Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Oberschenkelhalsbruch oder die Schenkelhalsfraktur ist ein akuter Zustand, der gehäuft bei älteren Personen und weniger bei jungen Menschen oder im mittleren Alter auftritt. Diese Tatsache beeinflusst ebenfalls die Heilungsdauer beim Oberschenkelhalsbruch ganz entscheidend.
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Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?
Hinter dem Oberschenkelhalsbruch, medizinisch exakt auch als Femurfraktur oder einfach Schenkelhalsfraktur bezeichnet, kommt es zum Durchbrechen des Knochens im Bereich des Oberschenkels entweder links- oder rechtsseitig.
Der Oberschenkelhalsbruch ist aufgrund seiner typischen Positionierung auch als hüftnaher Bruch bekannt. Beim Oberschenkelhalsbruch wird zwischen zwei Varianten unterschieden. Handelt es sich um einen stabilen Oberschenkelhalsbruch, verläuft die Therapie ganz anders als bei einem instabilen Oberschenkelhalsbruch.
Beim Oberschenkelhalsbruch werden in Abhängigkeit von den lokalisierbaren Bruchstellen unterschiedliche Frakturarten benannt. Neben der sogenannten medialen Schenkelhalsfraktur sind dies der laterale und die pertrochantäre Bruchverlauf.
Bei der medialen Fraktur verläuft der Bruch unterhalb des Femurkopfes und liegt in der Gelenkkapsel. Verläuft die Bruchlinie beim Oberschenkelhalsbruch nicht mehr in der Gelenkkapsel, wird von einer lateralen Fraktur gesprochen. Verschiedene Therapieansätze ergeben sich auch dann, wenn es sich um die Bruchlinie handelt, die zwischen dem Schenkelhals und dem sogenannten Knochenschaft festgestellt wird.
Ursachen
Der Oberschenkelhalsbruch wird durch variierende Umstände begünstigt, was ebenfalls ein Anzeichen für die massive Häufung bei bestimmten Alters- und Personengruppen ist.
In der Medizin werden zu den Ursachen für einen Oberschenkelhalsbruch neben krankhaften Beeinträchtigungen der Knochenstruktur mit einer zunehmenden Instabilität der Statik des Knochens ebenfalls kurzzeitige Biege- und Abschereinwirkungen, sprich Stürze gezählt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Einem Oberschenkelhalsbruch geht meistens ein Sturz voran. Die deutlichsten Anzeichen für einen Oberschenkelhalsbruch sind starke Schmerzen in der Hüfte, oder in angrenzenden Gebieten. Zum Beispiel können auch Schmerzen am Oberschenkel nahe der Hüfte bestehen, oder in der Leistengegend. Das betroffene Bein ist aktiv nicht mehr beweglich.
Bei passiver Bewegung (durch den Arzt) verstärken sich die Schmerzen. Wenn der Schenkelhalsbruch in Folge eines Sturzes auftritt, sind eventuell seitlich am Oberschenkel Blutergüsse zu sehen. Handelt es sich um einen verschobenen Bruch (dislozierte fractur), erscheint das gebrochene Bein verkürzt gegenüber dem anderen Bein und ist nach außen gedreht. Das Bein kann nicht mehr gestreckt von der Unterlage abgehoben werden.
Hier bedarf es oft nur eines Blickbefundes, welcher dann durch eine Röntgenaufnahme bestätigt wird. Gelegentlich kommt es zu einer eingestauchten Fractur (Knochenbruch). Hierbei verrutschen die Bruchenden nicht und die Symptome können sehr unscheinbar ausfallen. Der Patient such erst nach Tagen einen Arzt auf, weil sich seine Beschwerden nicht bessern. Die bestehenden Schmerzen können mit einem Sturz oder Unfall in Verbindung gebracht werden. Der Betroffene vermutet aber eine Prellung dahinter, weil er in manchen Fällen sogar noch gehfähig ist.
Diagnose & Verlauf
Häufig kann ein Oberschenkelhalsbruch aufgrund der Fehlstellung des Oberschenkels und der schmerzhaften Beschwerden von einem geschulten Auge erkannt werden. Diese sichtbaren Symptome lassen sich durch Tastuntersuchungen des Facharztes bestätigen. Darüber hinaus ist eine röntgentechnische Begutachtung notwendig, die in der Regel auf einem sogenannten axialen Röntgenbild basiert.
Geröntgt wird beim Oberschenkelhalsbruch die betroffene Hüfte. Durch weiterführende diagnostische Verfahren wie eine Computertomographie kann in komplizierten Fällen eine zusätzliche Abklärung des Ausmaßes des Oberschenkelhalsbruches vorgenommen werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Schon beim Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch muss ein Arzt konsultiert werden. Wenn die Fraktur im Rahmen eines Unfalls auftritt, wird am besten der Rettungsdienst gerufen, da womöglich weitere Brüche oder innere Verletzungen vorliegen. Zudem steigt mit jeder Stunde das Risiko von Gelenkkopfnekrosen, Venenthrombosen und Lungenembolien. Je früher die Fraktur behandelt wird, desto höher sind die Chancen auf eine erfolgreiche Rehabilitation. Starke, stechende Schmerzen im Bereich des Oberschenkels weisen auf eine Fraktur des Schenkelhalses hin, die abgeklärt und behandelt werden muss. Weitere Warnzeichen sind eine ungewöhnliche Lage des Fußes sowie Schwellungen, Blutungen oder Probleme, den betroffenen Fuß zu bewegen.
Zu den Risikogruppen zählen ältere Menschen sowie Sportler und Personen mit körperlich fordernden Berufen. Diese Personen sollten Vorsorgemaßnahmen treffen und beispielsweise immer ein Mobiltelefon bei sich tragen, damit im Notfall sofort der Rettungsdienst verständigt werden kann. Ein Oberschenkelhalsbruch kann von einem Orthopäden behandelt werden. Schwere Brüche muss der Betroffene operativ behandeln lassen, insbesondere wenn auch Nerven- oder Muskelverletzungen vorliegen. Die Nachbehandlung erfolgt durch den Physiotherapeuten oder Sportmediziner. Bei schweren Frakturen ist der Aufenthalt in einem Reha-Zentrum sinnvoll, wo die Verletzung unter Aufsicht von Spezialisten auskuriert werden kann.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des Oberschenkelhalsbruches erfolgt in Abhängigkeit von der Diagnose, ob es sich um einen stabilen oder instabilen Bruch handelt und vom Ausmaß des Bruches. Wird ein stabiler Oberschenkelhalsbruch festgestellt, kann ein operativer Eingriff zum Richten der Fraktur ausgeschlossen werden. Die Betroffenen werden mit einer ausreichenden Schmerzbehandlung versorgt und der Bruch kann unter Ruhe und mit zusätzlichen krankengymnastischen Übungen ausheilen.
Bei einem instabilen Oberschenkelhalsbruch ist eine chirurgische Behandlung unerlässlich. Dies ist in der Regel dann der Fall, wenn es beim Oberschenkelhalsbruch zu einer Verschiebung der Bruchstellen gekommen ist. Diese Problematik, die auch als Dislokation bezeichnet wird, kann durch unterschiedliche operative Eingriffe ausgeglichen werden. Es besteht die Möglichkeit, innerhalb der modernen chirurgischen Verfahren beim Oberschenkelhalsbruch entweder eine hüfterhaltende Therapie oder ein Ersatz des Hüftgelenks in Betracht zu ziehen.
Darüber hinaus eignet sich die Behandlung eines Oberschenkelhalsbruches mittels der als intertrochanteren Osteotomie bezeichneten Methode ausgezeichnet für junge Patienten.
Bei der ersten Variante werden an den Oberschenkelhals spezielle Elemente angeschraubt, welche die Bruchstelle nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder stabilisieren. Beim Hüftgelenksersatz setzt der Operateur eine Kopfprothese oder eine Hüfttotalendoprothese ein, um den Bereich zu therapieren und wieder eine Mobilität zu erzielen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einem Oberschenkelhalsbruch hängt davon ab, wie schnell eine operative Behandlung vorgenommen wird. Je eher der chirurgische Eingriff stattfindet, desto besser sind im Normalfall auch die Heilungsaussichten.
Häufig richtet sich die Prognose der Schenkelhalsfraktur auch nach dem Umfang der Durchblutungsstörungen des Hüftgelenkkopfes. Zu diesem Zweck verwenden die Ärzte eine Einteilung nach Garden. Bei Garden I besteht eine positive Prognose mit einem geringen Nekroserisiko. Auch bei Garden II fällt die Nekrosegefahr gering aus und es liegt kein verschobener Bruch vor. Von Garden III ist die Rede, wenn sich die Fraktur verschoben hat, ohne dass eine Verschiebung der hinteren Knochenrinde besteht. Außerdem fällt die Nekroserate hoch aus. Bei Garden IV verschieben sich die Bruchfragmente total und es kommt zu einer Unterbrechung der Gefäßversorgung. Weiterhin ist die Gefahr einer Hüftkopfnekrose hoch ausgeprägt.
Auch die Dauer des Heilungsprozesses bei einem Oberschenkelhalsbruch fällt von Patient zu Patient unterschiedlich aus. Eine wichtige Rolle spielen Faktoren wie das Lebensalter und die Aktivitäten des Patienten. Außerdem sollte der Patient nach einer Operation möglichst schnell wieder mobilisiert werden. Bleibt er dagegen zu lange liegen, droht ein Abbau von Muskelmasse, der sich wiederum negativ auf die Heilungsaussichten auswirkt. Günstig für die Prognose ist dagegen eine Rehabilitation, die dem Patienten hilft, schneller zu genesen und in sein Alltagsleben zurückzukehren.
Vorbeugung
Um einen Oberschenkelhalsbruch zu vermeiden, ist es wichtig, dem Einwirken mechanischer Kräfte auf diesen Hüftbereich entgegenzuarbeiten. Dies kann bei älteren Menschen dadurch geschehen, dass sturzgefährdende Lebensbereiche barrierefrei gestaltet werden.
Darüber hinaus können besonders unruhige, demente Personen mit sogenannten Schutzelementen ausgerüstet werden. Diese sind unter der Bezeichnung Protektoren bekannt und werden sowohl an den Hüften als auch an den Knien angelegt. Diese Hilfsmittel dämpfen die Krafteinwirkung bei Stürzen und beugen einem Oberschenkelhalsbruch vor.
Wichtig sind außerdem die Behandlung von Schwindelsymptomen sowie eine kalziumreiche Ernährungsweise. Ein zusätzliches Körpertraining sowie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme können das Risiko für einen Oberschenkelhalsbruch gleichsam senken.
Nachsorge
Muss der Oberschenkelhalsbruch operiert werden, ist es wichtig, dem Patienten Spritzen gegen eine mögliche Thrombose zu verabreichen. Durch die Injektionen in das Unterhautfettgewebe lässt sich einem Blutgerinnsel entgegenwirken. Als weitere sinnvolle Nachsorgemaßnahmen gelten das Anlegen von speziellen Stützstrümpfen sowie krankengymnastische Übungen.
Zu den Zielen der Nachbehandlung gehört das rasche Mobilisieren des Patienten. Bereits 24 Stunden nach dem operativen Eingriff lässt sich die betroffene Person wieder mobilisieren, was unter den Anweisungen eines Krankengymnasten erfolgt. Dabei erhält der Patient auch eine postoperative Schmerztherapie.
Für die Nachbehandlung der Oberschenkelhalsfraktur sind etwa zwei bis drei Wochen Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Dabei bewegt sich der Patient mithilfe von Unterarmgehstützen, wenn er keine belastungsstabile Behandlung erhält. Hat der Patient bei der Operation einen künstlichen Hüftersatz bekommen, darf er das jeweilige Bein komplett belasten.
Zu langes Liegen gilt bei einer Schenkelhalsfraktur als kontraproduktiv. So werden Muskeln abgebaut und es drohen gefährliche Infektionen wie eine Lungenentzündung. In der Regel wird die Nachsorgebehandlung nach dem Klinikaufenthalt mit der Rehabilitation fortgesetzt. Diese lässt sich auch stationär durchführen, wenn eine Versorgung in den eigenen vier Wänden nicht möglich ist. Dazu muss allerdings ein Barthel-Index von wenigstens 70 bestehen. Mit dem Barthel-Index werden die Pflegebedürftigkeit sowie die Fähigkeiten im Alltag eingestuft.
Das können Sie selbst tun
Leider können Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch nur wenig tun, um den Heilungsverlauf zu beschleunigen. Im Gegenteil: Geduld ist die wichtigste Tugend. Je nach Alter, Vorerkrankungen (beispielsweise Osteoporose), Bruchstelle und durchgeführter Behandlungsmaßnahme kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis der Oberschenkelhalsbruch ausgeheilt ist.
Wurde der Bruch operiert, sollte der Bereich um die Wunde sauber und steril gehalten werden, da sonst Wundheilungsstörungen auftreten könnten. Auch Infektionen sind häufige Komplikationen, die vermieden werden können, wenn die Wunde achtsam versorgt wird. Auch wenn sie unangenehm zu tragen sind: Stützstrümpfe können Thrombosen verhindern. Auch eine regelmäßig durchgeführte Krankengymnastik kann Thrombosen vorbeugen und sorgt zudem für eine stabile Muskulatur und eine schnellere Heilung. Deshalb sollte der Patient Krankengymnastiktermine unbedingt einhalten.
Weil meist ältere Menschen von einem Oberschenkelhalsbruch betroffen sind, empfiehlt sich eine möglichst lange Rundum-Betreuung in einem Krankenhaus oder zuhause. Der Patient darf das Bein nur so weit belasten, wie es von den Schmerzen her erträglich ist. Jüngeren, aktiven Patienten wird sogar empfohlen, das betroffene Bein in der ersten Zeit nur teilweise zu belasten, um Komplikationen zu verhindern. Hier sind die Betroffenen auf die Hilfe von anderen angewiesen.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015