Intraokularlinse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Intraokularlinse handelt es sich um eine künstliche Linse, die bei einem chirurgischen Eingriff in das Auge eingesetzt wird. Die Kunstlinse verbleibt dauerhaft im Auge und verbessert die Sehkraft des Patienten erheblich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Intraokularlinse?

Bei einer Intraokularlinse handelt es sich um eine künstliche Linse, die bei einem chirurgischen Eingriff in das Auge eingesetzt wird.

Unter Intraokularlinsen (IOL) werden zumeist Linsenimplantate verstanden. Die künstlichen Linsen dienen als Ersatz für die natürliche Augenlinse. Die menschliche Augenlinse zu ersetzen, kann im Rahmen einer Linsentrübung wie bei einem Grauen Star (Katarakt) erforderlich sein. Aber auch bei stark ausgeprägten refraktiven Sehfehlern ist es möglich, zusätzlich zur natürlichen Linse eine Intraokularlinse einzusetzen, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren.

Intraokularlinsen sind seit 1949 im Gebrauch. In diesem Jahr setzte der britische Augenarzt Harold Ridley (1906-2001) in London die erste künstliche Augenlinse ein. In den nachfolgenden Jahren entwickelte sich das Implantieren von Intraokularlinsen zu einem weit verbreiteten Verfahren. Allein in Deutschland werden durchschnittlich 650.000 Intraokularlinsen im Jahr bei Kataraktoperationen eingesetzt.

Formen, Arten & Typen

Intraokularlinsen lassen sich in unterschiedliche Varianten unterteilen. Die konventionelle Intraokularlinse wird im Rahmen einer Kataraktoperation eingesetzt. Als Katarakt wird eine Trübung der Augenlinse bezeichnet, die zu einer Verschlechterung der Sehkraft führt. Eine Operation zur Behebung dieses Problems hat sich bereits seit Jahrzehnten bewährt und erfolgt pro Jahr weltweit rund 14 Millionen Mal. Im Laufe des Verfahrens ersetzt der Arzt die getrübte Linse durch die künstliche Linse, die dem Patienten umgehend besseres Sehen ermöglicht.

Eine andere Variante stellt die Phake-Intraokularlinse dar. Das Einsetzen der künstlichen Augenlinse gilt als sichere Alternative für Menschen, die sich nicht für eine Augenlaser-Therapie eignen. Sie kommt bei starker Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder bei einer dünnen Hornhaut zum Einsatz.

Die Korrektur der Fehlsichtigkeit erfolgt durch das Implantieren der Phaken-Intraokularlinse in das Auge, wo diese zusätzlich neben der natürlichen Augenlinse verbleibt. Außerdem lässt sich der Eingriff jederzeit rückgängig machen.

Unterschieden werden Intraokularlinsen in torische Linsen, die Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmungen korrigieren, asphärische Intraokularlinsen, die zur Korrektur des Abbildungsfehlers „Sphärische Aberration“ dienen, alterssichtigkeitskorrigierende Intraokularlinsen, die scharfes Sehen in die Ferne gewährleisten, sowie Blaufilterlinsen. Diese haben die Funktion, die Transmission von blauem Licht in das Auge aufzuhalten, um die Netzhaut zu schützen.

Eine weitere Variante sind die multifokalen Intraokularlinsen, die scharfes Sehen über mehrere Sichtentfernungen gewährleisten. Sie werden wiederum in bifokale und trifokale Intraokularlinsen unterteilt. Während die bifokale Linse, die als Klassiker der multifokalen Intraokularlinsen gilt, über zwei Brennpunkte verfügt, besitzt die trifokale Linse drei Brennpunkte.

Aufbau & Funktionsweise

Eine Intraokularlinse setzt sich aus einer zentralen optischen Linse sowie einer anschließenden Haptik zusammen, die für das Fixieren der Linse im Auge sorgt. Die optische Zone verfügt über einen Durchmesser von 5 bis 7 Millimetern. Die Haptik weist unterschiedliche Formen auf. Gebräuchliche Varianten sind Plattenhaptiken oder C-Haptiken.

Unterschiede bestehen in den Materialien der Intraokularlinse, wodurch sich diese in eine faltbare weiche oder eine harte Linse einteilen lässt. Während harte Linsen sich aus Polymethylmethaacrylat (PMMA) zusammensetzen, bestehen weiche faltbare Intraokularlinsen aus Hydrogel, Acryl oder Silikon.

Die faltbaren Linsen sind mit einem für das Implantieren erforderlichen kleineren Einschnitt versehen. So lassen sich die faltbaren Intraokularlinsen durch einen Einschnitt von 3 Millimetern Größe einsetzen. Bei modernen Linsen reichen sogar 2 Millimeter für die Implantation aus.

Eine Phake-Intraokularlinse (PIOL) ist aus einer zentralen optischen Linse sowie einer Haptik an der Peripherie aufgebaut. Der Durchmesser der optischen Zone liegt bei 4,5 bis 6 Millimetern. Zu unterscheiden ist zwischen Vorderkammer- und Hinterkammerlinsen. Während die Implantation der Vorderkammerlinse zwischen Hornhaut und Iris erfolgt, wird die Hinterkammerlinse zwischen Augenlinse und Iris eingesetzt.

Das Material der Phake-Intraokularlinse fällt unterschiedlich aus. So setzen sich Vorderkammerlinsen aus weichen Materialien wie Acryl- bzw. Silikonverbindungen oder hartem PMMA zusammen. Dagegen bestehen Hinterkammerlinsen stets aus weichem Material wie Collamer oder Silikonverbindungen.

Die optischen Funktionen der Intraokularlinse hängen von der jeweiligen Linsenart ab. Am häufigsten zur Anwendung gelangen positiv brechende Intraokularlinsen, die in ursprünglich normalsichtigen Augen implantiert werden. Negativ brechende Linsen korrigieren extreme Kurzsichtigkeit und torische Linsen eignen sich für mäßige bis starke Hornhautverkrümmungen. Durch eine Multifokallinse kann der Patient auf eine Lesebrille verzichten. Außerdem lässt sich Altersweitsichtigkeit korrigieren.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Für die Augenmedizin ist die Intraokularlinse von großer Bedeutung. So stellt sie eine wirksame Alternative zur Laserbehandlung dar und ermöglicht das Korrigieren von Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit zwischen -5 und +3 Dioptrien. Ebenso lässt sich eine Korrektur von Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung) von bis zu 7 Dioptrien erzielen.

Dabei fallen die korrigierenden Leistungen je nach Linsentyp unterschiedlich aus. Sogar Kurzsichtigkeit von bis zu -20 Dioptrien oder Weitsichtigkeit bis zu +15 Dioptrien können mit einer speziellen Intraokularlinse behandelt werden.

Um eine Intraokularlinse zu implantieren, bedarf es eines augenchirurgischen Eingriffs. Im Vergleich zu Laserbehandlungen lässt sich das Ergebnis wieder rückgängig machen. Außerdem erfolgt der Linsenaustausch ambulant. Darüber hinaus weist die Operation weniger Risiken auf. So wird die Intraokularlinse durch einen kleinen Schnitt in das Auge eingesetzt. Die Heilungsphase dauert nur ungefähr 24 Stunden und der Patient verfügt schon rasch über ein besseres Sehvermögen.

Für die Implantation einer Intraokularlinse liegen allerdings auch einige Gegenanzeigen vor. Zum Beispiel darf die Linse nicht bei Menschen eingesetzt werden, bei denen eine chronische Augenerkrankung wie der Grüne Star besteht. Gleiches gilt für Patienten unter 18 Jahren.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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