Cortison

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cortison oder Kortison ist ein, in vielen Bereichen, sehr wirksames Medikament, das auf verschiedene Arten angewandt werden kann. Aufgrund der vielfältigen Nebenwirkungen sollte Cortison in höherer Dosierung jedoch nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cortison?

Cortison oder Kortison ist ein, in vielen Bereichen, sehr wirksames Medikament, das auf verschiedene Arten angewandt werden kann.

Unter Cortison werden grundsätzlich alle Hormone zusammengefasst, die in der Nebennierenrinde gebildet werden. Die wichtigsten dieser Hormone, auch Glucocorticoide genannt, sind Corticosteron, Cortisol und Cortison. Sie werden im menschlichen Körper für viele wichtige Funktionen, wie den Kreislauf, die Muskeln, das Immunsystem oder den Stoffwechsel, benötigt.

In den letzten Jahren wurde das körpereigene Cortison durch Forschung ständig verbessert, sodass es heute in künstlicher Form als wirksames Medikament zur Verfügung steht. Des Weiteren war es durch die Veränderung des ursprünglichen Stoffes möglich, die Nebenwirkungen des Medikamentes zu reduzieren.

Cortison gibt es heute nicht nur in Tabletten oder Spritzenform, sondern auch als Nasenspray, Augentropfen, Creme oder Inhalationsmittel. Dadurch haben sich die Anwendungsgebiete für Cortison stark vergrößert.

Anwendung, Nutzen & Gebrauch

Cortison hat eine stark entzündungshemmende Wirkung und kann allergische Erkrankungen deutlich lindern. Aus diesem Grund wird Cortison besonders bei Rheuma, Asthma oder Hauterkrankungen angewandt.

Bei Rheumaerkrankungen wird das Cortison in akuten Fällen in das betroffene Gelenk gespritzt. Ansonsten erfolgt eine orale Einnahme. Es bewirkt, dass die Entzündungsreaktionen in den erkrankten Gelenken gemindert werden.

Zu den Hauterkrankungen bei dem Cortison einsetzte wird, zählen nicht nur Ekzeme oder Ausschläge, sondern auch Schuppenflechte und Neurodermitis. Die entzündlichen Reaktionen dieser Erkrankungen können mit Hilfe von Cortison in Form von Cremes oder Salben gemildert werden.

Bei Asthmaerkrankungen wird Cortison zumeist als Inhalationsspray angewandt. Dadurch sinkt einerseits die Schleimproduktion in den Bronchien und andererseits werden die Entzündungsreaktionen gemindert oder sogar beseitigt. Auch wird die Anfälligkeit der Bronchien für bestimmte Reize deutlich weniger.

Bei Allergien wird Cortison in Form von Nasenspray oder Augentropfen angewendet. Die allergischen Reaktionen werden dadurch gemildert. Aber auch bei anderen entzündlichen Prozessen im Körper, wie beispielsweise Arthrose, kann Cortison Anwendung finden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Bei der Anwendung von Cortison kann es zu einer Wechselwirkung mit verschiedenen Medikamenten kommen. Es sollte daher Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.

Medikamente, die Barbitursäure enthalten (verschiedene Schlafmittel), bestimmte Medikamente, die bei Epilepsie eingesetzt werden und Rifampicin gegen Tuberkulose können die Wirkung von Cortison mindern. Es sollte daher die Dosierung erhöht werden.

Wird Cortison zusammen mit Abführmitteln oder Entwässerungstabletten eingenommen, kann es zu einem erhöhten Kaliumverlust kommen. Erfolgt die orale Einnahme von Cortison in Verbindung mit den Rheumamitteln NSAR, kann es zu schweren Magenbeschwerden oder sogar zu einem Magengeschwür kommen.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Cortison sind mehrere wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Cortison, ein Steroidhormon, wird häufig zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen, Allergien und Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Die Dosierung hängt von der Art und Schwere der Erkrankung, dem Alter und Gewicht des Patienten sowie individuellen Reaktionen ab.

Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen. Cortison sollte immer in der niedrigstmöglichen wirksamen Dosis und über den kürzestmöglichen Zeitraum verabreicht werden, um Nebenwirkungen zu minimieren. Die Einnahme erfolgt häufig morgens, um den natürlichen Rhythmus des Körpers nachzuahmen und die Nebenwirkungen zu reduzieren.

Bei Langzeitanwendung muss die Dosis schrittweise reduziert werden, um das Risiko eines Absetzensyndroms zu vermeiden. Plötzliches Absetzen kann zu einer Nebenniereninsuffizienz führen, da die körpereigene Cortisolproduktion unterdrückt wird.

Nebenwirkungen von Cortison können unter anderem Gewichtszunahme, Bluthochdruck, Osteoporose, Diabetes und ein erhöhtes Infektionsrisiko sein. Daher sind regelmäßige Kontrollen und Monitoring wichtig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Patienten sollten auch über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten informiert sein und ihren Arzt über alle eingenommenen Arzneimittel informieren. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil können helfen, einige Nebenwirkungen zu mildern. Zudem sollten Patienten keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen während der Cortisontherapie erhalten.

Risiken & Nebenwirkungen

Obwohl durch Veränderung des körpereigenen Cortisons die Nebenwirkungen abgeschwächt werden konnten, können trotzdem noch Nebenwirkungen auftreten. Insbesondere zu Beginn der Therapie wird Cortison häufig in höherer Dosierung verschrieben, was zu dem verstärkten Auftreten der Nebenwirkungen führen kann.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass Cortison nur bei Spritzen oder Tabletten seine Wirkung, und damit auch die Nebenwirkungen, über den gesamten Körper verteilt. Bei den lokalen Anwendungen mit Tropfen, Cremes oder Spray, kommt es daher auch nur zu lokalen Nebenwirkungen. Cremes und Salben mit Cortison können bei einer längerfristigen Anwendung zu Akne, roten Äderchen und dünner Haut führen.

Auch bei Augentropfen und Sprays mit Cortison ist nur bei einer längerfristigen Anwendung mit Nebenwirkungen zu rechnen. Durch die Schwächung der Immunabwehr kann es zu Bakterien- oder Pilzinfektionen kommen. Auch die Verdünnung der Hornhaut im Auge oder der Nasenschleimhaut ist möglich. In schlimmen Fällen kann sich sogar ein grüner Star entwickeln.

Auch bei der Inhalation von Cortison kann es zu einem erhöhten Infektionsrisikos kommen. Dieses kann jedoch durch das anschließende Ausspülen des Mundes verhindert werden.

Bei Kindern kann die Anwendung von Cortison das Wachstum beschränken, daher sollte hier bei einer längerfristigen Anwendung die Entwicklung regelmäßig überprüft werden.

Da sich die körpereigene Cortisonproduktion auf das Medikament einstellt, sollte es immer zur gleichen Zeit angewandt werden. Auch muss das Medikament langsam entwöhnt werden und darf nicht abrupt abgesetzt werden. Da die Wirkung von Cortison erst nach drei bis vier Tagen einsetzt, sollte nicht mit einer schnell einsetzenden Wirkung gerechnet werden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Cortison betreffen verschiedene medizinische Zustände und individuelle Patienteneigenschaften, die das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöhen. Patienten mit systemischen Pilzinfektionen sollten kein Cortison einnehmen, da das Immunsystem weiter geschwächt werden kann und die Infektion sich verschlimmern könnte. Ähnliches gilt für Patienten mit unbehandelten bakteriellen oder viralen Infektionen.

Menschen mit aktiven gastrointestinalen Ulzera, wie Magengeschwüren, sollten Cortison meiden, da es das Risiko für gastrointestinale Blutungen und Perforationen erhöht. Ebenso sind Patienten mit schwerer Osteoporose eine Risikogruppe, da Cortison die Knochendichte weiter verringern und Frakturen begünstigen kann.

Bei bestehenden psychischen Erkrankungen, insbesondere schweren Psychosen, ist Vorsicht geboten, da Cortison psychotische Episoden und Stimmungsstörungen verstärken kann. Patienten mit unkontrolliertem Diabetes mellitus sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Cortison den Blutzuckerspiegel erhöhen kann, was die Kontrolle der Erkrankung erschwert.

Bei Patienten mit Glaukom oder Katarakten sollte die Anwendung von Cortison sorgfältig abgewogen werden, da das Risiko für die Verschlechterung dieser Augenerkrankungen besteht. Schwere Hypertonie (Bluthochdruck) und Herzinsuffizienz sind weitere Kontraindikationen, da Cortison zu Flüssigkeitsretention und einer Verschlimmerung dieser Zustände führen kann.

Schließlich sollten Patienten, die überempfindlich auf Cortison reagieren oder eine Allergie gegen das Medikament haben, es nicht einnehmen. Eine sorgfältige Abwägung der Risiken und Nutzen ist in jedem Fall notwendig, und alternative Behandlungsmöglichkeiten sollten in Erwägung gezogen werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Cortison kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit und Sicherheit sowohl von Cortison als auch der anderen Arzneimittel beeinflussen kann. Eine häufige Interaktion besteht mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Aspirin, da die gleichzeitige Einnahme das Risiko für Magen-Darm-Blutungen und Ulzera erhöht.

Antikoagulanzien wie Warfarin können ebenfalls betroffen sein. Cortison kann die Blutgerinnungshemmung verändern, was zu einer erhöhten Blutungsgefahr oder einer verminderten Wirksamkeit der Antikoagulation führen kann. Patienten, die diese Kombination benötigen, sollten engmaschig überwacht werden.

Diabetesmedikamente wie Insulin oder orale Antidiabetika können durch Cortison beeinflusst werden, da es den Blutzuckerspiegel erhöhen kann. Dies erfordert häufig eine Anpassung der Diabetesmedikation und eine engere Blutzuckerkontrolle.

Cortison kann auch die Wirkung von Impfstoffen beeinträchtigen. Lebendimpfstoffe sollten während einer Hochdosis-Cortisontherapie vermieden werden, da die Immunantwort abgeschwächt sein kann und ein erhöhtes Risiko für Infektionen besteht.

Enzyminduktoren wie Rifampicin, Phenobarbital oder Phenytoin können den Abbau von Cortison beschleunigen, was eine Erhöhung der Cortisondosis erforderlich machen kann. Umgekehrt können Enzyminhibitoren wie Ketoconazol oder Erythromycin den Abbau von Cortison verlangsamen und somit das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.

Schließlich kann Cortison die Wirkung von Kalium-depletierenden Diuretika verstärken, was zu einem erhöhten Risiko für Hypokaliämie führen kann. Auch die gleichzeitige Anwendung mit Herzglykosiden wie Digoxin kann problematisch sein, da die erhöhte Hypokaliämiegefahr das Risiko von Herzrhythmusstörungen verstärkt. Patienten sollten daher sorgfältig überwacht werden, und eine regelmäßige Kontrolle der Elektrolyte ist ratsam.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Cortison nicht vertragen wird oder Kontraindikationen bestehen, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die in Betracht gezogen werden können. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen können bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden, obwohl sie weniger wirksam als Cortison sein können und ebenfalls Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden verursachen können.

Für autoimmune und entzündliche Erkrankungen stehen auch sogenannte Disease-Modifying Antirheumatic Drugs (DMARDs) zur Verfügung. Methotrexat, Sulfasalazin und Hydroxychloroquin sind gängige DMARDs, die das Immunsystem modulieren und Entzündungen reduzieren. Biologika, wie Infliximab, Adalimumab oder Etanercept, sind eine weitere Klasse von Medikamenten, die gezielt bestimmte Teile des Immunsystems blockieren und bei schweren entzündlichen Erkrankungen sehr wirksam sein können.

Bei Allergien und Asthma können Antihistaminika und Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten wie Montelukast eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe reduzieren die allergische Reaktion und Entzündung in den Atemwegen.

Topische Therapien, wie Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus), sind eine Alternative für Hauterkrankungen wie Ekzeme, bei denen Cortison-haltige Cremes nicht vertragen werden. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend, ohne die Nebenwirkungen von Cortison zu haben.

Für Patienten mit chronischen Schmerzen oder Entzündungen können physikalische Therapien, Akupunktur und pflanzliche Präparate wie Kurkumin oder Boswellia in Erwägung gezogen werden. Diese Alternativen bieten entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte mit einem anderen Nebenwirkungsprofil als Cortison.

Ein integrativer Ansatz, der Ernährungsumstellungen, Stressmanagement und Bewegung umfasst, kann ebenfalls hilfreich sein, um die Symptome zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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