Pest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Obwohl die Pest heute in Deutschland nicht mehr vorkommt, ist sie dennoch durch ihre Geschichte bei fast allen Menschen bekannt. Besonders die Pest-Epidemien des Mittelalters sind in den Köpfen der Menschen hängengeblieben. In manchen Ländern kommt es jedoch immer noch zu vereinzelten Fällen der Unterform Lungenpest. Informieren Sie sich bei Bedarf bei Ihrem Arzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pest?

Der Erreger der Pest ist eine Zoonose, ein durch Tiere übertragener Krankheitserreger. Ratten sind die bekanntesten Überträger, gefährlich können aber auch Eichhörnchen, Murmeltiere und ähnliche Nager sein.
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Die Pest ist eine durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufene Erkrankung, die in vier verschiedenen Erscheinungsformen auftritt: Der Beulen-, Lungen- oder abortiven Pest sowie der Pestsepsis. Seltener tritt eine Pestmeningitis auf, wenn die Pesterreger die Hirnhaut befallen. Den meisten Menschen ist die Pest als Schwarzer Tod des Mittelalters bekannt - es gilt heute als weitgehend gesichert, dass die historisch dokumentierten Pestwellen tatsächlich dem Erreger Yersinia pestis zuzuschreiben sind. Allerdings sind die meisten Formen heutzutage behandelbar.

Ursachen

Der Erreger der Pest ist eine Zoonose, ein durch Tiere übertragener Krankheitserreger. Ratten sind die bekanntesten Überträger, gefährlich können aber auch Eichhörnchen, Murmeltiere und ähnliche Nager sein. Yersinia pestis wird nicht direkt vom Nager selbst übertragen, sondern durch den Biss seiner Flöhe. Die Beulenpest hat in der Regel einen solchen Flohbiss zur Ursache und entsteht wenige Stunden bis sieben Tage danach. Sie geht einher mit starker Benommenheit, Fieber und eitrig oder blau gefärbten Schwellungen der Lymphknoten.

Daraus kann sich die Pestsepsis ergeben, bei der die Bakterien in den Blutkreislauf eindringen, Toxine (Giftstoffe) abgeben, absterben und dort nach spätestens 36 Stunden durch innere und äußere Blutungen zum Tod führen. Es kann aber auch durch den Flohbiss zur abortiven Pest führen - es treten nur leichtes Fieber und Krankheitsgefühl auf, danach ist der Patient gegen alle Erreger immun. Die Lungenpest hingegen, bei der Yersinia pestis die Lunge befällt, ist auch heute noch extrem gefährlich.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In circa 90 Prozent der Fälle zeigen sich bei einer Infektion mit dem Pest-Erreger die Symptome der Beulenpest. So kommt es circa zwei bis sechs Tage nach der Ansteckung zu den ersten Symptomen. Die Betroffenen leiden an hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und einem sehr starken Krankheitsgefühl.

Die Beulen (Bubonen), die der Beulenpest ihren Namen geben, entwickeln sich infolge infizierter und entzündeter Lymphknoten. Die schwellen stark an und schmerzen. Es kommt aufgrund der Infektion zu einer starken Vereiterung, die schließlich zum Zerfall der entzündeten Lymphknoten führt. Diese können auch nach außen hin - durch die Haut - aufbrechen.

Es folgen weitere Symptome, wenn die entzündeten Lymphgefäße und -knoten das Blutkreislaufsystem infizieren. So kann es zu einer Sepsis kommen. Erreicht Yersinia pestis die Lungen, kommt es zu einer Lungenpest mit Atemnot und blutigem Auswurf. Die Symptome einer Pestsepsis können hingegen den gesamten Körper betreffen.

Es kommt zu Infektionen verschiedener Organe, zu Hautblutungen, zu Verdauungsproblemen, enormer Abgeschlagenheit und zu Schockreaktionen. Die Pestsepsis ist dabei ein Symptom, das im Verlauf einer unbehandelten Pest-Infektion zu erwarten ist. Die Pestsepsis ist fast immer tödlich. Die Pest kann auch in seltenen Fällen sehr schwach ausgeprägte Symptome zeigen, die kaum gefährlich sind.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Nahezu jede Form der Pest beginnt mit Fieber bis hin zu Schüttelfrost, allgmeinem Krankheitsgefühl und Benommenheit. Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis zu 7 Tagen, bei der Lungenpest 1-3 Tage. Um die Form der Pest zu unterscheiden, muss auf die spezifischen Symptome geachtet werden. Bei der Beulenpest sind dies beispielsweise die angeschwollenen Lymphknoten, die sich eitrig gelb bis blau färben.

Charakteristisch sind Atemnot, schwarz-blutiger Auswurf und Lungenödeme. Eine Pestsepsis kann sich aus beiden Formen ergeben oder die Lungenpest erst herbeiführen, weshalb auch sie erkannt werden muss. Sie äußert sich durch eine Verstärkung der allgemeinen Krankheitssymptome, es können Kopfschmerzen hinzukommen. Recht ungefährlich ist lediglich die abortive Pest: Sie kann sich bestenfalls von alleine zurückbilden, nachdem sie leichte, unspezifische Symptome gezeigt hat.

Komplikationen

Welches Ausmaß die Pest annimmt, hängt von der jeweiligen Form ab. So sind die Beschwerden bei der abortiven Pest relativ gering ausgeprägt. Bei anderen Formen besteht jedoch die Gefahr von schwerwiegenden Komplikationen. Besonders hoch ist das Risiko, wenn keine medizinische Behandlung der Pest stattfindet.

Eine Komplikation, die aus der Beulenpest hervorgehen kann, ist die Lungenpest. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer sekundären Lungenpest, da die häufiger vorkommende primäre Form durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Lungenpest nimmt einen schnellen Verlauf und zeigt sich mitunter schon nach wenigen Stunden. Allerdings schreitet die sekundäre Lungenpest langsamer voran als die Primärform.

Als typische Anzeichen gelten Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen sowie Schwindelgefühle. Am zweiten Krankheitstag kommen Husten mit schwarz-blutigem Auswurf, Schmerzen in der Brust, Atembeschwerden und eine Blaufärbung der Haut hinzu. Nicht selten treten auch Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auf.

Aus der Lungenpest kann sich ebenso wie aus der Beulenpest, Hautpest, Pestmeningitis oder Pestlaryngitis eine lebensgefährliche Pestsepsis entwickeln. Bei etwa zehn Prozent aller Pestpatienten dringen die Pestbakterien bis ins Blut vor, wo sie eine Blutvergiftung verursachen. Bemerkbar macht sich die Pestsepsis durch Lethargie, hohes Fieber, Verdauungsbeschwerden sowie einen Abfall des Blutdrucks.

Außerdem reagiert der Erkrankte verwirrt. Des Weiteren kann die Pestsepsis Gefäßverschlüsse hervorrufen, durch die die Blutversorgung der Organe in Mitleidenschaft gezogen wird. Im Extremfall tritt der Tod des Patienten ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Pest gehört zu den Erkrankungen, die in Deutschland seit langem nicht mehr auftreten. Dennoch ist ein Arztbesuch anzuraten, wenn der Betroffene der Überzeugung ist, dass er an dieser todbringenden Krankheit leidet. Kopf- und Gliederschmerzen, eine sehr hohe Körpertemperatur sowie ein Krankheitsgefühl sind Anzeichen einer Unregelmäßigkeit, die untersucht werden sollte. Kommt es zu weiteren grippeähnlichen Symptomen wie Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Müdigkeit, wird ein Arztbesuch empfohlen.

Bei Verfärbungen der Haut, Vereiterungen sowie Schwellungen der Lymphdrüsen besteht Handlungsbedarf. Es kann zu einer Sepsis kommen. Dadurch besteht ein lebensbedrohlicher Zustand. Atemnot, Blutungen der Haut sowie ein blutiger Auswurf müssen schnellstmöglich untersucht und behandelt werden. Kommt es zu einer Zunahme der vorhandenen Beschwerden, benötigt der Betroffene unverzüglich Hilfe. Bei Störungen des Bewusstseins oder einem Schockzustand muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Da die Pest eine hoch ansteckende Erkrankung ist, sollte den Anweisungen des Notarztes Folge geleistet werden.

Unbehandelt kann sich die Seuche in kurzer Zeit ausbreiten und unzählige Menschen anstecken. Zudem besteht für den Erkrankten eine potentielle Gefährdung des Lebens, da der Krankheitsverlauf ohne medizinische Versorgung innerhalb kurzer Zeit tödlich endet.

Behandlung & Therapie

Bei dem Erreger Yersinia pestis handelt es sich um ein Bakterium, weshalb die Grundlage der Behandlung bei Pest auf Antibiotika beruht. Das Mittel der Wahl ist Streptomycin, das intramuskulär verabreicht wird, während der Patient der stationären Überwachung unterliegt. Vor allem bei der Lungenpest ist eine schnelle Behandlung wichtig, da sie auch heute noch eine extrem hohe Sterblichkeitsrate hat.

Wenn Streptomycin nicht eingesetzt werden kann oder die Wirkung sehr schnell eintreten muss, um dem Patienten noch helfen zu können, wird auf Chloramphenicol ausgewichen, das allerdings als letzte Behandlungsmöglichkeit gilt. Es ist bekannt für seine starken Nebenwirkung, die Aplastische Anämie. Diese tritt zwar nur in einem von 6000-36000 Fällen auf, ist aber gerade bei der Pest ein Risiko, das nicht unterschätzt werden darf. Je nach Ausprägung der Symptome werden auch diese behandelt - hohes Fieber kann beispielsweise gesenkt werden, Schmerzen lassen sich medikamentös lindern.

Nachsorge

Nach einer Erkrankung an der Pest sind Patienten in der Regel immun gegen eine erneute Infektion. Es besteht zudem keine Notwendigkeit für eine Dauerbehandlung und eine Alltagsunterstützung. Die Beschwerden klingen vollständig ab. Der Betroffene kehrt in seinen Alltag zurück. Nachsorgemaßnahmen beziehen sich hauptsächlich auf den Schutz anderer Menschen.

Die leichte Übertragbarkeit der Pest hat im Mittelalter zu einem Sterben ganzer Landstriche geführt. Patienten mit einer festgestellten Erkrankung müssen noch mehrere Tage nach dem Ende der Beschwerden in Isolation verbleiben. Ein Bluttest gibt Rückschluss darüber, ob sich der Erreger noch im Organismus befindet.

Die beste Nachsorgestrategie stellt die Meidung erkrankter Menschen und Tiere dar. Patienten tragen dafür selbst die Verantwortung. Wer in Risikogebiete reist, kann sich gegen bestimmte Erreger impfen lassen. Der Wirkstoff verschafft aber nur kurzzeitig eine Immunität.

Anders als bei einer Krebserkrankung kann die Pest nicht durch eine Neubildung aus dem Körper selbst entstehen. Die oben beschriebene Isolation erkrankter Menschen stellt das wirksamste Mittel gegen eine Infektion dar. Bei einem Ausbruch der Pest in Europa sorgen staatliche Behörden für die Quarantäne. Patienten haben den Anweisungen des medizinischen Personals unbedingt Folge zu leisten.


Aussicht & Prognose

Im Unterschied zu früheren Zeiten wie dem Mittelalter, in dem die Pest ganze Landstriche entvölkerte, fällt die Prognose für die Infektionskrankheit in der Gegenwart günstiger aus. Allerdings hängen die Aussichten auch heute davon ab, welche Verlaufsform besteht und ob sie rechtzeitig therapiert wird. Handelt es sich zum Beispiel um eine abortive Pest, liegt eine milde Pestform vor, deren Prognose positiv ist. So werden vom Abwehrsystem des Organismus Antikörper hergestellt, die für eine Immunität sorgen, die lange anhält.

Leidet der Patient unter der Beulenpest und wird diese zum richtigen Zeitpunkt behandelt, sind die Heilungsaussichten gut und die betroffenen Personen überstehen die schwere Krankheit. Bleibt jedoch eine rechtzeitige Therapie mit antibiotischen Medikamenten aus, versterben zwischen 50 und 60 Prozent der Erkrankten. So müssen die Arzneimittel spätestens nach ca. 15 Stunden verabreicht werden.

Als besonders ungünstig gilt die Prognose, wenn Pestformen wie die Lungenpest oder die Pestsepsis vorliegen. So erhalten die Patienten oft nicht rechtzeitig genug eine rettende Therapie. Wird die Diagnose jedoch frühzeitig gestellt und die Pest mit Antibiotika behandelt, verringert sich die Sterberate sowohl bei der Lungenpest als auch bei der Pestsepsis um etwa 15 Prozent.

Normalerweise verfügt die betroffene Person über eine weitgehende Immunität gegen die Pest, wenn sie die Krankheit überlebt. Bei manchen Patienten zeigen sich später jedoch erneut Pestausbrüche.

Das können Sie selbst tun

Die Pest gilt als eine in Deutschland ausgerottete Erkrankung. Aufgrund veränderter hygienischer Bedingungen in den letzten hundert Jahren sowie des medizinischen Fortschritts ist die Pest den derzeitigen Generationen nur noch durch geschichtliche Überlieferungen bekannt. Dennoch sollte im Umgang mit Wildtieren stets Vorsicht walten.

Der unmittelbare Hautkontakt mit Eichhörnchen oder Nagern jeder Art ist in freier Wildbahn grundsätzlich zu vermeiden. Insbesondere Ratten können die krankheitsverursachenden Bakterien übertragen. Da es sich bei der Pest um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, sollte bei den ersten Anzeichen und Symptomen ein Arzt aufgesucht werden. Eine eigenverantwortliche Behandlung oder das Ergreifen von selbstbestimmten Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden, ist nicht anzuraten. Die behandelnden Ärzte sollten umfassend über die Ursache und den Hergang der Übertragung informiert werden. Die Pest ist eine meldepflichtige Erkrankung, die von Fachärzten behandelt wird.

In einem sehr unwahrscheinlichen Fall einer Erkrankung ist den Anweisungen des Arztes stets Folge zu leisten, damit sich der eigene Gesundheitszustand schnell wieder verbessern kann und keine weiteren Komplikationen eintreten. Da die Ansteckungsgefahr sehr groß ist, sollte der Umgang und der Körperkontakt zu anderen Menschen unterlassen werden. Der Patient wird auf einer Quarantänestation untergebracht, damit sich der Krankheitserreger nicht weiter in der Bevölkerung ausbreiten kann.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
  • Thomas, C. (Hrsg.): Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer, Stuttgart 2010

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