Morbus Bowen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Morbus Bowen, die Vorstufe von weißem Hautkrebs, ist durch auffällige Stellen gut auf der Haut erkennbar. Bei regelmäßiger Nachkontrolle oder Entfernung der betroffenen Haut kann ein Hautkrebsrisiko minimiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Bowen?

In der Regel treten durch den Morbus Bowen nur dann Komplikationen auf, wenn dieser nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Dabei kann es im schlimmsten Fall zu Hautkrebs kommen.
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Als Morbus Bowen, auch Carcinoma in situ genannt, wird das frühe Anfangsstadium des weißen Hautkrebs bezeichnet.

Beim Morbus Bowen befinden sich die Krebszellen bisher ausschließlich in der obersten Hautschicht und treten noch nicht in tiefergelegenen Hautschichten auf. Benannt wurde Morbus Bowen nach dem amerikanischen Hautarzt John T. Bowen, der die Erkrankung als Erster beschrieben hat.

Erkennbar ist Morbus Bowen meist durch juckende, gerötete und raue Stellen auf der Haut. Die Ausbreitung ist begrenzt und tritt in der Regel nur an einer Stelle auf.

Diese Warzenviren, kurz HPV, sind eine chronische Infektion, die zu weißem Hautkrebs, einem bösartigen Tumor, mutieren kann. Morbus Bowen tritt hauptsächlich in der zweiten Lebenshälfte auf. Männer sind etwas anfälliger für die Entwicklung von Morbus Bowen als Frauen.

Ursachen

Morbus Bowen tritt häufig in Verbindung mit dem regelmäßigen Kontakt mit Arsen, Teerprodukten oder anderen krebsfördernden Chemikalien auf.

Ebenfalls eine Rolle bei der Bildung von Morbus Bowen spielen krebsauslösende Viren des Typs Human Papilloma Virus (HPV) 16, 18, 31, 33, 35 und 45.

Entscheidung für Morbus Bowen ist oft auch der individuelle Hauttyp in Zusammenhang mit starker UV-Strahlung über einen langen Zeitraum. Gerade die Verwendung von Sonnenschutzcreme mit zu geringem Sonnenschutzfaktor und der Verzicht auf schützende Kleidung erhöhen das Risiko von Morbus Bowen.

Aber auch genetische Faktoren, Röntgenstrahlung, Immunsuppression und Traumata können einen Auslöser für Morbus Bowen geben.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Morbus Bowen kann anhand der typischen Hautveränderungen diagnostiziert werden. Dabei handelt es sich um flache, meist deutlich begrenzte Rötungen, die leicht verletzlich sind und schuppen. Sie können Juckreiz und Schmerzen hervorrufen, und bei Druck oder Kratzen kommt es zu Blutungen. Die Hautdefekte nehmen langsam an Größe und Tiefe zu und breiten sich im Verlauf auf umliegende Körperregionen aus.

Sie erinnern optisch an Schuppenflechte und werden deshalb häufig mit dieser Erkrankung verwechselt. Mit dem Fortschreiten des Morbus Bowen nehmen die genannten Symptome an Intensität zu, wodurch oft auch psychische Beschwerden entstehen. Die Betroffenen entwickeln dann beispielsweise depressive Verstimmungen oder soziale Ängste (insbesondere dann, wenn die Hautveränderungen im Gesicht, an den Armen und im Genitalbereich auftreten).

Das auffällige Hautbild zeigt sich vorwiegend an Stellen, die regelmäßig UV-Strahlung ausgesetzt sind, also im Gesicht, an den Händen und an den Unterschenkeln. Außerdem können die Defekte in der Leisten- und Afterregion sowie an Penis und Vulva auftreten. Wird der Morbus Bowen nicht behandelt, kann er sich zu Hautkrebs entwickeln. Die Hautdefekte entwickeln sich dann zu schmerzhaften Knötchen und verändern sich in Farbe, Form und Größe.

Diagnose & Verlauf

Morbus Bowen tritt verstärkt bei Menschen mittleren bis hohen Alters auf. Vor allem Körperpartien, die häufiger UV-Strahlung ausgesetzt sind, weisen den Befall von Morbus Bowen auf. Die Symptome sind in der Regel unregelmäßig geformte, schuppige Hautrötungen, die zu Juckreiz und Verkrustungen neigen oder auch kleine Geschwüre entwickeln können. Die betroffenen Hauptstellen, meist an Beinen, Händen, Kopf oder Nacken, wachsen mit der Zeit in der Fläche und in die Tiefe.

Um eine Verwechslung mit einer Schuppenflechte auszuschließen und Morbus Bowen zu diagnostizieren, ist die Entnahme einer Hautprobe an der befallenen Hautpartie nötig. Kann die Erkrankung als Morbus Bowen identifiziert werden, sollte die Haut entweder regelmäßig nachkontrolliert werden oder eine Entfernung des betroffenen Gewebes erfolgen.

Komplikationen

In der Regel treten durch den Morbus Bowen nur dann Komplikationen auf, wenn dieser nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird. Dabei kann es im schlimmsten Fall zu Hautkrebs kommen, an dem der Betroffene verstirbt. Auf der Haut kommt es an unterschiedlichen Stellen zu Veränderungen. Diese sind in der Regel relativ stark abgegrenzt und deutlich zu sehen.

Die Haut ist dabei gerötet und kann schuppen. Weiterhin kann es auch zu Juckreiz auf der Haut kommen und zu sehr unangenehmen Gefühlen führen. Nicht selten kommt es dabei zu einer späten Diagnose des Morbus Bowen, da die Krankheit ähnliche Beschwerden wie auch die Schuppenflechte zeigt und daher mit dieser Beschwerde verwechselt werden kann. Die Betroffenen schämen sich nicht selten für die Beschwerden und leiden damit an einem verringerten Selbstwertgefühl und an Minderwertigkeitskomplexen.

Die Behandlung des Morbus Bowen kann durch verschiedene Therapien und Eingriffe stattfinden. Bei einer frühen Diagnose können die Beschwerden in der Regel relativ gut eingeschränkt werden, sodass es nicht zu Hautkrebs und auch nicht zu anderen Komplikationen kommt. Durch die Behandlung wird auch die Lebenserwartung des Betroffenen in der Regel nicht verringert oder eingeschränkt. Allerdings sind die Patienten auch noch nach der Behandlung auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ungewöhnliche Veränderungen des Hautbildes sollten einem Arzt vorgestellt werden. Breiten sie sich am Körper aus oder nehmen sie an Intensität zu, ist schnellstmöglich ein Arztbesuch anzuraten. Bei Schmerzen, Juckreiz oder offenen Wunden besteht Anlass zur Besorgnis. Kann keine sterile Wundversorgung gewährleistet werden, sollte ein Arzt konsultiert werden. Vergrößern sich vorhandene Wunden oder kommt es zu einer Eiterbildung, besteht ein erhöhtes Risiko einer Sepsis. Ein Arzt ist aufzusuchen, da sich mit einer Blutvergiftung eine potentielle Gefährdung des Lebens entwickelt. Bei Blutungen der Haut, die nach einer Druckausübung oder leichtem Kratzen entstehen, ist ein Arztbesuch notwendig. Charakteristisch für Morbus Bowen ist eine besondere Tiefe der Hautveränderungen.

Eine Abklärung der Beschwerden ist daher unverzüglich anzuraten, sobald die tiefer gelegenen Hautschichten in Mitleidenschaft gezogen werden. In den meisten Fällen sind Hautregionen von Veränderungen betroffen, die vermehrt einer Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Daher sollte ein Arzt konsultiert werden, sobald im Gesicht, am Hals, Dekolleté, an den Händen oder den Beinen plötzliche Unregelmäßigkeiten bemerkt werden. Kommt es aufgrund der körperlichen Beschwerden zusätzlich zu seelischen oder emotionalen Auffälligkeiten, ist ebenfalls ein Arztbesuch zu empfehlen. Bei anhaltenden Stimmungsschwankungen oder Besonderheiten des Verhaltens benötigt der Betroffene ärztliche Hilfe. Ängste, depressive Verstimmungen sowie soziales Rückzugsverhalten sind Anzeichen einer Unstimmigkeit, die abzuklären ist.

Behandlung & Therapie

Weist ein Patient Morbus Bowen auf, müssen alle Körperpartien auf weitere betroffene Stellen gründlich untersucht werden. Vorkommen von Morbus Bowen sollten entweder regelmäßig nachkontrolliert werden, damit Mutationen frühzeitig erkannt werden können, oder direkt entfernt werden. Um Morbus Bowen möglichst gründlich zu entfernen, wird nicht nur die betroffene oberste Hautschicht, sondern auch ein Teil des gesunden Hautgewebes entnommen.

Alternativ zur Operation kann Morbus Bowen auch durch Lichttherapie, Vereisung oder tumorzerstörende Cremes behandelt werden. Da bei dieser frühen Art von weißem Hautkrebs jedoch nur die oberste Hautschicht betroffen ist und das Tumorgewebe einfach entfernt werden kann, ist die operative Entfernung die bevorzugte Therapiemöglichkeit.

Selbst wenn die betroffene Haut entfernt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass im Laufe der folgenden Jahre wieder Morbus Bowen auftritt. Daher sollte nach Abschluss einer Behandlung die Haut mindestens einmal jährlich einer Nachkontrolle unterzogen werden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose hängt individuell von der rechtzeitigen Diagnosestellung und Behandlung ab. Morbus Bowen entwickelt bösartiges Gewebe auf der Haut, dieses kann unbehandelt in gefürchteten Hautkrebs übergehen. Wird das Gewebe rechtzeitig entfernt, ist die Prognose für Betroffene gut. Wenn es sich um Morbus Bowen und noch nicht um darüber hinausgehenden Hautkrebs handelt, dann konnte die Erkrankung noch keine Tochtergeschwülste absetzen, was eine gute Aussicht auf Heilung verspricht.

Meistens lässt sich dann die Krankheit komplett heilen. Es ist jedoch trotzdem möglich, dass die Erkrankung bei Betroffenen an derselben Stelle wieder auftritt. Deshalb sollten Patienten sich regelmäßig bei ihrem Hautarzt zur Kontrolle vorstellen. Die Prognose ist schlechter, wenn das durch die Erkrankung veränderte Gewebe die Basalmembran der Haut überschritten hat. Dann kann die Krankheit auch in andere Körperbereiche der Betroffenen übergreifen.

Das Krebsgewebe kann dann auch dort zerstörerisch wirken. Wird also eine rechtzeitige Therapie versäumt, besteht die Möglichkeit das Morbus Bowen als sogenanntes Spinaliom in tiefere Schichten der betroffenen Haut eindringen kann und sich dort weiter ausbreitet. Die so entstehenden lebensbedrohlichen Tochtergeschwülste, auch Metastasen genannt, verbreiten sich in diesem Fall im ganzen Körper und können sich an verschiedenen Organen festsetzen und diese zerstören. Deshalb muss Morbus Bowen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Morbus Bowen sollte die Haut möglichst vor langer und intensiver UV-Einstrahlung geschützt werden. Als möglicher Schutz vor Sonnenbestrahlung helfen die Vermeidung von direkter Sonne, bzw. das Aufsuchen schattiger Plätze.

Auch das Tragen von Hüten und Mützen als Sonnenschutz sowie langärmlige Kleidung helfen, das Risiko von Morbus Bowen durch UV-Einstrahlung zu verringern. Bei unbedeckter Haut empfiehlt sich die Verwendung eines Sunblockers mit möglichst hohem Schutzfaktor.

Vor allem Personen, die häufig der Sonne ausgesetzt sind oder beruflich mit Arsen oder Teerprodukten in Kontakt kommen, sollten regelmäßig einen Dermatologen zur Kontrolle aufsuchen und eventuell auftretenden Morbus Bowen frühzeitig behandeln und nachkontrollieren lassen.

Nachsorge

Der Morbus Bowen kann selbst nach einer erfolgreichen Therapie erneut auftreten. Er wird dann als rezidiv bezeichnet. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Hautarzt erforderlich. Diese erfolgt in der Regel durch eine Sichtkontrolle. Sie wird zunächst an den bereits vorher betroffenen Hautstellen durchgeführt.

Sicherheitshalber wird der Hautarzt anschließend auch den übrigen Körper einer Kontrolle unterziehen. Dies wird auch „Hautscreening“ genannt und muss mindestens einmal jedes Jahr wiederholt werden. War die entfernte Stelle bereits nahe an einem Bowen-Karzinom, ist vorübergehend eine Untersuchung in kürzeren Abständen erforderlich. Ein Abstand von sechs Monaten ist für die Dauer von zwei Jahren ausreichend, anschließend genügt eine jährliche Kontrolle.

Neben neu auftretenden Stellen mit Morbus Bowen werden auch therapiebedingte Komplikationen rechtzeitig erkannt. Zusätzlich ist es für die Zukunft besser, eine starke Sonneneinstrahlung zu meiden. Ist das nicht möglich, helfen auch Haut bedeckende Kleidung und ein breiter Sonnenhut.

Ergänzend schützen Sonnenschutzcremes mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 40 Prozent vor zu hoher Strahlung. Sehr intensive Sonneneinstrahlungen gibt es nicht nur an südlichen Stränden am Meer. Selbst im Winter ist die Intensität der Sonne zum Beispiel auf den Bergen besonders hoch, wenn sie im weißen Schnee reflektiert wird.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Verdachtsdiagnose Morbus Bowen sollte in der Folge die gesamte Hautoberfläche auf entsprechende Veränderungen untersucht werden. Außerdem sind auch regelmäßige dermatologische Nachkontrollen erforderlich, um den Krankheitsverlauf besser abschätzen zu können. Mutationen an der Haut durch Morbus Bowen können von den Betroffenen auch durch Selbstbeobachtung festgestellt werden.

Remissionen, also das Wiederauftreten von krankhaften Hautveränderungen durch Morbus Bowen, sind keine Seltenheit. Deshalb besteht die wichtigste Selbsthilfe darin, das eigene Hautbild regelmäßig auf Veränderungen zu überwachen. Denn selbst nach erfolgreichen Behandlungen hat Morbus Bowen eine hohe Rückfalltendenz. Immerhin handelt es sich bei Morbus Bowen um eine Vorstufe des sogenannten weißen Hautkrebses. Da der Patient seine Haut am besten kennt, werden bei regelmäßiger Inspektion auch sehr diskrete Veränderungen wahrgenommen, die bereits Anlass zur weiteren Diagnose beim Hautarzt sein können. Nur durch dieses Vorgehen kann das Auftreten von weißem Hautkrebs langfristig verhindert werden.

Auf intensive, allzu lange Sonnenbäder sollten Patienten mit Morbus Bowen ihre Haut-Gesundheit zuliebe besser verzichten. Beim Sonnenbaden sollten Morbus Bowen Patienten stets schattige Plätze bevorzugen und auf einen ausreichenden UV Schutz achten. Durch die Verwendung von Lotionen mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor, Hüten, Mützen und langärmeliger Kleidung kann das Risiko eines Morbus Bowen gesenkt werden. Wer im Beruf Produkten ausgesetzt ist, welche Arsen oder Teer enthalten, sollte ebenfalls regelmäßig seine Haut kontrollieren lassen, denn diese Substanzen erhöhen das Risiko, einen Morbus Bowen zu erleiden, beträchtlich.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Plötz, G., Ring, J., Hein, R.: Häufige Hauttumoren in der Praxis. Springer, Berlin 2012

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