Schnittwunde
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Schnittwunde bezeichnet man eine Wunde, die mittels eines scharfen Gegenstandes, wie beispielsweise eines Messers, entsteht. Anders als Verletzungen aufgrund hoher Temperaturen oder chemische Wunden gehört die Schnittwunde damit zur Gruppe der mechanischen Verletzungen.
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Was ist eine Schnittwunde?
Die Schnittwunde entsteht durch die Einwirkung eines scharfkantigen Gegenstandes. Damit wird sie den mechanischen Verletzungen zugeordnet, die durch scharfe Gewalt verursacht werden. Bedingt durch die scharfkantige Form des einwirkenden Gegenstandes zeichnet sich die Schnittwunde durch glatte Wundränder aus.
Außerdem klaffen diese meist nur wenig auseinander. Da eine Schnittwunde durch eine punktuelle Gewalt des wundverursachenden Gegenstandes entsteht, bleiben umliegende Hautareale meist unverletzt. Stattdessen können unter der Haut liegende Gewebeschichten betroffen sein.
Ein weiteres Kennzeichen der Schnittwunde ist daher eine starke Blutung, die besonders dann in sehr heftiger Form auftreten kann, wenn eine Arterie betroffen ist. Sind Bakterien in die Wunde gelangt, können diese durch die starke Blutung ausgespült und eine Infektion der Schnittwunde verhindert werden.
Ursachen
Nicht selten passiert es auch, dass sich im Sommer eine Glasscherbe durch die dünnen Schuhsohlen bohrt und den Fuß verletzt. Und schließlich kann auch eine dünne Scheibe Papier durch ein Versehen eine Schnittwunde verursachen. Auch bestimmte Berufsfelder können für eine Schnittwunde prädestinierend sein.
So haben beispielsweise Menschen in medizinischen Berufen häufiger Umgang mit spitzen und scharfkantigen Gegenständen wie Skalpellen und Spritzen, durch die leicht eine Schnittwunde entstehen kann.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Schnittwunde wird von ziemlich typischen und eindeutigen Symptomen begleitet, sodass betroffene Personen eine Schnittwunde oftmals selber diagnostizieren können. In den meisten Fällen kommen es zu starken Blutungen, die eventuell sogar ärztlich und medikamentös versorgt werden müssen. Ein weiteres Anzeichen einer Schnittwunde ist ein starkes Brennen an der jeweiligen Stelle.
Natürlich können Schnittwunden in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, sodass sich danach auch die Stärke der Blutung richtet. Verzichtet die betroffene Personen auf eine ärztliche Versorgung, dann kann es unter Umständen zu einem großen Blutverlust kommen. Daher darf ein Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden.
Ein weiteres Symptom einer Schnittwunde ist ein langanhaltendes Taubheitsgefühl, falls Muskeln oder Sehnen verletzt wurden. Tritt dieses Symptom auf, so muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Andernfalls kann es zu dauerhaften Folgeschäden kommen, falls auf einen Besuch beim Arzt verzichtet wird.
Werden durch die Schnittwunde nur die obersten Hautschichten verletzt, so ist lediglich mit einer geringen Blutung zu rechnen. Weitere Symptome oder Beschwerden treten in so einem Fall nicht auf. Schnittwunden werden von ziemlich eindeutigen Symptomen begleitet, die je nach Schweregrad unterschiedlich ausfallen können.
Diagnose & Verlauf
Faktoren für die Bestimmung von Art und Schwere einer Schnittwunde sind der Wundverursacher sowie die betroffenen Gewebe. Mit Hinblick auf die Wundart ist die Schnittwunde durch den verletzenden Gegenstand bestimmt. Dieser ist in der Regel scharfkantig, was sich in glatten Wundrändern äußert.
Die Schwere der Wunde ist unter anderem davon abhängig, ob es sich um eine innere oder äußere Verletzung handelt. So ist zum Beispiel eine Schnittwunde, durch die die äußere Haut nur eingeritzt wurde, weniger bedenklich als eine Schnittwunde, welche die inneren Organe betrifft.
Auch die Komplexität der Wunde ist entscheidend. Bei einer komplizierten Schnittwunde sind neben der Haut auch Sehnen, Gelenke oder Nerven betroffen. Je komplizierter sie ist, desto komplexer gestaltet sich die Behandlung der Schnittwunde.
Komplikationen
Unter bestimmten Voraussetzungen können sich aber auch Komplikationen einstellen. Bei schweren Schnittverletzungen, die größere Blutgefäße perforieren, kann es zu einem starken Blutverlust und, in Folge dessen, zu einem Kreislaufschock kommen. Dann ist eine rasche Blutstillung erforderlich, andernfalls besteht für den Betroffenen Lebensgefahr.
Mit Komplikationen ist außerdem dann zu rechnen, wenn durch den Schnitt nicht nur die Haut, sondern auch Nerven oder Sehnen verletzt worden sind. In schweren Fällen ist es möglich, dass nach Nervenverletzungen im Bereich der Hände, wie dies bei Küchenunfällen manchmal der Fall ist, einer oder mehrere Finger nicht mehr voll bewegungsfähig sind oder sich taub anfühlen. Nach Sehnenverletzung kann die Fähigkeit die Finger zu Beugen und zu Strecken eingeschränkt sein.
Darüber hinaus ist mit Komplikationen zu rechnen, wenn die Wunde mit einem kontaminierten Gegenstand verletzt und anschließend nicht gründlich gereinigt und desinfiziert wurde. In leichten Fällen infiziert sich nur das Gewebe in Wundnähe, bei einem schwereren Verlauf kann sich aber auch eine Sepsis (Blutvergiftung) entwickeln.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ist die Schnittwunde nur oberflächlich, reicht es meist, diese mit einem Pflaster, anderem Verbandsmaterial und Wundgel zu behandeln. Nach kurzer Zeit sollte die Blutung so gestoppt werden und die Wundheilung setzt ein.
Ein Besuch beim Arzt ist erst dann notwendig, wenn die Wunde klaffende Wundränder hat und zudem sehr tief ist. Ist die Blutung nicht zu stoppen, sollte umgehend eine Praxis aufgesucht werden, damit die Wunde dort versorgt werden kann. Auch Infektionen können gefährlich werden; dabei kann die Schnittwunde noch so klein sein. Bakterien vermehren sich innerhalb kürzester Zeit. Der Arzt muss zudem untersuchen, ob Nerven oder Sehnen getroffen wurden. Er besitzt die Möglichkeit, die Wunde zu nähen, zu klammern oder zu kleben. Eventuell muss auch die Tetanusimpfung aufgefrischt werden. Fremdkörper dürfen unter keinen Umständen selbst entfernt werden.
Patienten, die an verzögerter Blutgerinnung leiden (z. B. bei Hämophilie) müssen bei einer Schnittwunde unbedingt den Arzt aufsuchen. Sonst besteht die Gefahr eines starken Blutverlustes, selbst bei kleinen Schnitten.
Behandlung & Therapie
Da in der Regel eine starke Blutung mit einer Schnittwunde einhergeht, sollte diese zunächst unterbunden werden, um einem größeren Blutverlust vorzubeugen. Zum Stillen der Blutung sollte im Idealfall eine sterile Kompresse verwendet werden. Diese wird für einige Minuten auf die Schnittwunde gedrückt, bis der Blutfluss merklich reduziert ist.
Anschließend wir die Wunde mit einem Pflaster oder einem anderen Wundverband verbunden. Ist die Schnittwunde größer oder ist nicht nur die obere Hautschicht betroffen, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn die Schnittwunde durch einen verunreinigten Gegenstand ausgelöst wurde und die letzte Tetanus-Impfung eine Weile zurückliegt.
Der Arzt kann in diesem Fall die Wunde mit antibakteriellen Mitteln versorgen und so einem Wundstarrkrampf vorbeugen. Hört die Wunde auch nach längerer Zeit nicht auf zu bluten, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. In diesem Fall kommen Klammerpflaster oder eine Wundnaht zum Einsatz.
Gesichtsverletzungen sollten ebenfalls durch einen Arzt behandelt werden, da diese zum einen meist stärker bluten und zum anderen besondere ästhetische Fachkenntnisse bei der Versorgung der Schnittwunde verlangen.
Vorbeugung
Eine Schnittwunde lässt sich zum einen durch eine besondere Vorsicht im Umgang mit scharfen und spitzen Gegenständen vermeiden. Gerade die berufliche Handhabung dieser Gegenstände setzt oft bestimmte Schulungen voraus, welche die Verletzungsgefahr mindern. Auch eine spezielle Schutzkleidung und Schutzhandschuhe können Schnittwunden im Beruf verhindern. Zum anderen sollten Kinder altersgemäß mit scharfkantigen Gegenständen vertraut gemacht werden, um die Gefahr einer Schnittwunde zu verringern.
Nachsorge
Bei einer Schnittwunde ist eine gründliche Nachsorge wichtig. Denn bei jeder Verletzung können Krankheitserreger in den Körper gelangen. Daher ist es notwendig, die Wunde genau zu beobachten. Rötungen, Schwellungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Eiterungen oder starke Erwärmungen können auf eine Entzündung der Schnittwunde hindeuten.
In diesem Fall ist die Konsultation eines Arztes elementar. Breitet sich eine Rötung um die Wunde herum stark aus, können die Lymphgefäße entzündet sein. Es droht eine Blutvergiftung. Eine umgehende medizinische Versorgung ist dringend notwendig. Wurde die Wunde genäht und sind die Fäden bereits entfernt, sollte die Wunde dennoch für ein paar Tage mit einem Wundpflaster bedeckt werden.
Bei einem positiven Heilungsprozess können keine Bakterien mehr in die Wunde gelangen. Ist die Schnittwunde bereits durch eine intakte Hautschicht bedeckt, ist die Wundheilung noch nicht vorbei. Provisorische Strukturen werden in ausgereiftes Gewebe umgewandelt und die Haut beginnt sich zu regenerieren. Um diesen Prozess zu unterstützen, sind Wundsalben empfehlenswert.
Cremes mit Dexpanthenol, Vitamin A, Pflanzenextrakten wie Ringelblume, Kamille und Hamamelis tragen zur Geweberegeneration und Zellneubildung bei. Sie verleihen der Haut Geschmeidigkeit und beugen Narben vor. Passende Salben sind in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlich. Manchmal kann eine spezielle Narbensalbe hilfreich sein.
Das können Sie selbst tun
Eine Schnittwunde selbst zu versorgen hängt davon ab, wie tief diese Verletzung ist. Bei kleinen Schnittverletzungen reicht es, den Wundbereich mit einem Pflaster oder einem kleinen Verband zu bedecken. Um Infektionen zu vermeiden, sollten diese gelegentlich gewechselt werden. Kommt es dennoch zu einer Entzündung der Schnittwunde, schaffen antibiotische Salben schnell Abhilfe.
Tiefere Schnittwunden sollten ärztlich versorgt werden, damit sie komplikationslos abheilen können. Der Arzt entscheidet, ob die Wunde geklammert, geklebt oder genäht werden muss. Außerdem kann er die zu behandelnde Stelle notfalls mit einem Lokalanästhetikum betäuben. Um eine offene oder sekundäre Wundheilung zu verhindern, muss die Schnittwunde innerhalb von sechs Stunden behandelt werden. Wird die Wunde später versorgt, kann der Heilungsprozess wesentlich länger dauern und deutliche Narben hinterlassen. Beste Voraussetzungen für eine Wundheilung ohne Komplikationen ist die sofortige Wundversorgung.
Schnittwunden, die sich im Gelenkbereich befinden, werden mehr beansprucht und können reißen. Damit dies nicht passiert, sollte das betroffene Gelenk mit einer Schiene ruhig gestellt werden. Die Wundränder können somit besser zusammenwachsen. Auf Vollbäder und Wassersport ist bis zur Entfernung von Klammern oder Fäden zu verzichten. Dafür sollte die Wunde geschlossen und möglichst ohne Kruste sein.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011