Radiojodtherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Radiojodtherapie ist eine nuklearmedizinische Methode mit der Erkrankungen der Schilddrüse behandelt werden können. Besonders effektiv ist diese Vorgehensweise bei Schilddrüsenüberfunktionen, bei einer Kropfbildung oder bei einem Schilddrüsenkarzinom.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Radiojodtherapie?

Die Radiojodtherapie ist eine nuklearmedizinische Methode mit der Erkrankungen der Schilddrüse behandelt werden können.

Eine Radiojodtherapie wird bei Problemen mit der Schilddrüse angewandt. Dieses schmetterlingsförmige Organ, welches sich im Halsbereich vor der Luftröhre befindet, ist für die Speicherung von Jod und die Produktion der Schilddrüsenhormone verantwortlich.

Die Schilddrüsenhormone sind für den Energiestoffwechsel des Körpers von großer Bedeutung und Erkrankungen dieses Organs gehen meist mit vielfältigen Beschwerden im ganzen Körper einher. Bei der Radiojodtherapie wird dem Patienten das radioaktive Isotop des Elements Jod verabreicht. Dieses gelangt über den Verdauungstrakt in das Blut und reichert sich in der Schilddrüse an.

Der nicht in der Schilddrüse gespeicherte Teil des Radiojods wird innerhalb weniger Tage über die Nieren ausgeschieden und stellt kein gesundheitliches Problem für den Körper dar. Radiojodtherapien werden bei verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen angewandt. Dazu zählen etwa gutartige Wucherungen der Schilddrüse, welche unabhängig von den eigentlichen Zellen der Schilddrüse, Hormonen abgeben oder auch die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow, welche zur Kropfbildung führt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Besonders effektiv ist die Radiojodtherapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird durch eine Autonomie eines Teils der Schilddrüsenzellen ausgelöst. Diese Teile des Gewebes produzieren einen Überschuss an Hormonen, weil sie nicht der allgemeinen Steuerung unterliegen.

Ziel der Radiojodtherapie ist es diese autonom arbeiteten Zellen in der Schilddrüse abzutöten, damit sie keinen Hormonüberschuss mehr produzieren können. Das in der Schilddrüse gespeicherte Radiojod zerfällt und sendet dabei Beta-Strahlung aus, was das umliegende Gewebe zerstört. Diese Wirkungsweise wird bei der Radiojodtherapie genützt, um diejenigen Zellen in der Schilddrüse, die den Hormonüberschuss produzieren, abzutöten.

Die Bereiche des Schilddrüsengewebes, die zu viele Hormone abgeben und für die Überfunktionssymptome beim Patienten sorgen, sind sehr aktiv und haben einen schnellen Stoffwechsel, das Radiojod lagert sich hauptsächlich in solchen Zellen an und zerstört diese. Das gesunde Schilddrüsengewebe wird nicht geschädigt. Eine Therapie mit Radiojod kann auch bei Erkrankungen welche keine Schilddrüsenüberfunktion zur Folge haben, erfolgversprechend sein. Dazu gehören etwa Schilddrüsenkarzinome oder die Schilddrüsenvergrößerung.

Das Wirkungsprinzip der Therapie ist dasselbe wie bei einer Schilddrüsenüberfunktion. So kann eine Radiojodbehandlung bei einer Schilddrüsenvergrößerung, auch ohne Überfunktion, zu einer erheblichen Verkleinerung des Kropfes und der damit einhergehenden Beschwerden, führen. Bei vielen Patienten kann der Kropf sogar vollständig beseitigt werden. Schilddrüsenkarzinome können sehr effektiv mit der Radiojodmethode behandelt werden. Die meisten entarteten Zellen reichern Jod an und können durch die Beta-Strahlung bei dessen Zerfall abgetötet werden.

Bei Krebserkrankungen wird dem Patienten eine höhere Radiojoddosis zugeführt als bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Häufig wird diese Therapie nach einer teilweisen operativen Entfernung des Schilddrüsenkarzinoms angewandt, um den restlichen entarteten Gewebeteil entfernen zu können. In vielen Fällen kann Schilddrüsenkrebs so geheilt werden.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Eine Behandlung der Schilddrüse mit Radiojod ist keine gefährliche Therapie und hat nur sehr selten unerwünschte Nebenwirkungen. Trotzdem sind aufgrund der Radioaktivität des verwendeten Jods bestimmte Vorsichtsmaßnahmen notwendig. So werden Patienten angehalten in den ersten zwei Tagen nach Einnahme des Radiojods ausreichend zu trinken, weil das nicht in der Schilddrüse angereicherte Jod über den Harn ausgeschieden wird und dies möglichst schnell geschehen soll, um die Harnblase nicht unnötig zu gefährden.

Darüber hinaus wird empfohlen den Speichelfluss, etwa durch das Lutschen von sauren Drops, zu steigern, weil ein kleiner Anteil des radioaktiven Jods auch über den Speichel ausgeschieden wird. Um andere Menschen nicht mit einer erhöhten Strahlenexposition zu gefährden, müssen Patienten während der Radiojodtherapie in einer speziell dafür vorgesehenen Krankenstation aufgenommen werden. Die Strahlenexposition der inneren Organe des Patienten ist gering. Das Radiojod zerfällt rasch und sendet dabei hauptsächlich Beta-Strahlung aus.

Diese Strahlung hat eine sehr geringe Reichweite, die im Millimeterbereich liegt und belastet daher kaum andere Organe. Studien belegen, dass es bei mit Radiojod behandelten Menschen keine erhöhte Krebssterblichkeitsrate als bei der restlichen Bevölkerung gibt. In seltenen Fällen kann es direkt während bzw. nach der Therapie zu Nebenwirkungen kommen. Diese sind jedoch meistens nicht gefährlich und können gut behandelt werden.

Die häufigste akute Nebenwirkung ist eine Entzündung der Schilddrüse, welche wenige Tage nach Beginn der Therapie auftreten kann. Diese kann jedoch durch entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente rasch und effektiv behandelt werden und ist meist harmlos.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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