Polymorphe Lichtdermatose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der polymorphen Lichtdermatose handelt es sich um eine Photodermatose. Das Hautleiden ist weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine polymorphe Lichtdermatose?

Die typischen Symptome der polymorphen Lichtdermatose zeigen sich zumeist mit Verzögerung. So kommt es erst einige Stunden oder sogar Tage nach der Sonneneinstrahlung zu Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und rötlichen Flecken auf der Haut.
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Die polymorphe Lichtdermatose stellt die am häufigsten vorkommende Hauterkrankung dar, die durch Sonnenlicht entsteht. Im Volksmund wird sie auch als Sonnenallergie oder Lichtallergie bezeichnet, was jedoch nicht korrekt ist, weil es diese Begriffe in der Medizin gar nicht gibt. Mit einem Anteil von rund 90 Prozent ist die polymorphe Dermatose die am häufigsten auftretende Erkrankung dieser Art.

So leiden circa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung unter ihr. Besonders betroffen von den Hautbeschwerden ist das weibliche Geschlecht. Aber auch bei Kindern und jungen Erwachsenen zeigt sich die sogenannte Sonnenallergie oft. In den letzten Jahren ließ sich eine zunehmende Tendenz registrieren. Eine Allergie im klassischen Sinn ist die polymorphe Lichtdermatose nicht, weil typische Immunreaktionen sowie die Bildung von Antikörpern ausbleiben.

In Deutschland erreicht die polymorphe Dermatose in den Monaten März bis Juni ihre größte Verbreitung, was auf die klimatischen Bedingungen zurückzuführen ist. Auf Reisen in Gebiete, in denen die Sonne häufig scheint, kann es jedoch jederzeit zu der Photodermatose kommen.

Ursachen

Die genauen Ursachen der polymorphen Lichtdermatose sind noch immer nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist zumindest, dass es sich nicht um eine Allergie handelt, obwohl die Symptome der Photodermatose ihr ähneln. Ausgelöst wird die polymorphe Lichtdermatose stets von ungewöhnlich intensiven UV-A-Strahlen oder UV-B-Strahlen. Dies geschieht in den meisten Fällen in der Urlaubszeit durch zu ausgiebige Sonnenbäder.

Bei 75 Prozent aller betroffenen Personen ist UV-A-Strahlung für das Auftreten der Beschwerden verantwortlich. Bei 10 Prozent wird die polymorphe Lichtdermatose von UV-B-Strahlen hervorgerufen. Die weiteren 15 Prozent leiden unter einer Kombination beider Strahlenformen.

Einige Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass die polymorphe Lichtdermatose vom Immunsystem hervorgerufen wird. So soll in den Hautzellen ein lichtempfindlicher Sensor vorhanden sein, der die Photodermatose auslöst. Andere Forscher glauben dagegen an eine Dysbalance zwischen Oxidantien und Antioxidantien innerhalb der hornbildenden Zellen in der Epidermis (Oberhaut).

Durch dieses Ungleichgewicht reagieren die betroffenen Personen empfindlicher auf Sonnenstrahlung. Mitunter wird eine polymorphe Lichtdermatose auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die typischen Symptome der polymorphen Lichtdermatose zeigen sich zumeist mit Verzögerung. So kommt es erst einige Stunden oder sogar Tage nach der Sonneneinstrahlung zu Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und rötlichen Flecken auf der Haut. Außerdem bilden sich Knötchen, Bläschen oder größere Blasen. Bei einigen Betroffenen schwillt zudem die Haut an.

Die Symptome bei einer polymorphen Lichtdermatose präsentieren sich individuell unterschiedlich. So können bei manchen Patienten die Rötungen stark ausgeprägt sein, während andere unter erheblichem Juckreiz leiden. Kommt es wiederholt zu einer Sonnenallergie, sind die Beschwerden in der Regel gleich ausgeprägt.

Oftmals zeigen sich die Symptome der polymorphen Lichtdermatose nach längerer Sonnenabstinenz der Haut. Daher tritt sie zumeist im Frühling oder bei Strandbesuchen auf. Typisch dabei ist, dass sich die Beschwerden ausschließlich an Hautbereichen zeigen, die intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt waren. Besonders betroffene Hautpartien sind das Gesicht, der Hals, das Dekolleté sowie Hände, Arme und Beine.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Zeigt sich eine polymorphe Lichtdermatose wiederholt, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser befasst sich zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Dabei möchte er über den Verlauf der Hautprobleme Bescheid wissen und bei welchen Gelegenheiten sie auftreten. Auf diese Weise erhält er wertvolle Informationen zum Erstellen der Diagnose.

Des Weiteren müssen auch andere mögliche Gründe für die Hautbeschwerden ausgeschlossen werden. Als denkbare Auslöser kommen ein photoallergisches Ekzem oder Insektenstiche infrage. Für eine sichere Diagnose bestrahlt der Arzt gezielt einen bestimmten Bereich der Haut mit UV-Licht. Dies kann beispielsweise der Oberarm sein. Ist eine polymorphe Lichtdermatose für die Beschwerden verantwortlich, werden durch diese Photoprovokation die typischen Symptome ausgelöst.

Normalerweise gehen die Beschwerden einer polymorphen Lichtdermatose nach einigen Tagen von selbst wieder zurück, ohne dass Spuren auf der Haut zurückbleiben. Dazu darf die Haut jedoch keiner weiteren UV-Strahlenbelastung ausgesetzt werden. Erhält die Haut regelmäßigen Kontakt mit der Sonne, gewöhnt sie sich im Laufe der Zeit an die Sonnenstrahlen.

Dadurch schwächt sich die polymorphe Lichtdermatose schließlich ab, sodass keine Hautreaktionen mehr entstehen. Handelt es sich um eine chronische Photodermatose, muss allerdings im folgenden Jahr erneut mit ihrem Auftreten gerechnet werden.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen an verschiedenen Hautbeschwerden. Diese wirken sich dabei in erster Linie sehr auf die Ästhetik des Patienten aus und können diese negativ beeinflussen. Weiterhin kann es dabei zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem verringerten Selbstwertgefühl kommen. Vor allem Kinder können bei dieser Krankheit an Mobbing oder an Hänseleien leiden und dadurch auch Depressionen oder andere psychische Beschwerden entwickeln.

Die Lebensqualität des Patienten wird aufgrund der Erkrankung deutlich eingeschränkt. Auf der Haut kommt es dabei in erster Linie zu einem brennenden Juckreiz. Kratzen kann zusätzlich zu Blutungen oder zu Narben führen. Auch Bläschen und Pusteln können sich dabei auf der Haut ausbilden und den Alltag erschweren. Weiterhin leiden die Patienten bei dieser Krankheit an einer Sonnenallergie, sodass sich der Betroffene vor der Sonne in der Regel schützen muss.

Dabei ist auch das Risiko für Hautkrebs deutlich erhöht, sodass die Betroffenen auf regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen angewiesen sind. Die Behandlung der Krankheit erfolgt symptomatisch. Die meisten Beschwerden können dabei akut gelindert werden. Weiterhin kann auch eine Behandlung mit Hilfe von Medikamenten die Beschwerden deutlich einschränken und verringern. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Erleben Betroffene bei Sonnenlicht Veränderungen des Hautbildes, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Kommt es nach einem Sonnenbad oder einem langen Spaziergang zu Unregelmäßigkeiten, ist die Abklärung der Beschwerden zu empfehlen. Entwickeln sich bei gemäßigten Temperaturen und einem Aufenthalt von einigen Minuten in der Sonne bereits Hautauffälligkeiten, sollten die Beobachtungen unverzüglich mit einem Arzt besprochen werden.

Rötungen, Pusteln, Schwellungen oder eine Fleckenbildung sind untersuchen und behandeln zu lassen. Bei einem brennenden Gefühl auf der Haut, einem unangenehmen Juckreiz sowie einer Bläschenbildung sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu Knötchen oder Veränderungen der gewohnten Pigmentierung, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei offenen Wunden ist eine sterile Wundversorgung vonnöten.

Kann diese nicht in einem ausreichenden Maß gewährleistet werden, muss ein Arztbesuch erfolgen. Andernfalls besteht die Gefahr einer Blutvergiftung, da Keime und andere Krankheitserreger in den Organismus gelangen können. Damit setzt sich der Betroffene einer lebensgefährlichen Situation aus, die vermieden werden sollte. Stellen sich aufgrund der optischen Veränderungen zusätzlich emotionale oder seelische Probleme ein, wird ebenfalls ein Arzt benötigt. Bei Scham, einem Rückzugsverhalten, Weinerlichkeit oder depressiven Phasen, sollte Hilfe in Anspruch genommen werden. Zu empfehlen ist neben einem Arztbesuch die Konsultation eines Therapeuten, damit sich der allgemeine Gesundheitszustand schnellstmöglich verbessert.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung der Beschwerden, die durch die polymorphe Lichtdermatose entstehen, wird das Kühlen der Haut mit Joghurt, Quark oder Buttermilch empfohlen. Durch das Kühlen kommt es zum Zusammenziehen der Blutgefäße, was mögliche Schwellungen zum Abklingen bringt. Ferner erhält die Haut dringend benötigte Feuchtigkeit, wodurch ihre Regeneration gefördert wird.

Ist die Sonnenallergie stark ausgeprägt, kann der Einsatz von Medikamenten sinnvoll sein. So wirken Antihistaminika, die als Tabletten oder Salbe verabreicht werden, lindernd auf Juckreiz. Gegen die Entzündung auf der Haut werden mitunter auch Präparate, die Kortison enthalten, verabreicht.

Als hilfreich gilt eine zusätzliche Phototherapie. Diese findet im Frühling oder vor einer Urlaubsreise statt und dient dazu, die Haut allmählich durch Bestrahlung an die Sonne zu gewöhnen. Dabei wird die UV-Strahlenbelastung kontinuierlich gesteigert.


Vorbeugung

Damit es erst gar nicht zu einer polymorphen Lichtdermatose kommt, sollte für einen ausreichenden Schutz vor der Sonne gesorgt werden. Dieser umfasst Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor zwischen 30 und 50, schützende Kleidung sowie das Aufsetzen eines Hutes.

Nachsorge

Die polymorphe Lichtdermatose kann im akuten Fall durch spezielle Cremes oder Salben behandelt werden. Diese Cremes sollten Kortikoide wie Hydrokortison enthalten. Sehr starker Juckreiz nach einem Sonnenbad kann ebenso durch die Einnahme von Antihistaminika verbessert werden.

Um den Symptomen der polymorphen Lichdermatose vorzubeugen, sollte sich Menschen empfindlicher Haut langsam schrittweise im Frühjahr und Sommer UV-Strahlung gehäuft aussetzen. Besonders ist es ratsam dies bereits Wochen vor dem Sommerurlaub zu tun, damit sich die Haut langsam an die Sonneneinstrahlung gewöhnen kann.

Ebenso ist es zur Prophylaxe der Erkrankung möglich, sich während der Sonneneinstrahlung mit Breitbandsonnencremes zu schützen. Diese sollten sowohl gegen UVA sowie UVB-Strahlen wirksam sein und einen höchstmöglichen Lichtschutzfaktor haben. Ebenso sind Präparate wirksam, die das Antioxidans Alpha-Glucosylrutin beinhalten.

Auch kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D3 in Form von Omega-3-Fettsäuren laut wissenschaftlicher Studien eine Verbesserung der Symptome bei polymorpher Lichtdermatose herbeiführen.

Der Entstehung einer Sonnenallergie kann ebenso eine prophylaktische Phototherapie vorbeugen. Dabei erfolgt eine wiederholte Ganzkörperbestrahlung mit blauem Licht einer bestimmten Wellenlänge. Ein allerletzter Schritt und ein nicht empfehlenswerter Weg zur Behandlung ist eine sogenannte Photochemotherapie. Diese Therapie kann allerdings beim Patienten langfristige gesundheitliche Risiken hervorrufen.

Das können Sie selbst tun

Meist heilen die bei der Polymorphen Lichtdermatose entstehenden Ausschläge und Quaddeln problemlos wieder ab, dennoch sind sie unschön und lästig, manchmal sogar schmerzhaft. Daher wird der Patient sein Hauptaugenmerk darauf verwenden, UV-A Licht zu meiden, um die Erkrankung gar nicht erst entstehen zu lassen. Auch Cremes und Lotionen mit einem hohen Sonnenschutz helfen, das Entstehen der Quaddeln zu vermeiden. Sollte es doch zu einem Ausschlag kommen, kann der Betroffene die Areale kühlen. Die Stellen sollten möglichst nicht aufgekratzt werden, damit sich die Pusteln nicht mit Bakterien infizieren können. Antihistaminika und eine Phototherapie helfen, weitere Ausschläge zu vermeiden.

In besonders schweren Fällen leidet die Lebensqualität der Betroffenen beträchtlich. Daher ist bei ähnlich schweren Fällen eine psychotherapeutische Behandlung angeraten. Betroffene profitieren auch von Entspannungstechniken. Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Qigong und Tai Chi sind empfehlenswert. Auch eine Musiktherapie kann eine gewisse Entlastung bringen.

Selbsthilfegruppen für Menschen mit einer Polymorphen Lichtdermatose gab es lange nicht. Erst in den letzten Jahren, als sich die Erkrankung häufte, wurden Selbsthilfegruppen für Lichtallergiker ins Leben gerufen. Die erste davon war die Gruppe „Lichtblick“ in Schwerte, weitere Gruppen folgten.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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