Seekrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von der Seekrankheit können auch erfahrene Seeleute noch betroffen sein. Neben Geduld können verschiedene Maßnahmen die Symptome der Seekrankheit lindern oder ihnen vorbeugen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Seekrankheit?

Zu den typischen Anzeichen zählen Schwindel und Übelkeit, die zum Erbrechen führen können. Infolgedessen sind Elektrolytstörungen und Dehydratation möglich.
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Die sogenannte Seekrankheit ist eigentlich keine Krankheit im engeren Sinne, sondern mehr eine gesunde Körperreaktion auf eine ungewohnte Bewegung, die der Körper, beispielsweise bei der Fahrt auf einem Schiff, erfährt.

Begrifflich ist die Seekrankheit allerdings eine Form der Reisekrankheit. Menschen reagieren verschieden sensibel auf Bewegungen, die zu einer Seekrankheit führen können: Während ein Großteil der Bevölkerung eine 'durchschnittliche' Anfälligkeit für die Entwicklung einer Seekrankheit zeigt, gibt es Minderheiten, die jeweils sehr schnell oder sehr selten eine Seekrankheit entwickeln.

Säuglinge und Menschen, die älter als 50 Jahre sind, reagieren in der Regel recht selten mit einer Seekrankheit. Die Wissenschaft geht davon aus, dass nicht nur Menschen, sondern auch verschiedene Tiere Symptome einer Seekrankheit entwickeln können.

Ursachen

Zu den Ursachen einer Seekrankheit zählt beispielsweise die Tatsache, dass das Gehirn vom Körper widersprüchliche Informationen erhält: Ist bei einer Schifffahrt beispielsweise der Wellengang nicht mit den Augen zu beobachten, kann das Gehirn die Bewegungsmeldungen des Gleichgewichtorgans nicht deuten.

Zu einer Seekrankheit trägt außerdem bei, dass trotz registrierter Bewegungen kein Aktivitätssignal der Muskeln zum Gehirn gelangt. Die widersprüchlichen Botschaften werden schließlich als Gefahrensituation interpretiert und es kommt zu den Symptomen der Seekrankheit aufgrund einer Ausschüttung von Stresshormonen.

Symptome einer Seekrankheit können nicht nur durch reale Situationen hervorgerufen werden, sondern auch durch entsprechend gestaltete Kinodarbietungen oder Computerspiele. Ein Grund dafür, dass Säuglinge meist keine Seekrankheit entwickeln, ist der, dass das Gleichgewichtsorgan noch nicht vollständig ausgereift ist.

Symptome, Beschwerden und Anzeichen

Zur Seekrankheit gehören viele unterschiedliche Symptome, die im Einzelfall abweichen können. Zu den typischen Anzeichen zählen Schwindel und Übelkeit, die zum Erbrechen führen können. Infolgedessen sind Elektrolytstörungen und Dehydratation möglich. In den meisten Fällen sind diese Beschwerden bei der Seekrankheit jedoch nicht lebensbedrohlich stark ausgeprägt.

Manchmal verstärkt der Anblick oder der Geruch von Speisen die Übelkeit. Eventuell kommen Sodbrennen oder Appetitmangel hinzu. Menschen, die unter der Seekrankheit leiden, weisen zum Teil Darmbeschwerden auf. Die Verdauungsaktivität sinkt häufig, was Verstopfungen nach sich ziehen kann.

Betroffene fühlen sich bei der Seekrankheit möglicherweise abgeschlagen und müde. Die Schläfrigkeit kann bis zur Lethargie reichen. Blässe und Kopfschmerzen sind ebenfalls häufige Symptome der Seekrankheit. Schwere Kreislaufprobleme treten hingegen selten auf. Oft schwitzen Menschen, die unter der Seekrankheit leiden. Sie können zudem frösteln oder zittern. Die verschiedenen Beschwerden führen teilweise zu motorischer Unsicherheit, vorübergehenden Gangstörungen oder Gleichgewichtsstörungen.

Psychische Symptome sind bei der Seekrankheit häufig. Zu ihnen gehören Niedergeschlagenheit, emotionale Taubheit, Konzentrationsstörungen und Motivationsprobleme. Auch eine depressive Verstimmung oder allgemeine Unlust sind möglich. Einige Betroffene haben zudem den Eindruck, sie würden ihre Umgebung wie durch Watte oder Nebel gedämpft wahrnehmen.

Diagnose & Verlauf

Häufig ist es so, dass die Symptome der Seekrankheit abnehmen, wenn man über einige Tage hinweg den ungewohnten Bewegungen ausgesetzt ist. Nun sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, während der weiteren Exposition erneute Symptome der Seekrankheit zu zeigen.

Bei Seeleuten kann es vorkommen, dass sie nach Jahren ohne Seekrankheit plötzlich Symptome der Seekrankheit entwickeln. Andere Seeleute zeigen auf jeder Seefahrt erneut Symptome. Zu diagnostizieren ist eine Seekrankheit aufgrund der typischen Symptome Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel, die auftreten, während sich ein Betroffener in einer Bewegungssituation findet, die einer Situation auf einem Schiff bei Wellengang entspricht.

Komplikationen

Die Seekrankheit resultiert daraus, dass die Augen und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr gegensätzliche Sinneswahrnehmungen aufnehmen, die das Gehirn verarbeiten muss. Das Gehirn reagiert auf diese Form von Stress mit Botenstoffen wie Histamin und Serotonin. Das Histamin stimuliert das Brechzentrum im Gehirn, was letztlich die Symptome der Seekrankheit auslöst. Normalerweise klingen die Begleiterscheinungen nach wenigen Tagen von selbst wieder ab, ohne dass es zu Komplikationen kommt.

In machen Fällen halten die typischen Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Brechreiz und Durchfall jedoch während der gesamten Seereise an. Personen, die starke und langanhaltende Symptome zeigen, müssen eine Seereise dann gegebenenfalls vorzeitig abbrechen. Bei extrem starkem Brechreiz und schweren Durchfällen, der über Tage hinweg anhält, kann es außerdem zu einem beträchtlichen Gewichtsverlust und Kreislaufproblemen kommen.

Die Betroffenen fühlen sich dann auch nach dem Abklingen der Symptome noch über Tage hinweg geschwächt. Für Patienten, die an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden oder bereits aus anderen Gründen körperlich geschwächt sind, kann der übermäßige Verlust von Flüssigkeit von ständigem Erbrechen oder Durchfälle sogar lebensgefährlich werden. Diese Betroffenen müssen unbedingt ärztlich betreut werden.

Bei Patienten, die an Migräne leiden, kann die Seekrankheit zudem einen akuten Anfall triggern. Wobei damit gerechnet werden muss, dass der Migräneanfall dann deutlich schwerer ausfällt, als unter Normalbedingungen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Seekrankheit muss nicht immer ein Arzt aufgesucht werden. Ein Besuch beim Arzt ist meistens erst dann notwendig, wenn der Betroffene an sehr starken und schwerwiegenden Beschwerden leidet. Dabei kommt es bei den meisten Betroffenen zu einem sehr lauten und starken Schnarchen, sodass auch die Lebensqualität des Partners negativ beeinflusst wird. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient laut schnarcht und an Störungen am Herzen oder an Störungen der Konzentration leidet. Dabei können auch Störungen der Erektion oder im Allgemeinen eine sexuelle Unlust deutlich auf die Krankheit hinweisen und sollten ebenfalls durch einen Arzt untersucht und behandelt werden.

Ein Arzt ist auch dann aufzusuchen, wenn der Patient unter starkem Sodbrennen oder Schwindelgefühlen leidet. Bei der Seekrankheit kann der Hausarzt aufgesucht werden. Die weitere Behandlung hängt jedoch stark von der genauen Art und der Ausprägung der Beschwerden ab, sodass diese meist durch einen anderen Facharzt durchgeführt wird.

Behandlung & Therapie

Es gibt verschiedene Ansätze, eine Seekrankheit zu behandeln. Zunächst stehen einige Verhaltensmaßnahmen zur Verfügung, die eine Seekrankheit verringern können: Beispielsweise wird zunächst empfohlen, sich bei einer Schiffsreise über Deck zu begeben und nicht im Innenraum zu bleiben. Gegen die Symptome der Seekrankheit sollte man sich an Deck idealerweise den Bewegungen des Schiffs anpassen. Dabei ist es günstig, einen bestimmten Punkt am Horizont zu fixieren.

Auch die Anwendung von Entspannungstechniken kann bei Seekrankheit helfen. Sind die Symptome der Seekrankheit bereits sehr stark, kann es hilfreich zu sein, sich an einer Stelle des Schiffs flach hinzulegen, an der vergleichsweise wenig Schiffsbewegungen spürbar sind.

Studien haben belegt, dass Plazebos (Mittel, die keine Wirkstoffe enthalten, der Nutzer dies aber annimmt) einen guten Erfolg bei Seekrankheit zeigen. Dieser Wirkmechanismus liegt vermutlich unter anderem darin begründet, dass dem Betroffenen die Angst genommen wird, weiterhin unter Seekrankheit zu leiden. Diese Abnahme von Angst wirkt sich dann positiv auf die Symptome der Seekrankheit aus.

Gegen starke Seekrankheit gibt es schließlich auch Medikamente (sowohl verschreibungspflichtige als auch freiverkäufliche Medikamente). Erbricht sich ein Betroffener bereits, kann hierbei eine Zäpfchenform die geeignete sein. Mögliche Nebenwirkungen entsprechender Medikamente sind Müdigkeit oder ein Nachlassen des Reaktionsvermögens.


Vorbeugung

Auch um einer Seekrankheit vorzubeugen, gibt es mögliche Verhaltensmaßnahmen und (bei bekannter Anfälligkeit) auch Medikamente (beispielsweise in Form von Depot-Pflastern). Auf der Verhaltensebene empfiehlt es sich beispielsweise, am Vorabend einer Schiffsreise vorwiegend leicht Verdauliches zu sich zu nehmen. Auch Kaffee, Alkohol und Nikotin sollten kurz vor und während einer Schiffsreise nur eingeschränkt konsumiert werden.

Nachsorge

Da die echte Seekrankheit in den meisten Fällen nicht heilbar ist, kann dafür auch keine echte Nachsorge stattfinden. Befindet sich der Patient wieder an Land, klingen die Symptome in der Regel innerhalb kurzer Zeit wieder ab. Ganz am Anfang, wenn es doch noch etwas Probleme gibt, sollte nur leichte Kost genossen oder noch besser, nur Kräutertee getrunken werden.

Auf diese Weise ist die Erholung am schnellsten garantiert. Besonders wenn es an Bord aufgrund der schaukelnden Schiffsbewegungen zu Magenentleerungen kam, muss der Seekranke viel trinken, um dem Körper wichtige verlorene Salze und ausreichend Flüssigkeit zukommen zu lassen.

Nach Möglichkeit sollten in Zukunft Schiffsreisen vermieden werden. In der Regel sind jedoch Flusskreuzfahrten wesentlich ruhiger, weshalb hier die Seekrankheit gar nicht erst aufkommen kann. Mit kurzen Reisen kann in Erfahrung gebracht werden, wie verträglich eine solche Flusskreuzfahrt ist.

Wenn doch wieder eine Reise auf dem offenen Meer geplant wird, sollten Gewässer oder Jahreszeiten gewählt werden, in denen es nicht zu starken Turbulenzen kommen kann. Es ist in jedem Fall sehr hilfreich, gleich vor Antritt der Reise geeignete Medikamente gegen Seekrankheit zur Vorbeugung in der Apotheke zu besorgen.

Das können Sie selbst tun

Die Seekrankheit ist der Selbsthilfe im Alltag häufig gut zugänglich. Es gibt einige Mittel, mit denen man das Erscheinungsbild verhindern oder in seiner Ausprägung zumindest deutlich lindern kann. Dieses sind im Folgenden kurz dargestellt.

Die Seekrankheit ist mit unserem Gleichgewichtsorgan und unseren Sinnen eng verknüpft. Der Blick auf ein wogendes Meer kann sie bereits auslösen. Deshalb können Patinten mit entsprechener Disposition auf einem großen Schiff eine Innenkabine beziehen, die diese Ursache ausschalten kann. Bei stürmischer See kann diese dann bevorzugt aufgesucht werden.

Leerer Magen ist im Hinblick auf die Seekrankheit oft ungünstig. Patienten, die an dieser Erkrankung leiden, achten am besten darauf, immer etwas im Magen zu haben, was leicht verdaulich ist. Auch auf eine ausreichende Trinkmenge ist zu achten, insbesondere dann, wenn ein Erbrechen nicht vermieden werden konnte. Alkohol und Nikotin können Seekrankheit verstärken und sind deutlich zu reduzieren beziehungsweise überhaupt nicht zu konsumieren.

Es gibt eine Reihe naturheilkundlicher Verfahren, die bei der Seekrankheit wirkungsvoll sein können. Oft lohnt sich ein Vesuch mit Akupunktur. Auf dem Schiff selbst können Globuli oder andere homöopathische Mittel gegen die Seekrankheit eingenommen werden. Diese eignen sich auch gut für Kinder. Entspannungsverfahren oder Yoga können bei der Seekrankheit ebenfalls zu sehr effizienten Helfern werden.

Quellen

  • Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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