Handgelenksbruch
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einem Handgelenksbruch versteht man eine Fraktur des Handgelenks. Sie entsteht meist durch einen Sturz und gehört zu den häufigsten Brüchen. Die Behandlung gleicht der anderer Brüche. Auch vorbeugen lässt sich der Handgelenksbruch.
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Was ist ein Handgelenksbruch?
Als Handgelenksbruch bezeichnet man eine Fraktur der Speiche (Radius). Sie tritt zumeist auf, wenn man versucht, sich bei einem Sturz mit der Hand abzufangen. Da dieser Reflex fast immer auftritt, kommt es häufig zu derartigen Frakturen.
In seltenen Fällen kann der Handgelenksbruch auch durch einen Sturz auf die gebeugte Hand entstehen. In diesem Fall spricht man von einer Flexionsfraktur. Eine Fraktur des Handgelenks lässt sich durch das Tragen eines Gipses behandeln. Auch die Einnahme von Medikamenten ist aufgrund der Schmerzen sinnvoll.
Ursachen
Ein Handgelenksbruch entsteht im Normalfall durch eine Sturz auf die Hand. Dadurch bricht oder verstaucht das Gelenk. Betroffen sind vor allem ältere Menschen und Kinder, da diese häufiger stürzen. Kinder, die beim Spielen fallen, wollen den Sturz mit der Hand abfangen und sorgen so für eine Fraktur. Bei älteren Menschen ist auch die verminderte Knochenstabilität ein wichtiger Faktor.
Dadurch kommt es bei einem Sturz schnell zu einem Bruch des Handgelenks. Die Osteoporose (Knochenschwund), die im hohen Lebensalter vermehrt auftritt, begünstigst das Bruchrisiko. Darüber hinaus besteht bei älteren Menschen durch anderweitige Beschwerden ein erhöhtes Risiko. So führen Schwindelanfälle, Altersschwäche und Herzrhythmusstörungen zu Stürzen. In Verbindung mit der verminderten Knochenstabilität kommt es in der Folge zu ernsten Brüchen.
Die Ursache ist also stets ein übermäßig starker Druck auf das Handgelenk, welcher zum Bruch führt. Meist wird dieser durch einen Sturz ausgelöst, doch auch ein eingeklemmter Arm, eine unnatürliche Haltung beim Sport oder Gewaltanwendung können zu einer derartigen Fraktur führen. Verschiedene Faktoren begünstigen zudem das Risiko, dass der Knochen nicht nur verstaucht, sondern gebrochen ist.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Handgelenkbruch äußert sich typischerweise durch starke Schmerzen in der betroffenen Extremität. Die Schmerzen treten in der Regel unmittelbar nach der Verletzung auf und sind stechend oder pochend. Da die Schmerzen während Bewegungen besonders intensiv ausfallen, nehmen die Betroffenen meist ganz automatisch eine Schonhaltung ein.
Begleitet werden die Schmerzen von einer Schwellung und Rötung im betroffenen Bereich. Das Gelenk kann nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr bewegt werden, abhängig von der Lokalisation und der Schwere der Fraktur. Ein sicherer Hinweis auf einen Bruch ist eine sichtbare Fehlstellung des Handgelenks.
Ist die Hand etwa nach außen oder nach hinten abgeknickt oder steht in einem ungewöhnlichen Winkel vom Arm ab, kann von einer Fraktur ausgegangen werden. Ein Handgelenkbruch äußert sich zudem dadurch, dass es bei Bewegung zu einem ungewöhnlichen Knirschen oder anderen Geräuschen kommt. Gelegentlich kommen Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen hinzu.
Sind wichtige Gefäße verletzt, kann es auch zu Durchblutungsstörungen und größeren Schwellungen kommen. Die Symptome eines Handgelenkbruchs nehmen an Intensität zu, bis die Fraktur behandelt wird. Erfolgt keine Behandlung, stellen sich rasch ohnmächtige Schmerzen und körperliche Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen ein.
Diagnose & Verlauf
Ein Handgelenksbruch kann eindeutig diagnostiziert werden. Die auftretenden Symptome sind eindeutig und können von den Betroffenen selbst mit einer Fraktur in Verbindung gebracht werden. So tritt zum einen eine schmerzhafte Schwellung im Bereich des Handgelenks auf und zum anderen kommt es zu einer Fehlstellung des betroffenen Gelenks.
Das zweite Symptom tritt jedoch nicht immer auf. Entscheidend ist die genaue Stelle des Bruchs. Begleitend zu diesen Symptomen treten Sensibilitätsstörungen der Hand oder der Finger auf. Auch Haut und Muskeln können verletzt sein. Liegen diese Symptome vor, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen.
Dieser kann eine umfassende ärztliche Untersuchung vornehmen, um das Ausmaß der Schäden zu klären. Oft gehen mit einem Handgelenksbruch Verletzungen der Nerven und Gefäße einher. Im Rahmen der Anamnese wird zudem geklärt, wie es zum Unfall kam und wie genau das Handgelenk gebrochen ist. Dadurch kann der behandelnde Arzt bestimmte Frakturformen direkt ausschließen.
Um die Diagnose zu sichern, wird eine Röntgenuntersuchung vorgenommen. Dabei wird das Handgelenk von oben und von der Seite aufgenommen, um einen optimalen Blick auf die betroffene Stelle zu haben. Zuletzt muss geklärt werden, ob der Bruch instabil oder stabil ist. Daran richtet sich die anschließende Therapie aus.
Der Verlauf des Bruchs hängt vom Ausmaß der Fraktur ab. Bei Kindern heilen die Gelenke in der Regel innerhalb weniger Wochen wieder ab. Entscheidend ist auch, wie umfangreich die physiotherapeutische Nachbehandlung ausfällt. Eine komplizierte Fraktur, die mit beschädigten Bändern und Nerven einhergeht, muss meist über mehre Monate behandelt werden, bevor sie vollständig abgeheilt ist.
Komplikationen
In den meisten Fällen heilt ein Handgelenkbruch ohne Komplikationen ab. Probleme können auftreten, wenn der Bruch nicht oder nur unzureichend behandelt wird. So kann ein verschleppter Bruch zu dauerhaften Sensibilitätsstörungen, chronischen Schmerzen und Fehlstellungen führen. In der Hälfte aller Fälle kann es nach einem operativen Eingriff zu erneuten Fehlstellungen kommen, welche in einem weiteren Eingriff korrigiert werden müssen.
Mögliche Knochenverschiebungen können außerdem zu Schädigungen an den umliegenden Nerven, Blutgefäßen und Weichteilen führen. Im schlimmsten Fall kommt es zur sogenannten Sudeck-Dystrophie und dem vollständigen Funktionsverlust der Hand. Betroffen von Morbus Sudeck sind vor allem Frauen im höheren Alter, doch auch bei Patienten mit einer Vorerkrankung der Knochen besteht das Risiko einer Sudeck-Dystrophie.
Außerdem können ischämische Kontrakturen, das Kompartmentsyndrom oder Fettembolien auftreten, die meist mit weiteren Komplikationen verbunden sind. Auch kann es zu einer Falschgelenkbildung (Pseudoarthrose) im Handgelenk kommen. In der Folge eines Bruchs können zudem Verschleißerscheinungen auftreten oder das Gelenk versteift vollständig. Zuletzt kann es durch die verordneten Schmerzmittel zu Nebenwirkungen kommen. Durch eine frühzeitige und umfassende Behandlung lassen sich schwere Komplikationen zumeist vermeiden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem Handgelenkbruch sollte immer ein entsprechender Arzt aufgesucht werden. Eine Person, die unter einem Handgelenkbruch leidet, wird unerträgliche Schmerzen haben, sodass der Gang zum Arzt unmittelbar erfolgen sollte. Wenn auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung verzichtet wird, kann die Fraktur unter Umständen nicht richtig zusammenwachsen. In einigen Fällen muss auch ein operativer Eingriff erfolgen, um die gebrochenen Knochen zu richten. Nur durch so einen ärztlichen Eingriff kann eine vollständige und schnelle Genesung erfolgen.
Auch im späteren Heilungsverlauf sind Folgeuntersuchungen von großer Bedeutung, damit mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Wenn bei einem Handgelenkbruch rasch ein Arzt aufgesucht wird, dann stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung sehr gut.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Handgelenksbruch ist unproblematisch. Zuerst werden die Knochen in ihre ursprüngliche Form gebracht, wofür entweder eine Operation oder ein konservativer (nicht-operativer) Eingriff notwendig ist. Bei einer einfachen Fraktur des Handgelenks reicht eine nicht-operative Therapie.
Mit Hilfe eines Röntgendurchleuchtungsgerätes kann das Handgelenk in die richtige Position gebracht werden. Im Anschluss daran wird ein Gipsverband angelegt, um die Knochen zu schonen und die Heilung zu unterstützen. Teil der Therapie sind auch verschiedene Bewegungsübungen der Finger und des Ellenbogens, mit deren Hilfe die Sensibilitätsstörungen behoben werden.
Je nachdem, wie ernsthaft der Handgelenksbruch ausfällt, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um beschädigte Nerven und Bänder zu behandeln.
Aussicht & Prognose
Ein Handgelenksbruch hat bei einer stabilen Fraktur eine gute Aussicht auf eine Heilung. Nach einigen Wochen der Schonung und Ruhe der betroffenen Hand kommt es bei den meisten Patienten zu einer Genesung. Eine vollständige Beschwerdefreiheit wird nach einigen Monaten erreicht.
Je älter der Patient ist, desto länger ist im Normalfall der Heilungsweg. Eine frühzeitige Belastung der Hand sollte bei einem Bruch vermieden werden. Die körperlichen Tätigkeiten sind nach Abschluss des Heilungsprozess langsam aufzubauen, damit keine Langzeitfolgen entstehen.
Trotz der guten Aussicht kann es zu Komplikationen kommen. Neben Durchblutungsstörungen, Einschränkungen der Mobilität und einer dauerhaften Verminderung der Leistungsfähigkeit, droht dem Patienten eine Fehlstellung des Handgelenks. Dies kann bei einem komplizierten Bruch oder Problemen während des Heilungsprozesses auftreten. Eine rechtzeitige medizinische Versorgung und eine unverzügliche Korrektur der Knochenschäden sind notwendig, um nach Möglichkeit keine Langzeitschäden auszulösen.
Einige Patienten klagen über Jahre unter chronischen Schmerzen oder erleiden als Spätfolge eine Arthrose. Die Prognose verschlechtert sich, wenn bereits eine Knochen- oder Gelenkerkrankung vorliegt. Bei einem wiederholten Handgelenksbruch sind die Heilungsaussichten ebenfalls vermindert. Eine vollständige Genesung ist möglich, aber das Risiko für Folgeerscheinungen ist bei einem erneuten Bruch deutlich erhöht. Meist wird das gewohnte Leistungsniveau in diesen Fällen nicht mehr erreicht.
Vorbeugung
Einem Handgelenksbruch lässt sich in erster Linie vorbeugen, indem man bei bestimmten Sportarten Schutzmaßnahmen ergreift. So empfiehlt es sich, bei risikoreichen Betätigungen wie etwa Inline-Skaten entsprechende Schutzkleidung zu tragen. Zudem kann es helfen, die Knochen zu stärken und eine Osteoporose frühzeitig zu erkennen. Gerade ältere Menschen können das Risiko eines Handgelenksbruchs minimieren, indem sie vorbeugende Maßnahmen treffen und Schwindelanfälle oder ähnliche Störungen behandeln lassen.
Nachsorge
Ein Bruch des Handgelenks kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, sodass unter Umständen eine entsprechende Nachsorge dringend erforderlich ist. In jedem Fall sollte eine Fraktur des Handgelenks ärztlich bzw. operativ versorgt werden. Nur auf diese Weise kann eine schnelle und reibungslose Heilung erfolgen.
Entscheidet sich die betroffene Person gegen eine entsprechende Behandlung, dann ist mit erheblichen Komplikationen zu rechnen. Ohne eine fachgerechte Ruhigstellung des gesamten Handgelenks ist keine vollständige Genesung beziehungsweise Heilung möglich. Es kann zu schweren Entzündungen kommen, die unter Umständen sogar lebensgefährlich sein können.
Nach einer Behandlung beziehungsweise Operation ist eine Nachsorge sehr bedeutsam, damit der Bruch in aller Ruhe zusammenwachsen kann. Das Gelenk sollte daher keinerlei Belastungen ausgesetzt werden. Genauso wichtig ist in diesem Zusammenhang die Einhaltung von Kontrollbesuchen. Durch solche Kontrolluntersuchungen können eventuelle Komplikationen frühzeitig erkannt und entsprechend beseitigt werden.
Das können Sie selbst tun
Beim Verdacht auf einen Handgelenkbruch muss zunächst das Gelenk ruhiggestellt und gekühlt werden. Nach Möglichkeit werden die verletzten Gliedmaßen mit geeignetem Material gepolstert und hochgelagert bis der Notarzt eintrifft. Selbstständige Bewegungs- oder Einrenkungsversuche gilt es zu vermeiden.
Nach der Erstversorgung wird der zuständige Arzt notwendige Maßnahmen für eine rasche Genesung erläutern. Meist wird eine krankengymnastische Behandlung empfohlen, die durch leichte Alltagsübungen unterstützt werden kann. In den ersten Wochen muss das Handgelenk allerdings ruhiggestellt werden. Danach kann eine osteopathische Therapie sinnvoll sein.
Für den Alltag bietet sich sogenannte therapeutische Knete an. Zur Nachsorge gehört auch eine umfassende Wundversorgung. Je nachdem, wie die Wundheilung verläuft, sollte der Verband zwei- bis maximal dreimal pro Woche gewechselt werden. Sollte die Haut zu jucken beginnen, kann es helfen, den Gipsverband leicht anzuheben und mit einem Föhn auf niedriger Stufe auszublasen.
Auch hier gilt: etwaige Maßnahmen zuvor mit dem verantwortlichen Arzt besprechen. Dies gilt auch für die Anwendung etwaiger Naturheilmittel. Heilpflanzen wie Beinwell oder Arnika unterstützen die Wundheilung und sind gerade in der akuten Heilungsphase wirksam.
Quellen
- Engelhardt, M. (Hrsg.): Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen. Urban & Fischer, München 2009
- Ficklscherer, A.: Orthopädie und Traumatologie. Urban & Fischer, München 2012
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013