Kavernom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Kavernom handelt es sich um die Missbildung eines Gefäßes. Der medizinische Fachbegriff lautet Haemangioma cavernosum. Grundsätzlich stellt ein Kavernom ein sogenanntes Hämangiom dar. Die Missbildung von Gefäßen ist prinzipiell in sämtlichen Arten von Geweben möglich. Von Bedeutung für die Medizin sind in erster Linie solche Kavernome, die das Zentralnervensystem des menschlichen Organismus betreffen. Zum zentralen Nervensystem zählen vor allem das Rückenmark sowie das Hirn.
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Was ist ein Kavernom?
Missbildungen von Gefäßen sind in der Regel gutartig. Im Hinblick auf die Häufigkeit des Vorkommens von Kavernomen in der Bevölkerung sind jedoch zum jetzigen Zeitpunkt keine gesicherten Aussagen möglich. Der Grund dafür ist, dass bisher keine ausreichenden epidemiologischen Erhebungen durchgeführt wurden, um die Häufigkeit von Kavernomen zu untersuchen.
Allerdings weisen die Ergebnisse von Autopsien darauf hin, dass entsprechende Missbildungen der Gefäße im Zentralnervensystem bei circa 0,3 bis einem Prozent aller Fälle zu finden sind. Die auffindbaren Kavernome zeigen jedoch in der Regel keinerlei Symptome und bleiben aus diesem Grund in vielen Fällen vollkommen unbemerkt. Häufig werden die Missbildungen an den Gefäßen lediglich durch Zufall entdeckt und diagnostiziert, etwa im Rahmen anderer klinischer Untersuchungen.
Kavernome sind unter anderem mit der Magnetresonanztomographie nachweisbar und werden bei der Durchführung oft zufällig gefunden. Im überwiegenden Teil der Fälle wird in zwei Arten von Kavernomen unterschieden, nämlich in die zerebralen Kavernome und solche, die sich im Rückenmark befinden. Letztere werden auch als spinale Kavernome bezeichnet.
Bei zerebralen Kavernomen handelt es sich in der Regel um benigne arteriovenöse Missbildungen der Gefäße, die das Hirn betreffen. Nur circa 50 Prozent aller Kavernome sind aus klinischer Sicht auffällig. Die zerebralen Kavernome zeichnen sich dadurch aus, dass sie als spezielle Kapillargefäße in Erscheinung treten. Diese Gefäße liegen nah beieinander und sind in einem Cluster angeordnet.
Zudem zeigen sich keine sichtbaren Gefäße zur Versorgung der Kapillaren. Derartig erweiterte Kapillargefäße werden in der Medizin in einigen Fällen auch Kavernen genannt. Die Missbildung der Kapillargefäße wird von einem speziellen Bindegewebe umschlossen. Im Inneren dieses Gewebes befindet sich keinerlei Nervengewebe.
Ursachen
Im Bereich von Kavernomen zeigen sich in zahlreichen Fällen Ablagerungen von Stoffen, die beim Abbau von Blut entstehen. Diese Substanzen werden auch als Hämosiderine bezeichnet. Die dienen als Nachweis für Einblutungen, die vor längerer Zeit erfolgt sind. Im überwiegenden Teil der Fälle sind genetische Ursachen für die Bildung von Kavernomen nicht nachweisbar.
Jedoch zeigen sich bei einigen Patienten, die unter den Missbildungen an den Gefäßen leiden, Mutationen auf den entsprechenden Genen. Auch die Gründe für die Bildung von Kavernomen im Hirn sind bis zur heutigen Zeit noch nicht bekannt. Vermutet wird jedoch, dass die Missbildungen zu einem gewissen Anteil genetisch bedingt sind. Dabei werden sie autosomal-dominant weitergeben.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Kavernome gehen mit einer Reihe von typischen Symptomen und Beschwerden einher, die die Diagnose erleichtern. So sind durch die Missbildungen an den Gefäßen zum Beispiel epileptische Anfälle möglich. Mitunter kommt es auch zu neurologischen Ausfallserscheinungen, etwa Störungen der Sinne oder Lähmungen.
Eine gefährliche Komplikation stellt die Hirnblutung dar. Jedoch liegen keine gesicherten Daten für die Wahrscheinlichkeit von Blutungen vor. Es wird geschätzt, dass Hirnblutungen in 0,5 bis 10 Prozent der Fälle auftreten. Grundsätzlich hängen die individuellen Symptome eines Kavernoms in erster Linie von der exakten Lokalisation ab.
Dabei werden sie am häufigsten aufgrund epileptischer Anfälle entdeckt. Weitere mögliche Symptome sind beispielsweise Dysästhesien oder Paresen. Circa 80 Prozent aller Kavernome des zentralen Nervensystems befinden sich in einer Großhirnhemipshäre. Lediglich 15 Prozent entstehen im Hirnstamm oder Kleinhirn.
Fünf Prozent der Kavernome bilden sich im Mark des Rückens. Dabei ist zu beachten, dass circa die Hälfte aller Kavernome, die im Gehirn auftreten, keine Symptome zeigt. Diese Missbildungen der Gefäße werden in zahlreichen Fällen nur zufällig entdeckt.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Prinzipiell lassen sich Kavernome mittels verschiedener untersuchungstechnischer Verfahren diagnostizieren. In der Regel spielen dabei bildgebende Methoden die wichtigste Rolle. Möglich sind zum Beispiel eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomographie. Da zahlreiche Kavernome jedoch keine Symptome verursachen, werden sie in vielen Fällen im Rahmen von anderen Untersuchungen zufällig gefunden.
Komplikationen
Die Lebensqualität wird durch das Kavernom erheblich eingeschränkt und verringert. Nicht selten kommt es auch zu epileptischen Anfällen, die dabei auch mit Schmerzen verbunden sein können. Falls es nicht zu einer Behandlung kommt, tritt im schlimmsten Falle eine Hirnblutung auf, die für den Betroffenen lebensgefährlich sein kann. Ebenso kann es zu geistigen oder sprachlichen Beschwerden kommen, sodass die Patienten an Sprachstörungen oder an Einschränkungen der Motorik leiden.
Nicht selten sind diese dabei im Alltag auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen und können vielen Tätigkeiten nicht eigenständig ausführen. In der Regel kann das Kavernom mit Hilfe eines operativen Eingriffs entfernt werden. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Falls die Kavernome gut entfernt werden können, verschwinden die Beschwerden in der Regel wieder und es kommt nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Kavernom kann ohne eine ärztliche Versorgung einen tödlichen Verlauf nehmen. Daher ist bei ersten Anzeichen, Unregelmäßigkeiten und Störungen unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Kommt es zu einem Krankheitsgefühl, einer inneren Schwäche oder einem Verlust der Leistungsfähigkeit, besteht bereits Anlass zur Besorgnis. Bei Ausfallerscheinungen oder verschiedenen Funktionsstörungen des Organismus muss ein Arzt aufgesucht werden. Treten epileptische Anfälle auf, wird ein Notarzt benötigt. Zusätzlich sind Erste-Hilfe-Maßnahmen von anwesenden Personen zur Sicherstellung des Überlebens einzuleiten.
Anschließend werden verschiedene ärztliche Untersuchungen benötigt, um die Ursache des Anfalls zu klären. Werden Durchblutungsstörungen bemerkt, ist dieser Hinweis mit einem Arzt zu besprechen. Bei Herzrasen, einem Druckgefühl im Organismus, Gangunsicherheiten oder einem Zusammenbruch, benötigt der Betroffene Hilfe. Ein plötzlicher Verlust der vorhandenen Muskelkraft oder Zuckungen der Muskulatur sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kommt es zu Störungen oder einem Verlust des Bewusstseins, muss ein Rettungsdienst alarmiert werden.
Eine schnellstmöglich intensivmedizinische Betreuung ist notwendig, da es sich um einen lebensbedrohlichen gesundheitlichen Zustand des Betroffenen handelt. Treten nicht nachvollziehbare Blutungen ein, werden vermehrt blaue Flecken unter der Haut oder Blutergüsse bemerkt, ist ein Arztbesuch notwendig. Bei einem Kavernom treten vermehrt Beschwerden im Bereich des Rückens auf. Daher ist ein Arzt aufzusuchen, sobald in dieser Körperregion Unregelmäßigkeiten bemerkt werden.
Behandlung & Therapie
Die Art der Behandlung von Kavernomen richtet sich in erster Linie nach deren Lokalisation. Löst das Kavernom Blutungen oder epileptische Anfälle aus, werden die Missbildungen an den Gefäßen oft im Rahmen eines operativen Eingriffs entfernt.
Bleiben Kavernome ohne Symptome und werden eher zufällig entdeckt, wird mit einem chirurgischen Eingriff häufig gewartet. Symptomatische Gefäßmissbildungen werden in den meisten Fällen mittels Operation entfernt, wenn sie gut zugänglich sind. Befinden sich die Kavernome im Gehirn und sind asymptomatisch, wird oftmals abgewartet.
Aussicht & Prognose
Die Prognose und Aussicht von Kavernomen ist je nach genauer Lokalisation sehr unterschiedlich. Von besonderem Interesse sind Kavernome des Gehirns, sogenannte zerebrale Kavernome. Auch hier werden oberflächliche von tiefen Gefäßmalformationen unterschieden. Während die oberflächlichen Kavernome sich an der Hirnrinde befinden und dort gelegentlich epileptische Anfälle auslösen können, liegen die tiefen Kavernome weniger vorteilhaft und manchmal auch in der Nähe des Hirnstamms. Solche Hirnstamm-nahen Kavernome können sehr gefährlich werden, da sie bei Vergrößerung oder Einblutung das Atemzentrum beeinträchtigen können.
Die meisten zerebralen Kavernome sind „stumme“ Zufallsbefunde bei der Bildgebung des Kopfes, sie sind also symptomfrei. Die Prognose wird also von der genauen Anzahl, anatomischen Lage und dem Risiko der Einblutung der Kavernome bestimmt. Tiefe Hirnstamm-nahe Kavernome müssen in spezialisierten Zentren operativ versorgt werden, manchmal sind sie auch gänzlich inoperabel. Somit ist die Prognose für oberflächliche Kavernome, welche an der Hirnrinde liegen, generell gut, da sie selten bluten und somit auch selten Symptome verursachen.
Für tiefsitzende Kavernome sind die Aussichten gemischter, da diese generell häufiger bluten und meist in der Nähe von anatomisch sensiblen Gehirnregionen auftreten. Die Indikation und die Möglichkeiten der Operation bestimmen letztendlich die Prognose für den Patienten.
Vorbeugung
Derzeit sind keine Maßnahmen zur Vorbeugung von Kavernomen bekannt, da ihre Ursachen unklar sind.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei einem Kavernom in der Regel nur sehr wenige Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. In erster Linie ist bei dieser Krankheit eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung wichtig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen und zu anderen Beschwerden beim Betroffenen kommen kann. Je früher dabei bei einem Kavernom ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.
Die meisten Patienten sind dabei auf operative Eingriffe angewiesen, wobei sich die Zahl der Eingriffe stark nach den Beschwerden richtet. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Dabei ist von Anstrengungen oder körperlichen und stressigen Tätigkeiten abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten.
In der Regel sind danach keine weiteren Maßnahmen der Nachsorge mehr notwendig. Bei einem Kavernom im Gehirn sind allerdings regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt sehr sinnvoll. Dabei ist nicht selten auch die psychologische Unterstützung des Betroffenen durch die eigene Familie sehr wichtig, damit keine Depressionen oder andere psychische Verstimmungen verhindern. Eventuell schränkt ein Kavernom auch die Lebenserwartung des Betroffenen ein.
Das können Sie selbst tun
Nach der Diagnose eines Kavernoms können die Betroffenen selbst einige Maßnahmen ergreifen, um die Genesung zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden.
Abhängig von der Art der Behandlung, empfehlen sich zum Beispiel allgemeine Maßnahmen wie Schonung, Bettruhe und eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. Sinnvoll ist ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, sportlicher Betätigung und der Vermeidung von Stress. Kommt es allerdings zu ernsten Komplikationen wie Krämpfen oder epileptischen Anfällen, muss ein Notarzt gerufen werden. Der Betroffene sollte fortan Maßnahmen ergreifen, um Unfälle und daraus resultierende Verletzungen zu vermeiden. Welche Schritte im Detail zu gehen sind, kann am besten der zuständige Arzt beantworten. Dieser wird den Patienten unter Umständen auch an eine spezialisierte Fachklinik verweisen. Überdies sollte das betroffene Gefäß regelmäßig kontrolliert werden, um bei etwaigen Komplikationen schnell reagieren zu können.
Die Betroffenen leiden in manchen Fällen unter seelischen Problemen. Gegen Ängste und Verstimmungen wird am besten mit Unterstützung eines Therapeuten vorgegangen. Sollte das Kavernom im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung auftreten, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel eine umfassende körperliche Untersuchung.
Quellen
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003