Läuferknie (iliotibiales Bandsyndrom)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Läuferknie (iliotibiales Bandsyndrom)
Das Läuferknie ist auch unter dem Begriff Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom, Tractussyndrom oder iliotibiales Bandsyndrom und unter der Abkürzung ITBS bekannt. Beim Läuferknie handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung an der Knieaußenseite, die bei Sportlern und Nichtsportlern auftreten kann.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Läuferknie?
Das Läuferknie entsteht durch eine Fehlbelastung der Knie beim Laufen. Auch eine Überbelastung kann die Ursache für das Läuferknie sein. Beim Läuferknie entstehen die Schmerzen am Tractus Iliotibialis, einer Sehnenplatte, die an der Körperaußenseite vom Oberschenkel bis zum Schienbein reicht.
Dabei scheuert diese Sehnenplatte an den Kniegelenksknochen und verursacht so die Schmerzen. Bei diesem Scheuervorgang entzündet sich Gewebe und dies kann stechende Schmerzen hervorrufen. Diese Schmerzen an der Außenseite des Kniegelenks treten zunächst beim Abwärtsgehen am Berg oder auch beim Joggen auf und sind schließlich auch beim ganz normalen Gehen zu bemerken.
Am meisten betroffen vom Läuferknie sind Marathon- und Langstreckenläufer, wobei eine Fehlbelastung auch durch andere Ursachen bei Nichtsportlern entstehen kann und ein Läuferknie zur Folge haben kann.
Ursachen
Besonders häufig ist das falsche Schuhwerk die Ursache für ein Läuferknie und das Laufen auf zu hartem Untergrund trägt ebenfalls zum Läuferknie bei. Eine weitere Ursache für ein Läuferknie liegt in O-Beinen und in anderen Fehlstellungen der Beine. Hier kommen auch die angeborene Fehlstellungen als Ursache für ein Läuferknie in Frage.
Da der Tractus iliotibialis vom Becken aus über die Oberschenkelaußenseite bis zum Schienbeinkopf verläuft, wirkt jede Fehlhaltung beim Laufen und auch beim Gehen auf Dauer auf das Kniegelenk und kann bei zu starker und andauernder Belastung ein Läuferknie hervorbringen. Das Läuferknie entsteht dann, wenn der Tractus iliotibialis zu kurz ist und an den Knochen des Knies scheuert. Ursache für das Läuferknie kann deshalb auch eine Sehnenverletzung sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Läuferknie, auch iliotibiales Bandsyndrom genannt, ist durch starke Knieschmerzen gekennzeichnet, die besonders bei Belastungen der Knie auftreten. Es handelt sich um stechende Schmerzen, die unterhalb der Kniescheibe lokalisiert sind. Dort entstehen örtliche Entzündungen des Gewebes, wenn die an der Außenseite des Oberschenkels zum Schienbein befindliche Sehnenplatte über die Knochen des Kniegelenks reibt.
Die Beschwerden treten anfänglich lediglich beim Absteigen von Bergen auf. Nach einer gewissen Zeit reichen bereits kleinere Belastungen aus, um die stechenden Schmerzen zu erzeugen. Diese machen sich dann schon bei normalem Laufen oder Gehen bemerkbar. In späteren Phasen des iliotibialen Bandsyndroms erzeugen bereits Treppensteigen oder angewinkelte Beine beim Sitzen Beschwerden.
Auch die Berührung der Kniescheiben kann dann starke Schmerzen hervorrufen. Manchmal entwickelt sich auch eine Schleimbeutelentzündung, die ebenfalls durch anhaltende starke Schmerzen, erhebliche Schwellungen am Kniegelenk, Wärmeentwicklung und Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet ist. Des Weiteren bildet sich beim iliotibialen Bandsyndrom zuweilen auch ein Gelenkerguss im Kniegelenk.
Ein weiteres typisches Symptom ist ein hörbares Knirschen im Knie bei Bewegung. Grundsätzlich bestehen gute Heilungschancen, wenn die betroffenen Kniegelenke geschont werden. Dann klingen die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Allerdings können bei weiterer Belastung des Kniegelenks die Knorpel auch irreparabel geschädigt werden und zu einer Chronifizierung der Beschwerden führen.
Krankheitsverlauf
Der Krankheitsverlauf beim Läuferknie beginnt bei allen Missempfindungen in Zusammenhang mit dem Laufen, Joggen oder Gehen. Treten Schmerzen am Knie auf, so sollte damit grundsätzlich recht umsichtig umgegangen werden. Da vielfach Trainingsfehler die Ursache sind, ist bei einer Achtsamkeit gegenüber sich selbst schon vieles möglich, um ein Läuferknie noch in seinen Anfängen zu unterbinden.
Das Ernstnehmen von Hinweisen auf die Trainingsgeschwindigkeit und ein weicher Laufuntergrund, das geeignete Schuhwerk und ein richtiges Aufwärmtraining sind die besten Hilfsmittel, um dem Krankheitsverlauf beim Läuferknie entgegen zu wirken. Ist der Krankheitsverlauf fortgeschritten, so muss bandagiert werden und das Training darf vorübergehend nicht mehr stattfinden.
Die Häufigkeit, mit der ein Läuferknie auftritt, ist bei weiblichen Läuferinnen bei 28 Prozent, bei männlichen bei 24 Prozent. Wird das Läuferknie trotz anfänglicher Probleme und Schmerzen weiterhin zu stark oder falsch belastet, so kann es zu einem chronisch erkrankten Läuferknie kommen.
Komplikationen
Nicht selten sind die Betroffenen aufgrund der dauerhaften Schmerzen auch gereizt und leiden an psychischen Verstimmungen. Die Extremitäten des Patienten sind durch das Läuferknie erwärmt und nicht selten auch angeschwollen. An den betroffenen Gelenken kommt es nicht selten auch zu einem Bluterguss. Im Allgemeinen treten auch Bewegungseinschränkungen beim Patienten auf, die den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren können. Vor allem bei Belastungen treten starke Beschwerden auf.
In der Regel kann die Behandlung mit Hilfe von Medikamenten erfolgen und führt zu keinen weiteren Komplikationen. Damit können Entzündungen vermieden werden. Weiterhin ist der Betroffenen durch das Läuferknie auch auf Therapien oder Massagen angewiesen, um die Beschwerden zu reduzieren. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Läuferknie in der Regel nicht verringert. Übergewichtige Menschen müssen dabei auch ihr Körpergewicht reduzieren.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Läuferknie ist eine Schwellung und Entzündung im Knie, von der meistens Jogger bzw. Sportler betroffen sind. Ein normaler Bewegungsablauf ist mit einem Läuferknie nur sehr schwer möglich. Bereits kleinste Belastungen lösen Schmerzen aus, sodass ein Besuch beim Arzt nicht hinausgezögert werden darf. Häufig treten in diesem Zusammenhang Entzündungen an den Gelenken auf, die für das menschliche Auge ohne Probleme sichtbar sind. Bei ersten Anzeichen einer solchen Entzündung sollte umgehend ein entsprechender Arzt aufgesucht werden. Andernfalls besteht die Gefahr eines Abszesses.
Bei einem Abszess handelt es sich um einen Hohlraum, der mit Eiterflüssigkeit gefüllt ist. Bleibt dieses Krankheitsbild ohne ärztliche und medikamentöse Behandlung, dann besteht sogar die Gefahr einer Blutvergiftung. Bei Symptomen eines Läuferknies sollte definitiv ein Arzt aufgesucht werden. Nur durch eine entsprechende Behandlung kann eine baldige Heilung erfolgen. Wer auf eine solche Behandlung komplett verzichtet, der setzt sich selbst einem großen Risiko aus. Dauerhafte Folgeschäden können im schlimmsten Fall entstehen. Eine Entlastung des Knies sollte erfolgen, damit Gelenke, Sehnen und Muskeln nicht weiter beschädigt werden.
Behandlung & Therapie
Ein Läuferknie ist in seinem Anfangsstadium an den Schmerzen erkennbar. Deshalb bestimmen diese Schmerzen auch die Therapie von Anfang an. Das Kühlen des Knies und das Einnehmen entzündungshemmender Medikamente sowie ein stabilisierende Bandage sind die ersten Therapieschritte beim Läuferknie.
Dazu gehört ein unbedingtes Schonen des Knies. Wenn die Beschwerden mit dem Läuferknie besonders stark sind, kann der behandelnde Arzt auch Betäubungsmittel spritzen. Dann kann eine Laufpause bis zu drei Monaten erforderlich sein. Krankengymnastik und ein leichtes Aufbautraining und Fachaufsicht sind die nächsten Schritte.
Wer zuviel Körpergewicht hat, kann dieses verringern. Denn ein Läuferknie wird durch zu viel an gewicht umso mehr belastet. Therapeutische Mittel für ein Läuferknie sind auch Massagen und Wärmeanwendungen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Läuferknies richtet sich nach dem Ausmaß der vorhandenen Störungen und der Mitarbeit des Betroffenen. Ohne die Bereitschaft des Patienten, selbst etwas für seine Gesundheitserhaltung beizutragen, kann keine gute Aussicht auf Heilung stattfinden. Bei einem vorhandenen Übergewicht ist für eine dauerhafte Linderung der Beschwerden eine Gewichtsabnahme unumgänglich. Diese kann mit oder ohne eine weitere medizinische Behandlung selbstständig vom Betroffenen erzielt werden. In Zusammenarbeit mit einem Arzt verbessern sich jedoch die langfristigen und dauerhaften Erfolge. Zudem werden mögliche Komplikationen vermieden.
Ist das Läuferknie durch eine fehlerhafte Belastung entstanden, kann mit einer physiotherapeutischen Behandlung und der Veränderungsbereitschaft des Betroffenen eine Beschwerdefreiheit erreicht werden. Bewegungsabläufe werden in gezielten Trainings optimiert und müssen auch außerhalb der Therapie stabil umgesetzt werden.
Ist die Ursache der Erkrankung eine Überbelastung des Knies, kann ebenfalls eine Genesung erreicht werden, wenn der Patient langfristige Veränderungen der körperlichen Belastbarkeit einleitet. Krankengymnastische Übungen und eine Umsetzung der ärztlichen Aufklärung über die Funktionsweise des menschlichen Organismus sowie der Gelenke müssen vom Patienten selbstständig erfolgen. Ist dies gegeben, kann oftmals eine gute Prognosestellung erfolgen. Liegen keine weiteren Verletzungen oder Schäden des Gelenkes vor, wird häufig innerhalb weniger Wochen oder Monate eine Heilung erreicht.
Vorbeugung
Die Vorbeugemaßnahmen beim Läuferknie sind das richtige Aufwärmen und Dehnen, geeignete Schuhe und ein weicher Laufuntergrund sowie das Idealgewicht. Dazu kommt die Aufmerksamkeit auf sich selbst beim Training.
Nachsorge
Das Läuferknie führt in der Regel zu unangenehmen und starken Schmerzen bei den Betroffenen, die sich mitunter noch lange hinziehen können. Darum ist es für Betroffene wichtig, sich ausgiebig zu schonen und die sportlichen Aktivitäten auf ein Minimum zu reduzieren. Das Training sollte nur behutsam aufgenommen werden, um einen Rückfall zu vermeiden.
Sofern die Schmerzen sich auch auf umliegende Regionen des Körpers ausgebreitet haben und zusätzliche Störungen verursachen, kann sich dies enorm auf die Psyche übertragen. Begleitende Schlaflosigkeit kann dazu führen, dass Betroffene dauerhaft gereizt sind und unter Müdigkeit leiden. Es können dadurch Depressionen und andere psychische Erkrankungen auftreten. Aufbauende Gespräche mit Freunden und der Familie können jedoch dafür sorgen, dass die Betroffenen zuversichtlicher mit ihrem Leid umgehen.
Neben eventuellen Nachsorgekontrollen durch den behandelnden Arzt ist es wichtig, dass Betroffene in ihrem sozialen Umfeld Ablenkung finden und darin Freude finden. Das mag ihnen dabei helfen, die Zeit der Untätigkeit während des Genesungsprozesses besser zu überstehen.
Das können Sie selbst tun
Bei der Wiederaufnahme des Trainings ist auf ausreichendes Aufwärmen zu achten, dabei sollte das Augenmerk vor allem auf die Außenseite des Beins gerichtet sein. Gutes Schuhwerk sorgt für die notwendige Dämpfung, Fehlstellungen der Füße können durch individuell angepasste Einlagen ausgeglichen werden. Zu schnelle Steigerungen des Trainingsumfanges und das Laufen auf durchwegs hartem Untergrund haben häufig ein erneutes Auftreten des iliotibialen Bandsyndroms zur Folge. Kürzere Einheiten auf Waldwegen sind weitaus knieschonender als lange Straßenläufe.
Liegt dem Läuferknie eine durch einen falschen Laufstil verursachte Überbelastung zugrunde, ist eine fachkundige Beratung und Korrektur durch einen erfahrenen Lauftrainer anzuraten. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, einen Teil des Lauftrainings durch andere Ausdauersportarten wie Radfahren oder Schwimmen zu ersetzen. Zusätzlich sollte die Rumpf- und Hüftmuskulatur durch gezielte Übungen gekräftigt und stabilisiert werden, um einen optimalen Bewegungsablauf beim Laufen zu erreichen.
Quellen
- Engelhardt, M. (Hrsg.): Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen. Urban & Fischer, München 2009
- Rieger, H.: Sportverletzt – was jetzt? Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2010
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015