Sportverletzungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sportverletzungen und Sportunfälle sind körperliche Schäden aller Art, die sich Freizeit- und Leistungssportler bei der Betätigung sportlicher Ausübungen zuziehen. Dabei unterscheidet sich das Verletzungsbild von Verletzungen, wie sie beispielsweise im Alltag vorkommen, erheblich. Auf die Gesamtheit aller Unfälle betrachtet, entfallen 20% auf Sportunfälle. Dies entspricht einer jährlichen Zahl von ca. zwei Millionen Deutschen. Hierbei sind Überlastungsschäden von akuten Sportverletzungen zu unterscheiden. Unterliegen Überlastungsschäden einem eher schleichenden Prozess, bei dem die Verletzung auf kein echtes Unfallereignis zurückzuführen ist, (Bsp. Achillessehnenentzündung), entstammen akute Schäden aus einem plötzlichen Vorfall (z.B. beim Sturz).

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Eine Physiotherapie ist besonders bei Sportverletzungen von Nutzen. Muskelverhärtungen werden gelockert, Laktat abgebaut, Zerrungen und kleine Muskelrisse frühzeitig erkannt und behandelt.

Die Ursachen einer Sportverletzung oder eines Sportunfalls können sehr vielfältig sein. Hierbei ist zu erkennen, dass sich Verletzungsursachen bei Freizeitsportlern von denen von Leistungssportlern unterscheiden. Die bei Freizeitsportlern zu diagnostizierenden Verletzungen basieren häufig auf einer unzureichender Erwärmung oder einem Konditionsdefizit des Sportlers. Das Überschätzen der eigenen sportlichen Leistungsfähigkeit führt auf Dauer nicht selten zu einem Leistungsabfall (z.B. Ausdauerlauf, Ski-Alpin).

Die Folge ist eine fehlerhafte Technikausübung die zu ernsthaften Verletzungen führen kann. Darüber hinaus sind eine mangelhafte oder unzureichende Ausrüstung (z.B. Mountainbiken) sowie das Fehlen spezieller Kleidung (Kälte, Nässe, etc.) für viele Sportunfälle verantwortlich. Dagegen sind Sportverletzungen bei Leistungssportlern oftmals auf Überlastungen des Körpers und eine unzureichende Ausheilung einer Verletzung zurück zu führen.

Häufige & typische Sportverletzungen

Typische und häufige Sportverletzungen und Sportunfälle sind Prellungen und Verstauchungen (35,5%), Verrenkungen (28,4%) und Verletzungen von Bändern, Sehnen und Muskeln (20,3%). Charakteristisch für akut auftretende Sportverletzungen sind ein klares Ereignis mit sofortigem Schmerzbeginn, eine genaue Schmerzlokalisation sowie das Auftreten einer erkennbaren Symptomatik (Schwellung, Bluterguss, Rötung, etc.).

Prellungen und Verstauchungen sind typische Folgen einer Sportverletzung und begründen sich zum Beispiel durch einen Schlag, Aufprall oder Sturz. Bei einer Prellung (Kontusion) wird Gewebe gequetscht, hingegen Verstauchungen (Distorsionen) immer ein Gelenk betreffen.

Dabei wird der betroffene Bandapparat durch übermäßige Bewegung überdehnt und kleine Einrisse in den Bändern sind die Folge. Das daraus resultierende Austreten von Blutplasma in das Gewebe erzeugt Schwellungen, Rötungen und Blutergüsse.

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Auch Bänderdehnungen- oder Risse an Schulter, Knie, Finger etc. werden oft durch unkontrollierte, über das normale Maß hinaus vollzogene Bewegungen verursacht. Praktisch jede Sportart hat ihre typischen Verletzungsmuster und Überlastungserscheinungen. So ist eine stundenlange Überlastung einzelner Muskelgruppen bei monotonen Bewegungsabläufen vorprogrammiert. Je nach Sportart werden Bänder, Sehnen und Muskeln unterschiedlich stark beansprucht. Dabei treten Verletzungen an Beinen und Füssen bei Sportarten wie z.B. Squash, Fußball oder auch Ski fahren besonders häufig auf.

Der Riss der Achillessehne beispielsweise, verursacht dabei ein knallartiges, peitschenhaftes Geräusch. Sportarten, bei deren Aktivität vorzugsweise die oberen Gliedmaßen wie Schultern, Arme und Hände zum Einsatz kommen, weisen auch hier eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit auf (Bsp. Strecksehnenriss der Finger durch einen Angriffsschlag bei Volleyball).

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Aufgrund zahlreicher Sportarten und den damit verbundenen Belastungen von Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern können die verschiedensten Verletzungen auftreten. Oftmals lassen die dabei auftretenden Symptome einen schnellen Rückschluss auf die Verletzungsart zu. Ein Kreuzbandriss im Knie verursacht häufig ein knackendes Geräusch.

Es bildet sich eine deutliche Schwellung am Knie, dabei können auch Blutergüsse zu sehen sein. Durch die fehlende Gelenkstabilität wird der Gang unsicher. Symptome für einen Muskelfaserriss sind ein plötzlich empfundener stechender Schmerz sowie nach kurzer Zeit ein großflächiger Bluterguss.

Die betroffene Muskulatur kann nicht mehr belastet werden. Als Anzeichen für eine Meniskusverletzung gelten ein starker, stechender Schmerz sowie eine Schwellung im Kniebereich. Bei einem verletzten Innenmeniskus zeigen sich Schmerzen bei Beuge- und Drehbewegungen. Schmerzt der Spalt zwischen Ober- und Unterschenkel, deutet dies auf eine Außenmeniskus-Verletzung hin.

Auf einen Bluterguss weist eine schmerzhafte Schwellung mit einer bläulichen Verfärbung hin. Symptome für eine Schulterprellung können als Schürfwunde, Prellung und Bluterguss auftreten. Die betroffene Schulter kann schmerzbedingt nur noch eingeschränkt bewegt werden. Auf einen Schienbeinbruch deuten ein knirschendes Geräusch, Schwellungen, Blutergüsse und starke Schmerzen hin.

Bei verschobenen Brücken können Verformungen des Unterschenkels erkannt werden. Ein offener Bruch ist außen durch eine Weichteilwunde sichtbar. Als Symptome einer Gehirnerschütterung kommen Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen infrage. Der Betroffene kann für kurze Zeit das Bewusstsein verloren haben und über Erinnerungslücken klagen.

Komplikationen

Komplikationen treten nach Sportverletzungen in der Regel auf, wenn die Verletzung unzureichend behandelt oder das Training wieder zu früh aufgenommen wurde. Während der Heilungsphase verletzter Muskelfasern bildet sich Bindegewebe zu Narbengewebe um, das weit weniger dehnbar ist als Muskelgewebe. Eine zu frühe und starke Belastung führt zu weiteren Einrissen und Einblutungen, die eine erneute Narbenbildung zur Folge haben.

Langfristig ist dadurch die Leistungsfähigkeit des Muskels deutlich eingeschränkt und kann oftmals nur mit Hilfe eines operativen Entfernen des Narbengewebes wiederhergestellt werden. Ausgedehnte Prellungen und Quetschungen gehen häufig mit intramuskulären Blutungen einher, die unbehandelt eine chronische Entzündung im Verletzungsbereich verursachen können. Daraus bilden sich unter ungünstigen Umständen Kalkeinlagerungen, die verknöchern und die Beweglichkeit beeinträchtigen können (Myositis ossificans).

Bleiben Schmerzen und Bewegungseinschränkungen über Wochen bestehen, muss ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Die Einnahme blutverdünnender Medikamente begünstigt nach einer Muskelprellung das Auftreten eines Kompartementsyndroms: Massive Einblutungen in den Muskel können Nerven und Blutgefäße schädigen, die ausreichende Versorgung des Muskels ist nicht mehr sichergestellt.

Ein Absterben von Muskelgewebe kann meistens nur durch eine Operation verhindert werden. Komplikationen von Knochenbrüchen können Entzündungen, Wundheilungsstörungen, Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen sein. In seltenen Fällen entwickeln Betroffene als Spätfolge einen Morbus Sudeck, der durch starke Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit und Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet ist.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer erlittenen Sportverletzung sollte grundsätzlich zur Abklärung der Beschwerden ein Arzt konsultiert werden. Es können tiefere Verletzungen vorliegen die anfänglich unbemerkt bleiben. Langfristig können sie jedoch zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen. Um Folgeerkrankungen oder lebenslange Schäden zu vermeiden, ist eine rechtzeitige Abklärung der erlittenen Verletzungen anzuraten. Nehmen vorhandene Beschwerden an Umfang und Intensität zu, ist schnellstmöglich ein Arztbesuch notwendig. Treten Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten, offene Wunden, Schmerzen oder Schwellungen auf, wird ein Arzt benötigt.

Eine Diagnosestellung ist notwendig und ein individueller Behandlungsplan muss erstellt werden. Bei offenen Wunden ist eine besondere Vorsicht geboten in schweren Fällen kann es zu einer selbst es gekommen. Damit besteht eine potentielle Gefährdung des Lebens des Betroffenen. Eine sterile Wundversorgung ist notwendig, um der Blutvergiftung vorzubeugen. Insbesondere Leistungssportler sollten auch bei leichten Sportverletzungen die Rücksprache mit einem Mediziner suchen. Bei Störungen des Bewusstseins, einem Kreislaufversagen oder einem zunehmenden Schwindelgefühl wird ein Notarzt benötigt.

Es liegen innere Verletzungen vor, die unbehandelt zu irreversiblen Schäden führen können. Bei leichten wie auch bei schweren Sportverletzungen sollte durch eine umfangreiche Untersuchung der aktuelle Gesundheitszustand überprüft werden. Nur dadurch kann im weiteren Verlauf ausgeschlossen werden, dass langfristige Störungen oder eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit eintreten.

Vorbeugung

Sportverletzungen und Sportunfälle können auf unterschiedliche Art und Weise vorgebeugt werden. Jedoch kann dabei eine hundertprozentige Verletzungsprävention nie erreicht werden. Das Risiko einer Verletzung wird lediglich gemindert.

Oft entstehen Sportverletzungen durch falschen Ehrgeiz, Übereifer und Überlastung, das Überschätzen eigener Fähigkeiten oder mangelhafte oder fehlende materielle Bedingungen. Dies gilt insbesondere für Freizeitsportler. Werden diese Komponenten ausreichend beachtet, minimiert sich das Risiko einer Körperschädigung bereits um ein Vielfaches. Das sogenannte Stretching, oder auch als Warm-Up bezeichnete aktive Aufwärmen der Muskulatur, ist heutzutage in der Wissenschaft umstritten. Daher sollte jeder für sich selbst einschätzen, ob und wann ein Warm-Up für seine Sportart sinnvoll ist (beispielsweise beim Turnen, Ballett, etc.).

Die wirksamste Methode um ihren Körper vor Sportverletzungen zu schützen, ist ein sportartbegleitendes Krafttraining. Durch ein Krafttraining erhöht sich ihre Leistungsfähigkeit, die Muskulatur schützt die Gelenke und mindert so die Anfälligkeit für Verletzungen. Dabei ist zu beachten, dass ein Krafttraining die sportartspezifischen, hauptsächlich belasteten Muskelgruppen umfasst.

Jedoch sollte die sekundär beanspruchte Muskulatur nicht außer Acht gelassen werden um muskuläre Dysbalancen zu verhindern. Beispielsweise ist eine kräftige Rumpfmuskulatur in fast jeder Sportart vonnöten. Arme und Beine dagegen können Kraft gegen äußere Widerstände nur dann optimal und effektiv entwickeln, wenn ihnen der Rumpf ein stabiles Widerlager bietet. Durch den Einsatz eines Krafttrainings wird neben dem Aufbau von Kraft das Zusammenwirken von Kraft, Ausdauer und Koordination erzielt und trägt neben einer Verletzungsprophylaxe auch zur Leistungssteigerung bei.

Nachsorge

Durch die Schonung des betroffenen Körperteils nach einer Verletzung werden Muskeln abgebaut. Daher ist bei einer Wiederaufnahme des Trainings ein umsichtiges Vorgehen erforderlich. Die vorherige Leistungsgrenze muss erst langsam wieder erreicht werden. Eine zu intensive Belastung sollte während der ersten Trainingseinheiten nicht stattfinden.

Für den Muskelaufbau nach einer Verletzung kann ein Training mit verringerter Intensität erfolgen. Zusätzlich ist in vielen Fällen Physiotherapie sinnvoll, bei welcher die von der Degeneration betroffenen Muskeln gezielt trainiert werden. Ein ausreichendes Aufwärmen der Muskulatur sollte vor dem eigentlichen Sport ohnehin immer erfolgen.

Nach einer Sportverletzung ist es noch einmal wichtiger und daher auf keinen Fall zu vernachlässigen. Nach der Trainingseinheit kann dann ein sogenannter „Cool-Down“ erfolgen, bei welchem der Muskel noch eine Weile im unteren Intensitätsbereich belastet wird. Dadurch wird einer ungesunden Verkürzung des Muskels vorgebeugt.

Je nach Lokalisation der Verletzung kann durch das Tragen einer stützenden Bandage eine erneute Verletzung verhindert werden. Hierbei ist allerdings darauf zu achten, dass durch die Stützfunktion unter Umständen ein geringeres Training des Muskels erfolgt. Eine Kombination aus moderatem Training und gezielten physiotherapeutischen Übungen ist meist die beste Wahl.

Das können Sie selbst tun

Sportverletzungen sind gerade bei aktiven Sportlern ein Phänomen, das häufig vorkommt und mit Selbsthilfe gut behandelbar ist. Voraussetzung für Selbsthilfe ist jedoch, dass bei Verdacht auf Bruch oder Riss einer Struktur der Arzt aufgesucht und eine solche Diagnose bestätigt oder ausgeschlossen wird.

Sportverletzungen gehen oft mit Schmerz und Schwellung einher, die möglichst sofort eingedämmt werden sollten. Kühlen ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor. Hier ist darauf zu achten, dass Eis nicht direkt auf die betroffene Stelle wie ein Gelenk gegeben wird, um oberflächliche Verletzungen des Hautareals zu vermeiden. Auch das Hochlagern des Gelenks ist hilfreich, da der Blutfluss reduziert und auf diese Weise eine Schwellung in hohem Ausmaß oft vermieden werden kann.

Wunden sind so zu versorgen, dass nicht nur die Blutung gestillt, sondern auch darauf geachtet wird, dass sich keine Partikel wie Schmutz oder Glassscherben darin befinden. So kann die Regeneration beschleunigt werden und das Risiko von Infektionen im betroffenen Gebiet wird oft deutlich reduziert. Ein Verbinden größerer Wunden ist wichtig. Schonung ist sehr bedeutsam im Rahmen der Selbsthilfe. Gerade Sportler neigen dazu, bei Sportverletzungen zu früh wieder in Training und Wettkampf einzusteigen und laufen Gefahr, dass sich die alte Verletzung wieder bemerkbar machen kann.

Quellen

  • Engelhardt, M. (Hrsg.): Sportverletzungen – Diagnose, Management und Begleitmaßnahmen. Urban & Fischer, München 2009
  • Halle, M., Schmidt-Trucksäss, A., Hambrecht, R., Berg, A.: Sporttherapie in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Rost, R.: Sport- und Bewegungstherapie bei Inneren Krankheiten. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2005

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