Hodenkrebs
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Hodenkrebs wird ein bösartiger Tumor bzw. Krebserkrankung bezeichnet, der im Hoden eines Mannes aus den Keimzellen entstehen kann. Eindeutige Ursachen, die zu Hodenkrebs führen sind bisher noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Hodenkrebs kann heutzutage zumeist sehr gut behandelt werden.
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Was ist Hodenkrebs?
Unter Hodenkrebs versteht man einen bösartigen Tumor, welcher die männlichen Hoden befällt. Dieser entwickelt sich aus denselben Keimzellen des Hodens, aus welchem auch die Spermien entstehen. Etwa 95 Prozent dieser Tumoren sind bösartig, allerdings ist Hodenkrebs eine recht seltene Form der Krebserkrankung beim Mann. Nur etwa zwei Prozent der Krebserkrankungen bei Männern betreffen den Hodenkrebs.
Zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr tritt diese Erkrankung am häufigsten auf, wobei europäische Männer deutlich häufiger betroffen sind als beispielsweise Männer aus Afrika. Warum dies so ist, ist allerdings noch nicht eindeutig geklärt. Typisch bei Hodenkrebs ist eine harte Hodenschwellung, die in der Regel jedoch schmerzlos ist. Diese kann man gut selbst ertasten. Meist vergrößert sich diese auch; der Vorgang vollzieht sich jedoch nur langsam lange. Bei diesem ersten, aber eindeutigem Anzeichen, sollte grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden, um die Erkrankung auszuschließen.
Auch andere Symptome können bei Hodenkrebs durchaus auftreten, beispielsweise ein vermindertes sexuelles Verlangen, eine Vergrößerung der männlichen Brust oder auch die Ansammlung einer wässrigen Flüssigkeit um den Hoden. Ist die Krankheit bereits weiter fortgeschritten, können Probleme wie Rückenschmerzen oder Atemnot entstehen.
Ursachen
Normalerweise wandert der Hoden bereits im Embryonalalter von der Bauchhöhle in den Hodensack. Dies kann durch bestimmte Faktoren jedoch gestört werden und der Hoden verbleibt im Bauch oder der Leistengegend - diesen Zustand nennt man dann auch Hodenhochstand und sollte in einer Operation behandelt werden. Obwohl dieser Krankheit gut heilbar ist, haben betroffene Männer ein deutlich erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Vom Hodenkrebs ist meist nur ein Hoden betroffen. Männer, welche bereits auf einer Seite Hodenkrebs hatten, sind natürlich gefährdet, diesen auch auf der anderen Hodenseite zu bekommen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Für Hodenkrebs gibt es eine Reihe von Anzeichen und Symptomen, die zu kennen wichtig ist. Das verbreitetste Symptom ist eine knötchenartige Schwellung oder Verhärtung am Hoden, die von außen ertastet werden kann und meist keine Schmerzen verursacht. In den meisten Fällen tritt dieses Symptom nur auf einer Seite und nicht an beiden Hoden gleichzeitig auf.
Darüber hinaus kann es aber zu weiteren Symptomatiken im Zusammenhang mit einer Hodenkrebserkrankung kommen. So tritt bei vielen Patienten ein unbestimmtes Schweregefühl im Hoden auf. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch Schmerzen auftreten, die einseitig ziehend und oft bis in die Leistengegend ausstrahlend wahrgenommen werden. Weiterhin kann es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit an den Hoden kommen.
Weil eine Erkrankung an Hodenkrebs sich auf die Produktion des Geschlechtshormons Testosteron auswirkt, können auch hormonelle Symptome wie Unfruchtbarkeit oder eine Abnahme der Libido, also des sexuellen Verlangens, Anzeichen sein. Auch ein- oder beidseitige Brustvergrößerungen sowie Schmerzen in den Brustdrüsen gehören zu diesen Anzeichen.
Im fortgeschrittenen Stadium einer Erkrankung an Hodenkrebs können durch Metastasen weitere unspezifische Symptome wie Atemnot oder Rückenschmerzen in Abhängigkeit der befallenen Körperregionen auftreten.
Krankheitsverlauf
Wird der Hodenkrebs rechtzeitig erkannt ist der Verlauf der Krebserkrankung zumeist günstig, da eine Operation bzw. Therapie fast immer zu einer Heilung führt. Wird die Krankheit aber erst spät erkannt und haben sich eventuell bereits Metastasen gebildet, so sinkt die Heilungschance beträchtlich. Dennoch ist auch hier durch Chemotherapie und Strahlentherapie die Überlebenschance recht hoch.
Zumeist bildet sich der Hodenkrebs auf einer Seite aus. Nur selten sind beide Hodenhälften betroffen. Nur wenn beide Hoden befallen sind und mit einer Operations entfernt werden müssen, ist der Patient nicht mehr zeugungsfähig. Ist nur ein Hoden betroffen, so steht auch weiterhin dem Kinderwunsch des Betroffenen nichts im Wege.
Komplikationen
Wie bei jedem Tumor können sich Metastasen bilden, Tochtertumore, die sich an angrenzende Organe ausbreiten. Diese sind meistens mit Rückenschmerzen und Schwellungen der Lymphknoten in der anliegenden Körperregion verbunden. Weitere Komplikationen ergeben sich ja nach Behandlungsart. Müssen beispielsweise beide Hoden entfernt werden, muss das männliche Geschlechtshormon mittels Medikamenten künstlich zugeführt werden.
Bei einseitiger Entfernung ist dies nicht der Fall, da es noch ausreichend produziert wird. Außerdem kann die Chemotherapie belastend auf den gesamten Körper wirken. Neben Haarausfall gehören hier eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Gefühlsstörungen zu möglichen Nebenwirkungen.
Desweiteren kann es zu Impotenz kommen, wenn die Spermienproduktion durch die Chemotherapie beeinträchtigt wird. In vielen Fällen wird die Zeugungsfähigkeit nur für eine gewisse Zeit herabgesetzt, unter Umständen kann sie aber auch bestehen bleiben. Der Arzt berät vor der Behandlung über auftretende Risiken und deren Vorbeugung.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist anzuraten, wenn es zu Schmerzen oder Schwellungen im Hoden kommt. Vergrößert sich der Hoden ohne einen nachvollziehbaren Grund, besteht Anlass zur Besorgnis. Bevor Schmerzmittel eingenommen werden, sollte mit einem Arzt gesprochen werden. Bei sexuellen Funktionsstörungen, Auffälligkeiten bei Berührungen oder grundsätzlich einem unangenehmen Gefühl im Hodensack sollte ein Kontrollbesuch bei einem Arzt erfolgen.
Stellen sich Verfärbungen der Haut ein oder kommt es zu anderen Veränderungen der Haut im Intimbereich, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Bei Verhaltensauffälligkeiten des Betroffenen, einem Krankheitsgefühl, Angst oder Panikattacken ist ein Arztbesuch notwendig. Breiten sich vorhandene Beschwerden aus oder nehmen sie an Intensität zu, ist schnellstmöglich eine ärztliche Untersuchung einzuleiten.
Ziehende Schmerzen im Unterleib, Rückenbeschwerden oder Atemnot sind Warnhinweise für einen Krankheitsfortschritt. Da ohne eine medizinische Behandlung ein frühzeitiges Ableben des Patienten droht, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Kommt es bei der Fortbewegung zu ungewöhnlichen Empfindungen im Intimbereich oder leidet der Betroffene unter einem Engegefühl, wird ein Arzt zur Abklärung der Wahrnehmungen benötigt. Bei Gefühlen wie Scham und Ekel sowie bei plötzlichen partnerschaftlichen Konflikten sollte ein Arztbesuch erfolgen.
Behandlung & Therapie
Zur Behandlung von Hodenkrebs stehen verschiedene Möglichkeiten der Therapie zur Verfügung. Sowohl eine Operation als auch eine Strahlen- oder Chemotherapie kommen in Frage. Die Wahl der geeigneten Behandlung richtet sich nach der Art des Krebses beziehungsweise dem Stadium, in welchem sich die Erkrankung befindet.
In den meisten Fällen wird der betroffene Hoden in einer Operation entfernt. Diese Entfernung des Hodens samt Nebenhoden und Samenstrang hat jedoch keinen Einfluss auf Zeugungsfähigkeit und Sexualität. Ist diese Operation erfolgt, wird die sogenannte Überwachungsstrategie angewandt und abgewartet, ob der Krebs besiegt werden konnte. Ist dies nicht der Fall, folgen eventuell Strahlen- oder Chemotherapie.
Aussicht & Prognose
Die Aussicht und Prognose bei bestehenden Hodenkrebs hängt sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab. Umso früher der Hodenkrebs erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung. Wer sich frühzeitig für eine entsprechende Behandlung entscheidet, der erhöht seine Chancen auf eine Genesung erheblich. In den meisten Fällen ist allerdings eine Chemotherapie unerlässlich.
Insgesamt gesehen, lässt sich Hodenkrebs sehr gut heilen und behandeln. Die Überlebensrate liegt bei 96 %, wobei eine ärztliche Behandlung unbedingt erfolgen sollte. Andernfalls sinken die Chancen auf eine vollständige Heilung drastisch. Im schlimmsten Fall droht sogar der Tod, wenn die betroffene Person vollständig auf eine ärztliche Behandlung verzichtet. Bei einer Nichtbehandlung vermehren sich die Metastasen innerhalb kürzester Zeit, sodass eine nachträgliche Therapie nahezu wirkungslos ist. Im weiteren Verlauf treten starke Schmerzen auf, die lediglich mit entsprechenden Medikamenten gelindert werden können.
Generell gilt bei einer Hodenkrebserkrankung, dass eine ärztliche und medikamentöse Behandlung zwingend erforderlich ist. Ohne eine solche Behandlung kann eine Hodenkrebserkrankung nicht geheilt werden.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen gegen Hodenkrebs sind bis zum heutigen Stand der Forschung keine bekannt. Wichtig ist es lediglich, bereits bei ersten Anzeichen einen Arzt aufzusuchen, denn je früher Hodenkrebs erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Im Anfangsstadium beträgt die Heilungschance nahezu 100 Prozent.
Doch auch wenn der Krebs weiter fortgeschritten ist, sind die Heilungschancen in der Regel bei dieser Krebsart recht gut. Als einzige vorbeugende Maßnahme sollten Männer ihre Hoden regelmäßig auf eventuelle Veränderungen hin abtasten. Dies gilt insbesondere für Männer zwischen dem 15. und dem 40. Lebensjahr, denn in diesem Alter tritt der Hodenkrebs am häufigsten auf.
Wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnte eine Vorbeugung durch häufigen Geschlechtsverkehr oder Masturbation.
Nachsorge
Nach erfolgter Therapie ist eine engmaschige Nachsorge bei Hodenkrebs unabdingbar. Der behandelnde Arzt wird hierfür ein individuell abgestimmtes Vorgehen festlegen. In der Regel finden die Nachsorgeuntersuchungen im festgelegten Turnus statt. In den ersten zwei Jahren nach Abschluss der Therapie erfolgen die Untersuchungen alle drei Monate.
Im folgenden Jahr wird der Turnus auf vier Monate verlängert, im vierten und fünften Jahr auf ein halbes Jahr. Wichtig sind vor allem engmaschige Kontrollen bei der sogenannten „Wait-to-see“-Therapie im frühen Tumorstadium. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass mögliche erneute Tumorbildungen früh erkannt und andere Folgeerkrankungen ausgeschlossen werden können. Fünf Jahre nach Therapieende reichen Nachsorgeuntersuchungen in längeren Abständen.
Auch hier entscheidet der behandelnde Arzt individuell über den Einzelfall. Maßgeblich sind hier individuelle Situation sowie der Krankheitsverlauf. Nicht zu vernachlässigen ist ebenfalls, in welchem Stadium der Tumor sich zum Zeitpunkt der Diagnose bereits befand. Zu den wichtigsten Untersuchungen nach Therapieende gehören die allgemeinen, umfassenden körperlichen Untersuchungen.
Ebenso wird regelmäßig der Tumormarker im Blut bestimmt. Um mögliche Neubildungen frühzeitig erkennen zu können, gehören Ultraschalluntersuchungen des Scrotums und Röntgenaufnahmen der Lunge zum Standard. Empfohlen wird auch eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie des Bauchraums. Der Patient selbst kann durch regelmäßiges Abtasten ebenso dazu beitragen, mögliche Komplikationen im Vorfeld frühzeitig zu erkennen.
Das können Sie selbst tun
So sollten die Männer ihre Hoden regelmäßig auf Veränderungen abtasten. Das verbessert die Chancen, einen Hodenkrebs frühzeitig festzustellen mit der hohen Chance, die Hoden auch nach der Therapie noch voll funktionsfähig zu erhalten. Da das Risiko für Hodenkrebs bei frühkindlichem Hodenhochstand oder familiärer Vorbelastung am höchsten ist, sollte besonders in diesen Fällen eine Selbstuntersuchung stattfinden. Dabei werden die Hoden beim Duschen oder Baden nach Knoten und Schwellungen abgetastet. Wenn zusätzlich noch ein Schweregefühl oder Ziehen sowie schmerzende Brustdrüsen auftreten, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Bei frühzeitiger Behandlung kann der Krebs bis zu 95 Prozent vollständig geheilt werden. Wenn der Arzt allerdings zu spät konsultiert wird, ist es möglich, dass einer oder gar beide Hoden entfernt werden müssen. Bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung kann der Samen vor der Chemotherapie und Bestrahlung in Absprache mit dem Arzt in einer Samenbank tiefgefroren werden, um ihn später für eine künstliche Befruchtung wieder zu verwenden. Des Weiteren sollte während der Strahlen- und Chemotherapie beim Geschlechtsverkehr mit Kondomen verhütet werden, um ein Übertritt der Chemotherapeutika in den Muttermund der Partnerin zu verhindern.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
- Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014