Schmerzmittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers an das Gehirn, dass etwas im menschlichen Organismus nicht in Ordnung ist. Viele Schmerzformen sind harmlos und treten mehrmals im Leben für kurze Zeit auf, so beispielsweise Kopfschmerzen, die innerhalb weniger Stunden meist durch Einnahme eines leichten Schmerzmittels wieder verschwinden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Schmerzmittel?

Es gibt auf dem Arzneimittelmarkt eine Vielzahl verschiedener Schmerzmittel, welches Präparat für einen Patienten in Frage kommt, ist abhängig von der Schmerzart.

Es gibt auf dem Arzneimittelmarkt eine Vielzahl verschiedener Schmerzmittel, welches Präparat für einen Patienten in Frage kommt, ist abhängig von der Schmerzart.

Leichte Schmerzmittel, die zumeist bei leichten oder mittelstarken Schmerzen angewandt werden sind oftmals frei verkäuflich in der Apotheke und bedürfen keiner Verordnung durch den Arzt.

Trotz der freien Verkäuflichkeit sollten Schmerzmittel grundsätzlich nicht ohne ärztlichen Rat über einen längeren Zeitraum angewandt werden, um unvorhergesehene Nebenwirkungen zu vermeiden.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Schmerzmittel ist so alt wie die Menschheit selbst, beginnend mit den ersten Anwendungen natürlicher Substanzen bis hin zu den modernen pharmakologischen Entwicklungen.

Antike: Bereits in der Antike wurden natürliche Substanzen wie Weidenrindenextrakt, der Salicylsäure enthält, von verschiedenen Kulturen genutzt, um Schmerzen und Fieber zu lindern. Auch Opium, gewonnen aus dem Schlafmohn, war im Altertum im Mittelmeerraum weit verbreitet und wurde sowohl als Schmerzmittel als auch als Rauschmittel eingesetzt.

Mittelalter bis 19. Jahrhundert: Im Mittelalter wurden vor allem Kräuter und Alkohol zur Schmerzlinderung verwendet. Die wissenschaftliche Revolution führte zur systematischeren Erforschung von Pflanzen und deren medizinischem Potenzial. Im 19. Jahrhundert isolierte der deutsche Chemiker Friedrich Sertürner das Morphin aus Opium, das erste Alkaloid, das je isoliert wurde, und legte damit den Grundstein für die moderne Pharmakologie.

20. Jahrhundert: Im frühen 20. Jahrhundert wurde Aspirin entwickelt, ein Derivat der Salicylsäure, das schnell zu einem der am weitesten verbreiteten Schmerzmittel weltweit wurde. Später kamen andere nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs) wie Ibuprofen und Naproxen hinzu. Die Entdeckung und Entwicklung von Paracetamol bot eine alternative Schmerz- und Fieberbehandlung.

21. Jahrhundert: Heute konzentriert sich die Forschung auf die Entwicklung von Schmerzmitteln, die effektiv sind, aber weniger Nebenwirkungen und Suchtpotenzial aufweisen. Dazu gehört die Erforschung von Opioid-Alternativen und zielgerichteten Therapien, die spezifische Schmerzwege im Körper adressieren.

Die Entdeckung und Entwicklung von Schmerzmitteln zeigt den Fortschritt der medizinischen Wissenschaft und die kontinuierliche Suche nach sichereren und wirksameren Behandlungsmethoden für Schmerz.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Zur Anwendung kommen Schmerzmittel bei unterschiedlichen Erkrankungen, sowie zur rein symptomatischen Behandlung von Schmerzen. Einige Schmerzmittel, sogenannte Analgetika wirken nicht nur schmerzstillend, sondern auch entzündungshemmend und werden daher bei Entzündungsherden im Körper eingesetzt. Grundsätzlich gibt es drei Hauptarten von Schmerzmitteln, hierzu gehören freiverkäufliche Schmerzmittel gegen leichte Schmerzen, die bei akuten Symptomen auch ohne ärztlichen Rat eingenommen werden können.

Solche Mittel sind zur Bekämpfung von leichten Zahnschmerzen, Kopfschmerzen oder anderen, vorübergehenden Schmerzarten gedacht. Bei stärkeren Schmerzen kommt die zweite Gruppe von Schmerzmitteln zu Einsatz, es handelt sich hier um Opiate.

Diese Medikamente werden ausschließlich von einem Arzt verordnet und dürfen nur nach ärztlicher Vorschrift eingenommen werden. Opiate werden bei unterschiedlichsten Erkrankungen eingesetzt. Sie kommen sowohl für die Linderung von Schmerzen nach operativen Eingriffen in Frage, als auch zur Behandlung von schwerkranken Personen mit starken Schmerzen.

Die dritte Gruppe von Schmerzmittel, die anästhesierenden Präparate werden zur Ausschaltung des Schmerzempfindens für medizinische Eingriffe eingesetzt. Beim Zahnarzt kommen derartige Schmerzmittel ebenso zum Einsatz wie im Krankenhaus vor chirurgischen Eingriffen.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Schmerzmittel

Schmerzmittel gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten, der Grund hierfür liegt darin, dass sehr viele Erkrankungen mit Schmerzen einher gehen, die für den Patienten ohne Medikamente nicht erträglich wären.

Für die Linderung von Schmerzen werden unterschiedliche Schmerzmittel eingesetzt, welches Mittel für einen Patienten geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab.

Zum einen muss der Arzt eine Kosten-Nutzen Abwägung durchführen, starke Schmerzmittel haben häufig auch starke Nebenwirkungen und sollten daher nur zum Einsatz kommen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, die Schmerzen des Patienten zu lindern.

Auch Allergien auf einzelne Wirkstoffe müssen beim einzelnen Patienten beachtet werden, während Patient A beispielsweise problemlos ein Analgetikum einnehmen kann, ist bei Patient B durchaus eine Überempfindlichkeitsreaktion möglich.

Bekannte und typische Schmerzmittel sind:

Weiterhin unterscheidet man in pflanzliche und natürliche Schmerzmittel und chemische Schmerzmittel der Pharmaindustrie. Zu den pflanzlichen und natürlichen Schmerzmittel zählen: Weidenrinde, Brennessel, Teufelskrallenwurzel, Arnikablüten und Senfsamen. Als ätherische Öle gegen Schmerzen kommen Öle aus Eukalyptus, Fichtennadeln, Kiefernnadeln und Kampfer in Betracht.


Risiken & Nebenwirkungen

Jedes Schmerzmittel hat neben den gewünschten Wirkungen auch eine Reihe von Nebenwirkungen und Risiken, die unterschiedlich intensiv ausfallen können. Während einige Patienten problemlos hohe Dosen von Schmerzmitteln vertragen, ist in anderen Fällen mit Begleitsymptomen zu rechnen. Besonders häufig kommt es zu Auswirkungen auf das Magen-Darm-System. Übelkeit wird bei vielen Patienten ebenso beobachtet wie Durchfall oder Bauchschmerzen.

Solche Nebenwirkungen sind in der Regel deutlich harmloser, als die zugrunde liegenden Beschwerden und sollten daher in Kauf genommen werden. Bei Opiaten, welche direkt auf der Schmerzempfinden im Gehirn wirken, sind auch zentralnervöse Störungen als Nebenwirkung häufig beobachtet.

Viele Patienten fühlen sich müde, schwach und erschöpft. Nebenwirkungen durch Schmerzmittel verschwinden in der Regel ohne Behandlung, sobald das Medikament nicht mehr eingenommen wird.

Alternativen

Neben traditionellen Schmerzmitteln wie NSAIDs, Opioiden und Paracetamol gibt es verschiedene alternative Medikamente und Therapieformen zur Schmerzlinderung, die zunehmend an Popularität gewinnen, insbesondere für Patienten, die nach Optionen mit weniger Nebenwirkungen oder Suchtpotenzial suchen.

1. Nicht-medikamentöse Alternativen:

Physiotherapie: Kann besonders wirksam bei chronischen Schmerzen wie Rücken- oder Nackenschmerzen sein. Durch gezielte Übungen und manuelle Therapie können Muskelverspannungen gelöst und die Schmerzintensität reduziert werden.

Akupunktur: Eine Methode der traditionellen chinesischen Medizin, bei der dünne Nadeln in spezifische Punkte des Körpers eingeführt werden, um Schmerzen zu lindern und die körpereigenen Heilungsprozesse zu fördern.

Massage: Kann Spannungen lösen, die Durchblutung fördern und das Wohlbefinden steigern, was insgesamt zu einer Schmerzreduktion führen kann.

2. Pflanzliche und natürliche Heilmittel:

CBD-Öl (Cannabidiol): Wird aus der Cannabispflanze gewonnen und ist bekannt für seine schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften ohne die psychoaktiven Effekte von THC.

Kurkuma: Enthält Curcumin, eine Verbindung mit starken entzündungshemmenden Eigenschaften, die bei der Behandlung von Gelenkschmerzen unterstützend wirken kann.

Ingwer: Ein weiteres natürliches entzündungshemmendes Mittel, das zur Behandlung von Muskelschmerzen nach dem Training sowie bei arthritischen Schmerzen eingesetzt wird.

3. Verhaltenstherapie:

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Kann Patienten helfen, Schmerzen besser zu verstehen und zu bewältigen, indem sie lernen, schmerzverstärkende Gedanken- und Verhaltensmuster zu verändern.

Vergleich:

Im Vergleich zu traditionellen Schmerzmitteln bieten diese alternativen Methoden oft den Vorteil, dass sie weniger Nebenwirkungen und kein Abhängigkeitsrisiko mit sich bringen. Allerdings können sie bei akuten oder sehr starken Schmerzen weniger sofortige Linderung bieten. Die Effektivität kann zudem von Person zu Person variieren. Viele Patienten finden jedoch in der Kombination aus traditionellen und alternativen Therapien die beste Strategie zur Schmerzbewältigung.

Forschung & Zukunft

Die Forschung zu Schmerzmitteln entwickelt sich ständig weiter, mit dem Ziel, effektivere und sicherere Behandlungsmethoden zu entwickeln. Aktuelle Trends in diesem Bereich konzentrieren sich insbesondere auf die Verringerung von Nebenwirkungen und das Suchtpotenzial herkömmlicher Schmerzmittel. Hier sind einige der wichtigsten Entwicklungen und Trends:

1. Zielgerichtete Schmerztherapien: Forscher arbeiten an der Entwicklung von Medikamenten, die gezielt auf spezifische Schmerzsignale oder -wege im Körper abzielen, ohne dabei das zentrale Nervensystem zu beeinträchtigen. Dies könnte die Wirksamkeit erhöhen und das Risiko von Nebenwirkungen reduzieren.

2. Biologische Therapien: Die Entwicklung von biologischen Medikamenten, die Entzündungsprozesse auf molekularer Ebene beeinflussen, bietet neue Wege zur Behandlung chronischer Schmerzzustände, insbesondere bei autoimmunen und entzündlichen Erkrankungen.

3. Cannabis und Cannabinoide: Die medizinische Verwendung von Cannabis und cannabinoidbasierten Therapien wird zunehmend erforscht und genutzt, um Schmerz zu behandeln. Diese Substanzen bieten das Potenzial für eine effektive Schmerzlinderung bei geringerem Risiko für Abhängigkeit im Vergleich zu Opioiden.

4. Neuromodulation: Techniken wie die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) und die spinale Kordstimulation werden weiterentwickelt, um Schmerzsignale direkt im Nervensystem zu modulieren und zu blockieren.

5. Peptid-basierte Schmerzmittel: Forschungen zu Peptiden, die sich gezielt an Schmerzrezeptoren binden, versprechen neue schmerzlindernde Medikamente, die weniger Nebenwirkungen haben als herkömmliche Opioide und NSAIDs.

Diese innovativen Ansätze reflektieren das wachsende Verständnis der komplexen Natur von Schmerz und den Bedarf an individuell angepassten Therapien, die eine wirksame Schmerzlinderung bieten, ohne die Lebensqualität der Patienten durch Nebenwirkungen oder Abhängigkeit zu beeinträchtigen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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