Kleines Immergrün

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der botanische Namen des Kleinen Immergrüns lautet Vinca minor. Es gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) und wird heute sowohl in der Toxikologie als auch in der Pharmakologie genutzt. Zudem dient es als Bodendecker in Gärten und wird deshalb für halbschattige oder schattige Plätze genutzt.

Vorkommen & Anbau des Kleinen Immergrün

Die Pflanze hat eine antibakterielle, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung. Aus diesem Grund wurde sie auch äußerlich in Wickeln auf Wunden genutzt.

Das Kleine Immergrün ist ein niedriger Halbstrauch und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 15 Zentimetern. Die Pflanze ist immer immergrün, woher auch der Name stammt. Die Triebe sind niederliegend und können pro Jahr zwei Meter lang werden. Die Laubblätter des Kleinen Immergrüns sind ledrig, dunkelgrün und eiförmig. Ihre Rückseite ist gelb und sie werden bis zu vier Zentimeter lang.

An der Basis sind die Stiele der Pflanze verwachsen. Die Blüten sind fünfzählig, lang gestielt und zwittrig. Ihr Durchmesser beträgt zwei bis drei Zentimeter und die Kronblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Die Blütenfarbe ist hellblau und violett. In seltenen Fällen sind die Blüten auch weiß. Im Handel finden sich auch Ziervarianten der Pflanze in rotvioletten und dunkelblauen Farbtönen. Das Kleine Immergrün blüht von März bis Juni.

Es besitzt ungegliederte Milchröhren, die Blüten sind homogam. Kleines Immergrün kann sich selbst bestäuben, wobei auch Insekten an der Bestäubung beteiligt sind. Dies gilt vor allem für Schmetterlinge, Bienen und Wollschweber. Die Samen werden von Ameisen verbreitet. In Mitteleuropa ist die Pflanze eher selten, da der Samensatz sehr gering ist. Es kommt daneben in Südeuropa und Kleinasien vor und wächst in einer Höhenlage von bis zu 1300 Metern.

Es siedelt sich vor allem in Au- und Laubwäldern an. In Mitteleuropa wird das Kleine Immergrün als Kulturrelikt bewertet. Es tritt in Süddeutschland seit der Zeit der Römer auf. Zudem deutet die Pflanze auf mittelalterliche Ansiedlungen hin. Die Pflanze kann ganzjährig gesammelt werden. Die Hauptsammelzeit liegt im Frühling.

Wirkung & Anwendung

Das Kleine Immergrün enthält über 40 Alkaloide, wobei der Gesamtgehalt zwischen 0,2 und 0,7 Prozent liegt. Es ist in allen Teilen giftig. Die Hauptwirkstoffe sind Eburnamenin und Vincamin. Ansonsten sind Gerbstoffe, Gerbsäuren, Saponine und Bitterstoffe enthalten. Die Pflanze wirkt sich je nach eingenommener Menge negativ auf den Organismus aus.

So senken die Alkaloide die Anzahl der Leukozyten (weißen Blutkörperchen). Dadurch wird das Immunsystem unterdrückt und die Infektanfälligkeit erhöht. Es kommt schneller zu Erkältungskrankheiten und der Körper ist schlechter dazu in der Lage, Bakterien oder Viren abzuwehren. Der Mensch wird anfälliger. Zudem wirkt es blutdrucksenkend und kann zu Kreislaufproblemen und Atembeschwerden führen. Andere Vergiftungserscheinungen sind Magen-Darm-Beschwerden und sowie Hautrötungen.

Das Kleine Immergrün wird bis heute gegen verschiedene Erkrankungen in entsprechend niedriger Dosierung in der Naturheilkunde genutzt. Als Heilmittel findet es sich in Teemischungen, wird aber auch äußerlich angewendet. Sein Nutz- und Wirkungsbereich ist recht groß, weshalb es gern gegen unterschiedlichste Erkrankungen eingesetzt wurde. Es wurde früher gegen Husten, Verdauungsprobleme und Halsentzündungen genutzt.

Äußerlich fand es Anwendung gegen Abszesse und Wunden. Daneben wurde es zum Winden von Kränzen gebraucht, was auf die Elastizität der Stengel zurückzuführen ist. Sie ließen sich leicht biegen und damit leicht in Kränzen zu verarbeiten. Diese Kränze wurden von Frauen beim Tanzen getragen oder allgemein bei Feiern wie Hochzeiten verwendet. Außerdem galt das Immergrün als Liebespflanze und wurde gegen Lungenerkrankungen und Nasenbluten empfohlen.

Volkstümliche Namen des Kleinen Immergrüns sind Jungfernkraut, Singrün, Totengrün, Totentanz, Wintergrün, Totenveilchen und Bärwinkel. In der Heilkunde werden die Blätter verwendet. Abgesehen davon hat die Schulmedizin aus dem Kleinen Immergrün ein Krebsmittel gegen Leukämie entwickelt. 1987 hat das Bundesgesundheitsamt allerdings die Zulassung der Präparate widerrufen. Es darf nicht mehr als Rezepturarzneimittel genutzt werden. Daher findet Kleines Immergrün sich nur noch in homöopathischen Präparaten und gemischten Fertigpräparaten.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Eingesetzt wurde es im Besonderen gegen Keuchhusten, Magenschwäche und andere Magen-Darm-Beschwerden. Dazu gehören Durchfall und sowie Verdauungsschwäche. Außerdem wurde es bei Kreislaufproblemen und gegen Rheuma genutzt. Andere Anwendungsgebiete waren Bluthochdruck, Herzschwäche und Nasenbluten sowie Furunkel. Zudem fand Kleines Immergrün Anwendung bei Zahnschmerzen.

Die Pflanze hat eine antibakterielle, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung. Aus diesem Grund wurde sie auch äußerlich in Wickeln auf Wunden genutzt. Hierzu wurden die Blätter zu Tee verarbeitet und die für die Umschläge genutzten Tücher eingetaucht, bevor sie auf die betroffene Stelle gelegt wurden. Außerdem wirkt immergrün krampf- und schleimlösend. Dementsprechend fand es auch Anwendung bei Erkältungen. Es ist adstringierend und blutstillend.

Aufgrund der nicht ganz klaren Auswirkung der Pflanze auf die Gesundheit werden heute andere Heilpflanzen dem Immergrün vorgezogen. Zwar ist ihre große Bandbreite ein Argument für die Verwendung in Heilmitteln, allerdings zeigen sich häufig unerwünschte Nebenwirkungen, die auf die große Menge an Alkaloiden zurückzuführen sind.

Stattdessen wird heute der Wirkstoff Vincamin aus ihr gewonnen. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Alkaloid, welches die Durchblutung des Gehirns fördert. Bei Nutzung der gesamten Pflanze wird diese Wirkung nicht erzielt, da die Menge an Vincamin nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Stattdessen wird es in Tablettenform in einer Tagesdosis zwischen 40 und 60 Milligramm verabreicht. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig. In der Schulmedizin wird aufgrund der geringen Ausbeute an Vincamin aus einer Einzelpflanze auf andere Wirkstoffe zurückgegriffen.


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