Penisverkrümmung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die erworbene Penisverkrümmung (IPP) ist eine Erkrankung, die meist durch heftigen Geschlechtsverkehr entsteht, bei welchem der Penis stark verbogen oder abgeknickt wird. Dadurch kommt es zu kleinsten Verletzungen im Gewebe, die mit der Zeit verhärten und die Penisverkrümmung verursachen. Die IPP ist zu unterscheiden von der angeborenen Penisverkrümmung.
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Was ist eine Penisverkrümmung?
Bei dem Begriff Penisverkrümmung muss man, wie bereits angedeutet, unterscheiden zwischen angeborener und erworbener Penisverkrümmung. Unter der angeborenen Form versteht man eine bereits bei Geburt bestehende veränderte Penisform, die oft durch eine asymmetrische Entwicklung des Penisgewebes entsteht.
Die erworbene Penisverkrümmung, die im Folgenden beschrieben wird, tritt meist erst im Alter um 50 Jahre auf. Sie wird in medizinischer Fachsprache auch als Induratio penis plastica (IPP) bezeichnet, was zu Deutsch so viel wie »Verformung des Penis durch Verhärtungen« bedeutet. Früher bezeichnete man die Penisverkrümmung auch als Morbus Peyronie, nach dem französischen Chirurgen de la Peyronie, der die Krankheit Mitte des 18. Jahrhunderts erstmalig beschrieben hat.
Bei der Penisverkrümmung bilden sich im Penisgewebe krankhafte Verhärtungen, die aber gutartig sind. Sie verursachen die, meist nur während der Erektion sichtbare, Verkrümmung des Penis.
Ursachen
Man vermutet, dass Verletzungen des Penisgewebes die Hauptursache sind. Sie können während des Geschlechtsverkehrs entstehen, wenn der Penis in erigiertem Zustand verbogen oder gar abgeknickt wird. Dadurch kann es zu Zerreißungen in der Schwellkörperhülle kommen, die aber so klein sind, dass sie meist nicht bemerkt werden.
Normalerweise heilen diese Verletzungen problemlos, doch bei manchen Männern lagert sich in den Rissen Bindegewebe ein, das durch die Haut als kleine Knötchen tastbar ist. Mit der Zeit verhärten diese Knoten und verursachen die Verkrümmung. Der Grund dafür, warum bei manchen Männern die Risse heilen und bei anderen sich die Knötchen bilden, wird in einer Störung des Bindgewebestoffwechsels gesehen.
Als weitere mögliche Ursache für die Penisverkrümmung gelten genetische Veranlagungen, jedoch sind noch keine genauen Fakten erforscht.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome bei einer Penisverkrümmung fallen unterschiedlich aus. Dies hängt davon ab, ob es sich um eine angeborene oder um eine erworbene Penisverkrümmung handelt. So kommt es bei der erworbenen Penisverkrümmung zur Bildung von tastbaren und mitunter auch sichtbaren Plaques.
Diese bestehen in Verhärtungen am Penisschaft und bilden sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen und Monaten. Diese Verhärtungen können bis zu drei Zentimeter groß werden und können überall am Schaft auftreten. Dabei sind sie häufiger auf der Oberseite als auf der Unterseite des Gliedes vorkommend. Es kommt hierdurch zu einer Fibrosierung infolge des wuchernden und sich verhärtenden Bindegewebes. Das Glied biegt sich in Richtung der Verhärtung und damit meist nach oben.
Das Ausmaß der Verkrümmung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen und es kann auch vorkommen, dass das Glied sich in mehrere Richtungen biegt. Dadurch kann es zu Erektionsproblemen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Zudem können die Plaques zu einem verminderten Blutfluss führen, was die Erektion zur Eichel hin weniger hart werden lässt.
Die Betroffenen einer Penisverkrümmung erleben aufgrund des veränderten Gliedes Einschränkungen im Sexualleben. Selten kommt es durch die Plaques zu Nervenschäden und Sensiblitätsverlusten am Glied (besonders an der Eichel). Die angeborene Penisverkrümmung bringt hingegen kaum Symptome mit sich. Das Hauptsymptom ist ein gekrümmter - aber meist völlig funktionaler - Penis. Einschränkungen im Sexualleben kommen hier nur bei sehr starken Krümmungen vor.
Diagnose & Verlauf
Die Symptome der erworbenen Penisverkrümmung sind unterschiedlich. Bei manchen Betroffenen tritt die Verkrümmung plötzlich auf, bei anderen entwickelt sie sich allmählich. Es können Schmerzen auftreten, besonders während des Geschlechtsverkehrs, jedoch bleibt die Penisverkrümmung bei manchen Patienten auch völlig schmerzfrei.
Die Bindegewebsverhärtungen entstehen meistens auf der Oberseite des Penisschafts, können sich aber auch an anderen Stellen bilden. Durch die Verhärtungen kann sich die Schwellkörperhaut nicht mehr der erigierten Form des Penis anpassen. Er verkürzt sich an der Stelle, an der die Knötchen liegen und es entsteht eine Biegung. Je größer die Knoten sind, desto stärker verkrümmt sich der Penis.
Treten auf zwei gegenüberliegenden Seiten die Verhärtungen auf, so kann es zu einer Einschnürung des Penis kommen. Wenn sich mehrere Knötchen an verschiedenen Stellen gebildet haben, kann dies zu einer Verkürzung des Penis führen. Auch Erektionsprobleme können entstehen.
Zur Diagnosestellung erfragt der Arzt die Krankheitsgeschichte und die Beschwerden und tastet den Penis nach vorhandenen Knötchen ab. Mit Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) und Röntgen kann man die bei einer Penisverkrümmung auftretenden Bindegewebseinlagerungen und eventuell vorhandene Entzündungen sichtbar machen.
Komplikationen
Darunter können zum Beispiel Drogenkonsum und selbstverletzendes Verhalten fallen. Auch sozialer Stress kann dadurch ausgelöst werden. Ein unbefriedigendes oder nicht vorhandenes Sexualleben aufgrund der Penisverkrümmung verstärkt diese Effekte noch. Zudem leidet eine Beziehung hierunter.
Weitere Komplikationen können durch nicht qualifizierte, vermeintliche Selbsthilfemaßnahmen auftreten. Vorrichtungen oder Medikamente zur angeblichen Begradigung des Gliedes können höchstens zu Vergiftungen oder schweren Verletzungen führen. Besonders gefährlich sind physische Versuche seitens des Betroffenen, den Penis zu begradigen. Dies führt im schlimmsten Falle zu einem Schwellkörperriss, einer schmerzhaften Hautverletzung oder ähnlichem.
Auch können Komplikationen durch die operative Therapie einer Penisverkrümmung auftreten. In etwa zehn Prozent der Fälle treten im Nachhinein Erektionsstörungen auf. Die Infektionsanfälligkeit ist zudem nach einer solchen Operation vorübergehend stark erhöht. Narben, Blutungen und Entzündungen sind möglich. Eine Operation sollte daher genau überdacht werden und nur bei absoluter Notwendigkeit erfolgen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Penisverkrümmung ist nur unter bestimmten Umständen ein Grund dafür, einen Arzt aufzusuchen. So gilt bei der angeborenen Penisdeviation, dass sie nicht behandlungsbedürftig ist, solange das Glied als funktionsfähig wahrgenommen wird und ein annehmbares Sexualleben erlebt werden kann. Die Verkrümmung wird dabei von den betroffenen Männern sehr subjektiv wahrgenommen und gilt häufig als ästhetisches Problem. Faktisch sind die meisten angeborenen Penisverkrümmungen allerdings nicht so gravierend, dass sie zu Beschwerden führen würden.
Eine erworbene - also später auftretende - Penisdeviation ist hingegen ein Grund, den Arzt aufzusuchen. Dabei geht es weniger um die Verkrümmung an sich als um die möglichen Hintergründe. Es gibt mehrere Krankheiten (zum Beispiel Plaque-Bildung, Diabetes), die eine Verkrümmung des Gliedes bewirken können.
Starke Veränderungen des Gliedes sind dabei grundsätzlich ein Grund, einen Urologen aufzusuchen. Zudem sollte ein Urologe auch dann aufgesucht werden, wenn das sexuelle Empfinden unter der Verkrümmung leidet. Je nach Person, kann dies bei sehr unterschiedlich starken Verkrümmungen der Fall sein. Es gibt Männer, die trotz ausgeprägter Verkrümmung ihres Gliedes keinerlei Beschwerden haben und solche, die aufgrund der Formveränderung Beschwerden haben.
Wenn das eigene Glied zudem die Psyche belastet, weil es als "unschön" oder "abstoßend" wahrgenommen wird, kann eine Gesprächstherapie helfen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Penisverkrümmung medizinisch betrachtet kein Problem darstellt.
Behandlung & Therapie
Bis heute ist keine heilende Therapie für die erworbene Penisverkrümmung bekannt. Es sind jedoch Behandlungen möglich, welche die Symptome mildern und den Verlauf der Penisverkrümmung günstig beeinflussen. So werden Medikamente zur Einnahme verschrieben, welche entzündungshemmend und gegen die Narbenbildung wirken, wie beispielsweise Vitamin E oder Colchicin.
Zusätzlich kann mit Cremes und Gels behandelt werden, welche man direkt auf den Penis aufträgt. Auch Kortison- oder Interferoninjektionen in den Penisschaft an den betroffenen Stellen werden zur Behandlung eingesetzt. Jedoch ist diese Methode umstritten, da, neben der heilenden Wirkung der Injektion, durch das Setzen der Nadel weitere Verletzungen des Penisgewebes mit erneuter Narbenbildung möglich sind.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT), bei welcher die verhärteten Bindegewebsknoten durch Stoßwellen zertrümmert werden. Nach Abklingen der akuten Phase, in welcher die Verletzungen noch frisch und Entzündungen noch vorhanden sind, kann ein operativer Eingriff erfolgen. Hierbei werden die bei der Penisverkrümmung entstandenen Verhärtungen abgetragen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose und weitere Aussicht bei einer Penisverkrümmung ist gebunden an die vorliegende Ursache. Bei einer angeborenen gesundheitlichen Beeinträchtigung ist mit keiner Spontanheilung oder Linderung der Beschwerden ohne eine medizinische Versorgung zu rechnen. Das Gewebe des Penis ist von Geburt an beschädigt und daher asymmetrisch entwickelt. Es kann im Entwicklungsprozess zu Veränderungen und damit zu einer Abnahme der Unregelmäßigkeiten kommen. Dennoch wird bei den meisten Männern keine Genesung erreicht.
Es liegt ein genetischer Defekt vor, der mit den derzeitigen wissenschaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten nicht verändert werden darf. In besonders schwerwiegenden Fällen wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Bei diesem sollen vorhandene Gewebeauffälligkeiten verändert werden. Ziel der Behandlung ist eine Optimierung der gesundheitlichen Beschwerden.
Leidet der Betroffene unter Verletzungen des Gewebes aufgrund eines Unfalls oder einer anderen Beschädigung, kann es im Heilungsprozess zu einer Linderung der Beschwerden kommen. Dennoch wird häufig keine vollständige Genesung erreicht. Störungen der Erektion oder Schmerzen im Genitalbereich können sich langfristig entwickeln. Zudem ist die Gefahr von Entzündungen erhöht. Mit einer ärztlichen Betreuung gibt es Therapiemöglichkeiten, die zu einer Verbesserung der Gesamtsituation führen. Eine Beschwerdefreiheit wird dennoch nicht immer erreicht.
Grundsätzlich ist bei dieser Erkrankung mit psychischen Folgestörungen zu rechnen, da ein starker emotionaler Belastungszustand vorherrscht.
Vorbeugung
Gegen eine Penisverkrümmung kann man nicht gezielt vorbeugen. Da die Erkrankung hauptsächlich durch heftigen Geschlechtsverkehr entsteht und durch Sexualpraktiken, bei welchen der Penis sich stark verbiegt oder abknickt, sollte man auf diese Art von Geschlechtsverkehr verzichten, um die Penisverkrümmung zu vermeiden.
Nachsorge
Der Zweck der Nachsorge besteht unter anderem darin, das Wiederauftreten einer Erkrankung zu verhindern oder zumindest frühzeitig zu erkennen. Dieses kann aber bei einer Penisverkrümmung nicht maßgeblich sein. Denn entweder die Fehlstellung des männlichen Gliedes besteht oder sie konnte erfolgreich behandelt werden. Im letzten Fall sind keine weiteren Verlaufskontrollen notwendig.
Der Patient kann sein Leben fortführen. Konnte eine Therapie hingegen nicht zum Erfolg führen oder wurde auf eine solche verzichtet, muss der Patient mit Einschränkungen im Alltag klarkommen. Neben möglichen körperlichen Beschwerden aus einer Operation wiegt meist das psychische Leiden am schwersten. Viele Betroffene verfügen über ein vermindertes Selbstwertgefühl, was zu Depressionen führen kann.
Daher besteht die Nachsorge oft aus einer langfristigen Psychotherapie. Da Sexualität im intimen und vertrauten Bereich stattfindet, ist eine Offenheit zum jeweiligen Geschlechtspartner unabdingbar. Eine Therapie kann vermitteln, wie angesichts der Peniskrümmung eine erfüllte Sexualität möglich ist.
Die Umsetzung eines solchen partnerschaftlichen Liebesaktes fällt dann allerdings in den Verantwortungsbereich der Betroffenen. Planmäßige Nachuntersuchungen über Jahre hinweg, wie man sie von Krebs kennt, sind bei einer Peniskrümmung nicht vorgesehen. Patienten wenden sich bei akuten Problemen an ihren Arzt. Es besteht keine lebensbedrohliche Situation.
Das können Sie selbst tun
Die Möglichkeiten zur Selbsthilfe im Falle einer Penisverkrümmung sind beschränkt und haben keinerlei Einfluss auf die Ursache der Deviation. So ist anzumerken, dass die Notwendigkeit von Selbsthilfemaßnahmen vom Grad der Penisverkrümmung abhängig zu machen ist. Während eine Krümmung, die ein intaktes Sexualleben noch ermöglicht, nicht zwingend einer Behandlung bedarf, kann dies bei einer starken Krümmung anders ausfallen.
Da fernab der ärztlichen Behandlung (und der Chirurgie) kaum Möglichkeiten zur Behandlung der Penisdeviation bestehen, werden verschiedene Produkte angeboten, die sich dessen vermeintlich annehmen. Allerdings ist vom Einsatz von Penispumpen, Streckgeräten und sonstigen Utensilien, die eine Begradigung des Gliedes versprechen, dringend abgeraten. Das Verletzungsrisiko ist zu hoch und ein (dauerhafter) Effekt ist nicht zu erwarten.
Der Betroffene hat im Falle einer Penisverkrümmung grundsätzlich nur die Möglichkeiten, sich mit seinem Zustand zu arrangieren - und gegebenenfalls sein Sexualleben dahingehend anzupassen - oder sich in eine ärztliche Behandlung zu begeben. Sollten Erektionen oder Reize am Glied mit leichten Schmerzen verbunden sein, können erlernte Entspannungstechniken gegebenenfalls Linderung verschaffen.
Die beste Möglichkeit zur Selbsthilfe besteht in der Tat darin, sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie einschränkend die Penisdeviation ist - und ob es eventuell besser wäre, sich ärztliche Hilfe zu holen.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
- Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
- Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004