Mundschleimhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Mundschleimhaut kleidet als Schutzschicht die Mundhöhle aus. Unterschiedliche Erkrankungen und chronische Reize können zu Veränderungen der Mundschleimhaut führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Mundschleimhaut?

Die Mundschleimhaut dient zunächst der Auskleidung und Abgrenzung der Mundhöhle. Darüber hinaus erfüllt sie mehrere Funktionen, von denen der spezifische Aufbau der Mundschleimhaut abhängt.
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Als Mundschleimhaut wird die Schleimhautschicht (Tunica mucosa) bezeichnet, die die Mundhöhle (Cavum oris) auskleidet und aus einem mehrschichtigen, partiell verhornten Plattenepithel besteht.

In Abhängigkeit von Funktion und Struktur wird zwischen der auskleidenden, mastikatorischen (den Kauvorgang bzw. die Mastikation betreffend) und spezialisierten Mundschleimhaut differenziert. Im gesunden Zustand weist die Mundschleimhaut eine rosafarbene Oberfläche auf.

Verschiedene Beeinträchtigungen der Mundschleimhaut führen zu Veränderungen von Struktur und Oberflächenbeschaffenheit, die sich klinisch sehr heterogen darstellen können.

Anatomie, Zusammensetzung & Aufbau

Die Mundschleimhaut kann abhängig von Funktion und strukturellem Aufbau in eine auskleidende, mastikatorische und spezialisierte Schleimhautschicht unterteilt werden.

Die etwa 0,1 bis 0,5 Millimeter dicke auskleidende Schicht der Mundschleimhaut besteht aus unverhorntem Plattenepithel. Diese anteilig größte Mundschleimhautschicht enthält entsprechend keine keratinhaltigen Epithelzellen. Sie kleidet das Velum palatinum (weicher Gaumen), die Unterseite der Zunge, die Fortsätze der Alveolen (Zahnfächer) sowie den Mundboden und -vorhof aus. Im Mundvorhof bildet die Mundschleimhaut zudem eine tiefe Umschlagfalte, während sie bei den Alveolarfortsätzen in die Gingiva (Zahnfleisch) übergeht.

Die mastikatorische Schicht der Mundschleimhaut ist etwa 0,25 Millimeter dick, setzt sich aus verhorntem Plattenepithel zusammen und kann zusätzlich in ein Stratum basale (Basalschicht), Stratum spinosum (Stachelzellschicht), Stratum granulosum (Körnerzellschicht) sowie ein Stratum corneum (Hornzellschicht) unterteilt werden.

Die mastikatorische Schleimhautschicht ist am Palatum durum (harter Gaumen) und im Gingivabereich zu verorten. Die spezialisierte Mundschleimhaut kleidet den Zungenrücken aus und setzt sich aus einem verhornten Plattenepithel zusammen, in welches sogenannte Papillen, warzenartige Erhebungen, die als Geschmacksknospen fungieren, eingebettet sind.

Funktion & Aufgaben

Die Mundschleimhaut dient zunächst der Auskleidung und Abgrenzung der Mundhöhle. Darüber hinaus erfüllt sie mehrere Funktionen, von denen der spezifische Aufbau der Mundschleimhaut abhängt.

So erfüllen die drei Schleimhauttypen der Mundschleimhaut jeweils ihre spezifische Funktion. Der Anteil der Mundschleimhaut, der Zahnfleisch und Gaumen bedeckt, ist dick und stark verhornt, da dieser während des Kauvorgangs starken Belastungen ausgesetzt wird. Die Mundschleimhaut, die die Zungenunterseite, den Mundboden und -vorhof sowie Wangen und Lippen auskleidet, zeichnet sich durch ihre Elastizität aus und ist unverhornt.

Zudem sind in die Mundschleimhaut Sinnesrezeptoren eingebettet, über welche das Schmerz-, Tast- und Temperaturempfinden gesteuert wird. Insbesondere die spezialisierte Mukosaschicht der Mundschleimhaut beinhaltet warzenartige Erhebungen, die sogenannten Papillen, die sich am Rücken der Zunge befinden und als Geschmacksknospen der Wahrnehmung von Geschmack dienen.

Die Mundschleimhaut ist zudem für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich und beinhaltet Drüsen, die an der Produktion und Sezernierung des Speichels partizipieren. Speichel ist unter anderem an der Vorverdauung der Kohlenhydrate beteiligt, schützt die Mundschleimhaut vor mechanischen oder bakteriologischen Einflüssen und neutralisiert Toxine.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Erkrankungen der Mundschleimhaut können sich infolge lokaler Prozesse (Verletzungen, Infektionen), übergeordneter Dermatosen (Hautkrankheit) oder infolge einer systemischen Grunderkrankung manifestieren.

Chemische oder physikalische Reize und/oder virale oder bakterielle Infektionserreger können zu entzündlichen Veränderungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) führen. Diese können eine einfache Rötung des betroffenen Bereiches, Bläschenbildung, Ulzerationen oder Abszedierungen hervorrufen. Zu den häufigsten Ursachen für Strukturveränderungen oder Wunden der Mundschleimhaut gehören Lippenherpes, Mundgeschwüre (Aphthen) sowie Pilzerkrankungen wie Soor (Candidiasis).

Die häufig auftretenden Aphthen (etwa 5 bis 21 Prozent der Gesamtbevölkerung) stellen sich als kleine, weißliche bis gelbliche Schwellungen bzw. Bläschen dar, die schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut bedingen und von einem rötlichen Ring umgeben sind. Lippenherpes (Fieberblasen), der oftmals mit Aphthen verwechselt wird, zeichnet sich durch eine Anhäufung von schmerzhaften Bläschen im Bereich der Lippen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, aus. Darüber hinaus kann die Mundschleimhaut durch eine Pilzinfektion mit Candida albicans (Candidiasis bzw. Mundsoor), die sich anhand von gelb-weißlichen bis rötlichen Arealen auf der Schleimhaut äußert, geschädigt werden.

Zudem können sich Veränderungen der Mundschleimhaut wie Leukoplakien (Hyperkeratose, Weißschwielenkrankheit), die sich als weiße und nicht abwischbare Flecken darstellen, manifestieren. Diese stellen die häufigsten prämalignen Mundschleimhautveränderungen dar und gelten als präkanzeröse Läsionen, da mit diesen ein erhöhtes Risiko für die Manifestierung von Plattenepithelkarzinomen assoziiert wird. Chronische Reize wie langjähriger Nikotinkonsum können zudem Verhornungsstörungen der Mundschleimhaut (Leukoödem, Raucherleukokeratose) bedingen.


Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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