Kniegelenk
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers und für den aufrechten Gang des Menschen von elementarer Bedeutung. Aufgrund dieser herausragenden Stellung ist es anfällig für Verschleiß und Verletzungen und einer der häufigsten Gründe für die Vorstellung beim Arzt in der orthopädischen Praxis.
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Was ist das Kniegelenk?
Das Kniegelenk ist eigentlich ein zusammengesetztes Gelenk aus 3 Knochen: dem Oberschenkelknochen (Femur), dem Schienbein (Tibia) sowie der Kniescheibe (Patella).
Anatomisch gesehen zählt auch das Gelenk zwischen Schienbein und Wadenbein (Fibula) zum Knie, dieses nimmt an den eigentlichen Bewegungen des Kniegelenks jedoch nicht teil.
Die Bewegung im Kniegelenk ist im Grunde eine Scharnierbewegung zwischen Streckung (Extension) und Beugung (Flexion), hinzu kommt eine leichte Rotation.
Anatomie & Aufbau
Zwei große Rollen am Ende des Oberschenkelknochens, die sogenannten Femurkondylen, artikulieren mit den eher flach geformten Gelenkflächen des Schienbeins. Die Schienbeinflächen sind dabei innen wie außen von den beiden Menisken umrahmt. Sie bilden ein Gleitlager für die Gelenkrollen des Oberschenkelknochens, umrahmen das mittlere und das äußere Gelenk wie zwei Pfannenund garantieren durch ihre Beweglichkeit die Rotation des Kniegelenkes.
In der Mitte zwischen innerer und äußerer Oberschenkelrolle befinden sich die Kreuzbänder, welche jeweils Oberschenkel mit Schienbein verbinden und sich in ihrem Verlauf dabei gegenseitig kreuzen. Das vordere Kreuzband zieht dabei von oben-außen-hinten nach unten-innen-vorne; das hintere Kreuzband von oben-innen-vorne nach unten-außen-hinten. Sie begrenzen vor allem die Rotation. Zu beiden Seiten des Kniegelenks befindet sich jeweils ein Seitenband, welches die seitliche Aufklappbarkeit des Kniegelenks verhindert.
Vorn am Kniegelenk befindet sich die Kniescheibe, welche über eine Sehnenverbindung zwischen vorderer Oberschenkelmuskulatur und Vorderrand des Scheinbeins ins Gewebe (Fettkörper) eingebettet ist und mit ihrer Hinterfläche Kontakt zum Oberschenkelknochen hat und an diesem entlanggleitet.
Die großen Blutgefäße und Nerven ziehen allesamt durch die Kniekehle. Hier kann der Kniekehlenpuls getastet werden und die für die Versorgung der Unterschenkel und Füße nötigen Strukturen sind optimal vor Verletzungen geschützt. Eine sehr anfällige Stelle für Nervendruckschäden bildet der Verlauf des sogenannten Nervus fibularis, der am Wadenbeinköpfchen, also außen seitlich unterhalb des Kniegelenkes, sehr oberflächlich verläuft.
Funktion & Aufgaben
Das Kniegelenk ist ein Radwinkelgelenk, eine Kombination aus Rad- und Scharniergelenk. Um zwei Hauptachsen sind vier Hauptbewegungen möglich:
Streckung und Beugung sind dabei die Hauptrichtungen, zudem ist bei leichter Beugung eine Außen- sowie Innenrotation möglich. Bei gestrecktem Kniegelenk verhindern die maximal gespannten Außenbänder diese Rotation. Überstreckung ist nur bei besonderem Training oder Bänderschlaffheit möglich.
Der Unterschenkel kann bis zu einem Beugungswinkel von 160 Grad an die Oberschenkelrückseite herangeführt werden, wobei am Ende nicht der Bandapparat des Gelenkes sondern die Weichteile des Ober- und Unterschenkels eine weitere Beugung verhindern.
Die Erfassung der Bewegungsgrade sowie die Erfassung der Bänderintegrität und -funktion mit spezifischen Tests sind Grundlage jeder unfallchirurgischen und orthopädischen Untersuchung des Kniegelenks.
Krankheiten & Beschwerden
Das vordere Kreuzband ist dabei eine stark gefährdete Struktur insbesondere bei Rotationsbewegungen (Ski verkantet, Loch im Boden auf dem Fußballfeld etc.). Häufig ist eine Kombinationsverletzung mehrerer Bänder, z.B. das sogenannte "Unhappy triad" aus vorderem Kreuzbandriss, innerer Meniskusverletzung und Ruptur des inneren Seitenbandes. Die Menisken können jedoch auch im Rahmen der allgemeinen Degeneration (Arthrose) zerstört werden.
Da bei einer Kniegelenksverletzung oftmals kleine Blutgefäße mitzerreißen, kommt es oft zu einem Gelenkerguss, welcher die gezielte körperliche Untersuchung für den Arzt erschwert ("jede Bewegung tut weh"). Dann sind oftmals Röntgenbild, MRT-Aufnahme oder diagnostische Kniegelenkspiegelung nötig, um das genaue Ausmaß der Verletzung zu erfassen.
Bei älteren Menschen zählt die Kniegelenksarthrose zu den häufigsten Gelenkbeschwerden. Anfangs mit Schmerzen nur bei Belastung ("Anlaufschmerz"), kann sie über eine zunehmende Entzündung innerhalb kurzer oder langer Zeit zu einem Dauerschmerz werden, welcher die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Helfen anfangs noch Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen, wird oftmals bald eine Kniegelenksspülung und schließlich ein Gelenkersatz mit einer Prothese nötig.
Dieser stellt eine definitive Heilungsmöglichkeit dar und kann die Schmerzen schon wenige Tage nach der Operation vergessen machen, sollte jedoch erst am Ende der Therapiestrategie stehen.
Quellen
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
- Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018