Hypersensitivitätsvaskulitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Hypersensitivitätsvaskulitis versteht man eine Entzündungen der Hautgefäße. Die Auslöser können Medikamente oder Infektionen sein, auf die das Immunsystem im Sinne einer Allergie überreagiert. Die Erkrankung kann von der Haut auf innere Organe übergreifen. Ernste Körperschäden drohen dann infolge einer Hypersensitivitätsvaskulitis.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Hypersensitivitätsvaskulitis?
Hypersensitivitätsvaskulitis ist eine entzündliche Erkrankung der Blutgefäße. Vielen Formen der Vaskulitiden ist definitionsgemäß gemein, dass eine Autoimmunreaktion zugrunde liegt oder mit beteiligt ist. Hierbei kommt es zum Angriff des Immunsystems auf körpereigene Gewebe. Damit gehören die Vaskulitiden in ihrer Erscheinungsform zum rheumatischen Formenkreis.
Vaskulitiden werden unterschieden in:
1. Kutane Vaskulitiden, bei denen nur die Gefäße der Haut betroffen sind und
2. Systemische Vaskulitiden, bei denen auch Gefäße innerer Organe die entzündlichen Symptome zeigen.
Eine weitere Klassifizierung erfolgt nach der Größe der erkrankten Gefäße. Eine Form der kutanen Vaskulitis mit einer Entzündung kleiner Hautgefäße ist die Hypersensitivitätsvaskulitis.
Ursachen
Diese Proteine werden Antigene genannt und sind der Auslöser für die Immunantwort. Als Antigene im Rahmen der Hypersensitivitätsvaskulitis kommen einmal exogene (körperfremde) Faktoren in Betracht. Dies können virale oder bakterielle Infektionen oder auch Medikamente sein. Zum anderen können endogene (körpereigene) Auslöser in die biochemische Kaskade involviert sein.
Warum das Immunsystem, das sich sonst ausschließlich gegen Fremdpartikel richtet, plötzlich körpereigene Bestandteile angreift, ist derzeit noch unbekannt. Eine Entzündungsreaktion resultiert in jedem Fall, wenn ein Antigen von einem Antikörper gebunden wird. Autoimmunreaktionen sind meistens eine Mitursache der Hypersensitivitätsvaskulitis.
Symptome,, Beschwerden & Anzeichen
Die Hypersensitivitätsvaskulitis zeichnet sich typischerweise durch kleine Einblutungen in der Haut aus. Es bilden sich intensiv rote punktförmige Flecken, die bis zu drei Millimeter groß werden können. Nach einigen Tagen verfärben sich diese Flecken von rot zu blaurot.
Sie entstehen anfangs nur auf den Unterschenkeln. Im weiteren Verlauf bilden sich parallel zu den sich dunkel färbenden Flecken neue punktförmige Einblutungen, die sich von den Unterschenkeln auch auf die Oberschenkel ausdehnen können. Die Flecken sind in der Regel beschwerdefrei. Nur in einigen Fällen brennen oder jucken sie. Bei stärkeren Entzündungen färben sie sich dunkelrot und weiten ihren Durchmesser auf mehrere Millimeter aus.
In besonders schweren Fällen kann es auch in der Mitte der Flecken zu einem Absterben der oberen Hautschicht (Oberhaut) kommen. Die abgestorbene Oberhaut verfärbt sich dabei hellgrau oder bildet Blasen. In noch schwereren Fällen stirbt sogar die bindegewebsartige Lederhaut ab und lässt schwarze Knötchen zurück. Nach deren Ablösung entstehen kleine schmerzhafte Geschwüre.
In der Regel erscheint die Gefäßentzündung plötzlich. Sie bildet sich jedoch auch innerhalb weniger Wochen wieder zurück und heilt unter der Ausbildung brauner Flecken ab. Allerdings kann die Entzündung immer wiederkehren. Manchmal sind auch die Gelenke, der Magen-Darm-Trakt oder die Nieren betroffen. So kann die Hypersensitivitätsvaskulitis gelegentlich von Schwellungen an den Gelenken, leichten Darmblutungen oder einer meist leichten Nierenentzündung bekleidet sein.
Diagnose & Verlauf
Eine Hypersensitivitätsvaskulitis beginnt mit blau-violett gefleckten Hautarealen, die sich von den Enden der Extremitäten zum Körperzentrum hin ausbreiten. Diese Hautzeichnung ergibt ein typisches Bild mit vielen kleinen und dazwischen liegenden größeren Stellen.
Die bläuliche Tönung resultiert aus Durchblutungsstörungen in den gereizten und verengten Gefäßen. Der Hautarzt wird eine Hypersensitivitätsvaskulitis schon daran erkennen. Zu den Symptomen können Jucken oder Schmerzen hinzutreten, jedoch ist dies bei relativ wenigen Patienten der Fall. Im fortschreitenden Verlauf können Hautareale absterben (Nekrosen). Diagnostisch ist nun ein Blutlabor erforderlich, das speziell die immunologischen Befunde fokussiert.
Insbesondere müssen auch die Rheuma-Faktoren berücksichtigt werden. Oberste Priorität hat auch die Suche nach einer Beteiligung innerer Organe. Daher gehören auch klinische Untersuchungen beispielsweise mit röntgenologischen Methoden zur Diagnostik einer Hypersensitivitätsvaskulitis.
Komplikationen
Diese färbt sich in der Regel blau und ist von Flecken bedeckt. Ebenso treten Blutungen auf der Haut auf und die Haut ist mit Blasen bedeckt. Nicht selten schmerzen auch die Muskeln und die Gelenke, was bei vielen Patienten zu Schwierigkeiten im Alltag und zu einer Bewegungseinschränkung führt. Weiterhin leiden die Patienten an einer verringerten Belastbarkeit und an Fieber.
Der Patient fühlt sich müde und abgeschlagen und nimmt durch die Hypersensitivitätsvaskulitis nicht mehr aktiv am Leben teil. Die Behandlung der Hypersensitivitätsvaskulitis findet mit Hilfe von Medikamenten und verschiedenen Therapien statt. Dabei kommt es zu keinen weiteren Komplikationen. Allerdings kann ein positiver Krankheitsverlauf nicht in jedem Fall garantiert werden. In vielen Fällen können auch Salben und Cremes zur Schmerzlinderung verwendet werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es sich bei der Hypersensitivitätsvaskulitis um eine behandlungsbedürftige Erkrankung handelt, muss ein Arzt aufgesucht werden, sobald sich ungewöhnliche Veränderungen des Hautbildes zeigen. Kommt es zu einer Blasenbildung und Verfärbungen der Haut, wird ein Arzt benötigt. Bilden sich Schwellungen, treten Schmerzen der Gelenke oder der Muskulatur auf, sollte ein Arzt die Beschwerden abklären. Bei einem Verlust des gewohnten Kräfteniveaus, Abgeschlagenheit, innerer Schwäche oder einem allgemeinen Unwohlsein, ist ein Arzt zu konsultieren.
Weiterführende Untersuchungen sind notwendig, wenn es wiederholt zu Einblutungen oder Quaddeln auf der Haut kommt. Tastbare kleinfleckige Stellen am Körper sind Anzeichen einer Erkrankung, die einer medizinischen Behandlung bedarf. Anhaltender Juckreiz und schwere Beine sind ebenfalls ärztlich untersuchen zu lassen. Bilden sich offene Wunden, muss eine sterile Wundversorgung erfolgen. Ein Arztbesuch ist nötig, sobald es zu Entzündungen, Fieber oder der Entstehung von Eiter kommt.
Breiten sich die Hautveränderungen am Körper aus oder stellen sich emotionale Probleme ein, ist ein Arzt aufzusuchen. Bei Durchblutungsstörungen sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Es drohen weitere Erkrankungen sowie ein lebensbedrohlicher Zustand, wenn keine Behandlung erfolgt. Sensibilitätsstörungen, Taubheitsgefühle sowie ein Kribbeln in den Gliedmaßen sind Warnhinweise des Körpers. Sie erfordern eine medizinische Abklärung der Ursache.
Behandlung & Therapie
Eine Hypersensitivitätsvaskulitis erweist sich in der Therapie als Suche nach dem Auslöser der immunologischen Überreaktion. Exogene Faktoren kann der Arzt ausschalten, so können Infektionen gegebenenfalls mit Antibiotika behandelt werden.
Liegt die Nebenwirkung eines Medikamentes vor, muss der Arzt die Medikation umstellen. Die Symptome zu lindern ist die zweite Säule der Therapie. So ist in vielen Fällen Bettruhe angezeigt, wobei die Beine am besten hochgelagert werden, denn hier sind Hautveränderungen meist am gravierendsten. Unterstützend dazu tragen Patienten Kompressionsstrümpfe. Zur Unterdrückung der Entzündungsreaktionen können kortisonähnliche Präparate zum Einsatz kommen.
Die Pharmazeutika werden entweder als Salben appliziert oder als Tabletten gegeben. Die orale Gabe erfolgt dabei eher in schweren Fällen, wenn bereits Hautnekrosen zu beklagen sind. Daneben erzielten Ärzte auch mit Colchizin Erfolge in der Behandlung der Hypersensitivitätsvaskulitis. Die Substanz aus der Herbstzeitlosen wirkt wie ein Zytostatikum.
Zur möglichen medikamentösen Therapie gehören auch Immunsuppressiva, also Mittel zur Herabsetzung der immunologischen Aktivität. Wenn außer der Haut auch innere Organe mit betroffen sind, wird der Hautarzt die Kollegen entsprechender Fachrichtungen hinzuziehen. Sonst sind bleibende Organschäden eine mögliche Folge der Hypersensitivitätsvaskulitis.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Hypersensitivitätsvaskulitis ist günstig. Da die Beschwerden durch die Gabe bestimmter Medikamente ausgelöst werden, kann bei einer Änderung und Optimierung des erarbeiteten Behandlungsplans eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Die vorhandene Grunderkrankung wird bei diesen Patienten durch eine alternative Behandlungsmethode weiter therapiert. Werden die auslösenden Medikamente der Hypersensitivitätsvaskulitis abgesetzt, tritt meist innerhalb weniger Stunden eine Verbesserung des Gesundheitszustandes ein. Mit dem Abtransport der Wirkstoffe aus dem Organismus minimieren sich die Beschwerden. Im Normalfall wird nach einigen Tagen eine Beschwerdefreiheit der aufgetretenen Symptome dokumentiert.
In seltenen Fällen kann es jedoch zu einer ungünstigen Prognose kommen. Werden die Auslöser der Hypersensitivitätsvaskulitis nicht schnellstmöglich gefunden oder nimmt der Patient keinen Kontakt zu dem behandelnden Arzt auf, um die Verschlechterung seines gesundheitlichen Zustandes zu besprechen, droht eine akute Situation. Diese kann potentiell lebensgefährlich sein.
Treten Schäden der Organe auf, kann es neben Funktionsstörungen zu einem Organausfall kommen. Damit steigt das Risiko eines vorzeitigen Ablebens des Patienten. Besonders schwierig entwickelt sich der Heilungsverlauf, wenn die Hypersensitivitätsvaskulitis nicht erkannt wird. Bei einer schleichenden Zunahme der Beschwerden wird das Finden der Ursache der Symptome oftmals erschwert. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit bleibender Schäden und das Mortalitätsrisiko nimmt zu.
Vorbeugung
Der Hypersensitivitätsvaskulitis vorzubeugen ist schwer möglich, da sich die komplexen Reaktionen des Körpers auf Medikamente oder andere Chemikalien praktisch nicht vorhersagen lassen. Allergiker sollten ihren Körper wachsam beobachten und auch ihr Allgemeinbefinden mit großer Sensibilität wahrnehmen. Anlass zum Arztbesuch sollten insbesondere Hautveränderungen geben. Denn besonders dort zeigen sich die augenfälligen Symptome einer Hypersensitivitätsvaskulitis.
Nachsorge
Die Behandlung der Hypersensitivitätsvaskulitis zieht eine Erholungsphase nach sich. So beginnt die Nachsorge zumeist mit Bettruhe mit hochgelagerten Beinen, um die Hautveränderungen zu lindern. Oft verordnet der Arzt Kompressionsstrümpfe, des Weiteren sind kortisonähnliche Präparate hilfreich gegen die typischen Entzündungsreaktionen.
Im Rahmen der Medikamententherapie erhalten die Patienten Immunsuppressiva, die sie genau nach ärztlicher Empfehlung einnehmen müssen. Bei Schäden der inneren Organe ist eventuell eine weitere fachärztliche Beratung erforderlich. Die Überreaktionen des Körpers auf bestimmte Arzneimittel und Chemikalien sind nicht immer vorherzusagen.
Aus diesem Grund gibt es für die Betroffenen kaum pauschale Vorbeugungsmaßnahmen. Die Allergiker sollten ihren Gesundheitszustand aufmerksam beobachten, um eventuelle Veränderungen möglichst sofort zu erkennen. Die erhöhte Sensibilität hilft dabei, schnell zu reagieren und einen kurzfristigen Arzttermin zu vereinbaren. Vor allem Hautveränderungen können ein Hinweis auf die Erkrankung sein.
Damit sich die Haut nicht weiter entzündet und die bereits vorhandenen Irritationen nicht stärker werden, sollten die Patienten am besten komplett auf Kosmetika verzichten. Der Arzt gibt ihnen nützliche Hinweise zur gründlichen und sorgfältigen Hygiene, die sie genau befolgen sollten. Für eine zügige Besserung und für die Stabilisierung der Immunabwehr ist es hilfreich, während der Erkrankung auf Alkohol zu verzichten.
Das können Sie selbst tun
Aufgrund der potentiellen Komplikationen der Hypersensitivitätsvaskulitis ist es für die Erkrankten bedeutsam, die Anweisungen des Arztes strikt zu befolgen. Üblicherweise verordnet der Facharzt Ruhe oder sogar Bettruhe. Zudem nimmt der Patient oft diverse Medikamente ein, um die durch die Hypersensitivitätsvaskulitis hervorgerufenen Beschwerden zu verringern. Da die Hypersensitivitätsvaskulitis in manchen Fällen durch Arzneimittel entsteht, sind keinesfalls zusätzliche Medikamente einzunehmen, falls nicht ausdrücklich vom Arzt verordnet.
Die Patienten mit Hypersensitivitätsvaskulitis gönnen sich bestenfalls eine Auszeit von ihren alltäglichen Verpflichtungen, um dem angegriffenen Organismus die Regeneration zu erleichtern und den eigenen gesundheitlichen Zustand genauer zu beobachten. Insbesondere nach der Einnahme von Medikamenten ist darauf Acht zu geben, ob sich weitere Nebenwirkungen einstellen. In solchen Fällen kontaktieren die Patienten mit Hypersensitivitätsvaskulitis umgehend den zuständigen Mediziner. Generell ist es für den Behandlungserfolg der Hypersensitivitätsvaskulitis bedeutsam, dass sich der Patient engmaschigen Kontrolluntersuchungen beim Arzt unterzieht.
Um keine weiteren Entzündungen der Haut zu provozieren und die bestehenden nicht zu verschlimmern, verzichten die Patienten während der Hypersensitivitätsvaskulitis möglichst auf Kosmetika. Eine gründliche und mit dem Arzt abgestimmte Körperhygiene sind dennoch unerlässlich. Zur Unterstützung der Abwehrkräfte unterlassen erkrankte Personen zudem den Konsum vom Alkohol während der Zeit der Erkrankung.
Quellen
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010