Refluxkrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Refluxkrankheit bzw. Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) macht sich durch Sodbrennen bemerkbar. Patienten leiden unter saurem Aufstoßen, Reizhusten, Heiserkeit und starkem Brennen hinter dem Brustbein. Diese Krankheit ist weit verbreitet und muss behandelt werden, um Folgeschäden auszuschließen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Refluxkrankheit?

Schematische Darstellung zur Anatomie bei Refluxkrankheit bzw. Sodbrennen. Klicken, um zu vergrößern.

Mediziner sprechen von der Refluxkrankheit, wenn die Speiseröhrenschleimhaut entzündet ist. Mageninhalt und saurer Magensaft fließen in die Speiseröhre, weil der Schließmuskel des Mageneingangs versagt und den Rückfluss nicht verhindert.

Das untere Drittel der Speiseröhre ist wegen der Reizung durch die Säure entzündet. Wird die Refluxkrankheit chronisch, besteht die Gefahr von Folgeerkrankungen, wie etwa Speiseröhrenkrebs.

Die Refluxkrankheit ist eine typische Krankheit in Industriestaaten. Hier leiden ca. 20 Prozent an immer wiederkehrendem Sodbrennen. Auch Kinder und Säuglinge können unter der Refluxkrankheit leiden. Die Häufigkeit nimmt zu, ebenso wie Speiseröhrenkrebs im gleichen Maße zunimmt. Dabei handelt es sich um eine seltene Folge der Refluxkrankheit.

Ursachen

Die Refluxkrankheit wird ausgelöst, wenn der Schließmuskel des Mageneingangs versagt. Mageninhalt und Magensäure können in den unteren Bereich der Speiseröhre zurückfließen. Es gibt mehrere Faktoren, die die Refluxkrankheit verursachen.

Dazu zählt ein zu schwacher Schließmuskel, ein zu großer Durchtritt der Speiseröhre durch das Zwerchfell, andere anatomische Abweichungen, die den oberen Magenverschluss verhindern.

Das Risiko, an der Refluxkrankheit zu erkranken, wird begünstigt durch Nikotin, Alkohol, Übergewicht und bestimmte Medikamente. Manche Patienten bekommen Sodbrennen, wenn sie unter Stress stehen.

Besonders häufig ist Sodbrennen während der Schwangerschaft. Das liegt daran, dass das größer werdende Baby auf den Magen drückt. Im letzten Schwangerschaftsdrittel leidet gut die Hälfte der Frauen an der Refluxkrankheit.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisch für die Refluxkrankheit sind Sodbrennen, Brustschmerzen (retrosternale Schmerzen) und Regurgitation, einem Rückfluss von Inhalten aus Hohlorganen. In diesem Fall der Rückfluss von Speisebrei aus dem Magen in den Mund. Bei der Refluxkrankheit werden diese Symptome durch Essen, Liegen, Alkoholkonsum, Rauchen, Bücken oder physischen wie psychischen Stress verstärkt.

Die Brustschmerzen lokalisieren sich hinter dem Brustbein (Sternum) und werden häufig mit Schmerzen des Herzens verwechselt. Es handelt sich um einen brennenden, sehr unangenehmen Schmerz, der sich nach der Nahrungsaufnahme verschlimmert. Oberbauchschmerzen (epigastrischer Schmerz), das Aufstoßen von Luft oder Magensaft und Schluckstörungen (Dysphagie, Odynophagie) sind auch häufige Symptome.

Die Refluxkrankheit zeigt sich gelegentlich auch in atypischen Symptomen, wie der Zwang sich zu räuspern, chronischer Husten, ein Kloßgefühl im Hals (Globusgefühl), Heiserkeit, immer wieder auftretender Lungenentzündung, Mundgeruch (Halitosis), einem anhaltenden Trockengefühl, das sich auch durch Trinken nicht verbessert oder einem penetranten, nicht endendem Schluckauf.

Durch das saure Aufstoßen und der Regurgitation kommt es als Sekundärschädigung zu einer Schädigung des Zahnschmelzes. Die Refluxkrankheit kann auch im Säuglingsalter auftreten. Hierbei zeigen sich Probleme bei der Nahrungsaufnahme der Säuglinge und es kommt vermehrt zu Schreien und Unruhe. In einigen Fällen streckt der Säugling den Kopf nach hinten.

Diagnose & Verlauf

Der Arzt kann die Refluxkrankheit zunächst anhand der Beschwerden Diagnostizieren. Dies geschieht anhand des Anamnesegesprächs, bei dem Informationen über Art, Häufigkeit und Lebensgewohnheiten wichtig sind. Andere Krankheiten, die ähnliche Symptome aufweisen, müssen vorerst ausgeschlossen werden.

Eine sichere Diagnosemethode ist die Magenspiegelung. Besonders bei einer chronischen Refluxkrankheit wird diese durchgeführt, um möglicherweise bösartige Veränderungen an der Schleimhaut festzustellen. Anhand dieser Ösophago-Gastroskopie können aber nicht nur Veränderungen an der Schleimhaut erkannt werden. Auch Gewebeproben können im gleichen Schritt entnommen werden.

Während der Magenspiegelung kann auch eine Kapsel in der Speiseröhre angebracht werden, die über einen Zeitraum von 24 Stunden den Säuregehalt misst. Hier sprechen Mediziner von einer Langzeit-pH-Metrie. Die Konzentration der Säure wird gemessen und die Daten werden unmittelbar an ein Registriergerät übermittelt.

Komplikationen

Bei der Refluxkrankheit besteht das Risiko, dass im Laufe der Erkrankung Komplikationen auftreten. Dazu gehört unter anderem die Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre). Hervorgerufen wird sie durch den ständigen Säurekontakt, der zu Veränderungen an der Schleimhaut führt. Dadurch können Entzündungen an der Schleimhaut auftreten, die zudem anschwillt. Grundsätzlich gehört die Speiseröhrenentzündung zu den typischen Folgeerscheinungen der Refluxkrankheit.

Auch die Zähne können von der Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden, was auf den Rückfluss des sauren Mageninhalts zurückzuführen ist. Bemerkbar machen sich Läsionen des Zahnschmelzes durch schmerzempfindliche Zähne, Karies, Parodontitis und Mundhöhlenentzündungen.

Eine andere Auswirkung der Refluxkrankheit stellen Verengungen der Speiseröhre dar. Dabei wird der Hohlraum der Speiseröhre durch entzündliche Strikturen oder refluxbedingte Narben eingeengt. Bemerkbar macht sich diese Folgeerscheinung durch Störungen des Schluckreflexes und Schmerzen.

Weil der Einfluss der Magensäure von Dauer ist, drohen Verätzungen der Magenschleimhaut. Infolgedessen kommt es durch die Bildung von Narben zum Zusammenziehen der Speiseröhre, was wiederum eine ausgeprägte Verengung nach sich zieht. Mediziner sprechen dann von einer peptischen Striktur.

Eine weitere Komplikation der Refluxkrankheit ist die Bildung von Geschwüren in der Schleimhaut der Speiseröhre. In den meisten Fällen siedeln sie sich in der unteren Speiseröhrenregion an, die am Übergang zum Magen liegt. Als mögliche Folge der Geschwüre gelten Blutungen, die sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Häufig tritt nach dem Verzehr von fettigem und würzigem Essen ein starkes Sodbrennen auf. Betroffene Personen haben ein unangenehmes Gefühl im Mundraum bzw. ein starkes Brennen. Sodbrennen ist kein Krankheitsbild, das zwingend von einem Arzt behandelt werden muss. Tritt Sodbrennen mehrmals die Woche ohne erkennbaren Grund wie etwa eine Schwangerschaft auf, sollte mit dem Hausarzt gesprochen werden. Der Mageninhalt fließt wieder zurück, da fettige Speisen den Druck im Magen erhöhen. Ein Arzt kann die genaue Ursache für den Rückfluss der Speisen ausfindig machen und dagegen entsprechende Medikamente verschreiben.

Behandlung & Therapie

Durch eine medikamentöse Behandlung der Refluxkrankheit kann die Säure gehemmt werden. Antazida, Hydrotalcit und Magaldrat neutralisiert oder bindet die Magensäure. Erhältlich sind die Mittel als Tabletten, Gel, Dragees und Suspensionen. Sie werden in der Regel dann eingenommen, wenn die Beschwerden auftreten. Also beispielsweise in der Nacht oder nach dem Essen. Antazida sind auch für Schwangere geeignet.

H2-Antihistaminika hemmen die Bildung von Magensäure. Diese H2-Rezeptorenblocker werden in der Regel nachts eingenommen und sind rezeptfrei erhältlich. Verschreibungspflichtig sind Protonenpumpenhemmer. Sie werden bei sehr starken Beschwerden eingesetzt und blockieren die Bildung eines Enzyms, welches für die Säurebildung zuständig ist. Die Beschwerden verschwinden innerhalb von zwei Wochen. Ein Krebsrisiko bleibt allerdings bestehen.

Kommt es durch die Refluxkrankheit zu Übelkeit und Erbrechen, werden auch Prokinetika eingesetzt. Sie regen die Magen- und Darmbewegung an und sorgen somit für einen schnelleren Abtransport der Magensäure.

Eine chronische Refluxkrankheit kann operativ behandelt werden, wenn eine medikamentöse Behandlung erfolglos ist. Durchgeführt wird diese Operation als minimal invasiver Eingriff. Dabei wird der Verschlussmechanismus des Schließmuskels wiederhergestellt. Magensäure kann anschließend nicht mehr zurückfließen.

Als Hausmittel bei gelegentlichen Beschwerden haben sich Zwieback, Joghurt, Milch und Mandeln bewehrt.


Vorbeugung

Wer zu Sodbrennen neigt, sollte auf fettige und üppige Mahlzeiten verzichten. Besonders am Abend sollte der Magen nicht mit zu großen Portionen belastet werden. Ballaststoffreiche Kost hilft außerdem. Kaffee, Alkohol und Nikotin begünstigen die Refluxkrankheit und sind deshalb nur in ganz kleinen Mengen zu genießen. Stress und Aufregung sollten vermieden werden. Wer übergewichtig ist, sollte versuchen abzunehmen.

Nachsorge

Via Ernährung ist es möglich, die Säureproduktion im Magen zu reduzieren. Hier empfiehlt sich, eine fettarme und basenreiche Kost zu konsumieren. Mit Brot und Haferflocken lässt sich gelegentliches Sodbrennen auf ein Minimum reduzieren. Wer unter Übergewicht leidet, sollte überdies sein Körpergewicht reduzieren, wenigstens normalisieren.

Verschiedene Medikamente beeinflussen den unteren Ösophagussphinkter und begünstigen so einen gastroösophagealen Reflux. Aus diesem Grund sollte die laufende Medikation kritisch überprüft, gegebenenfalls sogar ersetzt werden. Verschiedene Maßnahmen können einem potentiellen Reflux entgegenwirken: Dazu gehören der Verzicht auf große Mahlzeiten kurz vor dem Schlafengehen genauso wie das Hochstellen des Kopfteils beim Schlafen.

Generell sollte auf genügend Schlaf geachtet werden. So kann starker Schlafmangel dazu führen, dass die Schleimhaut der Speiseröhre eine größere Empfindlichkeit gegenüber dem sauren Magensaft erfährt. Keine Frage: Die Refluxkrankheit kann in der Regel gut therapiert werden. In etwa 90 Prozent der Fälle gelingt nach einer PPI-Therapie die Ausheilung der Refluxösophagitis.

Bei Absetzen der Therapie treten allerdings bei circa 50 Prozent der Patienten Rezidive auf. Nicht behandelt kommt es in einigen Fällen zu Komplikationen, die mitunter sehr schwerwiegend sein können. Wer vorübergehend zu Medikamenten gegen Reflux greift und seine Ernährung bewusst umstellt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine dauerhafte Speiseröhrenentzündung verhindern.

Das können Sie selbst tun

Menschen, die von der Refluxkrankeit betroffen sind, haben eine Reihe von Möglichkeiten sich den Alltag mit dieser Krankheit leichter zu gestalten.

Betroffene Person sollten streng auf Ihre Ernährung achten. Säurehaltige und schwere Lebensmittel sind zu meiden. Denn desto mehr scharfe oder auch säurehaltige Lebensmittel konsumiert werden, desto mehr Säure wird im Körper produziert. Dieser Vorgang ist bei der Refluxkrankeit jedoch kontraproduktiv. Wenn die betroffene Person der Krankheit entgegen wirken will, sollte sie auf milde Lebensmittel Wert legen. Auch schnell verdauliche Lebensmittel wie Weißbrot, gekochtes Gemüse oder auch Reis sind bei dieser Krankheit optimal. Bei den Getränken, sollten Patienten auf kohlensäurearme Getränke achten. Die Kohlensäure regt die Säureproduktion im Körper an. Besser geeignet ist stilles Wasser oder milde Fruchtsäfte.

Wird Hilfe bei der Zusammenstellung der Ernährung benötigt, kann jederzeit ein geschulter Ernährungsberater hinzugezogen werden. Außer der Ernährungsbasis, können bestimmte freiverkäufliche Medikamente wie Magengels oder Säureblocker eingenommen werden. Auch diese Methode kann jederzeit mit dem zuständigen Arzt abgesprochen werden. Werden diese Tipps befolgt, wird schnell eine Besserung zu spüren sein und die Symptome werden gelindert.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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