Wachstumshormone
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Mangel wichtiger Wachstumshormone kann fehlendes Längenwachstum zur Folge haben. Zwar spielen Erbanlagen sowie Ernährung ebenfalls eine Rolle, aber wenn Wachstumshormone nur gering vorhanden sind oder ganz fehlen, dann wird ein Kind auch unter den besten Voraussetzungen nicht so gut wachsen wie seine Altersgenossen.
Was sind Wachstumshormone?
Wachstumshormone, auch Somatropin genannt, sind Botenstoffe, die in der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse, gebildet werden. Viele Körperfunktionen werden von dort aus gesteuert, auch die Schilddrüsenfunktion oder die Funktion der Nebennieren wird durch solche Botenstoffe geregelt. Wachstumshormone sind, wie der Name bereits sagt, für das Längenwachstum verantwortlich.
Wachstumshormone werden von Geburt an gebildet, überwiegend während des Schlafes ausgeschüttet und in der Kindheit besonders stark produziert. Eine erhöhte Ausschüttung der Wachstumshormone findet auch während der Pubertät statt.
Die meisten Kinder, die sehr klein geboren werden, holen das fehlende Längenwachstum häufig bis zum Schuleintrittsalter auf. Andere haben während der Pubertät einen deutlichen Wachstumsschub und überholen die Altersgenossen in kurzer Zeit.
Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen
Alle Organe, das Gewebe, Muskeln und Knochen erhalten durch Wachstumshormone die Botschaft zu wachsen, aber auch Fettstoff- und Knochenstoffwechsel und der Zuckerhaushalt benötigen Wachstumshormone, um optimal zu funktionieren. Deshalb werden Wachstumshormone auch ein Leben lang produziert, nach Abschluss des Längenwachstums nur eben in geringerem Maße.
In seltenen Krankheitsfällen müssen Wachstumshormone lebenslang zugeführt werden. Viel häufiger reicht es aber aus, ein Längenwachstum durch Wachstumshormone zu unterstützen. Bevor man Wachstumshormone künstlich zuführt, sind umfassende Untersuchungen nötig. Ärzte, die sich auf die Behandlung von Hormonerkrankungen spezialisiert haben, Endokrinologen, können mit Hilfe von verschiedenen Stimulationstests feststellen, ob zu wenige Wachstumshormone erzeugt werden.
Dabei wird vor und nach einem Test untersucht, ob bestimmte Stoffe in ausreichender Anzahl vorhanden sind, die in Zusammenhang mit der Produktion der Wachstumshormone entstehen. Dem Körper werden dann Substanzen verabreicht, die dafür sorgen, dass die Hirnanhangdrüse verstärkt Wachstumshormone ausschüttet. Auch eine Gabe von Insulin kann dies bewirken. Die künstlich erzeugte Unterzuckerung des Blutes ruft bei einem gesunden Menschen eine Ausschüttung der Wachstumshormone hervor. Solche Tests sind ein wichtiges Diagnosemittel, um sicherzustellen, dass eine Behandlung durch künstliche Wachstumshormone sinnvoll ist.
Wenn eine Diagnose feststeht und der Arzt künstliche Wachstumshormone verschreibt, dann wird der weitere Verlauf engmaschig überwacht. Dabei wird auch regelmäßig die Hand geröntgt. Während der Wachstumsphase sind dort zwischen den Knochenenden Lücken, sogenannte Wachstumsfugen vorhanden. Ist das Längenwachstum beendet, sind auch diese Wachstumsfugen geschlossen. Spätestens dann wird normalerweise die Behandlung durch Wachstumshormone abgesetzt.
Wachstumshormone können seit den 80er Jahren biotechnologisch hergestellt werden, vorher war die Gewinnung ausschließlich möglich über die Entnahme aus der Hypophyse von Verstorbenen. Dieses Verfahren war aufwendig und auch nicht wirklich sicher. Es kam zu Übertragungen von Infektionen. Seit man Wachstumshormone biotechnologisch herstellen kann, ist die Gefahr von Infektionen ausgeschlossen
Wachstumshormone werden nicht in Tablettenform verabreicht, weil sie sonst über das normale Verdauungssystem zersetzt würden. Die Gabe erfolgt meist über einen „Pen“ wie man ihn aus der Insulintherapie kennt und muss unter die Haut, in das Fettgewebe, gespritzt werden. Die tägliche Dosis wird am besten immer am Abend verabreicht, weil dies auch dem natürlichen Vorgang entspricht.
Wofür braucht der Körper Wachstumshormone?
Wachstumshormone, insbesondere das menschliche Wachstumshormon (HGH), spielen eine zentrale Rolle in verschiedenen physiologischen Prozessen des Körpers. Sie werden in der Hypophyse, einer kleinen Drüse im Gehirn, produziert und beeinflussen das Wachstum und die Entwicklung von Gewebe, Knochen und Organen.
Während der Kindheit und Jugend sind Wachstumshormone für das Längenwachstum der Knochen und die Entwicklung von Muskeln entscheidend. Sie fördern die Zellteilung und die Regeneration von Gewebe, was besonders wichtig für das Knochenwachstum und die Erneuerung der Haut ist.
Auch im Erwachsenenalter sind Wachstumshormone essenziell. Sie helfen dabei, die Muskelmasse zu erhalten, den Fettstoffwechsel zu regulieren und den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Außerdem beeinflussen sie die Reparatur von Zellen und Geweben, was die Heilung von Verletzungen unterstützt. Wachstumshormone wirken zudem auf den Stoffwechsel, indem sie den Abbau von Fettgewebe fördern und die Energiebereitstellung aus Fettspeichern steigern.
Darüber hinaus tragen sie zu einer gesunden Herzfunktion bei und wirken sich positiv auf das Immunsystem aus. Ein Mangel an Wachstumshormonen im Körper kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter verminderte Muskelmasse, erhöhte Fettansammlung und reduzierte Knochendichte.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Wachstumshormone (Human Growth Hormone, HGH) im Blut variieren je nach Alter, Geschlecht und individuellen Umständen. Sie werden in Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) gemessen. Bei gesunden Erwachsenen liegt der HGH-Spiegel typischerweise im Bereich von weniger als 5 ng/ml. Bei Frauen kann der Wert etwas höher sein, besonders während der Menstruation, da die Produktion von Wachstumshormonen zyklischen Schwankungen unterliegt.
Kinder und Jugendliche, die sich im Wachstum befinden, haben tendenziell höhere HGH-Werte. Bei Neugeborenen kann der Wert direkt nach der Geburt bis zu 40 ng/ml betragen und im Laufe des Kindesalters auf etwa 10 bis 20 ng/ml sinken. Während der Pubertät sind die Spiegel am höchsten, da HGH für das Wachstum und die Entwicklung während dieser Phase eine zentrale Rolle spielt.
Es gibt zudem Unterschiede je nach Tageszeit, da die Ausschüttung von Wachstumshormonen zyklisch erfolgt. Der höchste Wert wird typischerweise nachts während des Tiefschlafs gemessen. Bei Erwachsenen können kurzfristige Spitzen während intensiver körperlicher Aktivität auftreten.
Laboruntersuchungen zur Bestimmung von Wachstumshormonen erfolgen häufig im Rahmen eines Belastungstests, da der HGH-Spiegel stark schwanken kann und eine einmalige Messung oft nicht ausreichend aussagekräftig ist.
Können zu viele Wachstumshormone schaden?
Ein Übermaß an Wachstumshormonen kann dem Körper schaden und zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. Bei Erwachsenen tritt dies typischerweise durch eine Erkrankung namens Akromegalie auf, die durch eine übermäßige Produktion von Wachstumshormonen in der Hypophyse verursacht wird. Diese Störung führt zu einem übermäßigen Wachstum der Knochen und Weichteile, besonders an Händen, Füßen und Gesicht. Betroffene Personen entwickeln vergrößerte Gesichtszüge, verdickte Haut und Gelenkprobleme, da die Knochenstrukturen an ihren Enden weiter wachsen.
Ein weiteres gesundheitliches Risiko besteht in der Vergrößerung innerer Organe, wie Herz, Leber und Nieren, was zu einer gestörten Funktion dieser Organe führen kann. Bei einer anhaltenden Überproduktion von Wachstumshormonen erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da das Herz übermäßig belastet wird und Herzmuskelhypertrophie auftreten kann.
Zu viele Wachstumshormone können auch den Stoffwechsel beeinträchtigen. Sie können zu Insulinresistenz führen, was das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes erhöht. Menschen, die Wachstumshormone missbrauchen, sei es aus ästhetischen Gründen oder im Sport, riskieren diese und andere negative Auswirkungen. Eine abnormale Hormonüberproduktion ist oft mit Hypophysentumoren verbunden, die medizinisch behandelt werden müssen.
Können zu wenige Wachstumshormone schaden?
Ein Mangel an Wachstumshormonen kann verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Bei Kindern führt ein Mangel an Wachstumshormonen zu einer verzögerten körperlichen Entwicklung. Dies zeigt sich insbesondere in einem verlangsamten Wachstum, was zu einer geringeren Körpergröße im Vergleich zu Gleichaltrigen führt. Kinder mit Wachstumshormonmangel erreichen oft nicht die erwartete Endgröße, wenn der Mangel unbehandelt bleibt. Zudem können sie eine verzögerte Pubertät und eine unterentwickelte Muskulatur aufweisen.
Bei Erwachsenen kann ein Wachstumshormonmangel ebenfalls schwerwiegende Folgen haben. Ein solcher Mangel ist oft mit einem Verlust an Muskelmasse und einer Zunahme von Körperfett, insbesondere im Bauchbereich, verbunden. Dies kann zu einer Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit führen. Außerdem kann die Knochendichte abnehmen, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht. Menschen mit Wachstumshormonmangel neigen auch zu einer verminderten Energie und Vitalität, was sich in Müdigkeit, Antriebslosigkeit und sogar Depressionen äußern kann.
Darüber hinaus kann ein Mangel an Wachstumshormonen den Fettstoffwechsel beeinträchtigen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Diese Kombination aus körperlichen und psychischen Symptomen kann die Lebensqualität erheblich mindern, weshalb eine medizinische Behandlung oft notwendig ist.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Die Behandlung durch Wachstumshormone wird aus vielen Gründen genauestens überwacht. Eine zu hohe Dosierung der Wachstumshormone kann ein zu schnelles Wachstum von Organen hervorrufen oder Diabetes mellitus erzeugen.
Diese Form von Diabetes verschwindet allerdings nach Beendigung der Therapie. Weitere Nebenwirkungen können auch Kopfschmerzen, Glieder-und Gelenkschmerzen sein, wie sie auch bei natürlichen Wachstumsphasen von Kindern vorkommen. In seltenen Fällen können Hüftkopfveränderungen auftreten.
Der Erfolg hängt von der richtigen Dosierung ab die immer wieder neu kontrolliert werden muss und dementsprechend angepasst. Da Wachstumshormone auch beim Doping verwendet werden, weil sie den Muskelaufbau beschleunigen und die allgemeine Leistungsfähigkeit steigern, wird zudem besonders akribisch darauf geachtet, ob der Verbrauch mit den Nachbestellungen von Rezepten übereinstimmt.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Wachstumshormonen
Um eine optimale Versorgung mit Wachstumshormonen (HGH) sicherzustellen, gibt es mehrere natürliche Ansätze, die eine gesunde Produktion dieses wichtigen Hormons fördern können. Hier sind 10 Tipps, die dabei helfen, den HGH-Spiegel auf einem optimalen Niveau zu halten:
Regelmäßiger Schlaf: Wachstumshormone werden vor allem während des Tiefschlafs ausgeschüttet. Deshalb ist es wichtig, ausreichend Schlaf zu bekommen – idealerweise 7 bis 9 Stunden pro Nacht. Ein fester Schlafrhythmus, bei dem man möglichst zur gleichen Zeit schlafen geht, unterstützt die HGH-Ausschüttung.
Intervallfasten: Studien zeigen, dass Intervallfasten (wie 16 Stunden Fasten und 8 Stunden Essen) die Ausschüttung von Wachstumshormonen erhöhen kann. Der Verzicht auf Nahrung für eine gewisse Zeit entlastet den Stoffwechsel und fördert die Hormonproduktion.
Hohe Intensität beim Training: Besonders hochintensive Intervalleinheiten (HIIT) sind dafür bekannt, den HGH-Spiegel zu steigern. Kurze, intensive Trainingseinheiten mit Pausen zwischen den Intervallen können dabei besonders wirksam sein.
Krafttraining: Das Training großer Muskelgruppen, wie bei Kniebeugen oder Kreuzheben, regt die Ausschüttung von Wachstumshormonen an. Regelmäßiges Krafttraining ist daher ein wirksames Mittel zur Steigerung der HGH-Produktion.
Stress reduzieren: Chronischer Stress erhöht die Produktion von Cortisol, einem Hormon, das die Ausschüttung von Wachstumshormonen hemmt. Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren und das hormonelle Gleichgewicht zu fördern.
Ausreichend Protein konsumieren: Aminosäuren wie Arginin und Glutamin, die in proteinreichen Lebensmitteln enthalten sind, unterstützen die HGH-Ausschüttung. Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigem Eiweiß aus Fleisch, Fisch, Eiern oder Hülsenfrüchten fördert die Hormonproduktion.
Gesunde Fette essen: Gesunde Fette, insbesondere Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinöl, sind wichtig für die Produktion von Wachstumshormonen. Sie unterstützen den Fettstoffwechsel und sorgen für ein hormonelles Gleichgewicht.
Übermäßigen Zuckerkonsum vermeiden: Ein hoher Blutzuckerspiegel hemmt die Ausschüttung von Wachstumshormonen. Der Verzicht auf zuckerreiche Lebensmittel und Getränke kann den Hormonspiegel positiv beeinflussen.
Saunabesuche und Kältebäder: Wechsel zwischen extremer Hitze, wie in der Sauna, und kalten Duschen oder Eisbädern kann die Freisetzung von Wachstumshormonen stimulieren. Diese Methode fördert zudem die Durchblutung und die Regeneration des Körpers.
Supplemente erwägen: Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, wie L-Arginin, L-Glutamin oder Melatonin, können die natürliche Produktion von Wachstumshormonen unterstützen. Sie sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009