Blut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Herz ist der "Motor", das Blut ist der "Treibstoff". Um die fünf bis sechs Liter Blut strömt durch den menschlichen Körper und macht ungefähr acht Prozent des Körpergewichts aus. Über Blutgefäße versorgt das Blut den gesamten Körper mit lebensnotwendigen Stoffen, ohne die die Funktionalität des Organismus nicht mehr gewährleistet werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Blut?

Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen sind die häufigsten Zellen im Blut des Menschen. Sie dienen unter anderem dem Transport von Sauerstoff von der Lunge in die Organe, Knochen und in das Gewebe. Erythrozyten lassen das Blut rot erscheinen. Klicken, um zu vergrößern.

Sprichwörtlich kann das Blut in unseren Adern stocken, gefrieren oder heiß für entsprechendes Temperament sorgen. Also klimatisiert der Blutkreislauf den Körper. Wahr ist auch, dass Blut wie kein anderes Organ auf Veränderungen im Organismus reagiert und Krankheiten abwehrt.

Auf seinem Weg führt der Blutkreislauf von den Haarwurzeln bis zu den Zehenspitzen durch den gesamten Körper, das Blut transportiert Nährstoffe, Sauerstoff und Gifte.

Definiert wird Blut als Körperflüssigkeit, die die Funktionen des Körpers mit Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems sichert. Blut besteht aus dem protein- und wasserhaltigen Plasma, welches als Zellträger fungiert. Dies sind die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, die dem Blut auch die dunkelrote Farbe verleihen, die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, sowie die Blutplättchen, die Thrombozyten.

Das Herz pumpt Blut durch alle Blutgefäße, die in jedem Körper insgesamt fast 100.000 Kilometer (!) lang sind. Bei dieser gewaltigen Aufgabe kann das Herz durch die Arbeit trainierter Muskeln und der Venenklappen unterstützt und entlastet werden.

Das Blut ist im engeren Sinne also eine Körperflüssigkeit, wobei sie wegen ihrer vielfältigen Funktionen als "flüssiges Organ" oder auch als "flüssiges Gewebe" bezeichnet wird. Als zentrales Element des Stoffwechsels kann der Körper auf den reibungslosen Zyklus des Blutes nicht verzichten.

Pro Kilogramm Körpergewicht kommen geschätzt etwa 70 Milliliter Blut, was bei einem erwachsenen Menschen insgesamt ungefähr fünf bis sechs Liter Blut ergibt, das durch das Gefäßsystem transportiert wird. Da die in dem Körper vorhandene Menge an Blut mit dem jeweiligen Körpergewicht korreliert, gilt als Faustregel, dass Frauen durchschnittlich ein Liter weniger Blut haben als Männer. Dieser Umstand ist auf das höhere Körpergewicht von Männern in Vergleich zu Frauen zurückzuführen.

Anatomie & Aufbau

Blut ist keine homogene Masse, sondern besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Bestandteilen. Mit etwa 50 Prozent stellt das Plasma den größten Anteil des Blutes dar. Mit 42 Prozent folgen auf den zweiten Platz die roten Blutkörperchen, die auch als Erythrozyten bezeichnet werden.

Weitere vier Prozent des Blutes bestehen aus Proteinen, während die Blutplättchen (sogenannte Thrombozyten) lediglich zwei Prozent des Blutes ausmachen. Ein Prozent entfällt ferner auf die Gesamtheit von Fett, Zucker und Salz, die im Blut vorkommen. Deutlich weniger als ein Prozent, genauer genommen nur 0,07 Prozent entfallen schließlich auf die weißen Blutkörperchen, im Ärztejargon auch Leukozyten genannt.

Somit besteht das Blut nur zur Hälfte aus festen Bestandteilen, während die andere Hälfte das flüssige Blutplasma darstellt: eine zu 90 Prozent wässrige Lösung, deren Hauptaufgabe das reibungslose "Fortbewegen" des Blutes innerhalb des Gefäßsystems ist.

Gefäße, die vom Herzen wegführen, heißen Arterien. Sie verfügen über eine kräftige, muskulöse Struktur, um den hohen Pressdruck vom Herzen her aushalten zu können. Die Arterien verzweigen sich immer weiter und werden zu Ariolen und Kapillaren.

Hierbei sind die Gefäßwände dünn und durchlässig, um mitgebrachte Nährstoffe und Sauerstoff an die einzelnen Zellen übergeben und Abfälle ableiten zu können. Sind die Abfallprodukte an die abbauenden Organe abgegeben worden, erweitern sich die Blutgefäße wieder. Auf dem Weg zum Herzen zurück heißen sie Venen. Einfach dargestellt ist dies der Blutkreislauf.

Bevor das Blut erneut auf diese Bahn gelangt, wird es vom Herzen über den kleinen Lungenkreislauf zur Lunge gepumpt, um dort wieder Sauerstoff zu tanken. Mit Sauerstoff angereichert beginnt der Kreislauf erneut.

Funktionen & Aufgaben

Das Blut durchströmt also die Lunge und die Leber, den Mund, die Muskeln und das Gehirn sowie sämtliche anderen Körperzellen und Organe. Dabei erfüllt jeder einzelne Bestandteil des Blutes auf dem langen Weg durch den Organismus seine speziellen Aufgaben:

Die wohl wichtigste Aufgabe des Blutes liegt darin, Sauerstoff, der über die Lungen eingeatmet wird, sowie Zucker, der in dem Magen-Darm-Trakt in den Organismus aufgenommen wird, über das weitreichende Gefäßsystem überall im Körper zu verteilen, das heißt, jede einzelne Zelle zu versorgen.

Auf der anderen Seite obliegt es wieder dem Blut, die entstandenen Stoffwechselprodukte, die die Zellen nicht mehr brauchen, abzutransportieren, wie beispielsweise Kohlenstoffdioxid und Harnstoff. Die einzelnen Zellen im Körper sind aber nicht nur auf die permanente Versorgung mit bestimmten Stoffen angewiesen. Zum Beispiel müssen vom Gehirn angeordnete Befehle in Form von Botenstoffen an die Zellen weitergeleitet werden. Auch diese Weiterleitung erfolgt über das Blut, was ihm die Aufgabe eines Befehlnetzwerks zukommen lässt.

Auf seinem Weg durch die Lunge haben die roten Blutkörperchen die Aufgabe, den in die Lungen eingeatmeten Luftsauerstoff aufzunehmen. So werden alle Zellen des Körpers ununterbrochen mit Sauerstoff versorgt. Der Sauerstoff ist der Generator der Zellen, die dadurch ihre "Lebensenergie" gewinnen. Nebenprodukt des kontinuierlichen Sauerstoffabbaus ist Kohlenstoffdioxid. Auch das transportiert das Blut weiter, zurück in den Lungen wird es wieder ausgeatmet.

Nachschub an wertvollen Erythrozyten wird im roten Knochenmark hergestellt. Sie funktionieren (arbeiten) über einen Zeitraum von zirka vier Monaten. In der Milz werden sie schließlich wieder abgebaut.

Auf seinem Weg durch den Darm nimmt das Blut die dort durch die Verdauungsvorgänge aufgespaltenen und zerkleinerten Nährstoffe auf. Wieder transportiert das Plasma diese Nahrungsbausteine zu den einzelnen Zellen, die sie weiter verwerten. Hier fallen giftige Abbauprodukte an, die auf die Reise zu Niere und Leber gehen, um unschädlich gemacht zu werden.

Anstrengungen und Erregungen erhöhen den Blutfluss durch die Adern. Die Haut gibt dann mehr Wärme ab. Im Umkehrschluss erbleichen wir beispielsweise im Winter, weil weniger Blut an die Hautoberfläche geschickt wird, damit keine Wärme unnötig verloren geht. Diese klimaregulierende Blutfunktion wird ergänzt durch die Aufgabe der weißen Blutkörperchen als körpereigene Immunabwehr.

Die Leukozyten schützen den Organismus vor Infektionen. Zwar sind sie in kleinerer Anzahl, dafür aber in der doppelten Größe der Erythrozyten im Blut vorhanden. Weiße Blutkörperchen können sich selbstständig fortbewegen. So haben sie die Möglichkeit, Krankheitserreger entweder durch Antikörper unschädlich zu machen oder einfach "aufzufressen". Auch sie werden im Knochenmark produziert. Von dort stammen auch die farblosen, dünnen Blutplättchen. Deren Aufgabe ist es, Wunden schnell zu verstopfen. Sie regulieren somit die Blutgerinnung.

Wie bereits erwähnt, fließt im Körper erwachsener Menschen etwa fünf bis sechs Liter Blut. Bei einer Ansteckung mit einer Krankheit, die sich über die Blutwege verbreitet, hätte es angesichts des weitreichenden Blutgefäßsystems des Menschen fatale Folge hinsichtlich der raschen Verbreitung des eingedrungenen Erregers, wenn das Blut nicht über Abwehrmechanismen verfügen würde.

Durch seine unspezifische bzw. angeborene Abwehr sowie seiner spezifischen Abwehr durch die im Blut vorkommenden Fresszellen und Antikörper ist gewährleistet, dass der Körper schnell auf die Eindringlinge reagieren und sie bereits in der Blutlaufbahn vernichten kann.

Krankheiten

Kommt das eindrucksvolle System des Blutes und seiner beiden Kreisläufe zu schaden, weil einzelne Bestandteile krank geworden sind, verliert das Blut Teile seiner Fähigkeiten. Die Blutkrankheit Hämophilie zerstört die Blutgerinnungsfunktion mit verheerenden Folgen jeglicher Verletzung. Fehlen rote Blutkörperchen, spricht man von Anämie, die den Sauerstofftransport beeinträchtigt.

Aufgrund seiner Vernetzung können Erkrankungen des Blutes besonders schwere Folgen haben. Bereits kleinste Ausfälle der Versorgung des Körpers mit ordnungsgemäßem Blut können zu schweren Folgeerkrankungen führen, wie beispielsweise dem Hirninfarkt. Zu den häufigsten Blutkrankheiten zählen die akute und die chronische Leukämie: der Blutkrebs.

Charakteristisch für die Leukämie ist, dass die Zusammensetzung des Blutes sich auf unnatürliche Weise verändert. Während sich die Zahl der roten Blutkörperchen, deren Aufgabe der Transport von Sauerstoff und Zucker sowie Abtransport von Kohlenstoffdioxid ist, verringert, steigt der Anteil der weißen Blutkörperchen in ihren frühen und damit noch funktionsuntüchtigen Vorstufen. Verhältnismäßig häufig kommt auch die Anämie (Blutarmut) vor.

Wie der Name es schon andeutet, leiden Betroffene hier an einer generellen Armut an Blut, das heißt, in ihren Blutgefäßen fließt weniger als die durchschnittlichen fünf bis sechs Liter Blut. Schließlich ist bei den typischen Bluterkrankungen an die sogenannte Bluterkrankheit zu denken: Bereits bei kleinsten Hautverletzungen verlieren die Betroffenen große Mengen Blut.

Der Grund liegt auch hier in der falschen Zusammensetzung des Blutes. Verletzungen werden durch die im Blut vorkommenden Blutplättchen zuerst "gekittet", ehe andere Bestandteile des Blutplasmas dafür sorgen, dass das Blut gerinnt und so der Blutverlust durch die Verletzung unterbunden wird.

Vielen Erkrankten kann medikamentös geholfen werden. Manchmal müssen aber Bluttransfusionen verabreicht werden, beispielsweise, um hohe Blutverluste ausgleichen zu können. Damit die körpereigenen weißen Blutkörperchen das zugeführte Blut nicht als vermeidliche Gefahr bekämpfen, ist die Übereinstimmung der Blutgruppen des Spenders und des Empfängers notwendig.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Michl, M.: BASICS Hämatologie. Elsevier/Urban & Fischer, München 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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