Monteggia-Fraktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Monteggia-Fraktur handelt es sich um eine Fraktur des Unterarmknochens. Die Monteggia-Fraktur entsteht meist durch Stürze auf den Vorderarm, während der Ellenbogen gebeugt wird. Im Rahmen einer Monteggia-Fraktur bricht hauptsächlich der proximale Teil der Elle (medizinische Bezeichnung Ulna). Außerdem wird das Radiusköpfchen ausgerenkt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Monteggia-Fraktur?

In den meisten Fällen führt die Monteggia-Fraktur zum typischen Einschlafen des Armes und damit zu deutlichen Einschränkungen im Alltag des Patienten. Die betroffene Region kribbelt dabei und es kommt zu einem sehr unangenehmen Gefühl.
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Bei der Monteggia-Fraktur handelt es sich, ebenso wie bei der Galeazzi-Fraktur, um eine Luxationsfraktur. Darunter wird eine Fraktur verstanden, bei der der Unterarm ausgekugelt wird. Der Unterarm setzt sich aus zwei Knochen zusammen, der Elle und der Speiche. Während bei einer Galeazzi-Fraktur die Speiche bricht, kommt es bei der Monteggia-Fraktur zum Bruch der Elle in der Nähe des Ellenbogengelenks.

Dabei bricht nicht nur der Knochen, sondern die Bruchstücke der Elle verschieben sich gegeneinander. Das Speichenköpfchen wird in der Regel ventral und lateral ausgerenkt. Ihren Namen erhielt die Monteggia-Fraktur nach dem mailändischen Chirurgen Giovanni Monteggia, der diese Sonderform des Unterarmbruchs als Erster beschrieb.

Ursachen

Als Ursachen für eine Monteggia-Fraktur kommen verschiedene Gründe in Betracht. In den meisten Fällen stellt die Fraktur die Folge eines Unfalls dar, bei dem starke Krafteinflüsse auf den Knochen wirken. Oft entstehen solche Verletzungen im Rahmen von Verkehrsunfällen. Darüber hinaus kann eine Monteggia-Fraktur durch einen Sturz auf den Unterarm entstehen.

Dabei befindet sich der Ellenbogen meist in gebeugter Haltung, sodass er besonders anfällig für die Fraktur ist. Der Unterarm ist hierbei in vielen Fällen vermutlich nach innen gedreht. Bei Kindern treten Monteggia-Frakturen meist durch Stürze auf den ausgestreckten Arm auf.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Monteggia-Frakturen können sich durch diverse Anzeichen und Beschwerden beim Patienten bemerkbar machen. In vielen Fällen beginnt die Erkrankung mit dem „Einschlafen“ und der daraus resultierenden Sinnesempfindung des Kribbelns an der Spitze des Mittelfingers. Die Beschwerden werden oft durch einseitige Haltungen des Handgelenks bei bestimmten Tätigkeiten ausgelöst. Nach kurzer Zeit hat die Person das Gefühl, dass die Hand angeschwollenen ist. Dabei werden Schmerzen empfunden, die sich meist über die ganze Hand und mitunter auch auf den Unterarm erstrecken. Charakteristisch für Monteggia-Frakturen ist, dass die Schmerzen bevorzugt in Ruhe auftreten, weshalb sie sich besonders häufig in der Nacht bemerkbar machen.

Bei Fortschreiten der Krankheit reichen die Symptome der Monteggia-Fraktur zunehmend über nächtlich auftretende Schmerzen und Missempfindungen hinaus. Die Symptome zeigen sich verstärkt auch tagsüber. In Zusammenhang damit berichten die Patienten oftmals von einer gewissen Ungeschicklichkeit und dem Gefühl einer plötzlich auftretenden Schwäche in der Hand. Darüber hinaus reduziert sich das Feingefühl der Haut an den Fingern immer stärker. Später kann es sogar zum Verlust der Muskulatur des Daumenballens kommen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Monteggia-Fraktur wird in der Regel auf konventionelle Weise mittels Röntgenuntersuchung diagnostiziert. Im Rahmen dieser Untersuchung werden Unterarm und Ellenbogen von der Seite und von vorn geröntgt. Insbesondere die seitliche Ansicht lässt Rückschlüsse darauf zu, wie weit sich das kleine Speichenköpfchen ausgerenkt hat. Wichtig ist, dass der Ellenbogen ausreichend beurteilbar abgebildet ist, da die Diagnose der Monteggia-Fraktur ansonsten erschwert wird.

Bei Kleinkindern ist das Radiusköpfchen noch nicht knöchern ausgeprägt, sodass hier die korrekte Zentrierung mittels Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden kann. Für detaillierte Diagnosen muss der betroffene Patient sämtliche Beschwerden darlegen, auch in Bezug auf diverse Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Dysfunktionen der Schilddrüse oder frühere Brüche an den Handgelenken.

Auch eine Differentialdiagnostik ist relevant, um die Monteggia-Fraktur sicher von anderen möglichen Erkrankungen abgrenzen zu können. Hier muss etwa das Vorliegen einer Kompression im Nervus medianus oder des Karpaltunnelsyndroms ausgeschlossen werden.

Komplikationen

In den meisten Fällen führt die Monteggia-Fraktur zum typischen Einschlafen des Armes und damit zu deutlichen Einschränkungen im Alltag des Patienten. Die betroffene Region kribbelt dabei und es kommt zu einem sehr unangenehmen Gefühl. Vor allem bei der Bewegung der Region wird das Kribbeln nicht weiter verstärkt. Ebenso können auch Schmerzen auftreten, wenn das Gelenk bewegt wird.

Sollten die Schmerzen auch in der Nacht in Form von Ruheschmerzen auftreten, kann es zu Schlafbeschwerden und damit zu einem Schlafmangel kommen. Der Schmerz breitet sich in der Regel auch über die gesamte Hand aus, sodass diese nicht mehr ohne Weiteres genutzt werden kann. Im weiteren Verlauf kommt es durch die Monteggia-Fraktur zu Lähmungen und zu anderen Missempfindungen, die den Alltag des Betroffenen erschweren.

Die Betroffenen wirken dabei ungeschickt und die betroffene Hand ist schwach. Auch das Feingefühl in den Fingern wird stark reduziert. In den meisten Fällen können die Beschwerden der Monteggia-Fraktur wieder rekonstruiert werden, sodass die Einschränkungen und Symptome vollständig verschwinden. Dabei kommt es in der Regel nicht zu besonderen Einschränkungen. Der betroffene Arm ist dann auf Ruhe und Erholung angewiesen. Nach der Behandlung kann dieser allerdings wieder in gewohnter Art und Weise eingesetzt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kommt es nach einem Sturz oder Unfall zu Beschwerden und Unannehmlichkeiten des Unterarms, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Einschränkungen der gewohnten Bewegungsabläufe oder der allgemeinen Mobilität sowie eine verringerte körperliche Belastbarkeit des Arms sind einem Arzt vorzustellen. Schmerzen oder Wahrnehmungsstörungen müssen untersucht und behandelt werden. Die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist vollständig zu unterlassen, bis die Rücksprache mit dem Arzt stattgefunden hat. Es kann alternativ zu Komplikationen und Nebenwirkungen kommen, die sich negativ auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen auswirken.

Bei Sensibilitätsstörungen im Arm, einem Gefühl der Taubheit oder des Kribbelns auf der Haut sowie eine Überempfindlichkeit bei Berührung sind untersuchen und behandeln zu lassen. Sie deuten auf innere Verletzungen der Nerven, Muskeln oder Sehnen hin, die abgeklärt werden müssen. Breiten sich vorhandene Beschwerden am Arm aus, sollte schnellstmöglich ein Arztbesuch erfolgen.

Ein besonderer Hinweis auf das Vorhandensein der Monteggia-Fraktur ist der charakteristische Ruheschmerz. Betroffene beklagen insbesondere bei einer Schonhaltung oder Nichtbewegung des Arms eine Zunahme der vorhandenen Beschwerden. Ohne eine frühzeitige Behandlung droht dem Betroffenen eine dauerhafte Beeinträchtigung der Muskulatur in der Hand. Daher empfiehlt sich schnellstmöglich ein Arztbesuch, damit eine umfassende medizinische Versorgung eingeleitet werden kann.

Behandlung & Therapie

Eine Monteggia-Fraktur kann mit unterschiedlichen Methoden therapiert werden, wobei sich die Auswahl der Maßnahmen nach dem individuellen Krankheitsbild richtet. Eine Metallplatte kann zum Einsatz kommen, um die beiden Bruchstücke der Elle wieder zusammenzufügen. Dabei müssen die Bruchstücke im ersten Schritt wieder in ihre korrekte Position gesetzt werden (medizinische Bezeichnung Reposition). Befindet sich der Bruch der Elle in der Nähe des Ellenbogengelenks, wird eine Plattenosteosynthese eingesetzt.

Dadurch kann es zur Osteosynthese kommen, wobei die Knochenstruktur wiederhergestellt wird. Für diesen Zweck werden die Knochenbruchstücke mittels einer Platte, die durch Schrauben auf dem Knochen fixiert wird, wieder zusammengefügt. Die exakte Reposition des Bruchs am Ellenknochen findet dabei im Rahmen eines operativen Eingriffs statt, der üblicherweise unter Vollnarkose erfolgt.

Bei Kindern wird die Monteggia-Fraktur durch intramedulläre Schienungen stabilisiert. Möglicherweise ist es erforderlich, die Bänder der Speiche zu nähen. Im Anschluss an die chirurgische Therapie folgt eine Ruhigstellung des Arms im Gips über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen.

Durch eine Monteggia-Fraktur können zudem der Nervus radialis sowie die Gefäße in der Ellenbeuge beschädigt werden, was die Entstehung des Kompartmentsyndroms begünstigen kann. Dieses muss folglich einer entsprechenden Behandlung unterzogen werden.


Aussicht & Prognose

Eine korrekte und frühzeitige Diagnose der Monteggia-Fraktur führt unter anderem dazu, dass die Lebensqualität nicht leidet. Eine Verkürzung der Lebenserwartung ist demgegenüber nicht zu erwarten. In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass die Erkrankung als Unterarmschaftfraktur missgedeutet wird. Wissenschaftliche Erhebungen gehen sogar von jedem zehnten Fall aus. Durch eine unsachgemäße Behandlung können sich Komplikationen ergeben. Wer auf eine Therapie ganz verzichtet, riskiert sogar dauerhafte Bewegungseinschränkungen. Das frühzeitige Einrenken gilt nach derzeitigem medizinischem Stand als Garant für eine günstige Prognose.

Auch die Art der Fraktur entscheidet über die Aussichten auf eine vollständige Heilung. Im Allgemeinen gilt für einen achsengerechten Bruch eine gute Aussicht. Demgegenüber führen Fehlstelllungen des Radiusköpfchens oft zu Instabilitäten und Hinderungen im Bewegungsablauf. Daraus ergibt sich eine durchwachsene Aussicht. Eine langfristige Physiotherapie wird notwendig. Gegebenenfalls sind private und berufliche Veränderungen zu veranlassen.

Der Therapieansatz hängt von dem Lebensalter bei der Diagnose ab. Bei Kindern reicht oft eine konservative Behandlung aus. Erwachsene müssen demgegenüber eine Operation in Anspruch nehmen. Mit zunehmendem Lebensalter schwindet die Aussicht auf eine beschwerdefreie Heilung der Monteggia-Fraktur.

Vorbeugung

Da es sich bei der Monteggia-Fraktur um einen Knochenbruch handelt, sollten riskante Aktivitäten vermieden beziehungsweise besondere Aufmerksamkeit auf die eigenen Bewegungen sowie die Umgebung gerichtet werden, etwa im Rahmen sportlicher Aktivitäten. Bei Sportarten, bei denen es häufiger zu Stürzen kommen kann, sollten entsprechende Techniken trainiert werden, um Stürze abzumindern.

Nachsorge

Die Stabilisierung der Monteggia-Fraktur durch Metallimplantate erfolgt in einem operativen Eingriff, wenn sich das Radiusköpfchen nicht einrenken lässt. Zur Nachbehandlung wird der Arm im Gipsverband ruhig gestellt. Röntgenkontrollen dienen der Überwachung des Heilungsverlaufs. Sobald wie möglich sollte eine früh funktionelle Physiotherapie beginnen. Auch in der Zeit, in der der Unterarm in Gips liegt, sind leichte Bewegungsübungen der Schulter und der Finger empfehlenswert.

Die Chancen auf eine beschwerdefreie, vollständige Heilung hängen von der Art und Schwere des Bruches ab. Bei einer achsengerechten Kombinationsfraktur ist die Prognose im Allgemeinen günstig. Um Funktionseinschränkungen, Haltungsveränderungen oder Instabilitäten bei einer Monteggia-Fraktur zu vermeiden, ist eine intensive physiotherapeutische Behandlung notwendig.

Bei einer fachgerechten Therapie sowie einer individuell angepassten krankengymnastischen Nachbehandlung kann die Funktion von Unterarm, Handgelenk und Fingern meist nach vier bis sechs Wochen komplett wiederhergestellt werden. Es ist wichtig, eine Überbeanspruchung durch abrupte Bewegungen zu vermeiden. Komplizierte Monteggia-Frakturen benötigen eine Heilungszeit von sechs Monaten oder länger.

Kommt es erneut zu einer Fehlstellung des Radiusköpfchens und sind Blutgefäße betroffen oder Nerven der Muskulatur und der Knochen in Mitleidenschaft gezogen, leiden Patienten unter Bewegungseinschränkungen, Sensibilitätsstörungen oder Schmerzen. Neben gezielten physiotherapeutischen Maßnahmen kann eine medikamentöse Schmerztherapie unterstützend eingesetzt werden, um die Symptome an der Verletzungsstelle oder in der räumlichen Nähe zu lindern.

Das können Sie selbst tun

Abhängig vom individuellen Krankheitsbild können Betroffene eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um die Genesung einer Monteggia-Fraktur zu unterstützen. Bei Kindern erfolgt meist eine Schienung. Eltern von betroffenen Kindern sollten auf etwaige Fehlstellungen achten und diese umgehend korrigieren. Die Schiene muss im Verlauf der Erkrankung regelmäßig angepasst werden, weshalb regelmäßig Arztbesuche angezeigt sind.

Nach der chirurgischen Therapie gelten Schonung und die Vermeidung von äußerlichen Reizen wie Hitze oder Kälte. Der Bereich um den Eingriff muss nach den Vorgaben des Arztes gepflegt werden, damit es nicht zu Wundheilstörungen, Infektionen und anderen Problemen kommt. Zudem sollte regelmäßig ein Arzt konsultiert werden, der den Heilungsverlauf überwachen kann. Sollten sich Schmerzen, Bewegungsstörungen oder anderweitige Komplikationen einstellen, muss in jedem Fall der Arzt informiert werden.

Weitere Selbsthilfe-Maßnahmen beschränken sich darauf, das betroffene Körperteil vor Überanstrengungen zu schützen und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Personen, die bereits einmal eine Monteggia-Fraktur oder einen anderen Knochenbruch erlitten haben, sollten riskante Aktivitäten vermeiden und beim Sport besondere Aufmerksamkeit auf ihre Bewegungen und die Umgebung richten. Bei Sportarten, bei denen eine erhöhte Sturzgefahr besteht, sollten geeignete Techniken trainiert werden, um etwaige Stürze abzudämpfen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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