des Handgelenks, da hierbei die Raumenge während eines Karpaltunnelsyndroms deutlich sichtbar wird.

Komplikationen

Durch das Karpaltunnelsyndrom kommt es zu starken Einschränkungen und Beschwerden an den Händen. In der Regel muss dieses Syndrom auch direkt von einem Arzt behandelt werden. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so kann es zu irreversiblen Folgeschäden kommen. Dadurch leidet der Betroffene in der Regel an starken Einschränkungen der Handbewegung, wodurch auch der Alltag des Patienten erheblich eingeschränkt und die Lebensqualität verringert wird.

Es kommt dabei zu Lähmungen und zu Gefühlsstörungen an den Händen. Dabei tritt das typische Kribbeln auf. Ebenso leiden die Patienten an Handschmerzen, die auch in Form von Ruheschmerzen auftreten können. Die Ruheschmerzen führen dabei nicht selten zu Schlafbeschwerden und können damit eine allgemeine Reizbarkeit des Patienten verursachen. Ebenso kommt es zu einer verringerten Kraft in den Fingern und zu einer verringerten Belastbarkeit des Patienten.

Das Handgelenk ist dabei nicht selten gerötet. In der Regel kann das Karpaltunnelsyndrom mit Hilfe eines operativen Eingriffs relativ gut behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden. Nach dem Eingriff kann der Betroffene die Hand wieder gewohnt nutzen. Die Lebenserwartung wird durch das Karpaltunnelsyndrom nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei anhaltenden Empfindungsstörungen in der Hand ist ein Arztbesuch anzuraten. Kommt es zu Taubheitsgefühlen, Sensibilitätsstörungen oder einer Überempfindlichkeit gegenüber einwirkenden Reizen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Lähmungserscheinungen ist schnellstmöglich ein Arztbesuch erforderlich, damit die Ursache der Beschwerden ermittelt werden kann. Da die Symptome des Karpaltunnelsyndroms oftmals unterschätzt werden, sollte bereits den ersten Anzeichen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Andernfalls droht dem Betroffenen eine lebenslange Beeinträchtigung mit entsprechenden Auswirkungen auf den Alltag und das Berufsleben. Bei einem kribbelnden Gefühl in den Fingern und Händen, bei Schmerzen oder Einschränkungen der Mobilität zeigen sich die ersten Warnhinweise. Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine medizinische Versorgung stattfinden kann. Breiten sich die Missempfindungen zwischen den einzelnen Fingern oder in der Handfläche aus, muss ein Arztbesuch erfolgen.

Können Gegenstände nicht mehr wie gewohnt festgehalten werden, sinkt das Kräfteniveau und kann der Betroffene nicht mehr gewohnte Handgriffe vornehmen, benötigt er einen Arzt. Beeinträchtigungen der Muskulatur sowie vorhandene Schmerzen während des Nachtschlaf sollten einem Arzt zur näheren Untersuchung vorgestellt werden. Beschwerden während einer Ruheposition gelten als ungewöhnlich und weisen auf eine bestehende Erkrankung hin. Schlafen die Finger wiederholt im Tagesverlauf ein oder sind Schmerzen bei einer Krümmung der Hand zunehmend, ist ein Arztbesuch erforderlich.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms richtet sich nach der Ausprägung und nach den Symptomen. Bei leichteren Beschwerden werden entzündunghemmende Medikamente (Kortison) verabreicht, entweder in Tablettenform oder durch Injektion in den Karpaltunnel.

Außerdem empfiehlt sich die nächtliche Ruhigstellung des Handgelenks mithilfe einer Schiene. Tagsüber sollten belastende Bewegungen vermieden werden. Auch die Anwendung von Ultraschallwellen wirken lindernd auf das Karpaltunnelsyndrom. Sind die Beschwerden jedoch schon schwerwiegender, so wird meist ein operativer Eingriff nötig. Dabei sind zwei verschiedene Techniken möglich, die offene und die endoskopische Operation. Beide werden in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt, die offene auch unter Vollnarkose.

Bei der offenen Operation wird die Haut und die Strukturen über dem Karpaltunnel eröffnet und das Band, welches das Dach bildet, unter Sicht von oben durchtrennt. Bei der endoskopischen Operation wird nur ein sehr viel kleinerer Schnitt am Ende des Unterarms gemacht und ein spezielles Gerät in den Karpaltunnel eingeführt.

Damit durchtrennt der Chirurg das Band von unten. Nach Verheilen der Wunde sollte die Hand mit physiotherapeutischen Übungen trainiert werden, um ihre volle Funktionstüchtigkeit wieder zu erreichen. Der Erfolg einer Operation ist allerdings auch davon abhängig, wie weit die Schädigung durch das Karpaltunnelsyndrom bereits fortgeschritten war.

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Aussicht & Prognose

Die Prognose des Karpaltunnelsyndroms wird in Abhängigkeit nach der vorhandenen Ursache gestellt. Bei einem entzündlichen Prozess, Schwellungen oder Knochenbrüchen ist die Aussicht auf eine vollständige Genesung im Normalfall günstig. Es wird eine medizinische Behandlung eingeleitet, die innerhalb einiger Wochen oder Monate zu einer Beschwerdefreiheit führen.

Bei einer Tumorerkrankung oder einer chronischen Krankheit, ist die Prognose häufig verschlechtert. Je nach Art der Tumorerkrankung, der Größe des Tumors, dessen Wachstum sowie die Aussicht auf eine Heilung richtet sich der weitere Krankheitsverlauf. Liegt eine Arthrose vor, ist die Prognose ungünstig. Die medizinischen Einsatzmöglichkeiten konzentrieren sich auf eine Eindämmung des Krankheitsfortschrittes. Eine Heilung ist bei dieser chronischen Grunderkrankung nach den derzeitigen wissenschaftlichen und medizinischen Möglichkeiten nicht gegeben. Eine guten Mitarbeit des Patienten und eine Vermeidung von Überbelastungen, kann eine Linderung vorhandenen Beschwerden erfolgen. Dennoch lässt sich der Krankheitsverlauf bei einer Arthrose oder anderen chronischen Erkrankungen nicht vollständig aufhalten.

Neuen Studien zufolge hat die Stabilität der Psyche ebenfalls eine Auswirkung auf die Prognose. Je mehr Stress und Unzufriedenheit vorhanden sind, desto häufiger wird ein anhaltender Krankheitsverlauf beobachtet. Ohne eine medizinische Behandlung droht dem Patienten eine Folgeerkrankung. Es kann zu irreversiblen Schäden kommen, die die Prognose deutlich verschlechtern und zu einer Verringerung der Lebensqualität beitragen.

Vorbeugung

Gegen das Karpaltunnelsyndrom kann man nicht vorbeugen, da die Ursachen einerseits oft nicht bekannt sind und andererseits in bestehenden Grunderkrankungen liegen. Bei typischen Beschwerden, die auf ein Karpaltunnelsyndrom hinweisen, sollte man aber unverzüglich einen Arzt aufsuchen, um Komplikationen oder Folgeschäden zu vermeiden.

Nachsorge

Ein Karpaltunnelsyndrom endet zumeist mit der Notwendigkeit einer operativen Behandlung. Mit der Operation wird das Syndrom mit den Schmerzen beseitigt. Im Rahmen der Nachversorgung wird die entsprechende Hand geschient und die Eingriffsstelle mittels sterilem Wundverband abgedeckt und versorgt. Um Blutstauungen in den Fingern und in der Hand zu vermeiden, sollte die Hand in den ersten Tagen nach der Operation hochgelagert werden.

Im weiteren Verlauf werden Nachsorgeuntersuchungen durch den behandelnden Arzt durchgeführt. Dabei findet eine entsprechende Wundversorgung mit Verbandswechsel statt. Nach etwa drei Wochen können Schiene und Verband abgenommen werden. Patienten mit Karpaltunnelsyndrom sind dann nach der Operation beschwerdefrei. Empfehlenswert ist, die Wundbehandlung noch etwa vier Wochen fortzuführen.

Dies kann sehr gut durch den Einsatz einer Wund- und Narbensalbe geschehen. Für schwerere Arbeiten ist die Hand dann nach etwa sechs Wochen voll einsatzfähig. Bis dahin sollte sie während des Genesungsprozesses mit Hilfe physiotherapeutischer Behandlungen intensiviert werden. So findet der Patient relativ schnell in den persönlichen und beruflichen Alltag uneingeschränkt zurück.

In Einzelfällen hat ein stark ausgeprägtes Karpaltunnelsyndrom Taubheitsgefühle im Bereich der Finger der betroffenen Hand entwickelt, die dauerhaft anhalten können oder erst sehr viel später abklingen. Diese Schädigung des Mittelhandnervs ist nicht medizinisch behandelbar.

Das können Sie selbst tun

Beim Vorliegen eines Karpaltunnelsyndroms empfiehlt sich zunächst die nächtliche Ruhigstellung des Handgelenks mittels einer Nachtschiene. Tagsüber sollten Belastungen möglichst vermieden werden. Idealerweise wird ein Stützverband getragen. Wer viel am PC sitzt oder regelmäßig sein Smartphone nutzt, sollte diese Tätigkeiten für einige Tage reduzieren und immer wieder Entspannungsphasen in den Alltag einbauen. Begleitend dazu können alternative Therapiemaßnahmen helfen.

Bewährt hat sich zum Beispiel die Kältetherapie, die zu Hause mit Kältepackungen und kühlen Wickeln unterstützt werden kann. Besonders wirksam sind Wickel mit entzündungshemmenden Heilpflanzen wie Ingwer oder Zypresse. Im Hinblick auf die Ernährung gilt: Möglichst wenige Nahrungsmittel verzehren, die Säure enthalten. Besser geeignet ist Schonkost wie Reis, grünes Blattgemüse und Hühnerbrust. Auch verschiedene Fruchtsäfte fördern die Heilung und versorgen den Körper mit wertvollen Mineralstoffen, Vitaminen und Antioxidantien.

Sollten die Beschwerden nicht zurückgehen, muss mit dem Arzt ein OP-Termin vereinbart werden. Nach dem Eingriff gilt ebenfalls Ruhe und Schonung. Zudem sollte im Bereich des Eingriffs auf eine ausreichende Hygiene geachtet werden, da es ansonsten zu Infektionen und weiteren Komplikationen kommen kann. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen stellen einen positiven Heilungsverlauf sicher.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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