Kontaktlinsen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kontaktlinsen gehören, wie Brillen, zu den Sehhilfen und korrigieren Sehfehler. Sie werden mithilfe der Fingerspitzen auf das Auge bzw. auf den darauf befindlichen Tränenfilm aufgelegt und können so alle gängigen Fehlsichtigkeiten ausgleichen. Das Tragen einer Brille kann auf diese Weise vermieden werden, was Kontaktlinsen auch einen praktischen und modischen Aspekt verleiht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Kontaktlinsen?

Im Gegensatz zur Brille werden Kontaktlinsen direkt auf dem Auge getragen und sind daher von außen nahezu unsichtbar.

Kontaktlinsen zählen, wie Brillen, zu den optischen Hilfsmitteln, welche das menschliche Sehen verbessern und Sehfehler wie Kurz- oder Weitsichtigkeit ausgleichen sollen.

Im Gegensatz zur Brille werden Kontaktlinsen aber direkt auf dem Auge getragen und sind daher von außen nahezu unsichtbar. Aus diesem Grund sind sie etwa bei Sportlern oder auch bei besonders modebewussten Menschen sehr beliebt.

Für letztere existieren auf dem Markt auch sogenannte kosmetische Kontaktlinsen etwa in Reptil- oder Raubkatzenoptik, die weniger einen medizinischen Zweck erfüllen, sondern als "Hingucker" dienen. Die Kosten für Kontaktlinsen werden in Deutschland meist nicht von den Krankenkassen übernommen.

Geschichte

Die Geschichte der Kontaktlinsen beginnt überraschenderweise schon im 16. Jahrhundert. Leonardo da Vinci skizzierte 1508 die ersten Ideen, die das Prinzip von Kontaktlinsen betreffen könnten, als er die Brechung des Lichts in der Hornhaut beim Eintauchen des Kopfes in eine Wasserschale erforschte. Aber erst 1801 präsentierte Thomas Young ein erstes praktisches Modell, basierend auf da Vincis Konzepten, indem er eine winzige Wasserblase vor seinem Auge als Linse nutzte.

Die eigentliche Entwicklung der modernen Kontaktlinsen begann jedoch erst im späten 19. Jahrhundert. Der deutsche Glasbläser F.E. Müller stellte 1887 die erste Kontaktlinse her, die sicher und relativ komfortabel über mehrere Stunden direkt auf der Hornhaut getragen werden konnte. Diese Linsen waren aus Glas und deckten die gesamte vordere Augenoberfläche ab.

Die Technologie entwickelte sich weiter und im Jahr 1936 führten William Feinbloom in New York Kunststoffmaterialien in die Herstellung von Kontaktlinsen ein, was die Linsen leichter und angenehmer zu tragen machte. Dies markierte den Beginn der Verwendung von Kunststoffen in Kontaktlinsen.

Ein wesentlicher Durchbruch gelang in den 1950er Jahren durch die tschechoslowakischen Chemiker Otto Wichterle und Drahoslav Lím, die das hydrophile (wasseranziehende) Polymer HEMA entwickelten. Dies ermöglichte 1959 die Produktion der ersten weichen Kontaktlinsen, welche die Kontaktlinsenindustrie revolutionierten, da sie deutlich verbesserten Tragekomfort und längere Tragezeiten boten. Die weichen Linsen, die wir heute kennen, stammen im Wesentlichen von diesen Entwicklungen ab.

Heute sind Kontaktlinsen in verschiedenen Typen verfügbar, darunter Tageslinsen, Monatslinsen und spezialisierte Linsen für unterschiedliche Sehkorrekturen und Augenbedingungen, was sie zu einer beliebten Alternative zu Brillen macht.

Vorteile & Nutzen

Kontaktlinsen bieten mehrere Vorteile gegenüber traditionellen Brillen, die sie für viele Menschen zur bevorzugten Sehhilfe machen:

Umfassendes Sichtfeld: Kontaktlinsen bedecken das gesamte Auge und ermöglichen ein natürliches Blickfeld ohne Rahmenbegrenzungen oder die Verzerrungen, die oft an den Rändern von Brillengläsern auftreten. Dies führt zu einer klareren, ununterbrochenen Sicht.

Kein Beschlagen und Verschmutzen: Im Gegensatz zu Brillen beschlagen Kontaktlinsen nicht bei Temperaturänderungen, noch werden sie durch Regen oder Schmutz beeinträchtigt. Dies macht sie besonders vorteilhaft bei schlechtem Wetter oder während sportlicher Aktivitäten.

Bewegungsfreiheit: Kontaktlinsen sind ideal für Sport und körperliche Aktivitäten, da sie nicht verrutschen oder herunterfallen, wie es bei Brillen der Fall sein kann. Sie ermöglichen eine größere Bewegungsfreiheit und verringern das Risiko von Verletzungen bei Aktivitäten.

Ästhetik: Viele Menschen bevorzugen Kontaktlinsen, weil sie unsichtbar sind und das natürliche Aussehen nicht verändern. Sie ermöglichen es den Trägern, ihr Aussehen ohne sichtbare Brillengestelle zu bewahren.

Kompatibilität mit Sonnenbrillen und Schutzbrillen: Träger von Kontaktlinsen können problemlos jede Art von nicht verschreibungspflichtigen Sonnen- oder Schutzbrillen über den Linsen tragen, ohne sich um die Passform oder optische Qualität sorgen zu müssen.

Visuelle Korrektur bei hoher Dioptrienzahl: Für Personen mit sehr hoher Kurz- oder Weitsichtigkeit bieten Kontaktlinsen oft eine bessere visuelle Qualität als Brillen, da sie keine Dickenbegrenzungen oder Gewichtsprobleme haben, die bei starken Brillengläsern auftreten können.

Diese Vorteile machen Kontaktlinsen zu einer attraktiven Option für viele, die eine diskrete und effektive Lösung zur Korrektur ihrer Sehschwäche suchen.

Formen, Arten & Typen

Wer Kontaktlinsen tragen möchte, kann sich zwischen formstabilen ("harten") oder weichen Modellen entscheiden. Erstere bestehen aus einem nicht-flexiblen Kunststoff und werden auf den dünnen Tränenfilm auf der Hornhaut des Auges aufgelegt.

Sie weisen einen Durchmesser von ca. 10 mm auf. Nach Ablauf der maximalen Tragedauer müssen sie aus dem Auge entfernt und mithilfe einer speziellen Flüssigkeit gereinigt bzw. in diese eingelegt werden. Weiche Kontaktlinsen sind flexibel und passen sich dem Auge besser an; aus diesem Grund sind mit 12 - 16 mm deutlich größer als die formstabilen Modelle.

Sie bedürfen keiner Reinigung, sondern werden nach dem Tragen entsorgt. Mittlerweile existieren weiche Kontaktlinsen, die mehrere Monate bis zu einem Jahr im Auge getragen werden können.

Aufbau, Funktion & Wirkungsweise

Kontaktlinsen bestehen aus Kunststoff und sind dabei unabhängig vom jeweiligen Modell sauerstoffdurchlässig. Sie werden je nach der Fehlsichtigkeit, die korrigiert werden soll, eingeschliffen und können so verschiedene Dioptrienwerte erhalten.

In den meisten Fällen wird entweder eine Kurz- oder eine Weitsichtigkeit durch den Einsatz von Kontaktlinsen korrigiert. Heutzutage sind bereits sehr komplexe Modelle der dünnen Kunststofflinsen möglich. Zum Beispiel können sogenannte alternierende Kontaktlinsen eingesetzt werden, die zwei unterschiedliche optische Zonen in sich vereinen. Multifokallinsen ermöglichen es dem Träger, sowohl in der Nähe als auch in der Entfernung scharf sehen zu können. Dies ist bei harten als auch weichen Linsen gleichermaßen möglich.

Spezielle Nachtlinsen, die über Nacht getragen werden, können das Sehen für mehrere Tage korrigieren. Im Vergleich zur Verwendung einer Brille bieten Kontaktlinsen eine deutlich weniger verkleinerte bzw. vergrößerte Sicht auf die Objekte, da sie direkt auf dem Auge getragen werden.

Das Sehfeld wird außerdem im Gegensatz zur Sicht durch Brillengläser nicht eingeschränkt. Um eine angemessene Funktion der Kontaktlinsen zu gewährleisten und Schäden im Auge zu vermeiden, sollten Kontaktlinsen grundsätzlich von Augenärzten oder Optikern angepasst werden.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Kontaktlinsen erfüllen in erster Linie den Zweck, Fehlsichtigkeiten eines oder beider Augen auszugleichen.

Die meisten gängigen Sehfehler können mit ihrer Hilfe behoben werden. Im Gegensatz zu einer Brille findet diese Korrektur optisch unauffällig statt und kann vom Gegenüber oftmals gar nicht wahrgenommen werden. Dies ist besonders für sportlich aktiven Menschen praktisch. In bestimmten Arbeitsbereichen, in denen aus Sicherheitsgründen das Tragen einer Brille verboten ist, können Kontaktlinsen ebenfalls zum Einsatz kommen.

Auch modebewusste Personen sehen im Tragen von Kontaktlinsen einen deutlichen Vorteil, denn eine Brille wird oftmals als störend empfunden. Kosmetische Kontaktlinsen erfüllen allerdings im Gegensatz zu den korrigierenden Modellen kaum noch eine medizinische oder gesundheitliche Aufgabe, sondern werden vornehmlich genutzt, um durch eine Änderung der Augenfarbe oder auch die Form der Augen aufzufallen.

Das Tragen von Kontaktlinsen kann empfindlichen Menschen allerdings auch Probleme bereiten, indem die Fremdkörper auf dem Auge als störend oder kratzend empfunden werden. Nachlässigkeit bei der Hygiene oder zu langes Tragen kann unter anderem Bindehautentzündungen verursachen. Kontaktlinsenträger sollten sich daher immer an die genauen Vorgaben halten.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Kontaktlinsen erfordert sorgfältige Hygiene und korrekte Handhabung, um das Risiko von Augeninfektionen und anderen Komplikationen zu minimieren. Vor dem Einsetzen oder Herausnehmen der Linsen sollten die Hände gründlich mit Seife gewaschen und gut abgetrocknet werden. Die Linsen selbst müssen regelmäßig mit speziellen Kontaktlinsenlösungen gereinigt und desinfiziert werden, um Ablagerungen und Keime zu entfernen. Es ist wichtig, die Kontaktlinsen nicht länger zu tragen als vom Hersteller oder Augenarzt empfohlen und die Linsen regelmäßig auszutauschen.

In Bezug auf die Sicherheit können mangelnde Hygiene oder die Missachtung der Tragezeiten zu verschiedenen Augenproblemen führen, einschließlich Infektionen wie der Keratitis, einer Entzündung der Hornhaut. Außerdem können Probleme wie trockene Augen oder allergische Reaktionen auftreten. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Kontrolle durch einen Fachmann wichtig, um die Gesundheit der Augen und die Eignung der Linsen sicherzustellen.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Kontaktlinsen ist streng geregelt. Hersteller müssen verschiedene internationale Standards und Richtlinien erfüllen, um sicherzustellen, dass die Produkte sicher und wirksam sind. Dies schließt regelmäßige Überprüfungen der Produktionsanlagen, die Einhaltung von Hygienestandards und die Durchführung von Tests zur Bestätigung der Linsenqualität ein.

Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Risiken, die mit dem Tragen von Kontaktlinsen verbunden sind, zu minimieren und die Sicherheit und Zufriedenheit der Verbraucher zu gewährleisten.

Alternativen

Für Personen, bei denen die Verwendung von Kontaktlinsen nicht möglich oder nicht empfohlen ist, stehen verschiedene alternative Sehkorrekturen zur Verfügung:

Brillen: Die gängigste und einfachste Alternative zu Kontaktlinsen sind Brillen. Sie sind in einer Vielzahl von Stärken, Formen und Materialien verfügbar und können individuell an die Sehbedürfnisse und den persönlichen Stil des Trägers angepasst werden. Brillen bieten den Vorteil, dass sie das Auge vor Umwelteinflüssen schützen und keine direkte Berührung mit der Augenoberfläche erfordern, was das Risiko von Infektionen minimiert.

'Refraktive Chirurgie: Für eine dauerhafte Korrektur von Sehfehlern bieten sich operative Methoden wie die LASIK (Laser-Assisted In Situ Keratomileusis) an. Diese Verfahren verwenden Laser, um die Form der Hornhaut dauerhaft zu verändern und die Sehfähigkeit zu verbessern. Solche Operationen sind besonders für Personen geeignet, die keine Brillen oder Kontaktlinsen tragen möchten oder können, jedoch ist eine gründliche Voruntersuchung und Beratung durch einen Facharzt notwendig.

Orthokeratologie (Ortho-K): Diese Methode verwendet speziell geformte Kontaktlinsen, die nur nachts getragen werden. Sie formen die Hornhaut temporär um, so dass der Träger tagsüber eine verbesserte Sehkraft ohne Brille oder Kontaktlinsen erlebt. Dies ist besonders nützlich für Personen, die tagsüber keine Linsen tragen können oder wollen.

Implantierbare Linsen: Für Patienten, die für eine LASIK nicht geeignet sind, können phake Intraokularlinsen (IOLs) eine Option sein. Diese Linsen werden chirurgisch ins Auge eingesetzt und bieten eine dauerhafte Sehkorrektur.

Jede dieser Alternativen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und erfordert eine individuelle Beratung durch einen Augenspezialisten, um die beste Lösung für die persönlichen Sehbedürfnisse und Lebensumstände zu finden.

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