Madelung-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Madelung-Syndrom beschreibt die benigne Störung in der Fettverteilung sinngemäß eiiner symmetrischen Lipomatose. Sie führt zu einer starken bilateralen Zunahme des Fettgewebes im Nacken- und Kinnbereich sowie im Bereich der proximalen Anteile der oberen Extremitäten.
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Was ist das Madelung-Syndrom?
Das Krankheitsbild des Madelung-Syndroms äußert sich in einer an unterschiedlichen Stellen des Körpers verteilten nicht natürlichen Vermehrung des Fettgewebes. Die Erkrankung wird auch als Lipomatose bezeichnet. Darunter sind mehrere Krankheitsbilder zu verstehen, welche nicht immer gänzlich zu unterscheiden sind.
Bei allen zeigen sich allerdings die typischen Geschwulste. Das Madelung-Syndrom ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, welche noch nicht hinlänglich erforscht wurde. Die Fettgeschwulste können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten wie beispielsweise am Nacken, Kopf, den oberen und unteren Extremitäten sowie am Rücken und am Bauch.
Das Madelung-Syndrom stellt keine bösartige Krankheit dar. Das wuchernde Fettgewebe gilt zwar als pathologisch, es ist jedoch gutartig. Dieser Vorgang wird auch als Fettgewebshyperplasie bezeichnet und stellt hauptsächlich ein kosmetisches Problem dar. Beim Madelung-Syndrom sind meist der Kopf- und Nackenbereich betroffen.
Ursachen
Weiterhin kommt es häufig zu Erkrankungen des Stoffwechsels, von denen angenommen wird, dass sie in Verbindung mit dem Madelung-Syndrom stehen. Weitere Faktoren wie beispielsweise ein Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenunterfunktion und weitere Erkrankungen des Fettstoffwechsels können das Madelung-Syndrom auslösen.
Auf Zellebene kommt es nicht mehr zu einer Reaktion der vermehrungsfähigen Fettzellen auf die Signale des Körpers. Hormone werden geblockt und verlieren ihre Wirkung. Weiterhin ist eine HIV-Behandlung ursächlich für das Madelung-Syndrom, bei der infolge der Medikation als Nebenwirkung eine Lipomatose auftritt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Madelung-Syndrom äußert sich zunächst in einer deutlichen Vermehrung des Fettgewebes an unterschiedlichen Körperstellen. Meist erscheinen diese am Kopf und am Hals, im Schulterbereich und an den oberen und unteren Extremitäten. Die Wucherungen können nur schwer voneinander abgegrenzt werden. Oftmals werden sie zu Krankheitsbeginn als Gewichtszunahme fehlinterpretiert.
Die Erkrankung schreitet jedoch schnell voran, und die Gewebewucherungen sind deutlich zu erkennen. Das Madelung-Syndrom zeigt sich an den betroffenen Stellen oftmals in symmetrischer Weise. Werden die Geschwulste abgetastet, so fühlen sie sich sehr hart an. In den meisten Fällen treten auch weitere körperliche Einschränkungen auf.
Der für die Erkrankung typische Fetthals kann sehr stark hervortreten, so dass Luft- und Speiseröhre komprimiert werden. Dadurch treten Schluck- und Atembeschwerden auf. Auch kommt es zu psychosozialen Auffälligkeiten. Die Betroffenen leiden sehr unter den kosmetischen Problemen, die durch das Madelung-Syndrom hervorgerufen werden.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Erkrankung ist sehr selten, daher erfolgt die Diagnose meist durch Fachärzte. Als wichtigstes Symptom werden die rasant wachsenden Gewebewucherungen herangezogen, die meist auffällig verteilt sind. Von großer Bedeutung bei der Diagnosestellung durch einen Spezialisten ist die Entnahme von Gewebe, welches dann labortechnisch untersucht wird. Die endgültige Diagnose des Madelung-Syndroms stellt der Histologe.
Das Madelung-Syndrom beschreibt eine chronische und progrediente Erkrankung. In den meisten Fällen kommt es zu einem immer weiter voranschreitenden Wachstum des Fettgewebes, das anfänglich schneller verläuft. Im weiteren Krankheitsverlauf verlangsamt sich der Fortschritt des Madelung-Syndroms. In seltenen Fällen konnte sogar ein Stillstand der Erkrankung nachgewiesen werden.
Dieser trat vor allem dann auf, wenn die begleitenden Risikofaktoren minimiert wurden. Durch eine konstante Behandlung ist es möglich, das Ausmaß des Madelung-Syndroms zu kontrollieren. Hierzu ist es jedoch erforderlich, dass sich die Betroffenen operativen Eingriffen unterziehen, die nicht ohne Risiken durchgeführt werden können.
Zu diesen zählen hauptsächlich Infektionen und Blutungen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass nach einem operativen Eingriff die Vermehrung des Fettgewebes noch schneller voranschreitet.
Komplikationen
Die Lebensqualität des Patienten wird durch das Madelung-Syndrom deutlich eingeschränkt. Die Wucherungen und Geschwülste können sich allerdings auch sehr negativ auf die Gesundheit des Patienten auswirken, sodass es zum Beispiel zu Beschwerden bei der Atmung oder beim Schlucken kommt. Dabei kann es weiterhin zu einer Atemnot oder zu einem Bewusstseinsverlust kommen.
Schluckbeschwerden können zu Einschränkungen oder Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeit führen, sodass es zu Mangelerscheinungen kommen kann. In der Regel ist beim Madelung-Syndrom ein operativer Eingriff oder eine Fettabsaugung notwendig, damit die Beschwerden eingeschränkt werden. In den meisten Fällen haben sportliche Betätigungen keine besondere Wirkung auf diese Beschwerden.
In einigen Fällen müssen allerdings auch Therapien gegen Asthma eingesetzt werden, damit die Betroffenen vollständig beschwerdefrei bleiben. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Madelung-Syndrom in der Regel nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bemerkt der Betroffene an seinem Körper Deformierungen oder die ungewöhnliche Bildung von Fettpölsterchen, sollte er einen Arzt aufsuchen. Bei optischen Auffälligkeiten oder einer unnatürlichen Verteilung des Fettgewebes ist ein Arztbesuch zur Abklärung der Ursache erforderlich. Passen die Kleidungsstücke nicht mehr, kommt es zu einem Druck- sowie Engegefühl in Schuhen oder alltäglichen Bekleidungen und stellt sich ein allgemeines Unwohlsein ein, wird ein Arzt benötigt.
Fettgeschwulste oder Schwellungen im Gesicht sind einem Arzt vorzustellen. Insbesondere Beschwerden im Bereich des Nackens, des Kopfes oder des Kinns sind Hinweise auf eine vorhandene Erkrankung, die behandelt werden sollte. Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist die Bildung von Fettgewebe an den Extremitäten, am Rücken und am Bauch ein Warnhinweis für eine vorhandene Störung. Leidet der Betroffene nicht unter einem Übergewicht, liegt häufig eine Erkrankung des Stoffwechselsystems vor, die von einem Arzt untersucht werden muss.
Kommt es zu psychischen Problemen aufgrund der optischen Veränderungen ist ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten. Bei Auffälligkeiten des Verhaltens, einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld oder einem aggressiven Auftreten ist die Inanspruchnahme eines Arztes oder Therapeuten zu empfehlen. Ein vermindertes Selbstbewusstsein, depressive Verhaltenszüge, ein diffuses Angsterleben und Zwangshandlungen sollten in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Gegen die Krankheitsursache des Madelung-Syndroms sind bisher keine erfolgreichen Behandlungsmethoden bekannt. Somit zielt eine Therapie auf die Kontrolle der Symptome ab. Aufgrund der besonderen Beschaffenheit der Fettgewebswucherungen zeigen sich sportliche Aktivitäten und Diätprogramme eher wirkungslos.
Daher sind operative Eingriffe meist unumgänglich. Das Absaugen von Fett hilft nur vorübergehend, verspricht allerdings sofort sichtbare Verbesserungen an den betroffenen Körperstellen. Ist das Fettgewebe allerdings zu hart, wird ein chirurgischer Eingriff vorgenommmen, bei dem das Gewebe dann mit dem Skalpell entfernt wird.
Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass diese Eingriffe meist nur für kurze Zeit Linderung verschaffen. Das Rezidivrisiko ist außerdem erhöht. In fast 100 Prozent der Fälle kommt es zu einem erneuten Wachstum der Gewebewucherungen. Eine Operation ist allerdings immer dann angezeigt, wenn die Wucherungen auch die Organe in Mitleidenschaft ziehen.
Klinische Studien haben bewiesen, dass die Therapie mit dem Medikament Salbutamol, welches gegen Asthma eingesetzt wird, der Neubildung von wucherndem Fettgewebe entgegenwirkt.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Madelung-Syndroms ist ungünstig. Bislang konnte die Ursache der Erkrankung nicht vollständig geklärt werden. Dies erschwert für Mediziner und Wissenschaftler die Erarbeitung von geeigneten Behandlungsmethoden. Anzunehmen ist, dass es eine genetische Disposition gibt, die zu den gesundheitlichen Auffälligkeiten führen. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, werden auch die weiteren Prognoseaussichten ungünstig bleiben, da eine Veränderung der menschlichen Genetik rechtlich nicht gestattet ist.
Zur Verbesserung der gesundheitlichen Störungen gibt es bislang keine dauerhaft wirkende Therapiemethode. Ebenso sind die Maßnahmen der Selbsthilfe deutlich eingeschränkt und bringen nicht den gewünschten Effekt. Dies führt dazu, dass häufig Zustände der emotionalen Belastung ausgelöst werden. Letztlich wird dadurch das Risiko für die Entwicklung einer psychischen Störung erheblich erhöht. Darüber hinaus kann sich über die Lebenszeit eine körperliche Folgeerkrankung ausbilden. Oftmals wird eine chronische Erkrankung wie Asthma diagnostiziert. Ein chirurgischer Eingriff sieht die Entfernung von gebildetem Fett vor. Berücksichtigt werden muss dabei die Möglichkeit von Komplikationen, die durch eine derartige Operation auftreten können. Auch bei einem erfolgreichen operativen Eingriff sind bei Erkrankten des Madelung-Syndroms nur kurzfristige Verbesserungen der Gesundheit erkennbar. Bei nahezu allen bisherigen Patienten sind im weiteren Verlauf erneut Rückbildungen und dadurch ein wiederholtes Wachstum der Gewebeveränderungen dokumentiert worden.
Vorbeugung
Die Ursachen für das Madelung-Syndrom sind noch nicht hinlänglich erforscht. Aus diesem Grund kann der Erkrankung nur schwer vorgebeugt werden. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, Erkrankungen des Stoffwechsels, die mit dem Madelung-Syndrom assoziiert sind, ausreichend unter Kontrolle zu halten.
Jeglicher Alkoholgenuss sollte auf ein Minimum eingeschränkt werden, da auch dieser mit der Erkrankung in Verbindung gebracht wird. Darauf sollte besonders dann geachtet werden, wenn es in der Familie bereits Fälle des Madelung-Syndroms gegeben hat.
Nachsorge
Da eine Heilung des Madelung-Syndroms in Regel nicht möglich ist, konzentriert sich die Nachsorge darauf, das Leiden der Betroffenen annehmbar zu gestalten. In den meisten Fällen wirken sich die Beschwerden sehr negativ auf die Lebensqualität aus, darum ist es wichtig, einen selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung zu fördern.
Die verstärkte und kontrollierbare Vermehrung von Fettgewebe an verschiedenen Stellen des Körpers bewirkt eine verminderte Ästhetik der Betroffenen, sodass viele Patienten auch an einem verringerten Selbstwertgefühl und weiterhin auch an Minderwertigkeitskomplexen leiden. Bei Kindern oder bei Jugendlichen kann es durch das Aussehen auch zu Mobbing oder zu Hänseleien kommen, sodass vor allem diese Altersgruppen an Depressionen oder an anderen psychischen Verstimmungen leiden.
Daher empfiehlt es sich, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um das Leiden zu mindern. Mitunter kann durch das Madelung-Syndrom in einigen Fällen auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert sein. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen kann den Wissensaustausch über das Krankheitsbild fördern und zum Wohlbefinden erheblich beitragen.
Das können Sie selbst tun
Die Behandlung des Madelug-Syndroms erfolgt in der Regel rein symptomatisch. Meist sind operative Eingriffe vonnöten, nach denen vor allem Schonung und Bettruhe gelten. Nach einer Fettabsaugung muss der Verband täglich gewechselt werden. Zudem darf in den ersten beiden Tagen kein Wasser an die Wunde kommen. Körperliche Anstrengungen in den ersten drei bis vier Wochen nach dem Eingriff vermieden werden.
Da es nach einer Fettabsaugung zu einem großen Flüssigkeitsverlust kommt, sollte nach dem Eingriff ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden. Blaue Flecken und Schwellungen lassen sich, begleitend zur medizinischen Therapie, durch eine Reihe von Hausmitteln und Präparaten aus der Naturheilkunde lindern. Ähnliche Maßnahmen gelten für chirurgische Eingriffe, bei denen das verhärtete Fettgewebe entfernt wird. Eine gute Wundpflege ist angezeigt, um Wundheilstörungen, Entzündungen und die Entstehung von Narben zu vermeiden.
Da es nach einem Eingriff immer wieder zu Gewebewucherungen kommen kann, ist eine engmaschige Kontrolle durch den Arzt erforderlich. Begleitend dazu müssen etwaige Begleitsymptome behandelt werden. Gegen Schluck- und Atembeschwerden helfen manchmal Inhalationen, während etwaige psychosoziale Auswirkungen im Rahmen einer Therapie zu behandeln sind.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013