Soja-Allergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Immer mehr Menschen entscheiden sich für sojahaltige Produkte. Doch nicht jeder Mensch verträgt die Hülsenfrucht; eine Soja-Allergie ist heutzutage keine Seltenheit, wobei es sich in vielen Fällen um eine Kreuzallergie handelt. Das bedeutet, dass der Allergiker auch auf andere Hülsenfrüchte reagiert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Soja-Allergie?

Die Symptome sind vielfältig - es gibt daher keine typischen oder klassischen Symptome, die in weiterer Folge auf eine Soja-Allergie schließen lassen.
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Kommt es nach dem Verzehr von Soja oder auch sojahaltigen Produkten zu allergischen Symptomen, spricht der Mediziner von einer Soja-Allergie. Eine Soja-Allergie stellt in vielen Fällen eine Kreuzallergie dar; das bedeutet, dass es auch dann zu Überreaktionen kommt, wenn der Allergiker auch andere Hülsenfrüchte - wie etwa Erdnüsse oder Erbsen - isst. Aus diesem Grund sprechen Mediziner auch von einer Kreuzallergie.

Ursachen

Prinzipiell gibt es zwei Wege, warum es zu einer Soja-Allergie kommen kann, sodass der Mediziner zwischen einer sekundären und primären Soja-Allergie unterscheiden muss: Handelt es sich um eine primäre Allergie, so ist der Allergiker auf Soja allergisch; liegt eine sekundäre Allergie vor, so besteht eine pollenassoziierte Allergie.

Die Betroffenen reagieren daher allergisch auf die Pollen einer Haselnuss, einer Erle oder auch einer Birke. Da Soja ein ähnliches Protein enthält, kann der Körper ebenfalls darauf reagieren, sodass die körpereigenen Immunabwehrzellen aktiviert werden. Bei dieser Form liegt also keine klassische Soja-Allergie vor.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Betroffenen klagen über eine kribbelnde Lippe, eine kribbelnde Mundschleimhaut oder auch über eine kribbelnde Zunge, wobei es in weiterer Folge zu Taubheit, einer geschwollenen Mundschleimhaut, Juckreiz und Atemnot kommen kann.

Die Symptome sind vielfältig - es gibt daher keine typischen oder klassischen Symptome, die in weiterer Folge auf eine Soja-Allergie schließen lassen. Viele Betroffene leiden - bereits nach wenigen Minuten - unter einem oralen Allergiesyndrom. Das heißt, dass die Zunge, die Lippen und auch die Mundschleimhaut kribbeln oder mitunter „taub“ werden. In vielen Fällen können die Schleimhäute auch anschwellen, sodass der Betroffene unter Atemnot leidet.

Es kann sodann zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der mitunter einen Kreislaufstillstand verursacht. Es besteht somit akute Lebensgefahr! Zudem können sich auch allergische Reaktionen auf der Hand zeigen.

Die Betroffenen leiden unter Rötungen oder Juckreiz, wobei es auch zu einer großflächigen Nesselsucht kommen kann. Leidet der Betroffene bereits unter einer Neurodermitis, können die Symptome noch stärker auftreten. Mitunter klagen die Betroffenen auch über Übelkeit, Erbrechen oder starken Durchfall.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die primäre Allergie kann relativ einfach festgestellt werden. Hier nutzt der Mediziner die Ergebnisse des Pricktests. Der Mediziner teilt den Unterarm in verschiedene Sektionen auf, die er mit Zahlen kennzeichnet und danach verschiedene Allergene testet. Liegt also eine Soja-Allergie vor, bilden sich - nur in dem behandelten Bereich - allergische Reaktionen, sofern sich die Lösung mit dem Blut vermengt.

Eine weitere Möglichkeit, wie die Soja-Allergie festgestellt werden kann, stellt die Blutuntersuchung dar. Dabei entnimmt der Mediziner die spezifischen IgE-Antikörper, welche der Körper bereits gegen Soja gebildet hat. Problematischer wird es hingegen, wenn eine sekundäre Soja-Allergie vorliegt. Die sekundäre Allergie ist dann möglich, wenn der Betroffene bereits auf Erle, Birke oder Haselnuss allergisch reagiert.

Der Allergiker muss zunächst eine spezielle Ausschlussdiät durchführen, wobei er in weiterer Folge mit einer größeren Menge diverser Allergene konfrontiert wird; kommt es zu allergischen Reaktionen - ausgelöst durch Soja - steht fest, dass eine sekundäre Soja-Allergie gegeben ist. Es kann mitunter Wochen dauern, bis der Mediziner zum Ergebnis gelangt.

Komplikationen

Die Komplikationen, mit denen bei einer Soja-Allergie gerechnet werden muss, unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denen anderer Lebensmittelunverträglichkeiten. Normalerweise zeigt sich eine Soja-Allergie durch leichte bis mittelschwere Symptome. Die Betroffenen klagen nach dem Konsum sojahaltiger Nahrungsmittel über Beschwerden wie kribbelnde Lippen, eine geschwollene Mundschleimhaut oder auch über Juckreiz auf der Zunge sowie Rachenprobleme, insbesondere Schmerzen beim Schlucken.

Gelegentlich stellt sich auch eine leichte Atemnot ein. Bei einem schweren Verlauf kann es zu weiteren Begleiterscheinungen kommen. Bei manchen Patienten zeigen sich dann allergische Reaktionen auch an den Händen. Die Patienten leiden oftmals unter Hautrötungen und starkem Juckreiz, in seltenen Fällen kommt es zu einer großflächigen Nesselsucht.

Die schwerste zu erwartende Komplikation ist ein anaphylaktischen Schock, der einen Kreislaufstillstand zur Folge haben kann. In diesem Fall besteht akute Lebensgefahr für den Patienten. Weitere Komplikationen können sich bei kleineren operativen Eingriffen ergeben.

Bei Sedierungen in der Endoskopie kommt zum Beispiel sehr oft der Wirkstoff Propofol zum Einsatz, der einen verminderten Sauerstoffgehalt des Blutes und Blutdruckabfall verursachen kann. Patienten, die an einer Nussallergie leiden, reagieren häufig empfindlich auf diesen Wirkstoff. Bei Soja-Allergikern darf er gar nicht eingesetzt werden.

Da mittlerweile sehr viele Produkte Soja enthalten, gestaltet sich auch die Lebensführung der Patienten mitunter kompliziert. Die Betroffenen können das Gros der angebotenen Fertiggerichte sowie die meisten Sport- oder Eiweißprodukte nicht mehr konsumieren. Auch das Essen in Großküchen wird oftmals nahezu unmöglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn nach dem Verzehr von Sojaprodukten Symptome auftreten, die auf eine Unverträglichkeit oder eine echte Allergie auf Sojabohnen schließen lassen, sollte der Arztbesuch nicht hinausgezögert werden. Es kann sich um ein isoliertes Geschehen handeln oder eine Kreuzallergie, die mit einer Pollenallergie zusammenhängt. In diesem Fall wäre die Soja-Allergie gefährlicher.

Problematisch ist dabei das Auftreten von Soja in verarbeiteten Nahrungsmitteln. Nicht nur vegan lebende Menschen konsumieren Soja in größeren Mengen. Viele normal essende Menschen wissen gar nicht, in welchen Produkten aus ihrem täglichen Verzehr Sojabestandteile enthalten sind. Bei einer Allergie ist dieses Bewusstsein aber unabdingbar. Proteine, die in Soja enthalten sind, sind verantwortlich für allergische Erscheinungen.

Die primäre Sojaallergie betrifft Säuglinge, die an einer Kuhmilchallergie leiden. Sie erfordert daher einen sofortigen Arztbesuch und den Wechsel zu Mandel- oder Hafermilch. Später können sich die allergischen Reaktionen wieder verflüchtigen, weil das Darmsystem ausgereift ist. Die sekundäre Soja-Allergie ist pollenassoziiert. Hier ist die Vielzahl der Kreuzreaktionen der Grund, warum der Arzt aufgesucht werden sollte.

Von einer inhalatorischen Soja-Allergie sind meist Arbeiter betroffen, die mit sojahaltigem Schüttgut zu tun haben. Hier kann die Soja-Allergie sogar zur Berufsunfähigkeit führen. Der zeitnahe Arztbesuch ist sinnvoll, weil ignorierte Symptome wie zuschwellende Atemwege, Nesselsucht oder Atemnot gefährlich werden können.

Behandlung & Therapie

In erster Linie befasst sich die Therapie mit dem Umstand, dass sojahaltige Speisen vermieden werden müssen. Das ist vor allem zu Beginn schwer: In vielen Lebensmitteln finden sich Soja-Bestandteile, sodass der Betroffene darauf Acht geben muss, welche Produkte er noch zu sich nehmen darf und welche nicht.

Besteht eine Soja-Allergie, müssen zahlreiche Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden. Dazu zählen etwa Sojamehl, Sojabohnen, Sojasaucen, Sojakeimlinge oder auch diverse andere Sojaprodukte, die vorwiegend Milchprodukte - wie etwa Sojajoghurt, Sojamilch, Sojaeis oder Sojasahne - ersetzen sollen. Zudem findet sich Soja auch in vielen Schokoladen (Lecithin); sowie in Produkten, die die Zusatzstoffe E 426 und E 322 enthalten.

Diese sollten nach Möglichkeit vermieden werden - hinter diesen Kennzahlen befinden sich ebenfalls Sojabestandteile, die eine allergische Reaktion auslösen können. Es gibt keine Heilung oder diverse andere Behandlungsmethoden, damit der Betroffene die Sojaprodukte konsumieren kann. Studien haben jedoch ergeben, dass strenge Diäten hilfreich sein können.

So haben Betroffene, die darauf geachtet haben, keine Sojaprodukte zu konsumieren, mit der Zeit wieder geringe Mengen an Soja zu sich nehmen können. Es ist jedoch ratsam, wenn die Allergiker darauf achten, überhaupt keine Sojabestandteile zu konsumieren. So können auch etwaige allergische Reaktionen, die mitunter auch lebensgefährlich sein können, verhindert werden.


Vorbeugung

Die Vorbeugung muss bereits im Kindesalter beginnen. Im Kindesalter bildet sich das menschliche Immunsystem; während dieser Zeit wird also die Immunabwehr gestärkt und in weiterer Folge ausgebaut. Langes Stillen soll, so diverse Studien, dabei helfen, dass das Kind gegen Allergene „immun“ wird.

Zudem sollte keine übermäßige Zufuhr von Soja erfolgen; wird zu viel Soja konsumiert, kann der Körper - irgendwann - sein Immunsystem gegen das Produkt aktivieren, sodass es zu einer Soja-Allergie kommt. Andere Maßnahmen, die eine Soja-Allergie vorbeugen, sind bisweilen nicht bekannt.

Lebensmittelallergien beeinflussen den Betroffenen vor allem dann bei seiner Ernährung, wenn zuvor keine Unverträglichkeiten vorlagen. Deshalb leitet ihn der Hausarzt im Zuge der Nachsorge bei der Ernährungsumstellung an.

Nachsorge

Der Allergiker kann sich bei Fragen zur sojafreien Ernährung an den Arzt wenden. Alternativ berät ihn ein Ernährungsberater oder ein Allergologe. Wie sehr die Allergie den Patienten einschränkt, hängt von seinen bisherigen Essgewohnheiten ab. Wer bislang häufig Sojaprodukte zu sich genommen hat und an einer Unverträglichkeit leidet, sollte künftig auf diese Nahrungsmittel verzichten.

Mithilfe von Ersatzprodukten lässt sich diese Umstellung leichter gestalten. Ein Allergiker, der zuvor keine Sojamilch getrunken oder mit Tofu gekocht hatte, muss sich über die Möglichkeit einer Kreuzkontamination bewusst werden. Auch Lebensmittel, die nicht aus Soja bestehen, können Sojarückstände beinhalten.

Besondere Vorsicht ist bei Restaurantbesuchen angezeigt, denn in diesem Fall kann der Patient die Abläufe in der Küche nicht kontrollieren. Spuren vom Allergen in anderen Speisen können hier nicht ausgeschlossen werden. Der Arzt verschreibt dem Betroffenen ein Notfall-Medikament, falls er versehentlich Soja aufgenommen hat. Mit dem Medikament kann ein anaphylaktischer Schock vermieden werden.

Das können Sie selbst tun

Bei einer diagnostizierten Soja-Allergie ist im Alltag darauf zu achten, dass keinerlei Kontakt mit der Hülsenfrucht stattfindet. Lebensmittel sind auf ihre Inhaltsstoffe zu kontrollieren. Beim Kauf von Produkten sollte die Packungsbeilage intensiv gelesen werden. Selbst bei minimalen Anteilen von Soja in einem Produkt sollte dieses nicht konsumiert werden.

Insbesondere bei der Aufnahme von Mahlzeiten, die nicht selbst zubereitet werden, muss eine höhere Wachsamkeit vor dem Verzehr herrschen. Ein Essen in einem Restaurant oder bei Bekannten ist grundsätzlich mit der Nachfrage nach den verwendeten Zutaten zu verbinden. Der Koch sollte über die allergische Reaktion aufgeklärt werden, damit er dies entsprechend bei der Zubereitung des Essens berücksichtigen kann. Der Betroffene sollte darauf achten, dass er direkt erfragt, ob sojahaltige Produkte verwendet wurden. Dies ist notwendig, um Missverständnisse im Alltag zu vermeiden. Darüber hinaus sollte die Verwendung von bekannten Lebensmitteln, die mit Soja veredelt wurden, ebenfalls hinterfragt werden.

Bemerkt der Betroffene erst allergische Reaktionen, ist die Nahrungszufuhr unverzüglich zu stoppen. Bei einer Vielzahl der Betroffenen treten Kreuzallergien auf. Aus diesem Grund ist frühzeitig durch einen Allergietest in Erfahrung zu bringen, ob es weitere allergische Reaktionen gibt. Um Einbußen der Lebensqualität zu vermeiden, sollte auf alternative Präparate umgestiegen werden.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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