Vergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Vergiftung oder Intoxikation ist eine krankhafte Funktionsstörung, die durch verschiedenartige Gifte (Toxine) verursacht worden ist. Diese Gifte dringen zumeist in den Blutkreislauf des Menschen ein und können schwere Krankheitsbeschwerden auslösen. Unbehandelt kann eine Vergiftung häufig auch zum Tod führen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass bei einer Vergiftung schnellstens ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden sollte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Vergiftung?

Eine Vergiftung kann zu sehr schweren Beschwerden und im schlimmsten Fall auch zum Tod des Betroffenen führen.
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Als Vergiftung wird die Aufnahme eines toxisch wirkenden Stoffs in Mengen bezeichnet, die lebensbedrohlich oder zumindest sehr riskant für die Gesundheit sein und zu Komplikationen und bleibenden Schäden führen können. Als Auslöser einer Vergiftung kommt jeder Stoff in Frage, der sich erheblich negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt und beispielsweise den Ausfall oder die Beeinträchtigung von Organen zur Folge haben kann. Aus diesen Umständen heraus resultieren meist auch die lebensgefährlichen Umstände einer Vergiftung.

Typische und häufig autretende Vergiftungen beim Menschen sind Pilzvergiftung und Lebensmittelvergiftung. Aber auch Vergiftungen durch verseuchtes Wasser kommen nicht selten vor. Auch das Gift einer Schlange oder anderer Tiere kann eine Vergiftung im Menschen hervorrufen.

Ursachen

Jeder Stoff, der eine Vergiftung auslösen kann, wirkt auf unterschiedliche chemische Kreise im Körper des Menschen ein. Der grundsätzliche Ablauf beginnt damit, dass der Giftstoff den biochemischen Reaktionsablauf unterbricht, indem er sich beispielsweise anstelle des körpereigenen Stoffs an einen Rezeptor bindet und verhindert, dass der Ablauf funktionieren kann. Diese Form der Vergiftung tritt häufig dann auf, wenn der Giftstoff die Nerven lähmt - deswegen kommt es zu schweren Schäden wie etwa Herzstillständen oder dem Atemstillstand, die eine Todesursache darstellen können.

Andere Giftstoffe sind schädlich, da sie beispielsweise die Muskelzellen blockieren und dafür sorgen, dass Herz- und Atemmuskulatur ausfallen und der Mensch dadurch stirbt. Eine Vergiftung entsteht immer dann, wenn ausreichend Schadstoffe im menschlichen Körper vorhanden sind, um Symptome hervorzurufen. Bei einigen Substanzen reichen bereits geringste Mengen, so etwa im Fall des Botulinumtoxins. Eine Vergiftung kann aber auch durch andere Stoffe entstehen, die an sich nicht giftig sind, aber eine Vergiftung hervorrufen können, wenn sie in zu großer Menge den Körper belasten - zu ihnen gehört beispielsweise Eisen, Arsen und Ethanol.

Häufige Vergiftungen

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Vergiftungsart können die auftretenden Symptome sehr unterschiedlich sein. Auf eine Vergiftung deuten oftmals Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wie Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall hin. Als begleitende Beschwerden können Kopfschmerzen auftreten. Außerdem kommen als Vergiftungssymptome Schwindel, Schweißausbrüche und Krämpfe sowie ein Kreislaufkollaps in Betracht.

Giftstoffe, die über die Haut oder Schleimhäute wirken, verursachen häufig Lähmungserscheinungen und verstärkten Speichelfluss. Dabei kann sich Hautausschlag bilden. Abhängig von der giftigen Substanz zeigen sich Anzeichen für eine Vergiftung unterschiedlich schnell. Nach einem Schlangenbiss können Vergiftungserscheinungen wie Atemnot, Lähmungserscheinungen und Schweißausbrüche binnen Sekunden eintreten.

Durch Vergiftungen können körperliche Abwehrreaktionen wie Fieber hervorgerufen werden. Schwerwiegende Vergiftungen können zur eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit bis zur Bewusstlosigkeit führen. Unbehandelte Vergiftungen können ein Herz-Kreislauf-Versagen oder einen Atemstillstand bewirken.

Eine Vergiftung kann ebenfalls Beschwerden wie Luftnot, Müdigkeit sowie Abgeschlagenheit verursachen. Häufig treten Symptome nach Lebensmittelvergiftungen auf. Ungewaschenes, gespritztes Obst oder zur Haltbarkeit verwendete chemische Substanzen können zu Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen führen. Stärkere Reaktionen des Körpers können durch eine Pilzvergiftung auftreten.

Es kann neben Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu heftigen Beschwerden wie Lähmungen, Herzrasen und Halluzinationen kommen. Fischvergiftungen können Bauchkrämpfe und massive Magen-Darm-Beschwerden sowie Schüttelfrost und Fieber auslösen. Eine Alkoholvergiftung wird von Symptomen wie Gleichgewichtsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit und Erbrechen begleitet.

Komplikationen

Eine Vergiftung kann zu sehr schweren Beschwerden und im schlimmsten Fall auch zum Tod des Betroffenen führen. In der Regel tritt der Tod allerdings erst dann ein, wenn es sich um eine sehr schwere Vergiftung handelt, die weiterhin nicht behandelt wird. Auch die einzelnen Symptome hängen dabei stark von der genauen Art der Vergiftung ab, sodass hier keine allgemeine Voraussage erfolgen kann.

Die Betroffenen fühlen sich unwohl und es kommt zu einer inneren Unruhe oder zu einer Verwirrtheit. Auch Erbrechen oder Übelkeit können durch die Vergiftung auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Die Patienten können auch an starken Schmerzen oder an Beschwerden im Bereich des Mannes und des Darms leiden. Weiterhin führt eine Vergiftung in schwerwiegenden Fällen zu einem Bewusstseinsverlust.

Mitunter kann auch eine Blutvergiftung eintreten.Die Behandlung richtet sich immer nach der Art der Vergiftung. Dabei treten zwar keine Komplikationen auf, allerdings kann das Leben des Patienten nicht in jedem Fall gerettet werden. Bei leichten Vergiftungen kommt es meistens zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Zeigen sich nach dem Konsum von Lebensmitteln Beschwerden und plötzliche Veränderungen der Gesundheit, besteht Anlass zur Besorgnis. Bei Unwohlsein, einer inneren Schwäche oder Schwindel, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Magenkrämpfe, Durchfall oder rasche Veränderungen des Blutdrucks weisen auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hin, die untersucht und behandelt werden muss. Zeigen sich Verfärbungen, allgemeine Funktionsstörungen oder Störungen der Mobilität, ist dies von einem Arzt abklären zu lassen. In schweren Fällen muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Bei Vergiftungen droht das plötzliche Ableben des Betroffenen.

Bis zur Ankunft eines Notarztes sind von anwesenden Personen Maßnahmen der ersten Hilfe zu ergreifen. Treten die gesundheitlichen Veränderungen auf, obwohl keine Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten konsumiert wurden, können sich Gase oder andere Schadstoffe in der Luft befinden. Es besteht ebenfalls ein schneller Handlungsbedarf, da die Giftstoffe über die Atmung in den Organismus gelangen und gleichermaßen schädlich sind. Bei Muskelkrämpfen, Erbrechen oder einem Zusammenbruch des Kreislaufs benötigt der Betroffene Hilfe. Der Verlust des Bewusstseins, Einbußen des Sehvermögens sowie Störungen der Sprache sollten schnellstmöglich einem Arzt vorgestellt werden. Juckreiz, Schwellungen oder Schmerzen sollten als Warnhinweise des Körpers verstanden werden. Nehmen vorhandene Beschwerden an Umfang und Intensität zu oder zeigen sich neue Symptome, wird ein Arzt benötigt.

Behandlung & Therapie

Eine Vergiftung ist ein Ernstfall, da der Körper gefährliche Symptome zeigt und den Giftstoff vermutlich selbst nicht mehr alleine aus dem Körper befördern bzw. ausscheiden kann. Daher besteht die Behandlung meist darin, entweder im Krankenhaus ein intravenöses Gegengift zu verabreichen, das den Auslöser der Vergiftung blockiert oder zerstört, oder den Magen auszupumpen, um die Reste des Stoffträgers aus dem Körper zu entfernen.

Eine Besserung der Vergiftung sollte sich binnen weniger Stunden zeigen, es kann parallel dazu auch symptomatisch behandelt werden. Die Problematik bei der Vergiftung besteht häufig jedoch darin, den Giftstoff auszumachen, der sie verursacht - bei einem Schlangenbiss ist es etwa nicht immer ersichtlich, welcher Stoff verantwortlich ist. Auch andere Vergiftungen zeigen gelegentlich allgemeine Symptome, die auf verschiedene Vergiftungen und Erkrankungen schließen lassen würden, die nichts mit dem Toxin zu tun haben.

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Vorbeugung

Die Vorbeugung einer Vergiftung kann jeder Erwachsene selbst in die Hand nehmen. Vorsicht ist beispielsweise bei Spurenelementen wie Eisen und anderen metallischen Stoffen geboten - wenn sie als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, können sie in guter Absicht überdosiert werden. Bei Kindern müssen Erwachsene besonderen Wert auf die Vorbeugung der Vergiftung legen und beispielsweise verhindern, dass sie draußen bunte, aber giftige Beeren essen oder mit Putzmitteln im Haus spielen.

Durch diese Ursachen entstehen die meisten behandlungsbedürftigen Vergiftungen bei Kindern - denn sie wissen nicht, welche Stoffe gefährlich für sie sind, und hören meist auch nicht auf Erwachsene, die sie warnen. Auch bei der Nahrungsergänzung von Kindern sollte aufgepasst werden, da eine Überdosis aus gutem Willen entstehen kann.

Ebenso sollten keine unbekannten Pilze gegessen werden. Sauberes Wasser, vor allem in tropischen Ländern, muss meist gekauft werden, da das Leitunsgwasser nicht unseren europäischen Standarts enspricht.

Nachsorge

Die Nachsorge nach einer Vergiftung ist abhängig von der Art und Schwere der Vergiftung. In jedem Fall muss der Patient nach dem Vorfall einige Tage bis Wochen beobachtet werden. Bei schweren Vergiftungen, die mit ernsten körperlichen Beschwerden einhergehen, ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus angezeigt.

Der behandelnde Arzt kontrolliert regelmäßig den Allgemeinzustand des Patienten und leitet bei Bedarf weitere Maßnahmen ein. Der Arzt klärt hierbei die Beschwerden ab und informiert sich gegebenenfalls auch über die Hintergründe der Vergiftung. Die Nachsorge übernimmt in der Regel der Arzt, der bereits die Behandlung der Vergiftung übernommen hat. Je nach Art der Vergiftung kann dies der Hausarzt oder ein Facharzt sein.

Bei einer schweren Vergiftung erfolgt die Erstbehandlung oft durch den Notarzt und die Nachsorge durch den Klinikarzt. Wurde die Vergiftung absichtlich herbeigeführt, etwa durch die Überdosierung eines Medikaments oder übermäßigen Alkoholkonsum, kann unter anderem auch eine therapeutische Beratung notwendig sein. Welche Maßnahmen im Detail sinnvoll sind, hängt von der Art der Vergiftung und den Umständen, die dazu geführt haben ab und muss von Fall zu Fall entschieden werden.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Vergiftung gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Die betroffene Person sollte sich ruhig hinsetzen und den Notruf wählen. Je nach Art der Vergiftung können anschließend verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Vergiftungserscheinungen zu lindern und bestenfalls den Giftstoff auszuschwemmen.

Sind die Augen betroffen, sollte die Lidspalte mit lauwarmem Wasser ausgespült werden. Eine Vergiftung mit Beteiligung der Haut muss ebenfalls mit lauwarmem Wasser und Seife behandelt werden. Kleidung, die mit dem Giftstoff in Kontakt geraten ist, muss in jedem Fall entfernt werden. Bei Erbrechen muss die betroffene Person in Bauch- und Kopftieflage gehalten und stabilisiert werden. Wurde das Gift verschluckt, muss ein Erbrechen vermieden werden. Bei Bewusstlosigkeit sollte der Notarzt gerufen werden. Die betroffene Person muss in die stabile Seitenlage gebracht und überwacht werden. Geeignete Gegenmittel aus dem Fachhandel sind Medizinalkohle und entschäumende Arzneimittel. Die Verabreichung erfolgt am besten in Rücksprache mit dem Giftnotruf oder ärztlichem Personal.

Gegebenenfalls ist es erlaubt, Flüssigkeit aufzunehmen, um die Ausschwemmung des Giftstoffs zu fördern. Die genauen Maßnahmen, die bei einer Vergiftung zu ergreifen sind, kann ein Facharzt für innere Medizin nennen. Personen, die beruflich oder privat Giftstoffen ausgesetzt sind, sollten sich bereits im Vorfeld über Erste-Hilfe-Maßnahmen informieren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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