Somatropin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Somatotropin, auch Somatropin, Wachstumshormon oder somatotropes Hormon genannt, ist ein sogenanntes Peptidhormon, welches im Hypophysenvorderlappen gebildet wird. Die hormonelle Wirkung von Somatotropin beeinflusst den gesamten Stoffwechsel und das Wachstum.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Somatropin?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau des endokrinen Systems (Hormonsystem). Klicken, um zu vergrößern.

Wie die meisten Hormone im menschlichen Organismus, so handelt es sich auch beim somatotropen Hormon um einen Botenstoff, der bereits in kleinsten Mengen wirksam und in einen übergeordneten Regelkreislauf eingebettet ist. Abweichungen dieses Regelkreislaufes können nur in sehr engen Grenzen kompensiert werden. Sonst kann es unweigerlich zu Fehlregulationen und damit zu Symptomen und Krankheiten kommen.

Somatotropin weist eine typische Molekularstruktur auf, die bereits vollständig entschlüsselt werden konnte. Es handelt sich um ein Polypeptid, also um ein komplexes Eiweißmolekül, welches aus einer Sequenz von insgesamt 191 Aminosäuren besteht. Auch das Molekulargewicht des somatotropen Hormons sowie seine korrespondierenden Gene auf dem 17. Chromosom sind bekannt. Es konnte nachgewiesen werden, dass das Wachstumshormon direkten Einfluss auf eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen nimmt. Außerdem hängen die Zelldifferenzierung sowie Wachstumsprozesse direkt mit seiner Hormonwirkung zusammen.

Produktion, Herstellung & Bildung

Auch die englische Bezeichnung Human growth Hormon, HGH, ist im medizinischen Alltag auch im deutschsprachigen Raum als Bezeichnung für das Wachstumshormon gebräuchlich. Die Bildung und Produktion von Somatropin erfolgt ausschließlich im sogenannten Hypophysenvorderlappen, auch Adenohypophyse genannt.

Der hintere Teil der Hypophyse wird auch als Neurohypophyse bezeichnet, ebenfalls eine Stätte der Hormonproduktion. Die Hirnanhangsdrüse ist ein etwa kirschkerngroßes Organ im menschlichen Gehirn. Der übergeordnete Regelkreislauf ist der Hypothalamus. Durch Botenstoffe erhält die Adenohypophyse vom Hypothalamus den Befehl zur Hormonausschüttung. Die Sezernierung von Somatropin erfolgt direkt ins periphere Blut.

Die Verteilung des Hormons erfolgt so unmittelbar im gesamten Körper und kann unverzüglich seine Wirkung entfalten. Zusammen mit dem somatotropen Hormon werden im Hypophysenvorderlappen noch 4 weitere wichtige Hormongruppen hergestellt und bei Bedarf ins Blut sezerniert. Somatotropin gehört entwicklungsgeschichtlich zweifellos zu den ältesten Hormonen.

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

Wachstumshormon beeinflusst die Wirkungen im Eiweiß, - Fett, - und Kohlenhydratstoffwechsel. Diese Wirkungen konnten nicht nur beim Menschen, sondern auch bei den meisten Säugetieren nachgewiesen werden. Direkt nach der Geburt steuert Somatotropin das Körperwachstum. Für ein normales menschliches Wachstum ist das somatotrope Hormon ganz sicher unverzichtbar.

Die Ausbildung und Differenzierung von Organfunktionszellen der Knochen und Muskulatur wären ohne die Wirkung des Wachstumshormons nicht möglich. Besonders große Volumina des Wachstumshormons werden in der Pubertät ausgeschüttet. Nach Ende der Adoleszenz wird während des gesamten weiteren Lebens ebenfalls Somatropin gebildet, allerdings in erheblich geringeren Mengen. In der Anti-Aging-Medizin wird synthetisch hergestelltes Wachstumshormon zur Beeinflussung von Alterungsprozessen eingesetzt.

Geistiges und körperliches Wohlbefinden scheinen direkt mit der Blut-Konzentration von Somatotropin zusammenzuhängen. Ob künstlich zugeführtes Wachstumshormon tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Zellalterung nimmt, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Zusammen mit dem Hormon Melatonin wird Somatotropin bei Erwachsenen vermehrt im Schlaf und in der Dunkelheit gebildet.

Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Hirnanhangsdrüse des Menschen mehr Wachstumshormon im Hungerzustand bildet. Um die natürliche Produktion von Somatotropin zu steigern und den Fettabbau zu fördern, wird daher empfohlen, mehrere Stunden vor dem Zubettgehen keine feste Nahrung mehr zuzuführen. Länger andauernde Fastenphasen gehen ebenfalls mit einer erhöhten Ausschüttungsrate von Wachstumshormon einher.


Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Jede krankhafte Veränderung an der Hirnanhangsdrüse kann zu einer Über- oder Unterproduktion von Somatropin führen. Dies ist mit weitreichenden Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel verbunden. Häufig führen gut- oder bösartige Tumoren der Hypophyse zu Hormonmangel oder Überschuss.

Anlagebedingte genetische Störungen der Hirnanhangsdrüse gehen mit einer Unterproduktion von Wachstumshormon einher. In manchen Fällen versiegt die Produktion auch vollständig. Die Folge ist ein kindlicher Minderwuchs, der oft leider erst in den ersten Lebensjahren diagnostiziert wird. Das fehlende Hormon kann, angepasst an Alter und Bedarf, parenteral zugeführt werden. Erfolgt die Therapie rechtzeitig, so können alle Mangelerscheinungen behoben werden.

Typische Symptome eines Mangels an Wachstumshormon sind Muskelabbau, mangelnde Mineralisierung der Knochen sowie eine Erhöhung des Körperfettanteils. Eine Überproduktion ist meist die Folge eines bösartigen Tumors des Hypophysenvorderlappens. Es kommt zu einer ungesteuerten Abgabe von Somatotropin in Blut. Die Folgen sind Riesenwuchs, Diabetes und Akromegalie. Dabei kommt es zu einem unnatürlichen Größenwachstum von Zunge, Kinn, Nase, Ohren, Füßen und Händen. Diese pathologischen Veränderungen gelten bei voller Ausprägung als irreversibel. Bei einer operativen Entfernung der Hirnanhangsdrüse ist die lebenslange Substitution von Hypophysenhormonen erforderlich.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009

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