Magenspiegelung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Magenspiegelung oder Gastroskopie handelt es sich um ein medizinisches Verfahren zur Untersuchung und/oder Eingriffen im Bereich des oberen Verdauungstraktes. Dazu gehören Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm. Sie wurde im 19. Jahrhundert vom Chirurg Johann Mikulicz-Radecki entwickelt.
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Funktion & Ziele der Magenspiegelung
Das Ziel einer Magenspiegelung ist es für gewöhnlich, die Ursachen von Beschwerden oder Schmerzen innerhalb des Magenbereiches und der Schleimhäute der angrenzenden Speiseröhre und des Zwölffingerdarms. Dabei wird mit einem speziellen Endoskop, welches über den Mund oder wahlweise auch die Nase des Patienten eingeführt wird.
Früher schaute der Arzt direkt durch den Schlauch des Endoskops in den Magen des Patienten hinein, heute wird das vom Endoskop aufgenommene Bild meist auf einem Monitor dargestellt.
Sind die Ursachen der Magenbeschwerden geklärt, kann mittels der Magenspiegelungstechnik auch direkt ein Eingriff vorgenommen werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Geschwüre, Schleimhautbeschwerden, Blutungen oder Verengungen in der Speiseröhre handeln. Mittels des Endoskops können dann Fremdkörper und Gewebe entnommen bzw. entfernt werden.
Anwendung
Da die Magenspiegelung ein sowohl zeitaufwendiges als auch für den Patienten unangenehmes Verfahren ist, sollte sie nicht bei jeder Art von Bauchschmerzen oder Übelkeit in Betracht gezogen werden. Sie bietet sich aber bei bleibenden oder immer wiederkehrenden Schmerzen in der Oberbauchgegend an, bei Sodbrennen oder Durchfällen ohne sichtbaren Hintergrund sowie Verdacht auf Magengeschwüre.
Auch Schluckstörungen, andauernde Appetitlosigkeit, Erbrechen von Blut und ungewollter Gewichtsverlust zählen dazu. Je nachdem, welche medizinische Diagnose folgt, sind eventuell regelmäßige Kontrollspiegelungen nötig. Lebensrettend kann die Magenspiegelung sein, falls plötzliche Blutungen aus dem vorderen Verdauungstrakt oder der Speiseröhre auftreten – zum Beispiel durch Krampfadern in der Speiseröhre - und die Spiegelung Ursachen findet. Bei Beschwerden in der Unterbauchgegend und des Darms muss allerdings eine Darmspiegelung vorgenommen werden.
Patienten, welche eine Magenspiegelung bei sich vornehmen lassen, dürfen sechs Stunden vor Beginn des Eingriffs nichts mehr essen, da aufgrund des Nahrungsbreis im Magen das Aufspüren von Krankheitssymptomen weitgehend unmöglich gemacht wird. Meist erhalten die Patienten vorher Medikamente - vornehmlich Beruhigungsmittel, da das Einführen des Schlauches durch den Mund in den Magen als sehr unangenehm empfunden wird – und werden kurzzeitig narkotisiert. Hinzu kommen meist noch Betäubungen im Mund- und Rachenraum, um den Würgereflex zu verringern.
Einsatz & Indikation
Eine Magenspiegelung, auch Gastroskopie genannt, ist ein diagnostisches Verfahren, das eingesetzt wird, um den oberen Teil des Verdauungstraktes – Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm – visuell zu untersuchen. Dieses Verfahren wird typischerweise durchgeführt, wenn Patienten Symptome aufweisen, die auf Probleme im oberen Verdauungstrakt hindeuten, oder um vorhandene Bedingungen zu überwachen.
Zu den Symptomen, die eine Magenspiegelung notwendig machen können, gehören anhaltende Bauchschmerzen, Schluckbeschwerden, chronisches Sodbrennen, unerklärlicher Gewichtsverlust, anhaltende Übelkeit oder Erbrechen, Bluterbrechen (Hämatemesis) oder schwarzer, teerartiger Stuhl, was auf eine innere Blutung hindeuten kann. Solche Symptome erfordern eine gründliche Untersuchung, um die Ursache zu identifizieren und entsprechende Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.
Die Gastroskopie kann auch zur Entnahme von Gewebeproben (Biopsie) verwendet werden, um nach Anzeichen von Erkrankungen wie Magengeschwüren, Entzündungen, Infektionen (z.B. Helicobacter pylori) oder zur Früherkennung von Krebs zu suchen. Darüber hinaus wird sie eingesetzt, um den Erfolg einer Behandlung zu bewerten und den Zustand bei bekannten Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Crohn zu überwachen.
In einigen Fällen kann die Magenspiegelung auch therapeutische Zwecke haben, wie die Entfernung von Polypen oder die Behandlung von Blutungen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, direkte Bilder vom inneren Zustand des Verdauungstraktes zu liefern, ist sie ein wertvolles Werkzeug in der Diagnostik und Behandlung von Verdauungserkrankungen.
Vorteile & Nutzen
Die Magenspiegelung bietet im Vergleich zu anderen diagnostischen Verfahren mehrere entscheidende Vorteile, besonders wenn es um Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts geht. Ein Hauptvorteil ist die Direktheit und Genauigkeit der Untersuchung, die es ermöglicht, die Schleimhaut der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms visuell zu inspizieren. Dies erlaubt eine unmittelbare Identifizierung von Abnormalitäten wie Entzündungen, Geschwüren, Tumoren und Polypen.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Fähigkeit, Biopsien durchzuführen. Während der Gastroskopie können Gewebeproben entnommen werden, die dann histologisch auf Anzeichen von Infektionen, Entzündungen, prämalignen Veränderungen oder Krebs untersucht werden. Diese direkte Gewebeentnahme bietet eine hohe diagnostische Genauigkeit, die mit anderen Untersuchungsmethoden wie bildgebenden Verfahren nicht immer erreichbar ist.
Die Gastroskopie kann auch therapeutische Interventionen ermöglichen, wie die Entfernung von Polypen, die Stillung von Blutungen mittels Koagulation oder das Aufdehnen von verengten Bereichen der Speiseröhre. Diese kombinierte diagnostische und therapeutische Kapazität macht die Gastroskopie zu einem vielseitigen Werkzeug in der Gastroenterologie.
Im Vergleich zu bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder CT-Scans bietet die Gastroskopie eine höhere Spezifität und Sensitivität bei der Erkennung von Erkrankungen des oberen Verdauungstrakts. Während bildgebende Verfahren hilfreich sein können, um einen Überblick über den Zustand des Verdauungstraktes zu erhalten, erlauben sie nicht die direkte Visualisierung oder die Entnahme von Biopsien, was für eine präzise Diagnosestellung und die Planung einer spezifischen Behandlung entscheidend sein kann.
Zusammenfassend bietet die Magenspiegelung eine unübertroffene Kombination aus diagnostischer Präzision, therapeutischer Flexibilität und der Fähigkeit zur direkten Gewebeuntersuchung, was sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der modernen Gastroenterologie macht.
Durchführung & Ablauf
Eine Magenspiegelung ist ein Verfahren, bei dem ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Kamera und Lichtquelle am Ende (Gastroskop) durch den Mund in den oberen Verdauungstrakt eingeführt wird. Der Ablauf dieses Verfahrens umfasst mehrere Schritte, die darauf abzielen, den Prozess so sicher und komfortabel wie möglich für den Patienten zu gestalten.
Zunächst wird in der Regel ein Beruhigungsmittel verabreicht, um den Patienten zu entspannen und Unbehagen während des Verfahrens zu minimieren. Manchmal wird auch ein lokales Betäubungsmittel als Spray in den Rachen aufgetragen, um den Würgereflex zu unterdrücken.
Nach der Vorbereitung wird der Patient aufgefordert, auf der linken Seite zu liegen. Der Arzt führt dann das Gastroskop vorsichtig durch den Mund in den Rachen und weiter in die Speiseröhre, den Magen und schließlich den Zwölffingerdarm. Während des Einführens atmet der Patient normal weiter, und der Arzt kann durch das Gastroskop die Schleimhaut des oberen Verdauungstrakts auf Anzeichen von Krankheiten untersuchen.
Falls notwendig, können während der Untersuchung auch kleine Instrumente durch das Gastroskop eingeführt werden, um Biopsien (Gewebeentnahmen) durchzuführen oder kleine Behandlungen wie die Entfernung von Polypen vorzunehmen.
Die gesamte Prozedur dauert in der Regel zwischen 15 und 30 Minuten. Nach der Untersuchung müssen Patienten oft noch etwas Zeit zur Erholung einplanen, besonders wenn sie ein Beruhigungsmittel erhalten haben, bis die Wirkung nachlässt. Da die Untersuchung minimalinvasiv ist, können die meisten Patienten noch am selben Tag nach Hause gehen, allerdings sollten sie in den ersten Stunden nach dem Eingriff nicht selbst Auto fahren.
Nebenwirkungen & Risiken
Die Magenspiegelung gilt als weitgehend unbedenklich und größere Komplikationen sind Ausnahmefälle. Allerdings können Patienten mit schwächerem Kreislauf und Blutdruck auf die Medikamente mit Kreislaufproblemen reagieren. Auch kann es theoretisch zum Atemstillstand kommen, dem man mit Zugabe von Sauerstoff oder auch Beatmung entgegenwirken kann. Durch genaue und gewissenhafte Überwachung kann das Auftreten solcher Atemstillstände aber mehr oder weniger vollständig verhindert werden.
Hinzu kann es passieren, dass Patienten die vor Nachlassen der Betäubung Nahrung oder Getränke zu sich nehmen diese in die Lunge einatmen und so eine Lungenentzündung hervorrufen. Auch kann es passieren, dass es bei der Behandlung mit dem Endoskop zu sogenannte Perforationen, also kleine Durchstöße in Hohlräume wie den Magen oder die Lunge, kommen kann. Ein Magendurchbruch dieser Art kann gefährliche Entzündungen der Bauchhöhle nach sich ziehen.
Dennoch ist das Risiko äußerst gering und sollte kein Grund sein, eine notwendige Magenspiegelung nicht durchführen zu lassen. Langfristige Beschwerden nach einer Magenspiegelung treten für gewöhnlich auch nicht auf, wenn es nicht zu einem der oben genannten Fälle kommt.
Alternativen
Für Patienten, bei denen eine traditionelle Magenspiegelung nicht möglich oder nicht wünschenswert ist, gibt es mehrere alternative Untersuchungsmethoden, die hilfreich sein können, um Erkrankungen des oberen Verdauungstrakts zu diagnostizieren oder zu überwachen.
Eine dieser Alternativen ist die Kapselendoskopie. Bei diesem Verfahren schluckt der Patient eine kleine, pillenförmige Kamera, die Aufnahmen des Verdauungstraktes macht, während sie durch den Körper wandert. Diese Methode ist besonders nützlich für die Untersuchung des Dünndarms, kann aber auch wertvolle Informationen über den Magen liefern. Sie ist nicht-invasiv und erfordert keine Sedierung, kann jedoch keine Biopsien durchführen.
Die Bariumschluckuntersuchung ist ein weiteres alternatives Verfahren. Dabei trinkt der Patient eine Barium-haltige Flüssigkeit, die den Verdauungstrakt auf Röntgenbildern sichtbar macht. Obwohl diese Methode weniger detailreiche Informationen liefert als eine Gastroskopie und keine Gewebeprobenentnahme ermöglicht, kann sie Strukturen und grobe Anomalien im oberen Verdauungstrakt aufzeigen.
In einigen Fällen können auch nicht-invasive bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) hilfreich sein. Diese Techniken können detaillierte Bilder des Verdauungstrakts und der umgebenden Strukturen liefern, um Anomalien, Entzündungen oder Tumore zu identifizieren. Allerdings bieten sie, ähnlich wie die Bariumschluckuntersuchung, keine Möglichkeit zur direkten Betrachtung der Schleimhaut oder zur Biopsie.
Diese alternativen Methoden können wertvolle diagnostische Informationen liefern, besonders wenn eine Gastroskopie nicht durchgeführt werden kann. Allerdings haben sie jeweils eigene Einschränkungen und sind nicht immer ein vollständiger Ersatz für die direkte Visualisierung und Biopsiemöglichkeiten, die eine Magenspiegelung bietet. Die Auswahl der geeigneten Methode hängt von den spezifischen Bedürfnissen des Patienten, den zu untersuchenden Symptomen und den Zielen der Diagnostik ab.
Quellen
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Lehratlas der Koloskopie: Das Referenzwerk zur Untersuchungstechnik und Befundinterpretation. Thieme, Stuttgart 2014
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012