Immunsuppressiva

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Autoimmunerkrankungen und Überreaktionen des Immunsystems werden meist vom Arzt Immunsuppressiva verschrieben. Aber auch bei allergischem Asthma und bei Abstoßung nach einer Organtransplantation werden diese Arzneimittel zur Therapie verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Immunsuppressiva?

Als Immunsuppressiva werden Medikamente bezeichnet, die die Reaktionen des Immunsystems abschwächen oder gänzlich unterdrücken.

Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist ständig in Alarmbereitschaft und bekämpft Eindringlinge wie Bakterien, Viren oder andere fremde Stoffe. Damit wehrt der Körper Krankheiten ab und schützt den Organismus vor Schaden.

Als Immunsuppressiva werden Medikamente bezeichnet, die die Reaktionen des Immunsystems abschwächen oder gänzlich unterdrücken. Die Immunsuppression wird als unphysiologische Unterdrückung einer Immunreaktion durch einen Eingriff von außen definiert. Die Gabe solcher Arzneimittel wird von Medizinern nach bestimmten Eingriffen und bei besonderen Krankheiten verordnet.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Vor allem wird der Arzt dem Patienten nach einer Organtransplantation ein Immunsuppressivum verabreichen. Das Immunsystem sieht ein eingepflanztes Organ als einen gefährlichen Fremdkörper an, den es zu entfernen gilt. Was im Normalfall eine Krankheit verhüten soll und kann, führt nach einer Organverpflanzung zum Abstoßen des neuen Organs. Deshalb werden Immunsuppressiva eingesetzt, die solche Abstoßungsreaktionen verhindern sollen. Ein Transplantationspatient muss sein Leben lang diese Medikamente einnehmen, um die unerwünschten Reaktionen des Immunsystems zu verhindern.

Auch bei den sogenannten Autoimmunerkrankungen werden Immunsuppressiva eingesetzt. Diese Krankheiten entstehen durch heftige Aktivitäten des Immunsystems, die sich aber gegen die eigenen Zellen und Organe richten. Die genauen Gründe für solche Erkrankungen sind bisher noch nicht genau bekannt. Vermutlich aber werden sie durch genetische Dispositionen in Kombination mit äußeren Einflüssen ausgelöst.

Beispiele für ein krankmachendes Immunsystem sind entzündliche Darmerkrankungen, die Schuppenflechte, rheumatische Erkrankungen oder Multiple Sklerose. Bei all diesen Krankheiten kommen oft Immunsuppressiva zum Einsatz. Sie dämpfen oder verhindern die überschießenden Reaktionen des Immunsystems und können so dazu beitragen, die Symptome der Krankheiten abzuschwächen und zu lindern.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Immunsuppressiva

Bei den Immunsuppressiva gibt es verschiedenen Gruppen, die sich in ihrer Wirkung unterscheiden. Die Calcineurinhemmer verhindern, dass Signale von speziellen Zellen der Immunabwehr weitergeleitet werden.

Ohne diese Signale wird das Immunsystem erst gar nicht zum Handeln angeregt. Somit werden die sogenannten T-Zellen nicht aktiviert und greifen zum Beispiel neu eingepflanzte Organe gar nicht erst an. Die Zellteilungshemmer dagegen bewirken, dass das Wachstum der Immunzellen gehemmt und beschnitten wird.

Auch werden Botenstoffe unterdrückt, die das System verstärkt zur Bildung neuer Immunzellen anregen. Die Angriffspunkte der Arzneimittel sind also durchaus unterschiedlich. Es ist aber beiden Arten von Medikamenten eigen, dass sie sehr genau, nach einem detaillierten Plan und nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden müssen.

Kortison wird meistens nach einer Transplantation verabreicht. Es hat nur allgemeine und keine speziellen Wirkungen auf das Immunsystem. Das Kortison hemmt die Entwicklung von Fresszellen, die im Normalfall Bakterien und Fremdkörper vernichten. Auch wenn es akute Abstoßungen eines neuen Organs gibt, wird verstärkt Kortison eingesetzt, um die Abstoßung zu verhindern.


Risiken & Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente haben auch die Immunsuppressiva nicht nur die beabsichtigte Wirkung, sondern es gibt auch zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen. Allgemein ist der Körper durch die Einnahme der Arzneimittel sehr viel anfälliger für Infektionen. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Wenn das Immunsystem dazu gebracht wird, fremde Organe und und Substanzen zu ignorieren oder nur mit halber Kraft zu arbeiten, dann übersieht es auch Bakterien und Viren. Wenn das gesamte System gedämpft wird, können sich Krankheitserreger ungehindert ausbreiten.

Das Risiko zur Entwicklung von Tumoren ist erhöht. Im Körper verändern sich ständig Zellen, die vom Immunsystem aufgespürt und vernichtet werden. Die Immunsuppressiva hemmen diese gesunde Reaktion der Körperpolizei. Auch kann der gesamte Stoffwechsel und der Kreislauf beeinflusst werden. Es können sich Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte ausbilden.

Der gesamte Verdauungstrakt kann durch die Immunsuppressiva in Mitleidenschaft gezogen werden. Es kann zu Durchfall, Erbrechen und Übelkeit kommen. Doch bei allen Problemen muss sich der Patient genau an die Anweisungen des Arztes halten. Bei auftretenden Nebenwirkungen ist die Rücksprache mit dem Arzt unbedingt notwendig. Auf keinen Fall darf das Medikament einfach abgesetzt werden. Es ist in den meisten Fällen möglich, ein anderes Medikament zu wählen oder mit weiteren Arzneimitteln die Nebenwirkungen abzufangen oder zu mildern.

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