Parakeratose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Parakeratose ist eine Verhornungsstörung der Haut, die meist mit Hauterkrankungen wie der Schuppenflechte, dem Ekzem oder dem Morbus Bowen vergesellschaftet ist. Die primäre Ursache für die Parakeratose kann in einer Beschleunigung der Verhornungsprozesse oder einer Störung der Keratinozytenreifung liegen. Die Behandlung hängt von der primären Ursache und den zusätzlich vorliegenden Hauterkrankungen ab.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Parakeratose?

Patienten mit Parakeratose leiden an einer Verhornungsstörung, bei der Zellkernreste in der Hornhaut zurückbleiben. Eine zusätzlich stattfindende Verdickung der betroffenen Hautschichten wird häufig beobachtet.
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Bei der Verhornung oder Keratinisierung bilden sich Epithelzellen zu hornbildenden Keratinozyten um und werden zu Hornzellen, sogenannten Korneozyten. Bei den Keratinozyten oder hornbildenden Zellen handelt es sich um Zellen der Epidermis oder Oberhaut, die 90 Prozent dieser Hautschicht ausmachen. Der Zelltyp ist zur Produktion von Keratin in der Lage und differenziert so während der Verhornung.

Verhornungsprozesse finden physiologischer Weise innerhalb der Oberhaut statt und können außerdem in verschiedenen Schleimhäuten auftreten. Durch die Verhornung erhöht sich die mechanische Stabilität der Hautoberflächen. Durch unterschiedliche Erkrankungen kann der Verhornungsprozess gestört werden. Eine davon ist die Parakeratose.

Diese Form der Dyskeratose ist durch Zellkerne oder Zellkernreste gekennzeichnet, die in der Hornschicht verbleiben. In vielen Fällen verdickt sich zur selben Zeit die Hornschicht. Dieses Phänomen wird auch als parakeratotische Hyperkeratose bezeichnet. Treten Parakeratose und verstärkten Verhornung im Sinne der Hyperkeratose gemeinsam auf, so ist die Rede von einer Hyperparakeratose.

Ursachen

Eine Parakeratose kann unterschiedliche Ursachen haben. Neben einem beschleunigten Ablauf der Verhornungsprozesse kann eine Reifungsstörung der Keratinozyten für das Phänomen verantwortlich sein. Beide Phänomene können auf hormonelle Zusammenhänge zurückzuführen sein.

Typischerweise ist eine Parakeratose beim Menschen mit Erkrankungen wie der Schuppenflechte, einem Ekzem oder dem Morbus Bowen vergesellschaftet. Die Hautveränderungen des Morbus Bowen hängen häufig mit der Exposition gegenüber Sonnenlicht, chemischen Stoffen wie Arsen oder bestimmten Viren wie HPV zusammen. Männer sind häufiger von dem Phänomen betroffen als Frauen.

Für die Schuppenflechte wird eine multifaktorielle Genese angenommen. Neben genetischen Dispositionen werden in diesem Zusammenhang immunologische Fehlfunktionen diskutiert. Die immunologische Fehlfunktion entspricht in diesem Kontext einer autoimmunologischen Reaktion, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet.

Der Auslöser für immunologische Fehlprogrammierungen ist bislang für keine Autoimmunerkrankung abschließend geklärt. Zur Diskussion stehen beispielsweise vorausgegangene Infektionen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten mit Parakeratose leiden an einer Verhornungsstörung, bei der Zellkernreste in der Hornhaut zurückbleiben. Eine zusätzlich stattfindende Verdickung der betroffenen Hautschichten wird häufig beobachtet. Begleitsymptomatisch zur Parakeratose liegen häufig Erkrankungen wie die Schuppenflechte vor.

Typischer Weise manifestiert sich die Schuppenflechte in Form von monomorphen, rötlichen, meist rundlich und inselförmig ausfallenden Herden mit scharfer Begrenzung und leichter Erhabenheit. Statt einer Schuppenflechte kann die Parakeratose auch mit den Hautveränderungen des Morbus Bowen vergesellschaftet sein. Auf der Haut tritt der Morbus Bowen in Form von vereinzelten und unregelmäßig geformten Hautveränderungen mit scharfer Begrenzung in Erscheinung.

Die Läsionen wirken breit und tragen rot-schuppige Gestalt. Die Größe der Läsionen variiert zwischen einigen Millimetern bis hin zu Dezimetern. Anders als bei der Schuppenflechte tritt beim Morbus Bowen in der Regel nur ein alleiniger Herd auf. Außerdem kommt die Kombination aus Parakeratose und Ekzemen häufig vor.

Bei Ekzemen handelt es sich um entzündlicher Läsionen mit nicht-infektiöser Genese, die gemeinsam mit Hautrötungen, Bläschenbildung sowie nässenden und krustenbildenden oder schuppenden Stellen auftreten. Bei einer Parakeratose können neben Schuppenflechte, Ekzemen und Morbus Bowen auch schmerzende Stellen und Hauttrockenheit auftreten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose einer Parakeratose wird durch den Dermatologen gestellt. In den meisten Fällen reicht der blickdiagnostische Eindruck nach der Anamnese zur Diagnosestellung aus. Möglicherweise werden Instrumente zur Vergrößerung beigezogen, um die zurückgebliebenen Zellkerne besser identifizieren zu können. Der Nachweis der typischerweise auftretenden Zellkerne innerhalb der Hornhaut reicht zur Diagnosesicherung aus.

Die Prognose hängt für Patienten mit Parakeratose von der primären Ursache ab. Auch die Natur der Begleitsymptome kann für die Prognose eine entscheidende Rolle spielen. Schuppenflechte gilt bislang zum Beispiel als unheilbare Erkrankung der Haut.

Komplikationen

Aufgrund der Parakeratose kommt es beim Patienten zu verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden an der Haut. Diese wirken sich in der Regel sehr negativ auf die Ästhetik und damit auch auf die Lebensqualität des Betroffenen aus und schränken diese ein. In den meisten Fällen kommt es dabei zu Schuppenflechten und damit zu einer Verhornungsstörung.

Viele Betroffene fühlen sich mit den Beschwerden unwohl oder schämen sich für diese, sodass es zu einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl oder zu Minderwertigkeitskomplexen kommen kann. Auch psychische Beschwerden und Depressionen können dabei auftreten und werden vor allem durch Mobbing oder durch Hänseleien verstärkt. Weiterhin ist die Haut gerötet und kann auch jucken. Durch ein ständiges Kratzen kann es dabei auch zu Narben oder zu Blutungen auf der Haut kommen. Die Haut selbst ist bei der Parakeratose trocken und schuppt.

Die Behandlung der Parakeratose ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden. Mit Hilfe verschiedener Medikamente und Therapien können die Beschwerden relativ gut eingeschränkt werden. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird aufgrund der Erkrankung nicht verringert. Mitunter sind die Betroffenen möglicherweise auf eine Lichttherapie angewiesen, um die Krankheit vollständig einzuschränken.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Besonderheiten und Auffälligkeiten des Hautbildes sollten von einem Arzt untersucht und abgeklärt werden. Leidet der Betroffene unter Verdickungen der Haut oder der Bildung einer Hornhaut, ist ein Arztbesuch anzuraten. Können die Unstimmigkeiten der Haut nicht durch die selbständige Ergreifung von Pflegemaßnahmen verbessert werden, ist die Inanspruchnahme einer ärztlichen Hilfe anzuraten. In Drogeriemärkten und Apotheken sind verschiedene Präparate für die Hautpflege zu erhalten, die ausprobiert werden können.

Halten die Beschwerden über eine längere Zeit an oder breiten sie sich kontinuierlich am Körper aus, ist eine intensive Untersuchung der Haut zu empfehlen. Stellen sich Veränderungen des gewohnten Hautbildes ein, ist die Konsultation eines Arztes notwendig. Entzündungen am Körper oder die Bildung von Eiter gelten als besorgniserregend. Kann vom Betroffenen keine sterile Wundversorgung gewährleistet werden, ist ein Arzt aufzusuchen. Es droht in schweren Fällen eine Blutvergiftung und damit besteht eine potentielle Gefährdung des Lebens. Verfärbungen der Haut, Rötungen sowie die Bildung von Ekzemen sind fachärztlich untersuchen zu lassen.

Entwickeln sich Bläschen oder kommt es zu schuppender Haut, sollte medizinischer Rat gesucht werden. Schmerzen, allgemeines Unwohlsein oder emotionale Probleme sind mit einem Arzt zu besprechen. Kommt es zu einem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, Stimmungsschwankungen oder einem depressiven Verhalten, wird Hilfe benötigt.

Behandlung & Therapie

Eine ursächliche Therapie ist bei der Parakeratose nur unter gewissen Umständen denkbar. Eine Verlangsamung der Verhornungsprozesse kann in der Regel nicht hinzureichend stattfinden. Reifungsstörungen der Keratinozyten sind dagegen bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar.

Zur symptomatischen Therapie stehen gegen Hauttrockenheit vor allem konservativ medikamentöse Therapieoptionen zur Verfügung. Meist handelt es sich dabei um Salbenbehandlungen, die die erforderlichen Wirkstoffe enthalten. Falls die Parakeratose im Rahmen einer anderen Hauterkrankung auftritt, muss eine weiterführende Therapie erfolgen.

Die Behandlung von Ekzemen erfolgt äußerlich mit Salben, deren Konsistenz in Abhängigkeit vom Hautzustand gewählt wird. Ein akut nässendes Ekzem erfordert eine Behandlung mit relativ wässrigen Salben. Falls Krusten oder Schuppen vorliegen, ist eine fettige Salbengrundlage zu wählen. Unter Umständen kommen die Salben auch in Form eines Umschlags zur Anwendung.

Sämtliche Entzündungsreaktionen der Haut werden mit Glukokortikoid-Umschlägen unterdrück. Hautirritierende Stoffe müssen Patienten mit Parakeratose für die nächste Zeit meiden. Falls zusätzlich eine Schuppenflechte vorliegt, reichen die Behandlungsansätze von Ernährungsumstellung über Elektrobehandlung und Bade- sowie Lichttherapie bis hin zu medikamentösen Ansätzen wie Kortikoiden.

Bei zusätzlich auftretendem Morbus Bowen findet entweder eine Exzision der betroffenen Hautstellen oder eine photodynamische Therapie statt. Bei der Exzision ist eine nachträgliche Schnittrandanalyse durchzuführen, die gegebenenfalls Anstoß für eine Nach-Exzision gibt.


Aussicht & Prognose

Eine Parakeratose bietet eine relativ gute Prognose. Die Verhornung der Haut kann durch verschiedene Medikamente und Therapieformen behandelt werden. Oft genügt die Behandlung der Ursachen, um die Parakeratose einzudämmen. Während der Krankheitsphase schränkt die Parakeratose die Lebensqualität und das Wohlbefinden ein. Typische Beschwerden wie der Juckreiz, die Schuppenbildung oder die seelische Belastung sollten nach Abschluss der Behandlung wieder verschwinden. Die Lebenserwartung ist durch eine Parakeratose generell nicht eingeschränkt, da es sich um keine tödliche Erkrankung handelt. Jedoch können sich Entzündungen oder andere medizinische Komplikationen einstellen, wenn die betroffenen Stellen aufgekratzt oder unsachgemäß behandelt werden. Im Allgemeinen haben Parakeratose-Patienten jedoch die Aussicht auf eine Genesung.

Schlechter ist die Prognose, wenn die Parakeratose in Verbindung mit einer Hyperkeratose auftritt. Eine solche Hyperparakeratose kann Nagelveränderungen, Wunden und andere medizinische Folgeerkrankungen hervorrufen, die mit starken Beschwerden verbunden sind. Der Einsatz von aggressiven Medikamenten wie etwa stark Harnstoff-haltigen Salben ist notwendig, wodurch sich weitere gesundheitliche Einschränkungen ergeben können.

Die Prognose stellt der zuständige Dermatologe im Hinblick auf unter anderem die Schwere der Erkrankung und den Allgemeinzustand des Patienten. Bei schweren Begleiterkrankungen müssen die weiteren Ärzte in die Prognose-Stellung miteinbezogen werden.

Vorbeugung

Der Parakeratose lässt sich bislang nicht erfolgsversprechend vorbeugen.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Maßnahmen einer direkten Nachsorge bei der Parakeratose stark eingeschränkt. Der weitere Verlauf dieser Erkrankung ist dabei sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose und auch von der Ausprägung der Beschwerden abhängig, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht möglich ist. Aus diesem Grund sollte der Betroffene bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen und Beschwerden zu verhindern.

Eine Selbstheilung kann bei der Parakeratose in der Regel nicht eintreten. Die meisten Betroffenen sind auf die Benutzung von verschiedenen Cremes oder Salben angewiesen. Dabei ist immer auf eine richtige Dosierung mit einer regelmäßigen Anwendung zu achten. Ebenso sind regelmäßige Kontoellen durch einen Arzt sehr wichtig, wobei auch die Unterstützung von Freunden und Familie sehr wichtig ist.

Dadurch können Depressionen oder andere psychische Verstimmungen verhindert oder gelindert werden. Eine vollständige Heilung kann nicht immer erreicht werden, sodass auch der Kontakt zu anderen Betroffenen bei der Parakeratose sehr sinnvoll sein kann. Dabei kommt es zu einem Austausch an Informationen, welcher den Alltag des Betroffenen erleichtern kann.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Parakeratose ist nicht unbedingt eine Behandlung vonnöten. Bei stark ausgeprägten Beschwerden empfehlen sich Lebensmittel mit Zink und Eisen. Die Mineralien verbessern das Hautbild und helfen dabei, die Störung der Verhornung zu reduzieren. Die betroffenen Stellen sollten sorgfältig gepflegt und gegebenenfalls mit einer reinigenden Salbe behandelt werden. Die eingesetzten Pflegeprodukte enthalten Mineralstoffe und entzündungshemmende Stoffe, welche die akuten Beschwerden lindern und langfristig zu einem Abbau der Verhornung führen.

Der Hausarzt kann die geeigneten Präparate verschreiben und weitere Tipps für die Parakeratose-Behandlung geben. Meist genügt es, die betroffenen Stellen zu schonen. Um eine weitere Verhornung an den Füßen zu vermeiden, sollte kein allzu enges Schuhwerk getragen werden. Tritt die Parakeratose in einer anderen Körperregion auf, müssen etwaige Auslöser bzw. Verstärker des Leidens ermittelt werden. Oftmals tragen zu enge Kleidungsstücke zu einer Verhornung bei.

Sollte die Parakeratose rasch stärker werden, muss der Arzt eingeschaltet werden. Womöglich liegt der gestört ablaufenden Verhornung eine ernste Erkrankung zugrunde, die untersucht und behandelt werden muss. Eine Entfernung der Verhornungen mittels Hornhauthobel sollte nur in Rücksprache mit dem Dermatologen erfolgen.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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