Lichttherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Schon seit 1987 wird die Lichttherapie in Deutschland angewendet. Seitdem hat sie sich zur bevorzugten Therapieform bei Schlafstörungen, saisonalen Depressionen sowie Störungen der sogenannten inneren Uhr entwickelt. Auch im privaten Bereich wird die Lichttherapie als einfach anzuwendendes Mittel bei Winterdepression, Kopfschmerzen, Migräne und bei Akne eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist die Lichttherapie?
Das von der wissenschaftlichen Medizin anerkannte Verfahren der Lichttherapie dient der Behandlung verschiedener Erkrankungen in der Humanmedizin. Diese physikalische Therapiemethode wird besonders bei psychischen Leiden und Hautkrankheiten angewendet.
Je nach behandelter Erkrankung kommen verschiedene Strahlungsteile des Lichts zum Einsatz. Die Phototherapie ist eine Sonderform der Lichttherapie. Bei dieser wird lediglich kurzwelliges blaues Licht in einem Wellenbereich von 450 bis 460 nm verwendet.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Lichttherapie beginnt bereits in der Antike, als Kulturen wie die alten Griechen, Römer und Ägypter die Heilkraft des Sonnenlichts erkannten. Heliotherapie, die Behandlung mit Sonnenlicht, wurde zur Heilung von Hautkrankheiten und zur allgemeinen Gesundheitsförderung eingesetzt. Hippokrates, der Vater der modernen Medizin, empfahl Sonnenbäder zur Behandlung verschiedener Krankheiten.
Im 19. Jahrhundert erfuhr die Lichttherapie durch die Arbeit des dänischen Arztes Niels Ryberg Finsen einen bedeutenden Fortschritt. Finsen entdeckte, dass bestimmte Wellenlängen des Lichts heilende Eigenschaften besitzen. 1903 erhielt er den Nobelpreis für seine Arbeit zur Behandlung von Hauttuberkulose mit konzentriertem UV-Licht, was den Grundstein für die moderne Lichttherapie legte.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden künstliche Lichtquellen, wie UV-Lampen, weiterentwickelt, um Sonnenlicht zu simulieren und gezielt zur Behandlung von Krankheiten wie Psoriasis und Ekzemen einzusetzen. Parallel dazu wurde die Lichttherapie zur Behandlung von saisonaler affektiver Störung (SAD) entwickelt, bei der helles Licht den Hormonhaushalt beeinflusst und depressive Symptome während der dunklen Wintermonate lindert.
Mit der Erfindung von LED-Lichttechnologien in den letzten Jahrzehnten hat sich die Lichttherapie weiter diversifiziert. LEDs ermöglichen die gezielte Anwendung bestimmter Wellenlängen des Lichts, die heute in der Dermatologie, bei Schlafstörungen und in der Wundheilung eingesetzt werden. Die Forschung zur Lichttherapie entwickelt sich kontinuierlich weiter und hat sich als schonende und wirksame Therapie etabliert.
Einsatz & Indikation
Eine Lichttherapie wird durchgeführt, wenn bestimmte gesundheitliche Beschwerden mit einem Mangel an natürlichem Licht oder der Wirkung von speziellen Lichtwellenlängen in Verbindung stehen. Sie ist besonders bei der Behandlung der saisonalen affektiven Störung (SAD) notwendig, einer Form der Depression, die durch den Lichtmangel in den Wintermonaten ausgelöst wird. Hier wird die Lichttherapie eingesetzt, um den Serotoninspiegel zu erhöhen und den Hormonhaushalt zu regulieren, was die Stimmung stabilisiert und depressive Symptome lindert.
Lichttherapie wird auch bei Hauterkrankungen wie Psoriasis, Ekzemen und Vitiligo angewendet. Spezielle UV-B- oder UV-A-Lichtquellen helfen dabei, die Hautzellen zu regenerieren und entzündliche Prozesse zu reduzieren. Diese Art der Therapie ist notwendig, wenn andere Behandlungsformen wie topische Cremes oder Medikamente nicht ausreichend wirken.
Darüber hinaus wird Lichttherapie bei Schlafstörungen eingesetzt, insbesondere bei Störungen des zirkadianen Rhythmus. Menschen mit Schlafproblemen, Jetlag oder Schichtarbeit profitieren von der Anwendung von hellem Licht, das den natürlichen Tag-Nacht-Zyklus imitiert und die Schlaf-Wach-Zyklen reguliert.
In der Dermatologie wird Lichttherapie auch zunehmend bei der Wundheilung und zur Hautverjüngung genutzt. Bestimmte Lichtfrequenzen, wie LED-Licht, fördern die Zellregeneration und die Kollagenbildung, was die Heilung beschleunigt und das Hautbild verbessert.
Vorteile & Nutzen
Die Lichttherapie bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungsmethoden, vor allem durch ihre schonende und nicht-invasive Natur. Da kein chirurgischer Eingriff oder die Einnahme von Medikamenten notwendig ist, werden unerwünschte Nebenwirkungen wie bei medikamentösen Therapien weitgehend vermieden. Dies macht die Lichttherapie besonders geeignet für Patienten, die empfindlich auf Medikamente reagieren oder diese aus gesundheitlichen Gründen nicht einnehmen können.
Ein weiterer Vorteil ist die breite Anwendbarkeit. Lichttherapie kann bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden, von saisonaler affektiver Störung (SAD) bis hin zu Hauterkrankungen wie Psoriasis und Ekzemen. In vielen Fällen bietet sie eine Alternative zu stärkeren Behandlungen wie Kortison oder Antidepressiva. Bei der Behandlung von SAD ist sie eine natürliche Methode, die hilft, den Serotonin- und Melatoninspiegel im Körper zu regulieren, ohne die Nebenwirkungen, die oft mit Antidepressiva verbunden sind.
Zusätzlich ist die Lichttherapie zeitsparend und flexibel. Die Sitzungen dauern oft nur 20 bis 30 Minuten und können, je nach Art der Therapie, sogar zu Hause durchgeführt werden. Dies macht sie komfortabel und einfach in den Alltag integrierbar.
Schließlich bietet die Lichttherapie auch langfristige Vorteile, da sie oft eine nachhaltige Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit fördert, ohne dass regelmäßig starke Medikamente oder invasive Verfahren erforderlich sind.
Funktion, Wirkung & Ziele
Besondere Erfolge erzielt die Lichttherapie bei der Behandlung von Depressionen. Gerade bei den regelmäßig in der dunklen Jahreszeit auftretenden saisonalen Depressionen hilft eine gezielte Lichttherapie, den Melatoninspiegel im Gehirn zu senken und dieses zu einer vermehrten Serotoninausschüttung anzuregen.
Dieser Botenstoff wirkt nachweislich gegen Depressionen und ist als Wirkstoff in vielen Antidepressiva enthalten. Für dieses Anwendungsgebiet wird eine helle, fluoreszierende Lampe mit vollem Lichtspektrum und 2500 bis 10.000 Lux Lichtstärke verwendet, die etwa 200 Mal heller strahlt als übliche Zimmerbeleuchtungen. Da die notwendige Wirkung des Lichts wahrscheinlich einzig über die Augen vermittelt wird, werden die besten Ergebnisse erzielt, wenn die Lichtquelle für die Lichttherapie etwa 90 cm vom Gesicht entfernt aufgestellt wird.
Auch Migräne-Attacken können mit einer regulären Lichttherapie langfristig vermindert werden, da diese zum Teil ebenfalls durch einen Serotoninmangel ausgelöst werden, der durch eine regelmäßige Behandlung mit Licht ausgeglichen werden kann. Migräne-Patienten wird die Lichttherapie am frühen Morgen empfohlen, da die Schmerzen zumeist vormittags einsetzen.
Ein weiteres Einsatzgebiet der Lichttherapie ist die Bekämpfung von Neurodermitis. Hierbei werden die betroffenen Körperstellen mit UV-Licht bestrahlt. Bei chronischen Hautveränderungen durch Neurodermitis findet vorrangig eine UVB-Therapie Anwendung, die einen relativ positiven Effekt, aber verhältnismäßig geringe Nebenwirkungen aufweist.
Bei akuten Schüben einer schweren Neurodermitis wird auf eine UVA1-Therapie zurückgegriffen. Die Dosierung bei dieser Lichttherapie erfolgt je nach Schwere des Schubs von niedrig- bis hochdosiert. Da jedoch die Wärme des UVA-Lichts das Jucken noch verstärken kann, wird der Infrarotteil herausgefiltert und nur das sogenannte Kaltlicht genutzt. Bei einer PUVA-Therapie wird die Bestrahlung mit UVA-Licht durch die Einnahme von Tabletten unterstützt, welche die Lichtempfindlichkeit des Körpers erhöhen sollen. Auch Mischbestrahlungen mit UVA- und UVB-Licht werden im Rahmen einer Lichttherapie bei Neurodermitis durchgeführt.
Eine geeignete Lichttherapie kann maßgeblich zur Verbesserung des Hautzustandes bei der Akne vulgaris (gewöhnliche Akne) führen. Voraussetzung für den Erfolg ist die richtige Wellenlänge des Lichts. Durch die antibakterielle Wirkung von blauem Licht wird innerhalb der Hautpore die Ursache der Entzündung ausgeschaltet. Eine Lichttherapie mit rotem Licht in einem Wellenbereich von 580 bis 659 nm hilft durch ihre entspannende und durchblutungsfördernde Wirkung bei der Wundheilung.
Durchführung & Ablauf
Eine Lichttherapie beginnt in der Regel mit einer Konsultation bei einem Arzt oder Therapeuten, um sicherzustellen, dass diese Behandlung für den Patienten geeignet ist. Sobald die Therapie geplant ist, wird in den meisten Fällen eine spezielle Lichttherapielampe verwendet, die helles, weißes Licht oder UV-Licht emittiert, je nach dem spezifischen Behandlungsziel.
Bei der Behandlung von saisonaler affektiver Störung (SAD) oder Schlafstörungen setzt sich der Patient für eine bestimmte Zeit, in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten täglich, vor eine Lichtbox. Diese Lampe strahlt ein helles Licht mit einer Intensität von 10.000 Lux aus, das dem natürlichen Sonnenlicht ähnelt. Der Patient muss dabei nicht direkt ins Licht schauen, sondern sollte das Licht peripher wahrnehmen, während er normale Tätigkeiten wie Lesen oder Arbeiten ausführt. Die Therapie wird meist in den Morgenstunden durchgeführt, um den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus zu unterstützen.
Bei der Behandlung von Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Ekzemen kann UV-Licht zum Einsatz kommen. In solchen Fällen wird das Licht gezielt auf die betroffenen Hautbereiche gerichtet. Hierbei werden spezielle UV-A- oder UV-B-Lampen verwendet, und die Sitzungen werden unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt, um die Dosierung des Lichts zu kontrollieren und Hautschäden zu vermeiden. Die Dauer und Häufigkeit der Behandlung hängt von der Art und Schwere der Erkrankung ab, in der Regel erfolgt die Behandlung zwei- bis dreimal wöchentlich.
Risiken & Gefahren
Bei der Lichttherapie mit dem vollen Lichtspektrum sind keine ernsthaften Nebenwirkungen bekannt, jedoch kann die Wirkung von Antidepressiva oder Antipsychotika verstärkt werden und die bei der PUVA-Therapie eingesetzten Medikamente haben häufig unerwünschte Nebenwirkungen wie Sonnenempfindlichkeit und Übelkeit. In seltenen Fällen beklagen Patienten ein Brennen der Augen, Kopfschmerzen, Gereiztheit, trockene Schleimhäute und Hautrötungen.
Bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Lithium, Johanniskraut, Diuretika und medizinische Hautsalben können die Augen empfindlicher für (UV-)Licht machen. Deshalb sollte bei Einnahme solcher Medikamente vor dem Einsatz einer Lichttherapie ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
In der privaten Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass für die Lichttherapie keine Geräte verwendet werden, deren Lichtspektrum auch UV-Licht enthält. Dieses ist für die Augen schädlich, weshalb solche Lampen nicht verwendet werden sollten. Bei Lichtduschen mit UV-filternden Linsen oder Kappen wird je nach Qualität des Materials das UV-Licht nicht immer vollständig absorbiert.
Bei der ausschließlichen Verwendung von blauem Licht mit einer Wellenlänge von 462 nm, das im Allgemeinen als effektivste Form der Lichttherapie gilt, können bestimmte natürliche Schutzmechanismen im Auge nicht aktiviert werden. Dadurch besteht ein höheres Risiko für Augenschäden. Diese Gefahr wird gebannt, indem andere Farben mit dem blauen Licht kombiniert werden.
Alternativen
Es gibt verschiedene alternative Verfahren zur Lichttherapie, die in Betracht gezogen werden können, wenn diese Therapieform nicht möglich oder nicht geeignet ist. Eine häufige Alternative bei der Behandlung von saisonaler affektiver Störung (SAD) oder Depressionen ist die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva wie SSRIs (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Diese Medikamente helfen, den Serotoninspiegel im Gehirn zu erhöhen, was die Stimmung stabilisiert und depressive Symptome lindert.
Psychotherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), ist eine weitere wirkungsvolle Alternative. Sie hilft den Patienten, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern und unterstützt sie dabei, besser mit stressauslösenden Situationen und emotionalen Belastungen umzugehen. Dies ist besonders hilfreich bei langfristigen Depressionen oder Angstzuständen.
Für Patienten mit Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Ekzemen können topische Behandlungen wie Kortisoncremes oder Immunmodulatoren eine Alternative zur Lichttherapie darstellen. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und können Hautprobleme direkt behandeln, ohne dass eine Lichtbestrahlung erforderlich ist.
Bei Schlafstörungen kann die Verhaltenstherapie für Schlafstörungen (CBT-I) eine wirksame Alternative sein. Sie hilft Patienten, gesündere Schlafgewohnheiten zu entwickeln und den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren, ohne auf Lichttherapie angewiesen zu sein.
In einigen Fällen können auch Ernährungsumstellungen, Bewegung oder Nahrungsergänzungsmittel wie Melatonin oder Vitamin D unterstützend wirken, insbesondere wenn die Lichttherapie nicht in Frage kommt.
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Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.,: Leitfaden Naturheilkunde. Urban & Fischer, München 2003
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin Heidelberg 2005
- Federspiel, F., Herbst, V. : Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005