Prismenbrille
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Mit einer Prismenbrille kann eine bestimmte Form der Fehlsichtigkeit, das versteckte oder latente Schielen, ausgeglichen werden. "Versteckt" heißt es deshalb, da das visuelle Defizit für anderen Menschen nicht sichtbar ist. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass zirka 80% der Bevölkerung von dieser Einschränkung betroffen sind. Allerdings bereitet sie nur etwa 20% von ihnen Probleme. Die Sehfähigkeit der Patienten mit latentem Schielen ist eingeschränkt. Kinder haben ihretwegen teils Lernschwierigkeiten in der Schule und - falls nicht korrigiert - später möglicherweise Probleme im Berufsleben.
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Was ist eine Prismenbrille?
Eine Prismenbrille ist eine spezielle Sehhilfe. Sie ist mit einem keilförmigen Schliff ausgestattet und wird speziell für die Korrektur der Winkel-Fehlsichtigkeit (assoziierte Heterophorie) eingesetzt. Mindestens eines ihrer Gläser ist so bearbeitet, dass bei ihm der optische Mittelpunkt nicht mit dem Haupt-Fokussierungspunkt kongruent ist.
Prismenbrillen werden ab einer Prismen-Dioptrien-Zahl von 30 - das entspricht einem Winkel von mehr als 15 Grad - nicht mehr angefertigt. Derart starke Gläser sind nicht nur fertigungstechnisch schwierig herzustellen, sondern bringen für die Betroffenen ästhetische Probleme mit sich. Zudem sind dickere Brillengläser schwerer und machen das Tragen der Spezialbrille unkomfortabler.
Patienten, bei denen eine Winkel-Fehlsichtigkeit diagnostiziert wurde, können sich ihre Prismenbrille allerdings nicht bei jedem Optiker fertigen lassen: Es gibt nur wenige Spezialisten, die in der Lage sind, eine diesbezügliche Messung durchzuführen. Auch sind nicht alle Augenärzte auf dieses Gebiet spezialisiert. Das Refraktionieren gehört normalerweise nicht zu ihrer Ausbildung.
Formen, Arten & Typen
Prismen-Folien sollten grundsätzlich nur für eine Übergangszeit von maximal 4 Wochen eingesetzt werden, bis beispielsweise die geplante Augenmuskel-Operation stattfindet. Sie bieten eine um 30 bis 70 Prozent schlechtere Abbildungsqualität als Prismenbrillen - was problematisch ist, da die Unschärfe zu noch größeren Schwierigkeiten beim Zusammenwirken beider Augen führt.
Prismenbrillen werden beispielsweise von Klettersportlern als Sicherungsbrille verwendet. Bei bestimmten psychologischen Experimenten können sie als Umkehrbrille eingesetzt werden.
Aufbau & Funktionsweise
Normalerweise befinden sich die sechs Muskeln, die für die Augenbewegung zuständig sind, im Gleichgewicht. Beim latenten Schielen ist das jedoch nicht der Fall: Die Sehachsen, die sich üblicherweise in dem von den Augen fixierten Objekt treffen, tun dies bei der Anomalie nicht. Es kommt zu vertikalen oder horizontalen Abweichungen.
Zuerst versucht der Körper, das Ungleichgewicht motorisch zu korrigieren - was jedoch nach einiger Zeit zu anstrengend für ihn ist. Der keilförmige Schliff der Prismenbrillen trägt dazu bei, dass das betroffene Auge die mühsame Einstellung nicht mehr vornehmen muss. Die zuvor dafür aufgewendete Kraft kann nun für wichtigere Tätigkeiten genutzt werden.
Mit der Prismenbrille wird nicht nur die Augenbeweglichkeit verbessert. Auch Folgebewegungen werden mit größerer Präzision und schneller ausgeführt. Die maximale Abweichung, die mit der Prismenbrille korrigiert werden kann, liegt bei 4 cm pro Meter. Bei mehr als 12 cm/m empfehlen sich dickere Prismengläser oder - falls sie vom Betroffenen als seelisch belastend empfunden werden - eine Augen-Operation.
Prismengläser können je nach medizinischer Indikation noch zusätzlich sphärisch oder zylindrisch geschliffen werden. Außerdem gibt es sie mit Gleit-Sicht-Effekt.
Bei Patienten, die zugleich noch an Fokussierungsproblemen leiden, ist die Prismenbrille unzureichend. In einem solchen Fall empfiehlt sich die Kombination der Prismenbrille mit einem optometrisch geführten visuellen Training.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Gelingt die Kompensation nicht oder nur mangelhaft, kommt es zum Auftreten von Symptomen. Die übermäßige Anstrengung führt zu schneller Ermüdung der Augenmuskeln, Sehstörungen trotz Brille, erhöhter Lichtempfindlichkeit, Augen- und Kopfschmerzen.
Bei Schulkindern mit dieser Fehlbildung kommt es dadurch oft zu Schreib- und Rechen-Problemen. Beim Zeichnen werden die Ränder der Figuren übermalt und Buchstabengruppen teils falsch gelesen. Unmittelbare Folge sind schlechtere schulische Leistungen und Unlust, die ihnen gestellten Aufgaben zu lösen. Ein Teil der kindlichen Patienten, bei denen eine Legasthenie diagnostiziert wurde, leidet noch zusätzlich an Winkel-Fehlsichtigkeit.
Schielen mit kleinerem Winkel bereitet den Betroffenen größere Schwierigkeiten als solches mit größeren Abweichungen. Liegt letzteres vor, wird die Prismenbrille meist längere Zeit getragen und dann - bei Abweichungen von mindestens 20 cm/m - eine Operation durchgeführt.
Da die Fehlstellung irreversibel ist, muss der Patient die Spezialbrille sein ganzes Leben lang tragen. Meist kommt es schon nach kurzer Eingewöhnungszeit zur Verbesserung. In manchen Fällen muss die Seh-Stärke später neu angepasst werden.