Prismen-Folie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Prismen-Folien finden Anwendung in einem Bereich der Augenheilkunde. Was ist eine Prismen-Folie? Welche Typen gibt es? Wie ist ihre Funktionsweise und worin liegt ihr Nutzen? Darum soll es hier gehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Prismen-Folie?

Prismen-Folien finden Anwendung in einem Bereich der Augenheilkunde.

Eine Prismen-Folie ist eine hoch transparente Folie aus flexiblem Kunststoff, die auf ein vorhandenes Brillenglas aufgeklebt wird. Sie wird für flexible Therapien bei Schielfehlstellungen eingesetzt. Der geradeaus einfallende Lichtstrahl wird durch das Prisma so abgelenkt, dass er in dem betroffenen Auge durch die Sehachse auf die Stelle des schärfsten Sehens, der Fovea centralis, in der Netzhaut trifft.

Die Funktion der Prismen-Folie ist es, den gemessenen Schielwinkel auszugleichen und binokulares Einfachsehen für den Geradeausblick zu ermöglichen.

Formen, Arten & Typen

Da die Prismen-Folie auf das bereits vorhandene Brillenglas auf die individuelle Größe zugeschnitten werden muss, wird es in einer Einheitsgröße angeboten, vergleichbar der eines ungeschliffenen Brillenglases. Sie muss, um den Ausgleich des Schielwinkels zu ermöglichen, an die individuelle Fehlstellung angepasst sein. Daher ist die Prismen-Folie in verschiedenen Stärken erhältlich. Diese reichen stufenlos von der Ablenkung des Lichtstrahls um 1 cm auf 1 m Entfernung bis hin zu 10 cm auf 1 m Entfernung, was den Einheiten 1 Prismen-Dioptrie (pdpt) bis 10 entspricht. Für stärkere Schielwinkel ist die Folie für 12, 15, 20, 25, 30, 35 und 40 pdpt erhältlich.

Aufbau & Funktionsweise

Bei einer Schielfehlstellung gelangen die Lichtstrahlen eines Objekts auf nicht korrespondierende - also unterschiedliche - Netzhautstellen beider Augen. Im schielenden Auge liegt eine Beeinträchtigung der Steuerung der äußeren Augenmuskeln vor, so dass die richtige Ausrichtung des Auges schon motorisch nicht gelingen kann. Die Abbilder des rechten und linken Auges können im Sehzentrum nicht zu einem gemeinsamen Seheindruck fusioniert werden. Es entstehen Doppelbilder.

Wird ein sehschwächeres Auge durch Therapie im frühkindlichen Alter nicht in den Sehprozess integriert, kann das Gehirn dieses Auge vom Sehprozess ausschließen. Es spielt dann nur noch sehschwach am Rande mit. Da die Seheindrücke auf unterschiedlichen Netzhautstellen beider Augen eintreffen, ist räumliches Sehen dann nicht richtig möglich.

Eine Prismen-Folie gleicht diesen Umstand aus. Die parallel zueinander verlaufenden Lichtstrahlen, die von den Objekten ausgehen, werden durch das Prisma in einem Winkel so abgelenkt, dass sie in der Sehgrube des Auges, der Fovea centralis, auftreffen. Hiermit wird der Schielwinkel ausgeglichen, die Fehlstellung des Auges selbst aber nicht verändert.

Es muss bei der Positionierung der Folie darauf geachtet werden, ob es sich um Einwärts- oder Auswärtsschielen handelt. In Abhängigkeit davon, wie es um das optische System bestellt ist (Wie hoch ist die Sehleistung der einzelnen Augen mit optimaler Korrektur? Ist ein Auge sehschwach? Besteht ein größerer Dioptrien-Unterschied in einer Fehlsichtigkeit beider Augen, etwa mehr als 4 Dioptrien? Ist das Sehsystem bereits ausgereift? Wie gut ist die Qualität des räumliches Sehens vormals gewesen?), können mit der Prismen-Folie unterschiedliche Qualitätsstufen im binokularen Sehen erreicht werden.

Die erste Stufe als Grundvoraussetzung ist die, dass Objekte simultan wahrgenommen werden können, dass das rechte und das linke Auge also gleichberechtigt sind. Die zweite Stufe ist erreicht, wenn das Sehzentrum in der Lage ist, beide Bilder zu einem zu verschmelzen, Fusion genannt. Die höchste Stufe des beidäugigen Sehens ist die Fähigkeit zur dreidimensionalen Wahrnehmung (Stereopsis).


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Prismen-Folien sind eine Übergangslösung zur Versorgung vor- oder nach Augenoperationen oder zur Annäherung an eine optimale Lösung, wenn Schielwinkel wechseln sollten. Sie sind in der Anpassung billiger als die Anfertigung von Korrekturgläsern mit Prisma. Die Sehschärfe kann im Vergleich zu einem Ausgleich des Prismas durch Gläser jedoch um 10 Prozent herabgesetzt sein.

Die Prismen-Folie bewirkt eine spürbare Verbesserung der Sehqualität, da beide Augen wieder möglichst gleichwertig in den Sehprozess integriert werden. Die Abbilder im rechten und linken Auge gelangen wieder auf korrespondierende Netzhautstellen im Zentrum und in der Peripherie, so dass die Qualität des räumlichen Sehens gesteigert wird. Das räumliche Sehen kann in einem Bereich, in dem sich die Gesichtsfelder beider Augen überlappen, möglich werden. Doppelbilder und Kopfschmerzen sollten nicht mehr auftreten.

Bei der Berechnung der Korrektur des Schielwinkels sind verschiedene Dinge zu berücksichtigen:

  • Das Lebensalter des Patienten
  • Sind die Augen in der Lage, auf Nähe und Ferne zu akkomodieren? Da physiologisch die Augen umso mehr nasenwärts konvergieren, je näher ein Objekt im Nahbereich fixiert wird, kann der Schielwinkel in der Nähe ein anderer sein als in der Ferne.
  • Sind Fehlsichtigkeiten richtig ausgeglichen?

Schielen kann auf die Geburt zurückzuführen sein. So können eine Frühgeburt oder ein Sauerstoffmangel des Gehirns bei der Geburt mit einer möglichen infantilen Cerebralparese in Verbindung stehen. Säuglinge können frühkindliches Innenschielen zeigen, das auf einen Defekt der sensorischen Hirnareale in der Großhirnrinde zurückzuführen ist. Diese Areale vollziehen die sensorische Fusion der Abbilder beider Augen. Weiter können einseitig hohe oder ungleich hohe unkorrigierte Brechungsfehler vorliegen, einseitiger Katarakt (Grauer Star) oder selten auch Tumore.

Auch kann Schielen nach Verletzungen auftreten. Bei Erwachsenen können Durchblutungsstörungen beispielsweise infolge von Diabetes eine Rolle spielen. Blutungen, Entzündungen oder Tumore im Bereich des Hirnstamms oder Multiple Sklerose könnten für das Schielen verantwortlich sein. Beim latenten Schielen gelingt die Fusion beider Abbilder infolge einer Übermüdung der Augenmuskeln zeitweilig nicht mehr.

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