Stützstrümpfe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Stützstrümpfe, im Fachjargon Kompressionsstrümpfe genannt, können diese Leiden lindern und eine wichtige Behandlungsmöglichkeit darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Stützstrümpfe?

Unter Stützstrümpfen versteht man Strümpfe, wahlweise auch Strumpfhosen, die aufgrund ihres Materials und ihrer Herstellungweise eine erhöhte Kompression auf die Beinvenen ausüben.

Venenleiden gehören zu den häufigsten Krankheiten unserer Zivilisation. Viele Menschen, vor allem Frauen, neigen zu einem schwachen Bindegewebe, was auch die Beinvenen betreffen kann und im Laufe der Jahre zu einer Venenschwäche führt. Dies ist nicht ungefährlich, können Venenerkrankungen unbehandelt doch zum offenen Bein (Ulcus cruris) und Thromboembolien führen.

Unter Stützstrümpfen versteht man Strümpfe, wahlweise auch Strumpfhosen, die aufgrund ihres Materials und ihrer Herstellungweise eine erhöhte Kompression auf die Beinvenen ausüben. Sie sind als medizinisches Hilfsmittel zu verstehen. Sie können gekauft oder von der Krankenversicherung per Rezept zur Verfügung gestellt werden.

Geschichte

Die Geschichte und Entwicklung von Stützstrümpfen reicht bis in die Antike zurück, als Bandagen und Wickel zur Unterstützung der Beine und zur Verbesserung der Durchblutung verwendet wurden. Im 19. Jahrhundert wurden medizinische Kompressionsstrümpfe populärer, insbesondere durch die Arbeiten von Dr. William Brown, der 1848 die ersten elastischen Strümpfe entwickelte, um Venenerkrankungen zu behandeln.

Mit der Industrialisierung und der Entwicklung neuer Materialien im 20. Jahrhundert verbesserten sich die Herstellungsverfahren von Stützstrümpfen erheblich. In den 1950er Jahren führte die Einführung von synthetischen Fasern wie Nylon und Lycra zu Strümpfen, die elastischer, langlebiger und bequemer waren. Diese Materialien ermöglichten eine bessere Kompression und verbesserten den Tragekomfort erheblich.

Ein bedeutender Fortschritt kam in den 1960er Jahren mit der Entwicklung von graduierten Kompressionsstrümpfen, die eine abgestufte Druckverteilung bieten, wobei der Druck am Knöchel am höchsten ist und zum Oberschenkel hin abnimmt. Dies half, die Blutzirkulation effektiver zu fördern und Venenerkrankungen vorzubeugen und zu behandeln.

Heutzutage sind Stützstrümpfe in einer Vielzahl von Ausführungen und Kompressionsstärken erhältlich, die auf verschiedene medizinische Bedürfnisse und Alltagsanforderungen abgestimmt sind. Sie werden nicht nur zur Behandlung von Venenerkrankungen, sondern auch zur Vorbeugung von Thrombosen bei langen Flugreisen und zur Unterstützung bei sportlichen Aktivitäten verwendet. Die kontinuierliche Forschung und Entwicklung in diesem Bereich führt zu immer komfortableren und effektiveren Produkten.

Vorteile & Nutzen

Stützstrümpfe bieten zahlreiche Vorteile gegenüber vergleichbaren Produkten, insbesondere in Bezug auf die Gesundheitsvorsorge und -behandlung. Einer der wichtigsten Vorteile ist die gezielte Kompression, die sie bieten. Stützstrümpfe üben abgestuften Druck aus, der am Knöchel am stärksten ist und nach oben hin abnimmt. Diese gradierte Kompression fördert den venösen Rückfluss des Blutes zum Herzen und hilft, Schwellungen und Krampfadern zu reduzieren.

Im Vergleich zu herkömmlichen Strümpfen oder Bandagen bieten Stützstrümpfe eine gleichmäßige und kontrollierte Kompression, die den ganzen Tag über anhält. Sie sind bequemer zu tragen und verursachen weniger Reibung und Hautirritationen. Moderne Materialien wie Nylon und Lycra sorgen für eine hohe Elastizität und Haltbarkeit, wodurch die Strümpfe länger ihre Form und Kompressionseigenschaften behalten.

Ein weiterer Vorteil von Stützstrümpfen ist ihre Vielseitigkeit. Sie sind in verschiedenen Kompressionsstärken erhältlich, die auf spezifische medizinische Bedürfnisse abgestimmt sind, wie leichte Unterstützung zur Vorbeugung von Thrombosen bei langen Reisen oder stärkere Kompression zur Behandlung von chronischer Veneninsuffizienz und Lymphödemen. Darüber hinaus sind sie in verschiedenen Designs und Farben erhältlich, sodass sie sich unauffällig in den Alltag integrieren lassen.

Stützstrümpfe verbessern auch die sportliche Leistung und Erholung, indem sie die Durchblutung fördern und Muskelvibrationen reduzieren. Athleten nutzen sie, um die Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten zu beschleunigen und Muskelkater zu vermindern.

Insgesamt bieten Stützstrümpfe eine effektive, komfortable und vielseitige Lösung zur Unterstützung der Venengesundheit und zur Vorbeugung und Behandlung von verschiedenen Kreislaufproblemen.

Formen, Arten & Typen

Es gibt unterschiedliche Formen von Stützstrümpfen. Neben der Unterscheidung der Kompressionsklasse (1, 2, 3), die die Stärke angibt, in denen die Kompression auf das Bein wirkt, gibt es weiter die Differenzierung zwischen rundgestrickten und flachgestrickten Kompressionsstrümpfen.

Flachstrick wird vor allem bei Lymph- oder Lipödemen eingesetzt, um sowohl eine erhöhte Kompression zu gewährleisten, als auch dem massiv erhöhten Beinumfang gerecht zu werden. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe sind deutlich teurer als rundgestrickte, weshalb die Krankenkassen hier sehr genau nachfragen, ob die Indikation des flachgestrickten Strumpfes tatsächlich gegeben ist.

Außerdem können Stützstrümpfe eine offene oder eine geschlossene Fußspitze haben. Die obere Halterung des Strumpfes ist meist gummiert, um am Bein dauerhaft zu haften. Es gibt den Kompressionsstrumpf in allen erdenklichen Farben.

Weiterhin gibt es spezielle Kompressionsstrümpfe mit Reißverschlüssen, die beim Ulcus cruris, also dem offenen Bein, eingesetzt werden können. Seit einigen Jahren haben auch Sportler und vor allem (Marathon-)Läufer den Kompressionsstrumpf für sich entdeckt, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Für den Freizeitsportler ist dies jedoch weniger von Interesse.

Aufbau, Funktion & Wirkungsweise

Stützstrümpfe arbeiten auf eine einfache Weise äußerst effektiv. Durch die Kompression werden die Venenwände näher zusammengepresst, die Venenklappen schließen dadurch wieder besser, das venöse Blut staut sich nicht ins Bein zurück, Ödeme (Wassereinlagerungen) und die Gefahr der Thrombusbildung (Blutgerinnsel) werden gemindert.

Das Tragen von Kompressionsstrümpfen wird allerdings häufig auch als Belastung empfunden. Die Kompression kann als unangenehm empfunden werden, besonders im Sommer sind diese recht dicken Strümpfe für viele Patienten eine Qual. Ihr Nutzen ist allerdings unumstritten. Grundsätzlich sollte die Kompression bereits bei den Zehen beginnen.

Vor allem ältere, immobile Menschen benötigen aber eine Anziehhilfe, die wiederum nur mit einer offenen Spitze effektiv funktioniert. Senioren wird deshalb häufig der Stützstrumpf mit einer offenen Spitze verschrieben oder empfohlen.

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Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Der medizinische Nutzen der Stützstrümpfe ist immens, vor allem in Anbetracht der relativ geringen Anschaffungskosten. Stützstrümpfe werden außerdem nicht nur bei chronischen Erkrankungen eingesetzt, sondern auch direkt vor und nach Operationen, nach denen immer eine erhöhte Thrombose- und Emboliegefahr besteht. Kompressionsstrümpfe werden also auch prophylaktisch eingesetzt.

Dies ist auch der Fall nach längerer Immobilität, zum Beispiel nach einer längeren Liegezeit infolge von schwerwiegenden Operationen. Das ruckartige Aufstehen und die senkrechte Haltung können den Körper schnell überfordern, es kommt schlimmstenfalls zur Synkope, der Patient verliert vorübergehend das Bewusstsein. Kompressionsstrümpfe wirken diesem Prozess entgegen. Sogar Schwangeren werden Kompressionsstrümpfe angeraten.

Sie sind eine Risikogruppe für Venenleiden, was zum einen dem veränderten Hormonhaushalt in der Schwangerschaft geschuldet ist, zum anderen dem erhöhten Druck und dem veränderten Blutfluss, der während der Schwangerschaft entsteht. Auch nach der Entbindung sollten Stützstrümpfe noch eine Weile getragen werden.

Zusammengefasst ist festzustellen, dass Stützstrümpfe ein günstiges medizinisches Hilfsmittel darstellen, die einer Menge Krankheiten vorbeugen (Thrombosen, Embolien, Ulcera der Beine, Kreislaufbeschwerden bei langer Immobilität) und zur Behandlung vieler chronischer und akuter Krankheiten dient (Ulcera der Beine, Thrombosen, Lip- und Lymphödeme).

Der Stützstrumpf ist aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Und wer den Stützstrumpf als Makel empfindet, hat die Möglichkeit zu einer poppigen Farbe seiner Wahl zu greifen oder mit dezentem schwarz davon abzulenken, denn die gewöhnungsbedürftige Hautfarbe, die wir häufig von Kompressionsstrümpfen an Seniorenbeinen kennen, hat längst ausgedient.

Anwendung & Sicherheit

Die genaue Anwendung von Stützstrümpfen beginnt mit der Auswahl der richtigen Größe und Kompressionsstärke, die oft durch einen Arzt oder Fachhändler empfohlen wird. Zum Anziehen sollte man die Strümpfe morgens tragen, wenn die Beine am wenigsten geschwollen sind. Die Strümpfe werden vorsichtig über den Fuß gezogen und langsam nach oben über das Bein gerollt, um Falten und Verdrehungen zu vermeiden. Es ist wichtig, dass die Strümpfe gut sitzen, ohne zu eng zu sein, und dass sie gleichmäßig verteilt sind, um die gewünschte Kompression zu gewährleisten.

Die Sicherheit bei der Anwendung von Stützstrümpfen ist hoch, wenn sie korrekt verwendet werden. Sie sind so konzipiert, dass sie den Blutfluss fördern und das Risiko von Thrombosen und Schwellungen verringern. Bei unsachgemäßer Anwendung oder wenn die falsche Kompressionsstärke gewählt wird, können jedoch Probleme wie Einschnürungen oder Druckstellen auftreten. Daher sollte die Anwendung stets gemäß den Anweisungen des Herstellers und den Empfehlungen eines Arztes erfolgen.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Stützstrümpfen ist streng reguliert. Hersteller unterziehen ihre Produkte umfassenden Tests, um sicherzustellen, dass die Kompression gleichmäßig und konsistent ist und dass die Materialien hypoallergen und langlebig sind. Diese Tests umfassen die Überprüfung der Elastizität, der Haltbarkeit und der Fähigkeit der Strümpfe, ihre Kompressionsstärke über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Die Produktionsprozesse sind zertifiziert und erfüllen internationale Standards wie die ISO 13485, die speziell für medizinische Geräte gilt.

Durch die Einhaltung strenger Qualitätskontrollen und Sicherheitsstandards bieten Stützstrümpfe eine effektive und sichere Methode zur Verbesserung der Venengesundheit und zur Prävention von Kreislaufproblemen.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zu Stützstrümpfen, die angewendet werden können, wenn deren Verwendung nicht möglich oder nicht ideal ist. Diese Alternativen bieten ähnliche Vorteile bei der Behandlung und Vorbeugung von Venenerkrankungen und anderen Kreislaufproblemen.

Kompressionsbandagen:

Kompressionsbandagen sind elastische Binden, die um das Bein gewickelt werden, um Druck auszuüben und die Durchblutung zu fördern. Sie können an spezifische Bedürfnisse angepasst werden und bieten eine flexible Option für Patienten, die Stützstrümpfe nicht tragen können.

Pneumatische Kompressionsgeräte:

Diese Geräte umfassen aufblasbare Manschetten, die um die Beine gewickelt werden. Sie pumpen Luft in Intervallen, um einen wechselnden Druck zu erzeugen, der die Blutzirkulation fördert. Pneumatische Kompressionsgeräte werden häufig in Krankenhäusern oder zu Hause bei Patienten mit schwerwiegenderen Venenerkrankungen verwendet.

Bewegung und regelmäßige körperliche Aktivität:

Regelmäßige Bewegung, wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren, hilft, die Blutzirkulation in den Beinen zu verbessern und Venenerkrankungen vorzubeugen. Übungen, die die Wadenmuskulatur aktivieren, sind besonders effektiv, da sie die Muskelpumpe unterstützen, die das Blut zurück zum Herzen befördert.

Hochlagern der Beine:

Das regelmäßige Hochlagern der Beine kann helfen, Schwellungen und das Risiko von Krampfadern zu verringern. Diese einfache Maßnahme nutzt die Schwerkraft, um den venösen Rückfluss zu unterstützen.

Medikamentöse Behandlung:

Venotonika sind Medikamente, die die Venengesundheit verbessern und Symptome von Venenleiden lindern können. Sie werden oft als ergänzende Therapie zu anderen Maßnahmen verwendet.

Chirurgische Eingriffe:

In schweren Fällen von Venenerkrankungen kann eine Operation erforderlich sein. Verfahren wie die Venenstripping oder die endovenöse Lasertherapie entfernen oder schließen betroffene Venen, um den Blutfluss zu verbessern.

Sklerotherapie:

Dieses Verfahren beinhaltet die Injektion einer Lösung in die betroffenen Venen, die diese verschließt und das Blut auf gesündere Venen umleitet. Sklerotherapie ist eine effektive Behandlung für Krampfadern und Besenreiser.

Durch diese Alternativen können Patienten, die keine Stützstrümpfe verwenden können, dennoch eine wirksame Behandlung und Prävention von Venenerkrankungen und Kreislaufproblemen erhalten.

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