Anämie (Blutarmut), Eisenmangelanämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Anämie (Blutarmut) beziehungsweise Eisenmangelanämie handelt es sich um einen Mangel bzw. Störung an roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Da die roten Blutkörperchen für den Transport des Sauerstoffes aus der Lunge zu den Zellen vernatwortlich sind, kommt es im Verlauf zu einer Unterversorgung an Sauerstoff. Ebenso wird die Körper durch die Blutarmut weniger Eisen zugeführt. Die Folge sind dann hauptsächlich Müdigkeit und Blässe. Da eine Blutarmut meist durch andere Krankheiten ausgelöst wird, sind viele weitere Symptome vorhanden und sollten in jedem Fall ärztlich untersucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Anämie (Blutarmut), Eisenmangelanämie?

Durch die Anämie gelangt weniger Sauerstoff zu den verschiedenen Muskeln und Organen des Körpers. Dieser Sauerstoffmangel löst wiederum Beschwerden aus.
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Bei der Anämie handelt es sich um eine Blutarmut, genauer um eine reduzierte Anzahl an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bzw. dem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Die häufigste Anämieform ist die Eisenmangelanämie. Schätzungsweise 600 Millionen Menschen sind weltweit betroffen. Ein Eisenmangel muss schon länger bestehen, bis die Reserven aufgebraucht sind und er zu einer Anämie führen kann.

Typisch ist im Labor neben den reduzierten roten Blutkörperchen und dem roten Blutfarbstoff, dass bei der Eisenmangelanämie die Erythrozyten besonders klein sind und recht blass erscheinen. Ein zusätzliche reduzierter Eisenspeichermarker (Ferritin) und eine verminderte Besetzung des Eisen-Transportmoleküls sichern die Diagnose.

Ursachen

Die jeweils häufigste Ursache der Anämie (Blutarmut), Eisenmangelanämie ist abhängig vom Alter. Bei jungen Frauen sind die Regelblutung und ernährungsbedingter relativer Eisenmangel mit daraus resultierender Anämie an erster Stelle. Letzteres tritt besonders auf, wenn ein erhöhter Bedarf besteht. So zum Beispiel in der Schwangerschaft und Stillzeit.

In der Stillzeit kommt es häufig zu einer Manifestation eines bisher nicht erkannten Eisenmangels, da die Blutverluste der Geburt und der Wochenfluss verstärkend hinzukommen.

Auch gutartige Tumore der Gebärmutter sind nicht selten ursächlich, da diese zu einer verstärkten und verlängerten Regelblutung führen können. Nicht zu vergessen ist die ärztlich herbeigeführte Eisenmangelanämie bei regelmäßigem Blutspenden.

Ab dem mittleren Lebensalter sind vorrangig chronische Blutverluste, vor allem aus dem Magen-Darm-Trakt, zu nennen. Klassisch ist eine Blutung aus dem Magen, wenn eine starke Magenschleimhautentzündung oder gar ein Geschwür vorliegt. Wegweisend ist ein schwarz gefärbter Stuhlgang, da Blut in Kontakt mit Magensäure zu dem schwarzen Hämatin umgewandelt wird.

Risikofaktoren sind neben Stress, Alkohol und Nikotin die Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln (Aspirin, Diclofenac) und Cortisonpräparate. Kommt es zu Blutungen im unteren Magen-Darm-Trakt, ist der Stuhlgang oft frisch blutig. Ursächlich sind häufig Hämorrhoiden, gutartige und auch bösartige Tumore des Darmes.

Selten ist die Ursache eine mangelnde Aufnahme von Eisen, welche dann zur Anämie führt. Die Situation liegt vor, wenn der entsprechende Darmabschnitt operativ entfernt werden musste oder erkrankt ist. Beispiele sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und die Zöliakie.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Durch die Anämie gelangt weniger Sauerstoff zu den verschiedenen Muskeln und Organen des Körpers. Dieser Sauerstoffmangel löst wiederum Beschwerden aus. Nicht immer fallen die Anzeichen einer Anämie eindeutig aus. Es gibt aber typische Beschwerden, die sich bei jeder Form der Blutarmut zeigen.

Dazu zählen unter anderem Kopfschmerzen, Schwindelgefühle sowie eine Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungskraft. Darüber hinaus fühlen sich die betroffenen Personen müde und abgeschlagen. Außerdem kann die Haut an Farbe einbüßen, was sich wiederum durch Blässe bemerkbar macht. Bei einigen Patienten tritt außerdem ein Pochen oder Rauschen in den Ohren auf. Ein weiteres Anzeichen der Anämie ist, dass die Erkrankten schnell frieren.

Ist die Anämie stärker ausgeprägt, kann dies eine Beschleunigung des Herzschlags nach sich ziehen. Des Weiteren schwächt sich der Puls ab und es zeigen sich Schweißausbrüche. Ferner drohen Atembeschwerden sowie eine Ohnmacht.

Besonders bedenklich ist die Blutarmut bei Menschen, die unter einer Vorschädigung ihres Herzens leiden. So drohen im Extremfall aufgrund der mangelnden Versorgung des Organs mit Sauerstoff ein verstärkter Herzschlag und sogar ein Herzinfarkt.

Handelt es sich um eine Eisenmangelanämie, die die häufigste Form der Blutarmut darstellt, bilden sich oftmals Risse an den Mundwinkeln. Außerdem werden die Nägel brüchig und die Haare können leichter ausfallen. Weitere mögliche Anzeichen sind wiederholt vorkommende Aphthen, Zungenbrennen sowie chronischer Juckreiz.

Verlauf

Ein Eisenmangel und auch die Anämie bleiben oft lange unentdeckt. Treten Symptome auf, sind diese meist sehr unspezifisch. Zu Anfang zeigen sich Schwäche, Leistungsabfall und Kurzatmigkeit bei Belastung. Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrensausen können hinzukommen. Bei der körperlichen Untersuchung fällt bei ausgeprägter Anämie eine Blässe der Haut- und Schleimhäute auf. Spezielle Eisenmangelsymptome sind ein Brennen auf der Zunge, Einrisse an den Mundwinkel, trockene Haut sowie brüchige Fingernägel und Haare.

Komplikationen

Eine Anämie (Blutarmut) beziehungsweise Eisenmangelanämie ist heutzutage sehr gut behandelbar und kann durch Transfusionen ohne jeglichen Komplikationen wieder abheilen. Allgemein kommt es bei einer Anämie zu einer Mangelversorgung des Körpers durch Sauerstoff, weswegen kompensatorische Maßnahmen eingeleitet werden müssen. der Betroffene atmet schneller (Tachypnoe), um mehr Sauerstoff aufzunehmen und das Herz schlägt schneller (Tachykardie), um das Blut schnell zu transportieren.

Bei einer schweren Anämie kann es so zu Herzrhythmusstörungen bis hin zu einem Herzinfarkt kommen. Dadurch entsteht eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz), die ein Leben lang behandelt werden muss und dadurch die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigt. Der Patient ist von einer chronischen Müdigkeit sowie einer starken Leistungsabnahme gekennzeichnet.

Zudem kommt es zu Bewusstseinsstörungen, die bis hin zu einer Bewusstlosigkeit führen können. Ein Eisenmangel entsteht durch ein chronischen Blutverlust. Zu hohe Blutungen können zu einem Schock führen, der Blutdruck fällt stark ab und wichtige Organe werden nicht mehr genügend durchblutet, worauf diese versagen können. Dazu zählt insbesondere die Niere und die Lunge.

Ein Eisenmangel kann zudem in seltenen Fällen zum sogenannten Pica-Syndrom führen. Dabei handelt es sich um eine seltene Essstörung, die Appetit auf nicht genießbare Dinge wie Erde oder Abfälle macht. Dies kann zu schweren Vergiftungen und Verdauungsstörungen sowie einer Mangelernährung führen, wenn die falschen Substanzen zu sich genommen werden.

Ab wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Anämie ist eine Erkrankung, die oft nicht durch einen bewussten Arztbesuch sondern aufgrund einer Zufallsdiagnose ans Licht kommt. Dies liegt daran, dass typische Symptome wie starke Müdigkeit, Blässe oder Kopfschmerzen von den Betroffenen oft mit Stress, aber nicht mit einer Blutarmut in Verbindung gebracht werden. Um eine Anämie am besten schon im Vorfeld zu vermeiden, ist es daher sinnvoll, bei der Vermutung auf einen Eisenmangel eine Blutuntersuchung insbesondere des Ferritin- und Hämoglobin-Wertes durchführen zu lassen.

Ist der Eisenmangel beziehungsweise die Anämie einmal festgestellt, können vor allem bei sehr schlechten Werten noch weitere Arztbesuche nötig sein, um die Ursache festzustellen. Dazu gehören unter anderem die Darm- und Magenspiegelung sowie der Besuch beim Gynäkologen für Patientinnen.

Wird ein Medikament zum Beheben der Anämie verschrieben, schließen sich in der Regel ebenfalls weitere Arztbesuche an, da mittels Blutdiagnostik nach einigen Wochen überprüft werden muss, ob sich die leeren Speicher wieder auffüllen. Tun sie das nicht, ist gegebenfalls eine Eiseninfusion oder sogar eine Bluttransfusion nötig. Diese Therapieformen sind ebenfalls nur in einer ärztlichen Praxis oder einer Klinik möglich.

Zudem sollte der Patient auch immer dann seinen Hausarzt aufsuchen, wenn er das Gefühl hat, dass die Mangelsymptome stärker werden. Auch starke Regelblutungen oder Blut im Stuhl sollten zum Arztbesuch veranlassen.

Behandlung & Therapie

Eine Eisenmangelanämie darf niemals ohne Abklärung der Ursache therapiert werden, da sich dahinter teilweise lebensbedrohliche Krankheitsbilder verstecken können. Es sollten eine Magen- und eine Darmspiegelung durchgeführt werden, um Blutungen und Tumore aus dem Magen-Darm-Trakt auszuschließen. Bei Frauen sollte immer eine ergänzende gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden.

Die Haupttherapie besteht in der Behandlung der Ursache. Je nach Befund reichen dazu Medikamente, vielleicht ist aber auch eine operative Therapie nötig. Ist eine Ursache gefunden worden, können ergänzend Eisenpräparate verschrieben werden. Viele Patienten klagen unter der Therapie über belastende Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Verstopfung). Allerdings muss die Eisengabe über mindesten drei Monate erfolgen, um die leeren Speicher wieder aufzufüllen.

Aussicht & Prognose

In der Regel kann eine Blutarmut aufgrund von Eisenmangel gut behandelt werden. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn sich auch die Ursache für den Eisenmangel beheben lässt. Je früher die Eisenmangelanämie erkannt wird, umso besser und unkomplizierter ist sie therapierbar.

Wurde bereits ein Eisenmangel festgestellt, erfolgen regelmäßige Kontrollen der Eisenwerte beim Arzt. Mit Einleitung entsprechender Therapiemaßnahmen (z. B. Einnahme von Eisenpräparaten) kann der Mangel recht schnell ausgeglichen werden. Da die Prognose Eisenmangelanämie jedoch im direkten Zusammenhang mit der Ursache der Mangelerscheinung steht, sollte eine genaue Untersuchung auf schwerwiegende Grunderkrankungen erfolgen.

Ein grundsätzlicher Mangel an Eisen im Körper lässt sich dabei einfach beseitigen, die Eisenmangelanämie kann dadurch geheilt werden. Liegt der Blutarmut allerdings eine schwerwiegendere Grunderkrankung (z. B. Tumore, chronische Magen-Darm-Erkrankungen) vor, dann muss zunächst die Grunderkrankung behandelt werden. Gut behandelbar ist die Eisenmangelanämie auch, wenn falsche Ernährung, Blutungen nach Operationen oder Schwangerschaft ursächlich sind.

In den meisten Fällen kann etwa drei bis sechs Wochen nach Therapiebeginn eine Verbesserung beobachtet werden, um die Eisenspeicher wieder vollständig aufzufüllen, empfiehlt sich die Einnahme von Eisenpräparaten aber noch ein halbes Jahr nach dieser Zeit.


Nachsorge

Die Anämie bringt nur in Fällen, in denen die typischen Symptome oder Ursachen dauerhaft auftreten, die Notwendigkeit zur Nachsorge mit sich. Komplikation sollen dadurch verhindert werden. Wurden Infekte oder Tumore als Auslöser hingegen erfolgreich behandelt, entsteht meist keine Blutarmut. Auch bei einer Anämie nach einem Unfall besteht meist kein Grund zur Nachsorge.

Ziel der Nachsorge ist unter anderem, folgenschwere Komplikationen zu verhindern. Gerade Patienten, die an der erblich bedingten hämolytischen und renalen Anämie leiden, sind hiervon betroffen. Hier ist eine kontinuierliche Blutuntersuchung angezeigt. Im Alltag müssen Patienten oft nahrungsergänzende Eisenpräparate zu sich nehmen.

Bei einer megaloblastären Blutarmut ist die Vitaminaufnahme im Magen und Darm gestört. Der Patient muss diesem Mangel im Alltag begegnen. Manchmal sind Vitamine sogar zu spritzen. Blutarmut kann an spezifische Lebensumstände gebunden sein. Ausdauersportler und Schwangere sind nicht selten betroffen. Sie nehmen manchmal nicht genug Eisen zu sich.

Um eine Schädigung des ungeborenen Kindes zu verhindern, ist nach der Erstdiagnose eine weitere Überwachung im Schwangerschaftsverlauf ratsam. Kraftsportler sollten aufgrund des erhöhten Eisenbedarfs ebenso ihr Blut regelmäßig untersuchen lassen. Denn eine durchschnittliche Ernährung reicht zur Nährstoffdeckung meist nicht aus.

Das können Sie selbst tun

Eine fehlerhafte Ernährung kann die Entstehung der Eisenmangelanämie verursachen. Deshalb setzen verschiedene Maßnahmen zur Selbsthilfe beim Essverhalten an. Zu den Lebensmitteln, die viel Eisen enthalten gehören Innereien von Tieren und verschiedene andere Arten von Fleisch, Hirse, Hafer und Hülsenfrüchte.

Vitamin C fördert die Resorption von Eisen, selbst wenn der Eisengehalt der Nahrung gleich bleibt. Um die Eisenaufnahme zu verbessern, können Anämiker deshalb zu einer Mahlzeit ein Nahrungsmittel zu sich nehmen, das reich an Vitamin C ist – zum Beispiel ein Glas Orangensaft oder eine Portion Sauerkraut.

Umgekehrt verschlechtern einige Lebensmittel die Resorption. Dazu gehören Kaffee und schwarzer Tee, die Tannine enthalten.

Eisenmangelanämie ruft häufig Kreislaufbeschwerden hervor. Bei schweren Symptomen ist es angebracht, übermäßige körperliche Betätigung vorübergehen zu meiden. Anämiker sollten sich hinsetzen oder hinlegen, wenn sie Schwindel verspüren, schwarze Punkte sehen, weiche Knie bekommen oder ähnliche Symptome bemerken. Dies gilt vor allem für Patienten, die beispielsweise unter Herzinsuffizienz leiden. Auch eventuelle andere Folgeerkrankungen und Komplikationen sollten Anämiker im Alltag berücksichtigen.

Die korrekte Einnahme von verschriebenen Medikamenten spielt in der Behandlung eine wichtige Rolle. Ärzte raten Patienten, die Eisentabletten nicht gut vertragen, häufig dazu die Tablette nicht morgens, sondern abends einzunehmen. Dabei wird häufig ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden zur letzten Mahlzeit empfohlen. Auch die Eisentablette kann mit einem Glas Orangensaft o. ä. kombiniert werden.

Quellen

  • Hof, H., Dörries, R.: Duale Reihe. Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Schmidt, R. F., Lang, F., Heckmann, M.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010

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